Roedder, Edwin Carl 

Geburtsdatum/-ort: 08.04.1873;  Niederwasser (Hornberg/Schwarzwaldbahn)
Sterbedatum/-ort: 20.10.1945; Madison, Wisconsin, USA, begraben in Oberschefflenz
Beruf/Funktion:
  • Germanist
Kurzbiografie: 1886 Gymnasium Tauberbischofsheim
1889 Gymnasium Bruchsal
1891-1895 Germanistikstudium an der Universität Heidelberg (bis 1892), dann an der Universität Michigan in Ann Arbor
1895-1896 Universitätsassistent ebd.
1896-1897 Dozent an der Militärakademie Jarvis Hall, Montclair, Colorado
1897-1900 Dozent an der Universität Michigan
1898 Promotion
1900 Dozent, ab 1903 außerordentlicher, ab 1910 ordentlicher Prof. an der Universität Wisconsin in Madison
1903 Mitherausgeber der Monatsblätter für Deutschen Unterricht der Universität Wisconsin
1929 Professor für Deutsche Sprache und Literatur am College der Stadt New York
1930 Ehrenbürger von Oberschefflenz
1933 Ehrendoktor der Universität Heidelberg
1943 Ehrendoktor der Universität Michigan
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1899 Cordelia, geb. Pacius (1877-1958)
Eltern: Vater: Johann, Ingenieur und Unternehmer beim Bau der Schwarzwaldbahn
Mutter: Karoline, geb. Hitzfeld aus Oberschefflenz (gest. 1929)
GND-ID: GND/116580011

Biografie: Rainer Brüning (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 240-241

Die Eindrücke aus seiner Kindheit, die Roedder vom 5. bis zum 13. Lebensjahr im Heimatort seiner Mutter, in Oberschefflenz verbrachte, sollten für seinen weiteren Lebensweg von entscheidender Bedeutung sein. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Tauberbischofsheim und Bruchsal hielt es ihn nur ein Jahr lang an der Universität Heidelberg. Im Herbst 1892 schiffte er sich in die USA ein. Der konkrete Anlass für diesen Schritt ist unbekannt. Sein Germanistikstudium absolvierte er an der Universität von Michigan in Ann Arbor. Die sich anschließende, ruhige akademische Karriere an der Universität von Wisconsin in Madison sollte 1929 mit der Berufung an das angesehene College der Stadt New York gekrönt werden. Als Mitherausgeber der einflussreichen Monatshefte für Deutschen Unterricht, als Präsident des Vereins Deutscher Lehrer von New York und als Berichterstatter über die Jahresversammlungen der Modern Language Association of America nahm Roedder eine wichtige Rolle bei der Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur in den Vereinigten Staaten ein. Sein freundliches und tolerantes Wesen wurde allseits geschätzt, doch trug sein Lebenswerk im Schatten der beiden Weltkriege nur bedingt Früchte. Stets erhalten blieb ihm die Verehrung und Anerkennung von Studenten und Kollegen – mochte es den jüngeren Zeitgenossen in der amerikanischen Metropole am Ende auch erscheinen, dass er wohl eher dem romantischen 19. als dem modernen 20. Jahrhundert angehörte.
Roedder war Linguist, Volkskundler und Literaturhistoriker zugleich. Wie viele andere Historiker und Germanisten um die Jahrhundertwende hatte er sich von der Fixierung auf die Haupt- und Staatsaktionen, die großen Dichter und Denker gelöst, um sich der Erforschung des Lebens der einfachen Bevölkerung zuzuwenden. Zwar galt seine Vorliebe im Bereich der so genannten Hochliteratur weiterhin Friedrich Schiller, doch standen die Volkskultur und ihre Dialekte eindeutig im Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Interesses. Das zentrale Thema seines Lebens blieb die Erinnerung an die Kindheit auf dem Lande, an seine Heimat Schefflenz: Ihr sind seine beiden Hauptwerke über das südwestdeutsche Reichsdorf in Vergangenheit und Gegenwart und über Volkssprache und Wortschatz des badischen Frankenlandes gewidmet. In ihnen versuchte er, die Gesamtheit des Lebens einzufangen, eine vollständige, dichte Beschreibung der Landschaft, der Geschichte, des Volkstums und der Mundart des Dorfes zu geben. Schriftliche und mündliche Quellen flossen hier zusammen. Sein Nachlass und seine 2 000 Bände umfassende Privatbibliothek wurden 1947 der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe übergeben. Den größten Teil ihres Vermögens stifteten die Eheleute Roedder der Gemeinde Schefflenz zum Bau eines 1965 eingeweihten Alters-, Erholungs- und Schulungsheimes des Deutschen Roten Kreuzes. Heim und Gemeindehalle bewahren den Namen der Spender, ebenso wie der Gedenkstein im Waidachswald, unter dem ihre Asche ruht.
Quellen: Nachlass u. Bibliothek in d. Bad. Landesbibliothek Karlsruhe.
Werke: Verzeichnis in: Monatshefte für Dt. Unterricht 35, 1943, 233-235. – Auswahl: Wortlehre des Adjectivs im Altsächsischen (Diss.), in: Bulletin of the University of Wisconsin 50, 1901, 335-415; (Hg.) ,Schwarzwaldleut‘, 1912; Das südwestdt. Reichsdorf in Vergangenheit u. Gegenwart. Dargest. auf Grund d. Gesch. von Oberschefflenz im bad. Bauland. Landschaft, Geschichte, Volkstum, 1928; Volkssprache u. Wortschatz des bad. Frankenlandes. Dargest. auf Grund d. Mundart von Oberschefflenz, 1936; Gde Schefflenz 774-1974, hg. v. d. Gde Schefflenz, 1974.
Nachweis: Bildnachweise: Ehepaar Roedder, in: Gde Schefflenz, 304 ff. (vgl. Werke).

Literatur: Sol Liptzin, E. C. Roedder at seventy, in: Monatshefte für Dt. Unterricht 35, 1943, 97-100; ebd. Bibliographie 233-235; ders., Obituary E. C. Roedder, in: The Modern Language Journal 30, 1946, 110 f.; Friedrich Bruns, E. C. Roedder in Memoriam, in: Monatshefte für Dt. Unterricht 37, 1945, 505; Ernst Ditton, Prof. Dr. E. C. Roedder zum 100. Geburtstag. Ein Gelehrtenleben zwischen Bauland u. New York, in: BH 54, 1974, 24-35; Herwig John, E. C. Roedder (1873-1945), in: Günther Haselier (Hg.), USA u. B-W in ihren Beziehungen, 1976, 95-97; Bruno König, E. C. Roedder. Ein Oberschefflenzer Sprachforscher in Amerika, in: Unser Land. Heimatkalender für Neckartal, Odenwald, Bauland u. Kraichgau, 1995, 147-150.
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