Schönfeld, Walther Heinrich Paul 

Geburtsdatum/-ort: 15.05.1888; Gersfeld, Rhön
Sterbedatum/-ort: 26.03.1977;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Dermatologe, Venerologe und Medizinhistoriker
Kurzbiografie: 1899 IV.–1906 IX. Humanistisches Gymnasium Johanneum Liegnitz, Schlesien (heute Legnica, Polen), bis Abschluss
1906 X.–1912 I. Studium d. Medizin an den Univ. Breslau, WS 1906/07, Würzburg, SS 1907- WS 1908/09, WS 1909/10, WS 1910/11, SS 1911, Rostock, SS 1909, gleichzeitig Militärpflicht, u. München, SS 1910
1909 IV.–IX. Einjährig-Freiwilliger bei d. 11. Kompanie des Füsilier-Regiments Nr. 90 in Rostock
1912 I. 31 Promotion zum Dr. med. bei O. Seifert an d. Univ. Würzburg: „Rhinitis hyperplastica oedematosa“
1912 XII.–1920 IV. Assistent, ab Oktober 1913 Erster Assistent d. Universitäts- u. Poliklinik für Haut- u. Geschlechtskrankheiten, Würzburg
1914 VIII.–1919 VIII. Militärdienst: Aug. 1914 bis März 1915 als Unterarzt beim 18. Bayer. Infanterie-Reg., März 1915 bis April 1916 als Assistenzarzt bei den Sanitäts-Kompanien Nr. 5 u. Nr. 23 d. Bayer. Landwehr, Mai 1916 bis August 1919 Chefarzt d. Kriegsstation für Haut- u. Geschlechtskranken des II. Armeekorps in Würzburg; gleichzeitig von Mai 1916 bis Dez. 1918 Vertretung bei d. Leitung d. Universitätshautklinik u. Abhaltung d. Vorlesungen
1917 XI. 14 Habilitation: „Die Untersuchung d. Rückenmarksflüssigkeit, ihre Methoden u. ihre Ergebnisse mit besonderer Berücksichtigung d. Syphilis“; Probevorlesung: „Krieg u. Geschlechtskrankheiten“
1920 V.–1935 III. Planmäßiger ao. Professor für Haut- u. Geschlechtskrankheiten an d. Univ. Greifswald bis Apr. 1922, dann o. Professor, 1926 bis 1928 Dekan d. Medizin. Fakultät; Dez. 1929 Einweihung d. neuen Universitäts-Hautklinik
1935 IV.–1956 IX. o. Professor. u. Direktor d. Univ. Hautklinik Heidelberg, Aug. 1949 bis Aug. 1950 Dekan d. Medizin. Fakultät
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Dr. med. h.c. d. Univ. Greifswald u. Mitglied d. Dt. Akad. d. Naturforscher Leopoldina, Halle (1956); Großes Bundesverdienstkreuz (1958); Ehrenmitglied d. Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte (1966)
Verheiratet: 1921 (Danzig) Hanna Auguste Natalie, geb. Brausewetter (1895–1982)
Eltern: Vater: Franz Wilhelm (1861–1938), Rentmeister, Rechnungsrat
Mutter: Alma, geb. Pabst (1864–1946)
Geschwister: Erich (1893–1999), Zahnarzt
Kinder: 2;
Jobst Heinrich (1922–2004), Hautarzt,
Klaus Dietrich (geboren 1926), HNO-Arzt
GND-ID: GND/116868147

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 387-391

Schönfelds Vater, königlich preußischer Rentmeister, wurde oft versetzt. So verbrachte Schönfeld seine Kindheit in Rauschenberg bei Marburg, dann in Hoyerswerda, bis die Familie sich in Liegnitz, Schlesien, niederließ. Dort besuchte Schönfeld die sogenannte Ritterakademie, eine alte, seit 1708 bestehende Lehranstalt, die später als „Königlich humanistisches Gymnasium Johanneum“ bekannt war. Im Gymnasium wurden ihm das preußische Ideal der Pflichterfüllung, die Liebe zu den alten Sprachen, die lapidare Kürze des Lateinischen und die Vorliebe für klares und gepflegtes Deutsch eingeprägt. Letzteres fand 1954, nach einem halben Jahrhundert, besonderen Ausdruck in Schönfelds leidenschaftlichem Artikel „Über die Sprachverwilderung in wissenschaftlichen medizinischen Arbeiten“.
Nach dem Abitur 1906 begann er ab Herbst sein Medizinstudium, zunächst an der nahegelegenen Universität Breslau, nach einem Semester aber bereits in Würzburg, wo er sein Studium abschloss. Einsemestrige Abstecher machte er zuvor nach München und Rostock. Das Sommersemester 1909 in Rostock nutzte Schönfeld, um die erste Hälfte seiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger zu erfüllen. Anfang 1912 promovierte er dann bei Otto Seifert (1853–1933) mit einer Arbeit über Nasenkrankheiten und begann anschließend sein Medizinalpraktikantenjahr am Schweinfurter Krankenhaus, wo er „eine Übersicht über die gesamte praktische Medizin“ bekam (Schönfeld, 1964, S. 245).
Da Schönfeld plante, danach die zweite Hälfte seiner Militärpflicht als Arzt bei der Marine abzuleisten, und dafür Kenntnisse über Haut- und Geschlechtskrankheiten nachweisen musste, trat er im Oktober 1912 noch als Medizinalpraktikant in die Würzburger Hautklinik ein, die Karl Zieler (1874–1945) seit der Errichtung des Lehrstuhls für Haut- und Geschlechtskrankheiten 1909 leitete. Zunächst hatte Schönfeld nicht die Absicht, sich in diesem Fach zu spezialisieren. Das änderte sich aber rasch angesichts der allgemeinen Verhältnisse und des Einflusses von Zieler: „Das Fach […] war im gärenden Aufstieg“ (Schönfeld, 1964, S. 246). Nach dem Praktikantenjahr blieb Schönfeld als Assistent bei Zieler in Würzburg. Sein eigentlicher Lehrer in Venerologie und auch „Freund für’s Leben“ (Schönfeld, 1964, S. 246) wurde Alfred Perutz (1895–1934). Zieler war mit Schönfelds Fleiß, seiner Zuverlässigkeit und seinen Kenntnissen so zufrieden, dass er ihn nach einem Jahr zum Ersten Assistenten beförderte. In dieser Funktion war Schönfeld für die Hautpoliklinik zuständig und musste seinen Chef bei Vorlesungen mit Krankendemonstrationen unterstützen.
Im Sommersemester 1914 machte Schönfeld eine wissenschaftliche Reise nach Kiel, um seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Röntgen- und Lichtbehandlung, später „Lichtbad“ genannt, zu erweitern und zu vertiefen. Dass seine einjährige Militärpflicht damit weiter verschoben war, hatte eine glückliche Folge: Mit dem Kriegsausbruch war Schönfeld Bayerischer Sanitätsoffizier geworden, was es für Zieler möglich machte, Schönfeld 1916 als seinen Vertreter einzusetzen. Ab August 1914 leistete Schönfeld seinen Kriegsdienst an der Westfront als Unterarzt, ab 1915 als Assistenzarzt in verschiedenen Infanterie-Regimentern. Anfang Mai 1916 wurde er auf Gesuch Zielers vom Ministerium beauftragt, neben seinem militärischen Dienst als Leiter der Würzburger Korpsstation für Haut- und Geschlechtskranke auch Zieler bei der Abhaltung der Vorlesungen und in der Leitung der Klinik zu vertreten. Nach Rückkehr Zielers nahm Schönfeld 1919 bis 1920 an den Vorbereitungen für den Neubau der Hautklinik teil und sammelte Erfahrungen, die ihm später sehr nützlich waren.
Die Würzburger Jahre betrachtete Schönfeld als seine glücklichsten. Damals, so sagte er, sei „jeden Tag Sonntag gewesen“ (Schipperges, 1980, S. 443). Im Alter erinnerte sich Schönfeld dankbar an die harmonische Zusammenarbeit mit Kollegen und Chef. „Wir waren damals alle Junggesellen, alle keine Abstinenten in der Arbeit, aber auch in der ‚Gestaltung der Freizeit‘, wie man heute sagen würde, nur war diese eine homöopathische Verdünnung nach derzeitiger Dosierung“ (Schönfeld, 1964, S. 247). Kein Zufall, dass Schönfeld später alljährlich Würzburg besuchte, auch um sich mit seinen Corpsbrüdern zu treffen. Der Franconia, in die er als Student eingetreten war, blieb er lebenslang treu.
1920 wurde Schönfeld als planmäßiger Extraordinarius an die Universität Greifswald berufen und musste eine selbständige Klinik und Poliklinik für Dermatologie einrichten. Diese Aufgabe war recht schwierig: Im Vergleich zu Würzburg sah seine Klinik mehr als bescheiden aus, litt unter Raummangel, war sehr dürftig besetzt, nur sehr mangelhaft ausgestattet. Die trostlosen wirtschaftlichen Umstände im besiegten Deutschland hinderten die Beschaffung besserer Einrichtung. Unter „geradezu unglaublich unzugänglichen Räumen und Arbeitsmöglichkeiten“ (Viktor Klingmüller, 1870–1942, in: UA Heidelberg, HIII- 565/1) musste Schönfeld lehren und weiter forschen. Dennoch fielen in die Greifswalder Periode mehr als 80 Publikationen und etwa 150 Doktorarbeiten, die er betreute. Gleichzeitig setzte Schönfeld hartnäckig den Neubau der Hautklinik durch. 1927 wurde damit begonnen. Die Klinik, im Dezember 1929 eingeweiht, galt über Jahrzehnte als musterhaft in Deutschland. Alles war dort „bis in die letzten Kleinigkeiten zweckentsprechend eingerichtet […], nicht nur für die ärztliche und wissenschaftliche Tätigkeit, sondern ganz besonders für die Unterbringung und Behandlung der Kranken“ (Zieler, 1935, UA Heidelberg, H-III-565/1).
1934 wurde der Begründer und Leiter der Heidelberger Hautklinik Sigfried Bettmann (1869–1939) als Jude endgültig aus der Universität vertrieben. An seiner Stelle nominierte man Schönfeld, dessen Berufung aber nicht ganz glatt verlief: Während die auswärtigen Fach-Ordinarien in ihren Gutachten Schönfeld meistens primo loco nannten, waren die Mitglieder der Medizinischen Fakultät eher zurückhaltend, der Name Schönfeld sei ihnen kaum bekannt. Der eifrige Leiter der Medizinischen NS-Fachschaft der Universitäts-Junglehrerschaft, Werner Hangartner (1904–1982), kannte Schönfeld persönlich von Greifswald. Er äußerte sich ausgesprochen negativ: Schönfeld sei „keine Persönlichkeit in unserem Sinne […] Er ist meines Erachtens sicher kein Hochschullehrer wie wir ihn heute brauchen“ (UA Heidelberg, H-III-565/1). Das Reichserziehungsministerium entschied dennoch für seine Berufung.
In Heidelberg musste Schönfeld sich wieder eine Hautklinik aufbauen. Die sieben in sechs Gebäuden zerstreuten Stationen der Klinik konnte er durch Umbauen und Verlegungen in einen geschlossenen Komplex umwandeln und begründete so eine hervorragende Lehr- und Forschungsstätte. Mittel dafür gab es, als er 1939 einen Ruf nach Würzburg abgelehnt hatte.
Während des II. Weltkriegs wurde Schönfeld als Stabsarzt der Reserve das Heidelberger Reserve-Lazarett Nr. 309 für Haut- und Geschlechtskrankheiten anvertraut; ins Feld musste er nicht. Politisch war er deutsch-national gesinnt und bewahrte immer eine wohl auf innerer Ablehnung gründende Zurückhaltung gegenüber der NS-Diktatur. Es ist sogar dokumentiert, wie Schönfeld mit medizinischen Tricks einen Juden vor der Deportation gerettet hatte (Nemetz, 2004, S. 34). Schönfeld gehörte zusammen mit Gesinnungsgenossen wie dem Chemiker Karl Freudenberg, dem Historiker Fritz Ernst, ab 1943 auch dem Chirurgen K. H. Bauer zu dem in Heidelberg bekannten Professorenstammtisch „Alt-Hendesse“. Diese politisch unbelasteten Professoren konnten sich nach dem Zusammenbruch aktiv an die Wiedereröffnung der Universität machen.
Schönfeld wirkte auch bei der Wiederbelebung des Naturhistorisch-medizinischen Vereins Heidelberg mit und wurde im Mai 1947 dessen erster Nachkriegsvorsitzender. Mitglied des Vereins war er 1935 geworden. Schönfeld nahm auch den Vorschlag des Springer-Verlags an und gab die wieder aufgelegten dermatologischen Zeitschriften „Archiv“ und „Zentralblatt“ heraus. Der erste Nachkriegsband des „Archivs für Dermatologie und Syphilis“ wurde eröffnet mit einem Artikel Schönfelds, worin er für die „Wiederanknüpfung an alte Überlieferungen einer freien, unbeeinflussten, vorbehaltlosen Wissenschaft, die keine Landesgrenzen kennt [plädiert], für eine sich anbahnende Zusammenarbeit aller derer, die willens sind, uneingeengt von tagespolitischen […]Strömungen, an dem Dom einer sich erneuernden Wissenschaft […] mit zu bauen“ (Schönfeld, 1949, S. 6; Hervorhebungen von Schönfeld).
Nach seiner Emeritierung wirkte Schönfeld noch fünf Semester, bis zum Frühjahr 1959, als Vertreter seines Lehrstuhls. Danach widmete er sich literarischer Tätigkeit, in erster Linie der Herausgabe des Handbuchs „Dermatologie und Venerologie“, worin er auch als Verfasser mitwirkte. Vor allem aber betrieb er Geschichte der Medizin. Schönfeld hatte Vorlesungen über Medizingeschichte gehalten und aktiv die Einrichtung eines selbständigen Lehrstuhls und Instituts für dieses Fach vorbereitet. Zum 575-jährigen Jubiläum der Universität wurde seine Idee realisiert. Die Berufung von Heinrich Schipperges ist sein Verdienst. Schönfeld schenkte dem neuen Institut seine Sammlung zur Medizingeschichte.
Von Schönfeld stammen insgesamt 360 thematisch sehr vielseitige Veröffentlichungen. Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit bilden venerologische Forschungen über Syphilis und Gonorrhoe. Sein 1919 publiziertes Werk über die Veränderungen der Rückenmarksflüssigkeit bei den Syphilitikern galt einige Jahrzehnte als grundlegend. Schönfelds Forschungs- und klinische Arbeiten zur Diagnostik und medikamentösen Behandlung der Syphilis hielten Schritt mit der Entwicklung von immer neuen Mitteln von Salvarsan bis zu den Antibiotika. Überall beobachtete Schönfeld genauestens die Nebenwirkungen bei der Behandlung. Mit einer solchen Krankheit Infizierte bildeten den größten Teil der Patienten der Hautkliniken und -polikliniken während der Nachkriegszeiten, in den 1920er und in den späten 1940er-Jahren. Besonders nach dem II. Weltkrieg, als in Schönfelds Klinik viele amerikanische Soldaten behandelt werden mussten, bot sich reicher Nährboden für seine Forschungen. 1947 wurde Schönfeld an die Spitze des „Landesverbands der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ berufen und musste besonders für junge Menschen Erziehungs- und Aufklärungsarbeit leisten. Später wurde diese Arbeit durch seinen Sohn Jobst erfolgreich fortgesetzt.
Auch für die Dermatologie leistete Schönfeld bedeutende Beiträge. Obwohl anfangs „die Dermatologie im Schatten der Venerologie“ (Schönfeld, 1964, 250) stand, schrieb Schönfeld seine erste Arbeit in der Hautklinik auf diesem Gebiet, wobei er die damals neue, heute allgemein anerkannte Meinung aussprach, dass Psoriasis kein Symptom anderer Krankheiten, sondern eine Hautkrankheit sei (1913). Nach dem I. Weltkrieg vermehrten sich die berufsbedingten Hautkrankheiten, die Schönfeld wie zuvor schon in Greifswald vor allem vom Standpunkt der Diagnostik mit Hilfe serologischer Untersuchungen verfolgte. Als wichtig galten die durch Schönfeld beschriebenen Beobachtungen über Herpes Zoster, der durch Reinfektion bedingt wird.
Seine wissenschaftlichen Ergebnisse brachte Schönfeld immer gleich in seine Lehrtätigkeit ein. Als Lehrer richtete er seine Bemühungen auf die Erziehung praktisch arbeitender Ärzte. Beim Unterricht benutzte er seine außerordentlich reiche Sammlung von vortrefflichen Farbfotographien der Abläufe alltäglicher und seltener Erscheinungen der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Diese Anschaulichkeit wussten die Studenten zu schätzen. Schönfelds Methode zeigte sich besonders erfolgreich bei der Erkennung der Syphilis, als diese Krankheit zu selten geworden war, um reale Fälle bei den Vorlesungen demonstrieren zu können.
Aus der Schule von Schönfeld sind acht Professoren hervorgegangen. Die tatsächliche Anzahl der Schüler Schönfelds ist enorm, zuerst dank seines Lehrbuchs, das als „ein Musterbeispiel kristallklarer überzeugender Darstellung“ galt (Marchioni, 1953). Schönfeld selbst bearbeitete das Lehrbuch während zweier Jahrzehnte, von 1938 bis 1959 (Schönfeld, Vorwort zur 9. Aufl.), und sein besonderes Verdienst war es, den vom Berliner Dermatologen Walter Frieboes (1880–1945) nicht fertiggestellten „Atlas der Haut- und Geschlechtskrankheiten“ 1949 herausgebracht zu haben. 1952 erschien die zweite, vermehrte Auflage, ein grundlegendes Werk für Studenten und Ärzte. Auch der „Atlas“ wurde zum Standardwerk und später fortgesetzt. Schönfeld darf als einer der „Gründer der Dermatologie“ als neues Fach gelten (Jaeger, 1968, S. 56).
Etwa ein weiteres Drittel seiner Publikationen behandelt die Geschichte der Medizin, besonders der Dermatologie und Venerologie. Entwicklungsgeschichte der Venerologie ist bereits in frühen Artikeln Schönfelds Thema gewesen. In Greifswald publizierte er seine ersten rein medizinhistorischen Arbeiten. Weitere folgten in Heidelberg. Neben mehreren Monographien und Dutzenden Artikeln zur Geschichte der Medizin publizierte er in der „Dermatologischen Wochenschrift“ regelmäßig unter der Rubrik „Gedenktage der Dermatologie“ über bedeutende Ereignisse der geschichtlichen Entwicklung der Dermatologie und Venerologie: insgesamt 43 Aufsätze binnen fünf Jahren, darunter wahre Fundgruben für Wissenschaftshistoriker, die bis heute inhaltlich aktuell sind. Zu einem Klassiker ist seine „Kurze Geschichte der Dermatologie und Venerologie“ von 1954 geworden. Als Pionierleistung für die ganze Wissenschaftsgeschichte gilt das Erschließen des Themas „Frauen in der abendländischen Heilkunde“ (1947). Die reich dokumentierte Monographie über Brandmarken und Tätowierungen sowie Körperbemalen (1960) ragt als Beitrag zur Kulturgeschichte Europas heraus. Die Sammlung Schönfelds von rund 1700 Bildern ist seit August 2010 in Greifswald ausgestellt.
Über Schönfelds Schreibtisch hing der Vers von Horaz: Nil sine magno vita labore dedit mortalibus – Nichts hat das Leben ohne große Mühe den Sterblichen gewährt, das mag bezeichnend für sein Leben sein. Schönfeld starb sieben Wochen vor Vollendung seines 89. Lebensjahrs.
Quellen: UA Würzburg UWü ARS 814, Personalakte Schönfeld, u. Auskunft vom 15.9.2011; UA Greifswald Medizin. Fak., I-93, Personalakten Schönfeld, K 180, Akten des Kuratoriums; UA Heidelberg H-III-565/1, Akten d. Med. Fak. über die Berufung Schönfeld, PA 1166, PA 2987, PA 5751, PA 9490, Personalakten Schönfeld; UB Heidelberg Heid. Hs 3442, 7, Brief Schönfelds.
Werke: Werkverzeichnisse in: H. Löhe, E. Langer (Hgg.), Die Dermatologen dt. Sprache, 1955, 293-296, in: Heidelberger Jahrbb. 12, 1968, 59-71 u. in: Christa Nemetz, Walther Schönfeld u. die Geschichte d. Hautklinik Heidelberg, Diss. Med. Heidelberg, 2004, 77-99.
– Auswahl: Rhinitis hyperplastica oedematosa, in: Zs. für Laryngologie, Rhinologie u. ihre Grenzgebiete 5, 1913, 299-318; Ist die Psoriasis ein Symptom chronischer Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Syphilis)? In: Dt. medizin. Wochenschr. 39, 1913, 1446f.; Die Untersuchung d. Rückenmarksflüssigkeit, ihre Methoden u. ihre Ergebnisse mit bes. Berücksichtigung d. Syphilis, in: Archiv für Dermatologie u. Syphilis 127, 1919, 415-734; Über Geschlechtsverkehr unter Kindern u. durch diesen übertragene Geschlechtskrankheiten bei Kindern, in: Dt. medizin. Wochenschr. 50, 1924, 841f.; Zur Geschichte d. Medizin. Fakultät u. zur Entwicklung von Lehre u. Forschung in den Haut- u. Geschlechtskrankheiten an d. Univ. Greifswald, Greifswalder Universitätsreden 23, 1929; Die Rolle d. Serologie, bes. bei d. Erkennung von Syphilis u. Tripper durch den praktischen Arzt, in: Die Medizin. Welt 5, 1931, 1559-1562, 1597f.; Allgemeine Erkennung d. Syphilis, in: Leopold Arzt, Karl Zieler (Hg.), Die Haut- u. Geschlechtskrankheiten, Bd. IV, 1934, 73-144; Haut u. Schleimhäute bei Spätsyphilis, ebd., 279-348; Erkennung u. Untersuchung d. Syphilis, ebd., 647-674; Erkennung u. Untersuchung des Trippers beim Manne, spezifische Diagnose, ebd., Bd. V, 1935, 99-156; Lehrbuch d. Haut- u. Geschlechtskrankheiten, 1938, 2. Aufl. 1940, bis 9. Aufl. 1965 (fortgef. von W. Schneider); Brandmarken u. Tätowierungen als Erkennungs- u. Strafzeichen bei europäischen Völkern, ebd., 1035-1044; Neuzeitl. Behandlung des Trippers u. das Versagen d. Sulfonamide, in: Dt. medizin. Wochenschr. 71, 1946, 15-18; Frauen in d. abendländ. Heilkunde vom klass. Altertum bis zum Ausgang des 19. Jh.s, 1947; (mit J. Kimming) Sulfonamide u. Penicilline, 1948; Herausgeber u. Herausgeberschaft des Archivs für Dermatologie u. Syphilis – ein Rück- u. Ausblick (1869–1947), in. Archiv für Dermatologie u. Syphilis 187, 1949, 1-6; Ergebnisse d. Dermatologie u. Venerologie in Deutschland in den Jahren 1939 bis 1946, in: Dermatolog. Wochenschr. 120, 1949, 625-633; (mit W. Frieboes, †) Atlas d. Haut- u. Geschlechtskrankheiten, 1949, 2. Aufl. 1955; Ärztinnennamen als Bezeichnung für Krankheitsbilder, Erreger, Teste, in: Dt. medizin. Wochenschr. 78, 1953, 1077-1079; Über die Sprachverwilderung in wissenschaftlichen medizin. Arbeiten, in: Der Hautarzt 5, 1954, 237f.; Kurze Gesch. d. Dermatologie u. Venerologie u. ihre kulturgeschichtl. Spiegelung, 1954; Körperbemalen. Brandmarken. Tätowieren. 1960; Aus d. Geschichte d. Heidelberger Medizinischen Fakultät bis zur Rekonstruktion d. Universität im Jahre 1803, in: Ruperto Carola, Sonderband, 1961, 337-376; Medizingeschichtl. Vorlesungen in Heidelberg im 19. u. 20. Jh. bis zur Errichtung des planmäßigen Extraordinariats für Geschichte d. Medizin, in: Heidelberger Jahrbb. 5, 1961, 104-113; Zur Geschichte d. Dermatologie, d. Venerologie, d. Gewerbedermatosen, d. dermatolog. Kosmetik u. d. Andrologie im 19. u. 20. Jh., in: H. A. Gottron, Walther Schönfeld (Hgg.) Dermatologie u. Venerologie, Bd. I, Teil 1, 1961, 1-41; Allgem. klinische Dermatologie, ebd., Teil 2, 1962, 745-828; Erlebte Geschichte d. Venerologie u. Dermatologie, in: Der Hautarzt 15, 1964, 245-251.
– Mitherausgeber: (mit H. A. Gottron): Dermatologie u. Venerologie, 5 Bde., 1958–1965; (mit G. A. Rost u.a.): „Archiv für Dermatologie u. Syphilis“ (seit 1955 „Archiv für klinische u. experimentelle Dermatologie“) 1948–1970; (mit G. A. Rost): „Zentralbl. für Haut- u. Geschlechtskrankheiten“ 1949–1971.
Nachweis: Bildnachweise: UA Heidelberg Pos I, Nr. 06796; Walther Schönfeld mit seiner Frau, 1948, in: Der Hautarzt 52, 2001, 455 (vgl. auch Literatur).

Literatur: W. Richter, Schönfeld, in: H. Loeschke, A. Ternbrüggen (Hgg.), 100 Jahre Medizinische Forschung in Greifswald, 1938, 288f. (mit Bildnachweis); W. Leipold, Walther Schönfeld zum 65. Geburtstag, in: Dermatologische Wochenschr. 127, 1953, 458f.; J. Kimmig, Walther Schönfeld zum 65. Geburtstag, in: Der Hautarzt 4, 1953, 239f. (mit Bildnachweis); W. Leipold, Walther Schönfeld zum 70. Geburtstag, ebd. 9, 1958, 238f. (mit Bildnachweis); A. Grether, Walther Schönfeld zur Vollendung des siebten Jahrzehntes am 15. Mai 1958, in: Dt. medizin. Wochenschr. 83, 1958, 889 (mit Bildnachweis); A. Greither, Walther Schönfeld zum 70. Geburtstag, in: Dermatologische Wochenschr. 137, 1958, 466f.; P. Zierz, Walther Schönfeld zum 75. Geburtstag, ebd. 147, 1963, 505-508 (mit Bildnachweis); J. Hamel, Walther Schönfeld 75 Jahre alt, in Der Hautarzt 14, 1963, 239 (mit Bildnachweis); H. Gartmann, Walther Schönfeld zum 80. Geburtstag, ebd. 19,1968, 238f.(mit Bildnachweis); W. Jaeger, Walther Schönfeld zum achtzigsten Geburtstag, in: Heidelberger Jahrbb. 12, 1968, 56-59 (mit Bildnachweis); A. Greither, In Memoriam Walther Schönfeld (1888–1977), in: Der Hautarzt 28, 1977, 504f.; H. Schipperges, Walther Schönfeld (1888–1977) u. seine Verdienste als Medizinhistoriker, ebd. 31, 1980, 441-443 (mit Bildnachweis); H. Schipperges, Walther Schönfeld 100 Jahre, ebd., 40, 1989, 37-39 (mit Bildnachweis); M. Pambor, Zum 100. Geburtstag Walther Schönfelds: Sein Wirken an d. Universitäts-Hautklinik Greifswald (1920–1935) als erster Ordinarius für Dermatologie u. Venerologie, in: Dermatologische Monatsschr. 1989, 175, 49-54 (mit Bildnachweis); Christa Nemetz, Walther Schönfeld u. die Geschichte d. Hautklinik Heidelberg von 1935–1959. Leben u. Werk, Diss. Med. Heidelberg, 2004 (mit Werkverzeichnis u. Bildnachweis); Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1775 bis 2006, Bd. 3, 2004, 211; W. U. Eckart, V. Sellin, E. Wolgast (Hgg.) Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, 2006, 796-804; W. U. Eckart, Schönfeld, Walther, in: NDB 23, 2007, 409f.; D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933–1986, 2009, 563f.
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