Rummel, Joseph Franz 

Geburtsdatum/-ort: 14.10.1876;  Steinmauern bei Rastatt
Sterbedatum/-ort: 08.11.1964; New Orleans, USA, dort beigesetzt am 11.11.1964 in der Kathedrale St. Louis
Beruf/Funktion:
  • Erzbischof von New Orleans, USA
Kurzbiografie: 1882-1888 Auswanderung der Familie in die USA; Erwerb der US-Staatsbürgerschaft 1888
1883-1896 Elementarschule St. Boniface, New York; Gymnasium und College St. Mary, Northeast, Pennsylvania; St. Anselm's College, Manchester, New Hampshire mit Abschluss Bachelor of Arts 1896
1896-1903 Studium der katholischen Theologie am St.-Joseph-Seminar, Yonkers, New York; Nordamerikanisches Kolleg in Rom 1899; Priesterweihe in St. Johann im Lateran am 24.5.1902; Dr. theol. 1903 an der Gregoriana in Rom
1903-1928 Seelsorge und kirchlicher Verwaltungsdienst in der Erzdiözese New York: Vikar in St. Joseph, New York City, 1903; Pfarrer in St. Peter, Kingston, New York, 1907, in St. Anthony, The Bronx, New York, 1915, danach in St. Joseph, New York City
1928-1935 Ernennung zum Bischof von Omaha, Nebraska, am 8.4.1928, Weihe in New York am 29.5.1928, Inthronisation am 4.7.1928
1935-1962 Ernennung zum Erzbischof von New Orleans am 9. 3. 1935; Inthronisation am 15. 5. 1935
1924 päpstlicher Ehrenkaplan
vor 1943 Dr. jur. h. c. der Loyola Universität New Orleans
1949 päpstlicher Thronassistent
1955 15. Sep. Ehrenbürger der Stadt Ettlingen, Ehrenbürgerbrief durch Generalkonsul Kunisch am 13. 1. 1956 in New Orleans überreicht
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Franz Gustav (geb. 1855), Schuhmacher
Mutter: Theresia, geb. Bollweber (geb. 1847)
Geschwister: nicht bekannt
GND-ID: GND/116704489

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 304-306

„Ein vorbildlicher amerikanischer Patriot“, dies war beim Tode Rummels die einhellige Meinung der US-Presse unabhängig von ihrer politischen und weltanschaulichen Ausrichtung. Von ihm war bekannt, dass er seine Gläubigen nicht weniger zu gewissenhafter staatsbürgerlicher als religiöser Pflichterfüllung ermahnt hatte. Man wusste auch um seine pietätvolle Anhänglichkeit an sein Geburtsland Baden, die er in der Neuen Welt immer wieder durch Wort und Tat bekundet hatte. Selbst das gespaltene erzbischöfliche Wappen Rummels zeigte neben den Symbolen von New Orleans die badischen Farben: sichtbarer Ausdruck einer lebendigen Verbundenheit mit der angestammten Heimat. Rummel wanderte 1882 mit den Eltern von Ettlingen in die USA aus. In New York ging er zur Schule, und da er schon als 12-jähriger den Wunsch verspürte, Priester zu werden, erhielt er in verschiedenen kirchlichen Lehranstalten die notwendige Ausbildung. 1896 begann er in New York das theologische Studium. Seit 1899 Alumne am Nordamerikanischen Kolleg in Rom, setzte er seine Studien an der Gregoriana fort. Nach der Priesterweihe schloss er seinen Studiengang mit der Promotion ab. Danach kehrte er in die USA zurück und stand 25 Jahre im Dienst der Erzdiözese New York.
Eine überaus fruchtbare Tätigkeit auf dem Gebiet der Pastoral und Caritas entfaltete Rummel nach Ende des I. Weltkrieges in der New Yorker Pfarrei St. Joseph. Als Diözesanpräses des Gesellenvereins war er damals auch der wichtigste Ansprechpartner für viele junge aus Deutschland eingewanderte Handwerker, denen er in der neuen Heimat ein väterlicher Ratgeber und Helfer war. In kirchlichem Auftrag baute er in den Jahren 1923/24 ein großes Hilfswerk zur Linderung der Armut in Deutschland auf, als dort die materiellen Grundlagen von Millionen Menschen durch die Inflation und den allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang zerstört wurden. Das mit der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen beauftragte Komitee, das unter seiner persönlichen Leitung stand, machte große Anstrengungen, um die dringend benötigten Geld- und Sachspenden aufzubringen. Gleichzeitig war Rummel in jenen Jahren der wichtigste Verbindungsmann des Freiburger Diözesanpriesters Friedrich Schlatter, der sich im Auftrag des Generalvorstandes des Bonifatiusvereins seit 1921 dauerhaft in den USA aufhielt, um auch von den amerikanischen Katholiken finanzielle Unterstützung für das notleidende Deutschland zu erbitten. Rummel, selbst ein großer Förderer des Bonifatiuswerkes, tat alles nur denkbar Mögliche, um seinem geistlichen Mitbruder und badischen Landsmann den Zugang zu den maßgebenden Persönlichkeiten und Organisationen zu verschaffen. In Anerkennung des von ihm geleiteten Hilfswerkes wurde ihm 1924 der Titel eines päpstlichen Ehrenkaplans verliehen.
Im Frühjahr 1928 ernannte Papst Pius XI. den erfahrenen Seelsorger und geschätzten Prediger zum Bischof der Diözese Omaha im Staate Nebraska, ein Amt, das er mit Weitblick und Sachverstand ausübte. Seine vordringliche Aufgabe sah er in der Aktivierung der Laienmitarbeit, im Ausbau des katholischen Erziehungswesens und der karitativen Einrichtungen im Bistum sowie in der Diasporaseelsorge. Aus Anlass des 68. Deutschen Katholikentages weilte er 1929 in Freiburg, wo er auch mit Nuntius Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., zusammentraf. Rummel überbrachte damals in der Eröffnungsfeier die Grüße der amerikanischen Katholiken und ergriff auch das Wort bei der zentralen Caritaskundgebung und bei der Versammlung des Bonifatiusvereins. In Verbindung mit seinen Romreisen hat er auch in späteren Jahren mehrfach seine deutsche Heimatdiözese besucht.
Eine Auszeichnung besonderer Art war Rummels Ernennung zum Erzbischof von New Orleans (1935). Obwohl er im Süden der Vereinigten Staaten auf eine ganz andere Bevölkerungsstruktur traf, konnte er auch hier seine langjährige seelsorgerliche Erfahrung zur vollen Geltung bringen. Zielstrebig hat er in seiner langen Amtszeit zahlreiche Pfarreien und Seelsorgestellen errichtet. Rummel war auch ein bedeutender Sozialbischof. Noch litten gerade die Südstaaten spürbar unter den Folgen der wirtschaftlichen Depression, als er nach New Orleans kam, und so ergab sich für ihn auf ganz natürliche Weise, dass er sich nicht nur für die Rechte der Arbeiterschaft einsetzte, sondern auch für die große Zahl der gesellschaftlich Benachteiligten sein offenes Herz zeigte.
Von 1932 bis 1946 gehörte Rummel dem obersten Führungsgremium der von den katholischen US-Bischöfen gegründeten „National Catholic Welfare Conference“ (N.C.W.C.) an; und gewiss mit Blick auf seine deutsche Abstammung wurde ihm innerhalb dieser Konferenz u. a. der Vorsitz im „Bischöflichen Komitee für katholische Emigranten aus Deutschland“ übertragen. Das im Juli 1937 in New York verabschiedete Organisations- und Arbeitsprogramm der N.C.W.C. dokumentiert für die damaligen Jahre eine enge Zusammenarbeit amerikanischer und deutscher Katholiken in dem Bestreben, politisch verfolgten, vor allem „nichtarischen“ deutschen Katholiken zu helfen. Eine klare Position bezog Rummel auch in der Rassenfrage, und er war einer derjenigen Bischöfe, die dabei der Konfrontation mit weiten Teilen der amerikanischen Gesellschaft nicht aus dem Wege gingen. Noch ehe der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten am 17. Mai 1954 die Rassentrennung in den öffentlichen Schulen aufhob, hatte Rummel in seinem Hirtenbrief „Selig sind die Friedensstifter“ vom 15. März 1953 ihre Abschaffung auch in den Kirchen seiner Diözese angekündigt, nachdem er sie zuvor schon in den katholischen Organisationen durchsetzen konnte. Was er als mit der christlichen Lehre unvereinbar hielt, brachte ihm erbitterte Gegnerschaft, aber auch hohe Wertschätzung ein. Die Presse spendete ihm viel Lob, als er in einer Gemeinde seines Erzbistums das Gotteshaus schließen ließ, nachdem ein schwarzer Priester an der Zelebration der Messe gehindert worden war. Auch der Osservatore Romano stellte sich ausdrücklich hinter Rummel.
Zahlreiche Ehrungen sowohl von kirchlicher als auch von weltlicher Seite sind Rummel in den vielen Jahren seines bischöflichen Wirkens zuteil geworden. Die Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt Ettlingen war ein sichtbares Zeichen des Dankes. In der dortigen Pfarrkirche St. Martin hatte er auch kurz nach seiner Priesterweihe die Primizmesse gefeiert. Ungeachtet eines fortschreitenden Augenleidens und eines schweren Sturzes 1960 blieb Rummel bis ins hohe Alter an der Spitze der Erzdiözese New Orleans; ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge wurde am 1. Juni 1962 ernannt. Rummel selbst nahm noch an der Eröffnungssitzung des II. Vatikanischen Konzils 1962 teil. Zwei Jahre später verstarb er, kurz nach seinem 88. Geburtstag, an den Folgen einer Lungenentzündung.
Werke: [Titel der Diss. nicht zu ermitteln].
Nachweis: Bildnachweise: Konradsblatt, 1958, 662; C.A.S. 1935-1964 u. Clarion Herald, 1964 (vgl. Lit.).

Literatur: Die 68. Generalversammlung d. Dt. Katholiken zu Freiburg im Br. vom 28.8. bis 1.9.1929, hg. v. Sekretariat des Lokalkomitees, 1929, 60-62, 311 u. 348-350; Catholic Action of the South (C.A.S.). Official Organ of the Archdiocese of New Orleans, Vol. 3, Nr. 23, New Orleans vom 16.5.1935, 1-19; ebd. Vol. 11, Nr. 35, vom 29.7.1943, 48 f.; J. Neuhäusler, Kreuz u. Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die kath. Kirche u. d. kirchl. Widerstand, Teil II, 1946, 392-398; C.A.S., Vol. 21, Nr. 24, vom 14.5.1953, 1-64; W. Sandfuchs, Erzbischof Dr. J. F. Rummel Wegbereiter d. Kath. Aktion u. Vorkämpfer für die Überwindung d. Rassenvorurteile in den USA, in: Konradsblatt 42. Jg., 1958, Nr. 29, 662 f.; C.A.S., Vol. 51, Nr. 3, vom 20.5.1962, 12, 46, 52, 61; Clarion Herald, Vol. 2, Nr. 37, vom 12.11.1964, sect. I, 1-16, II, 1-5; H. Jedin u. K. Repgen (Hgg.), Handb. d. Kirchengeschichte Bd. VII. Die Weltkirche im 20. Jh., 1979, 669 f.; Ch. E. Nolan, J. F. Rummel, in: The Dictionary of Louisiana Biography, 1988, 704.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)