von Hohenlohe-Langenburg, Ernst Wilhelm Friedrich Karl Maximilian 

Geburtsdatum/-ort: 13.09.1863;  Langenburg
Sterbedatum/-ort: 11.12.1950;  Langenburg
Beruf/Funktion:
  • Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, Diplomat, Politiker
Kurzbiografie: 1875–1881 Großherzogliches Gymnasium Karlsruhe
1881–1884 Jurastudium in Paris, Bonn, Tübingen, Leipzig
1885 Erstes juristisches Examen am Oberlandesgericht Naumburg/Saale
1886–1889 Offiziersausbildung beim 2. Garde-Dragonerregiment in Berlin-Lichterfelde
1891 Diplomatisches Examen beim Auswärtigen Amt
1891–1894 3. Botschaftssekretär in St. Petersburg und London
1894 – 1897 Legationssekretär des Ministeriums für das Reichsland Elsaß-Lothringen in Straßburg
1900–1905 Regent im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha
1905–1906 provisorischer Leiter der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt
1907–1911 Reichstagsabgeordneter (Fraktion der Deutschen Reichspartei); 1909–1910 Vizepräsident des Reichstags
1908–1946 Kommendator der Württemberg-Badenschen Genossenschaft des Johanniterordens; 1926 – 1946 Statthalter der Ballei Brandenburg
1913 Antritt des väterlichen Erbes als Fürst und Standesherr
1914–1918 Generaldelegierter der freiwilligen Krankenpflege für den östlichen Kriegsschauplatz; 1918 Kaiserlicher Kommissar und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege
1925 Senior des Hauses Hohenlohe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: mehrere landesfürstliche Ehrungen und Auszeichnungen (1889–1918); Ehrenbürger der Stadt Langenburg (1935)
Verheiratet: 1896 (Coburg) Alexandra, geb. Prinzessin von Edinburgh (1878–1942)
Eltern: Vater: Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg (1832–1913), Diplomat, Politiker
Mutter: Leopoldine, geb. Prinzessin von Baden (1837–1903)
Geschwister: 2: Elise (1864–1929); Feodora (1866–1932)
Kinder: 5: Gottfried (1897–1960); Marie Melita (1899–1967); Alexandra (1901–1963); Irma (1902–1986); Alfred (*/† 1911)
GND-ID: GND/116954868

Biografie: Thomas Kreutzer (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 133-135

Einer traditionsreichen Hochadelsfamilie entstammend, wurde Hohenlohe-Langenburg als Kind zunächst durch Hauslehrer unterrichtet. Von 1875 bis 1881 besuchte er das Großherzogliche Gymnasium in Karlsruhe, worauf das Jurastudium im Rahmen einer zeitgemäßen Universitätstour folgte. 1885 legte Hohenlohe-Langenburg das Erste juristische Examen in Naumburg/Saale ab.
Danach musste der ansonsten eher feinsinnige Erbprinz eine standesgemäße Offiziersausbildung absolvieren, für die er von 1886 bis 1889 in Berlin-Lichterfelde beim 2. Garde-Dragonerregiment stationiert war. Diese Zeit nutzte er zu ausgiebigen gesellschaftlichen Aktivitäten vor allem an den Höfen von Kaiser Wilhelm I. und dessen Sohn Friedrich. Nach der Ausbildung stieg Hohenlohe-Langenburg in der militärischen Hierarchie bis zum Oberstleutnant à la suite (1914) auf.
Wohler als in der Kaserne fühlte sich Hohenlohe-Langenburg auf diplomatischem Parkett. Folgerichtig strebte er eine Karriere im Auswärtigen Amt an, für die er zunächst 1889 einen seiner häufigen Aufenthalte in London als private ,Lehrzeit‘ an der deutschen Botschaft nutzte. Königin Viktoria war Hohenlohe-Langenburgs Großtante, so dass er sich stets auf höchster gesellschaftlicher Ebene bewegen konnte. Nach dem diplomatischen Examen 1891 trat Hohenlohe-Langenburg seinen Dienst als 3. Botschaftssekretär in St. Petersburg an. Da ihm das dortige Klima nicht behagte, erreichte sein Vater Hermann, der als Reichsstatthalter in Elsaß-Lothringen über weitreichende Kontakte verfügte, Hohenlohe-Langenburgs Versetzung nach London. Dort leistete er von 1892 bis 1894 seinen Dienst wiederum als 3. Botschaftssekretär.
1894 ging er als Legationssekretär des Ministeriums für das Reichsland Elsaß-Lothringen nach Straßburg. Zugleich bereitete er sich auf seine Zukunft als Standesherr vor, indem er die Verwaltung der Langenburger Besitzungen übernahm und seinen Vater in der Ersten Kammer der Württembergischen Landstände vertrat.
1896 heiratete Hohenlohe-Langenburg seine Cousine 2. Grades Alexandra, eine englische Prinzessin, deren Vater Alfred zwei Jahre zuvor das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha übernommen hatte. Bald darauf verlegte Hohenlohe-Langenburg seinen Lebensmittelpunkt gänzlich nach Langenburg und schied 1897 aus dem diplomatischen Corps aus. Aus der engen Beziehung zum Haus Sachsen-Coburg und Gotha eröffnete sich unverhofft eine neue Perspektive: Wegen des kurz nacheinander erfolgten Todes seines Schwagers Alfred und dessen gleichnamigen Vaters 1899/1900 wurde ihm die Regentschaft im Herzogtum sowie die Vormundschaft für den künftigen Herzog Carl Eduard angetragen. Hohenlohe-Langenburg willigte ein und stand für 5 Jahre an der Spitze eines deutschen Fürstentums.
Nach dem Ende der Regentschaft, bei der er eine liberale Haltung an den Tag gelegt hatte, ernannte ihn Kaiser Wilhelm II., sein Cousin 2. Grades, 1905 zum provisorischen Leiter der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt, die zum Reichskolonialamt heraufgestuft werden sollte. Doch angesichts interner Querelen fand das Vorhaben zunächst keine Zustimmung im Reichstag. Nachdem Hohenlohe-Langenburg auch mit Reichskanzler von Bülow in Konflikt geraten war, musste er 1906 seinen Hut nehmen.
Schon 1907 kehrte er als Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Gotha, wo er als bürgerlicher Vertreter gegen die SPD kandidiert hatte, in die Politik zurück. Als Hospitant der Fraktion der Deutschen Reichspartei sprach Hohenlohe-Langenburg mehrmals vor dem Plenum, doch die parlamentarische Alltagsarbeit blieb ihm fremd. 1909 wurde er als Kompromisskandidat des rechtskonservativen Lagers zum Vizepräsidenten des Reichstags gewählt, doch auch hier behinderte ihn seine mangelnde Bereitschaft zur Anpassung an parlamentarische Gepflogenheiten. 1910 trat Hohenlohe-Langenburg aus Protest gegen die anti-protestantische „Borromäus-Enzyklika“ Papst Pius’ X. als Vizepräsident zurück. Damit entledigte er sich eines ungeliebten Amtes, freilich um den Preis, künftig im Reich keine politische Rolle mehr spielen zu können.
Nach Ende der Legislaturperiode 1911 konzentrierte sich Hohenlohe-Langenburg vornehmlich auf die hohenlohischen Stammgüter. 1913 trat er das Erbe seines Vaters als Fürst und Standesherr an. Den Verlust politischer Funktionen kompensierte er durch verstärktes Engagement für eher im Hintergrund wirksame gesellschaftliche Kräfte, wie die evangelische Kirche und den Johanniterorden sowie zahlreiche weitere Vereine, Verbände und Organisationen aus den Bereichen Kirche, Karitas, Volkstum, Nation, Militär, Adel und Kultur, um die wichtigsten zu nennen. Insgesamt gehörte Hohenlohe-Langenburg über 150 Gruppierungen an; in vielen besetzte er Führungsämter. In diesem Zusammenhang sowie in familiären Angelegenheiten pflegte er ein breites Netzwerk von Korrespondenzpartnern.
Als württemberg-badenscher Kommendator des Johanniterordens und Ehrenpräsident des Württembergischen Roten Kreuzes lag es für Hohenlohe-Langenburg nahe, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges einen Posten in der freiwilligen Krankenpflege anzustreben. Nach kurzer Zeit als Etappendelegierter wurde er Ende 1914 zum Generaldelegierten an der Ostfront ernannt, wo er die längste Zeit des Krieges im Umfeld Hindenburgs verbrachte, dem er sich auch später noch eng verbunden fühlte. 1918 stieg Hohenlohe-Langenburg zum höchsten Repräsentanten der freiwilligen Krankenpflege, zum Kaiserlichen Kommissar und Militärinspekteur, auf und führte unter anderem Kriegsgefangenaustauschverhandlungen mit den USA in Bern. Bereits 1915 hatte ihn der Kaiser als Sonderbotschafter nach Konstantinopel und auf den Balkan entsandt.
Der Untergang des Kaiserreichs ließ Hohenlohe-Langenburgs Weltbild zusammenbrechen. Im folgenden widmete er sich ganz seinen Vereins- und Verbandsaktivitäten. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dem Evangelischen Volksbund für Württemberg auf lokaler und Landesebene. Ein großes Anliegen war ihm stets die Vereinigung der evangelischen Landeskirchen im Reich, für die er sich als Delegierter auf verschiedenen Kirchentagen einsetzte. 1925 fiel ihm das Seniorat des Gesamthauses Hohenlohe zu. Im Jahr darauf wurde er zum Statthalter der Ballei Brandenburg, also zum zweiten Mann im Johanniterorden, gewählt.
Hohenlohe-Langenburgs Vorliebe für nationales Pathos und militärische Traditionalismen sowie seine national-protestantische Gesinnung brachten ihn schon vor 1933 in gewisse Nähe zu den Nationalsozialisten. 1936 erfolgte der Eintritt in die NSDAP. Dennoch nahm er zeitweise zumindest im kirchlichen Bereich angesichts des Gleichschaltungsdrucks auf den Evangelischen Volksbund und die württembergische Landeskirche eine distanzierte Haltung zu den Machthabern ein. Zwar hielt sich Hohenlohe-Langenburg, auch des hohen Alters wegen, von politischen Ämtern fern, doch wehrten er und seine Familie sich nicht gegen die Instrumentalisierung durch das Regime. Zeit seines Lebens ein großer Wagner-Verehrer, veröffentlichte er 1937 seinen von Antisemitismen durchzogenen Briefwechsel mit der Komponistenwitwe Cosima. Als Greis hatte Hohenlohe-Langenburg noch den demokratischen Neuanfang erlebt, als er am 11. Dezember 1950 in Langenburg starb.
Quellen: HZAN La 142 (NL), La 95, La 102, La 143. PAAA, PA des alten Amtes, Nr. 6256–6260. Ernst Fürst zu Hohenlohe-Langenburg (Hg.), Briefwechsel zwischen Cosima Wagner und Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, 1937, 2. Aufl. 1944.
Werke: Ernst [Fürst] zu Hohenlohe-Langenburg, Prinz Max und die Abdankung des Kaisers, in: Deutsche Politik, Jhg. 4, H. 18 (1919), 560–561.
Nachweis: Bildnachweise: HZAN La 142.

Literatur: Heinz Gollwitzer, Die Standesherren. Die politische und gesellschaftliche Stellung der Mediatisierten 1815–1918, 1957; Maria Keipert/Peter Grupp (Hg.), Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, Bd. 2, 2005, 344–345; Thomas Kreutzer, Protestantische Adligkeit nach dem Zusammenbruch – Die kirchliche, karitative und politische Verbandstätigkeit von Ernst II. Fürst zu Hohenlohe-Langenburg zwischen 1918 und 1945, in: Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. von Haus der Geschichte Baden-Württemberg (Stuttgarter Symposion, Bd. 11), 2007, 42–82; Thomas Nicklas, Ernst II. Fürst zu Hohenlohe-Langenburg. Standesherr, Regent, Diplomat im Kaiserreich (1863–1950), in: Gerhard Taddey (Hg.), Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Bd. 21, 2005, 362–383; Raberg, Biogr. Handbuch, 381–382; Karina Urbach, Diplomat, Höfling, Verbandsfunktionär. Süddeutsche Standesherren 1880–1945, in: Günther Schulz/Markus A. Denzel (Hg.), Deutscher Adel im 19. und 20. Jh., 2004, 354–375; Karina Urbach, Zwischen Aktion und Reaktion. Die süddeutschen Standesherren und der Erste Weltkrieg, in: Eckart Conze/Monika Wienfort (Hg.), Adel und Moderne. Deutschland im europäischen Vergleich im 19. und 20. Jh., 2004, 323–351.
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