Hausrath, Hans 

Geburtsdatum/-ort: 05.10.1866;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 29.08.1945;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Forstwissenschaftler und -historiker
Kurzbiografie: 1874-1884 Gymnasium Heidelberg mit Abitur
1884-1890 Studium der Forstwissenschaft in Karlsruhe und München
1890 Staatsprüfung für den höheren Forstdienst in Baden und Dienst in der Forstverwaltung
1895 Assistent am Forstinstitut der Technischen Hochschule Karlsruhe
1899 außerordentlicher Prof. hier
1904 ordentlicher Prof. hier
1917-1919 Rektor der Technischen Hochschule Karlsruhe
1918 Geheimer Hofrat
1919 Prof. der Universität Freiburg infolge Verlegung der forstwissenschaftlichen Ausbildung
1920-1935 Zusätzlich Leiter der Badischen Forstlichen Versuchsanstalt
1934 Emeritierung
1940 Ehrenmitglied der Akademie der Forstwissenschaften und Goethemedaille für Kunst und Wissenschaft
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1904 (Heidelberg) Martha, geb. Brauer
Eltern: Vater: Adolf Hausrath (1837-1909), Prof. der Kirchengeschichte in Heidelberg
Mutter: Henriette, geb. Fallenstein (1840-1895)
Kinder: 3: Elisabeth, Gertrud, Erna
GND-ID: GND/116548576

Biografie: Karl Hasel (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 124-125

Hausrath kam 1866 als Sohn eines Karlsruher Oberkirchenrats und späteren Heidelberger Professors für Kirchengeschichte zur Welt. Er studierte Forstwissenschaft in Karlsruhe und München. Dort wurde er Schüler des damals in Deutschland führenden Waldbauprofessors Carl Gayer, dem er sich zeitlebens verbunden fühlte. In München entstand auch seine Dissertation über ein forstgeschichtliches Thema. Nach der Staatsprüfung für den höheren badischen Forstdienst war er als Taxator in verschiedenen Forstämtern und zuletzt als „Gehilfe“ beim Forstamt St. Blasien tätig, bevor er 1895 endgültig zur wissenschaftlichen Tätigkeit überging, zunächst als Assistent am Forstinstitut der Technischen Hochschule Karlsruhe und 1899 als außerordentlicher und ab 1904 als ordentlicher Professor. In Karlsruhe hatte er außer Waldbau und Forsteinrichtung alle forstlichen Fachwissenschaften zu vertreten. In den schwierigen Jahren 1917-1919 war er auch Rektor der Technischen Hochschule. Als im Jahr 1920 die forstwirtschaftliche Ausbildung von Tübingen und Karlsruhe nach Freiburg verlegt wurde, wechselte er dorthin über. In Freiburg übernahm er die Fächer Waldbau (dies abwechselnd mit Wilhelm Weber), Forstschutz, Forstnutzung, forstlichen Wegebau, und Forstgeschichte und außerdem, als Nachfolger von Xaver Siefert, die Leitung der Badischen Forstlichen Versuchsanstalt. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1934 war Hausrath weiter wissenschaftlich tätig. Als während des Krieges zahlreiche Lehrkräfte einberufen waren, übernahm er unter Zurückstellung eigener Arbeiten nochmals zahlreiche Vorlesungen. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er ganz dem Abschluß seiner „Geschichte des Waldbaus in Deutschland“, die erst lang nach seinem Tod, 1982, veröffentlicht werden konnte.
Hausrath, aus der badischen Forstverwaltung herausgewachsen, war am Maßstab heutigen Spezialistentums ein ungewöhnlich vielseitiger forstwissenschaftlicher Lehrer und Forscher, einer der letzten Universalisten dieses Faches. Es gibt kaum ein Gebiet der Forstwissenschaft, das er in seiner fast 40jährigen Lehrtätigkeit nicht einmal mit dem Anspruch auf Kompetenz vertreten hat. Aber seine ganze Liebe gehörte dem Waldbau, den er auf den Spuren von Carl Gayer lehrte, und der Forstgeschichte, für die er ein Leben lang gearbeitet hat. In seiner Waldbauvorlesung folgte er streng dem Grundsatz der Werturteilsfreiheit und beschrieb mit größter Genauigkeit die einzelnen waldbaulichen Verfahren mit ihren Vor- und Nachteilen, enthielt sich aber jeglichen Urteils über ihre Anwendbarkeit in einem bestimmten Fall. Vor einem bestimmten Waldbild stehend, konnte er seinen Studenten mit der Zuverlässigkeit einer guten Kartei vortragen, was alles für Vorschläge zu diesem Gegenstand je in der Literatur vorgebracht wurden; und wenn er dann gefragt wurde: „Und, Herr Geheimrat, was würden Sie an dieser Stelle tun?“, kam regelmäßig die Antwort: „Meine Herren, das muß jeder von Ihnen selbst entscheiden“.
Die Methode der geschichtlichen Forschung, das einfühlende Sich-Vertiefen in Archive und alte Buchwerke, das lebenslang unverdrossene Sammeln weit verstreuten geschichtlichen Materials, die stille, wenig nach außen dringende und schon gar nicht nach außen dringen wollende Gelehrtentätigkeit, entsprach ganz der Persönlichkeit von Hausrath Sein Ziel, einen zweiten „Schwappach 1886“ zu schreiben, hat er nach allzuvielen Abhaltungen nicht mehr erreicht. Seine „Geschichte des deutschen Waldbaus“ galt jahrelang als verschollen, wurde nach gründlichem Suchen wieder entdeckt und 1982 veröffentlicht. Hausrath hat sich damit ein würdiges Denkmal gesetzt.
Werke: Ein Beitrag z. Gesch. d. natürl. Verjüngung in der Schirmschlagform. Münchner Diss. und Forstwiss. Centralblatt Jg. 13 (1891), 385-426; Die Waldgewebebauten d. Forstbezirks St. Blasien. Habil. Schrift 1896 TH Karlsruhe; Forstgesch. d. rechtsrhein. Teile d. ehem. Bistums Speyer, Berlin 1898; Pflanzengeographische Wandlungen d. dt. Landschaft, Leipzig-Berlin 1911; Gesch. d. Waldeigentums im Pfälzer Odenwald, Karlsruhe 1913; Im Handbuch der Forstwirtschaft von Lorey, 4. Aufl. Tübingen 1927, die Abschnitte Waldschönheitspflege, Forstschutz, Transportwesen; Gesch. d. dt. Waldbaus von s. Anfängen bis 1850, Freiburg 1982, außerdem ca. 100 Aufsätze in versch. Zeitschriften.
Nachweis: Bildnachweise: Foto in: Biographie bedeutender Forstleute in B-W, vgl. Lit.

Literatur: K. Mantel, Ges. Aufsätze Bd. III, 108, Freiburg 1974; K. Mantel/J. Pacher, H. Hausrath, in: Biographie bedeutender Forstleute in B.-W., Stuttgart 1980, 245; Hausrath, H., Geschichte des Waldbaus Freiburg 1982, hier: Einleitung III-VII (Hasel). Hier auch vollständiges Verz. d. Veröff. von H. Hausrath.
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