Motz, Paul 

Geburtsdatum/-ort: 04.05.1891;  Allmannsdorf
Sterbedatum/-ort: 29.03.1977;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Bauhistoriker, Denkmalpfleger
Kurzbiografie: 1909 Abitur in Konstanz
1909-1914 Studium der Architektur und der Baugeschichte an der Technischen Hochschule Karlsruhe
1914-1918 Kriegsdienst. Zweimalige Verwundung. Rückkehr als Reserveoffizier
1919-1924 Regierungsbaumeister beim Bezirksbauamt Konstanz
1924-1938 Freier Architekt und Denkmalpfleger für den badischen Seekreis in Konstanz
1938-1945 Leiter der Beratungsstelle für Ortsbaupläne im Badischen Ministerium des Innern in Karlsruhe, seit 1940 (auch für das Elsaß zuständig) in Straßburg
1943 Ernennung zum Oberregierungs- und Baurat
1945-1950 Durch Suspendierung erzwungener „Ruhestand“ in Unteruhldingen
1950-1956 Referent für „Landesplanung“ zunächst beim Badischen Innenministerium und danach beim Regierungspräsidium Südbaden in Freiburg
1954 Ernennung zum Mitglied der „Akademie für Städtebau und Landesplanung“
1957-1977 Ruhestand in Konstanz-Allmannsdorf
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: Martha, geb. Frey (1891-1972)
Eltern: Vater: Jakob Motz, Hauptlehrer (1851-1926)
Mutter: Emma, geb. Roser (1856-1921)
GND-ID: GND/116942452

Biografie: Helmut Maurer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 215-216

Obgleich sein Leben in dem damals noch selbständigen Bauerndorf Allmannsdorf begann und am gleichen, nun zum Konstanzer Stadtteil gewordenen Ort endete, war Motz's Denken und Planen stets auf das alte Konstanz gerichtet. Die alte Bischofs- und Reichsstadt mit ihrem noch weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Stadtbild mag schon den Gymnasiasten – nebenbei bemerkt einen Klassenkameraden Martin Heideggers – beeindruckt haben. Und gewiß hatte ihn zum Studium der Bau- und Kunstgeschichte, das dasjenige der Architektur ergänzen sollte, nicht zuletzt das Erlebnis des alten Konstanz entscheidend angeregt. Was er von seinen Karlsruher Lehrern, allen voran Friedrich Ostendorf, Adolf von Oechelhäuser und A. E. Brinkmann, lernte, verband sich bei ihm wohl schon damals mit der lebendigen Vorstellung, die er von seiner „Heimatstadt“ in sich trug. Als er aus dem Kriege zurückgekehrt seine Gedanken und Vorstellungen als Architekt und Denkmalpfleger endlich verwirklichen konnte, hatte Motz das Glück, sein Wirken in eben dieser von ihm so geliebten Stadt am See beginnen zu dürfen. Sein erster amtlicher Auftrag, 1919, war die Renovierung der nahe der Rheinbrücke stehenden Dompropstei. Hatte er sich schon auf diese bedeutende denkmalpflegerische Aufgabe durch das Studium der Archivalien vorbereitet, so tat er dies erst recht, als ihm in den Jahren 1922/23 die Restaurierung des Konstanzer Münsters in seinem Inneren, vor allem in den Chorpartien, übertragen wurde. Für Motz wurde Denkmalpflege immer mehr undenkbar ohne vorausgehende baugeschichtliche Forschung, und so hat er während beinahe sechs Jahrzehnten in rund 130 Aufsätzen ein wissenschaftliches Werk geschaffen, das nicht nur für die Baugeschichte der Konstanzer Altstadt, sondern darüber hinaus für die Baugeschichte aller Städte des ehemaligen badischen Seekreises, von Tengen im Westen bis nach Markdorf im Osten, von bleibendem Wert sein wird. Sein denkmalpflegerisches Wirken mußte ihn notwendigerweise mit dem Landesverein „Badische Heimat“ in Kontakt bringen, dessen Konstanzer Ortsgruppe er denn auch viele Jahre hindurch erfolgreich leitete und dessen „Sachverständigenausschuß für Heimatschutz und Denkmalpflege“ er angehörte. Diese Funktionen ließen ihn wiederum zum Mitstreiter Ludwig Finckhs im Kampf um die Rettung des Hohenstoffeln werden. Aus einem solchen Engagement für die Belange des Naturschutzes wird es verständlich, daß Motz nach dem Kriege, als er wieder in seine geliebte Heimat am See zurückgekehrt war, die Arbeitsgemeinschaft „Rettet den Bodensee“ mitbegründete. Aber nicht nur Denkmalpflege und Baugeschichte und dazu noch Naturschutz waren Gebiete, für die Motz schon zwischen den beiden Kriegen tätig war. Auch die heimatliche Kunst der Gegenwart sah in ihm, der selbst gerne aquarellierte und zeichnete, schon früh einen aktiven Fürsprecher. Vor allem dem Werk des Konstanzer Malers Hans Breinlinger verhalf er zu allgemeiner Anerkennung, und dieses Wirken für die Gegenwartskunst brachte ihn in enge Verbindung mit dem Konstanzer Kunstverein, dessen Vorstand er angehörte.
Leben und Wirken dieses kritisch-nüchternen, aufrechten Mannes, der bis zum Lebensende die Haltung eines Offiziers bewahrt hatte, sind unauflöslich mit Konstanz und der Landschaft am See verbunden. Und dennoch darf man darüber eine andere Leistung nicht vergessen, die sich gleichfalls mit seinem Namen verknüpft: Die Planung des Wiederaufbaus von Kehl am Rhein. Durch diese Tat hat Motz ein Stück badischer Geschichte der Nachkriegszeit aktiv mitgestaltet.
Nachweis: Bildnachweise: In Lit.

Literatur: U. Leiner: Paul Motz, in: Hegau 34/1977, 175 bis 182 (S. 178-182 Bibliographie mit 112 Nummern, unvollständig!); U. Leiner: Paul Motz 1891-1977, in: SVG Bodensee 96/1978, IX-XI (mit Bild vor S. IX); H. Maurer: Paul Motz, dem Bauhistoriker und Denkmalpfleger des badischen „Seekreises“ zum Gedächtnis, in: BH 58/1978, 463-470 (466-470 Bibliographie mit 128 Nummern, mit Bild auf S. 464).
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