Michaeli, Otto Georg Ferdinand 

Geburtsdatum/-ort: 24.07.1870;  Eberbach am Neckar
Sterbedatum/-ort: 02.02.1941;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Jurist und Schriftsteller
Kurzbiografie: 1874 Umzug nach Pforzheim und Besuch des Reuchlin-Gymnasiums
1888 Jurastudium an den Universitäten Heidelberg und Freiburg
1892 Rechtspraktikant
1895 Rechtsreferendar
1896-1930 Notar in Philippsburg, ab 1900 in Offenburg, ab 1903 bis 1930 in Bruchsal mit Rang eines Oberamtsrichters
1937-1939 Vorsitzender des Deutschen Eichendorf Bundes
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1898 (Pforzheim) Bertha Elvira, geb. Krieger (1866-1959)
Eltern: Vater: Jacob Ferdinand (1840-1904) aus Eberbach, Aktuar beim Bezirksamt Eberbach, später in Pforzheim, Karlsruhe und Offenburg
Mutter: Anna Barbara Christiana, geb. Schmidt (1844-1933)
GND-ID: GND/11701365X

Biografie: Rainer Brüning (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 207

Der Brotberuf eines badischen Notars scheint Michaeli nie befriedigt zu haben. Schon in seiner Jugend hatte es ihn zu Literatur, Kunst und Musik hingezogen. Seine erste Gedichtsammlung „Scherz und Schmerz“ erschien im Jahre 1903 und fand freundliche Aufnahme. Ihr schlossen sich in rascher Folge das „Maulbronner Liederbuch“ (1907), „Luise von Degenfeld“ (1909), „Liebe um Liebe“ (1912), „Hammer und Harfe“ (1916) und zuletzt „Das Waldhorn“ (1926) an. Seine Märchenerzählungen „Das Lämmlein ohne Leber“ und „Richilde Lichtherz“ erblickten 1907 und 1921 das Licht der Welt. Michaeli selbst hat sich in der Tradition Joseph Victor von Scheffels (1826-1886) gesehen. Sein Werk ist der Neoromantik der Jahrhundertwende zuzuordnen. Inhalt und Form bewegen sich im traditionellen, volksliedhaften Rahmen: Liebe, Trauer und Naturbetrachtungen finden sich genauso wie Gelegenheitsgedichte an seine Künstlerfreunde und das großherzogliche Haus oder patriotische Beiträge zum I. Weltkrieg.
Michaelis umfangreiche Korrespondenz ermöglicht Einblicke in die zeitgenössischen Karlsruher Künstlerkreise und darüber hinaus, so u. a. in seinem Briefwechsel mit der Schriftstellerin Gertrud von Le Fort (1876-1971) und dem Literaturhistoriker Wilhelm Kosch (1879-1960). In knappen handschriftlichen Erinnerungen berichtet er über die Malerfreunde Wilhelm Trübner (1851-1917), Hans Thoma (1839-1924) und Ludwig Dill (1848-1940): Sie hatten mit ihren Werken nicht nur seine poetische Produktion angeregt, sondern schufen auch einige Illustrationen zu seinen Gedichten. Stets der Musik eines Robert Schumann zugetan, scheinen seine Verse selbst zur Vertonung, z. B. durch Clara Faißt (1872-1948) oder gar Max Reger (1873-1916), eingeladen zu haben. Letzterem war Michaeli im November 1912 persönlich begegnet. Es war ihm daher eine besondere Ehre, als er für die Karlsruher Reger-Gedenkfeier am 7. Juni 1916 den Prolog verfassen durfte. Als späte Auszeichnung erfolgte 1937 Michaelis Wahl zum Vorsitzenden des Deutschen Eichendorff Bundes. Sein Nachlass wurde 1971 dem Generallandesarchiv Karlsruhe übergeben.
Quellen: GLA Karlsruhe 69, Nachlass O. Michaeli; Nachlassteil in d. Bad. Landesbibliothek Karlsruhe (Manuskript d. „Richilde Lichtherz“ u. Michaelis Bibliothekskatalog).
Werke: (Auswahl) Scherz u. Schmerz, 1903; Maulbronner Liederbuch, 1907; Luise von Degenfeld, 1909; Liebe um Liebe, 1912; Hammer u. Harfe, 1916; Das Waldhorn, 1926; Meine Erinnerungen an Hans Thoma, in: Der Wächter 8 [7], 1925, 20-26; Meine Erinnerungen an Wilhelm Trübner, ebd. 9, 1926/27, 97-103; Jugenderinnerungen, in: Mein Boxberg 3, 1936, 58-61 u. 4, 1937, 39-42 u. in: Der Wächter 22, 1940, 94-97 u. 23, 1941, 17-23 u. 77-81.
Nachweis: Bildnachweise: GLA Karlsruhe 69, Nachlass O. Michaeli; Reichwein, 1962 (vgl. Lit.).

Literatur: Magda Fuhrmann, O. Michaeli, in: Die Pyramide 21, 1932, Nr. 2, 5 f.; Wilhelm Engelbert Oeftering, Geschichte d. Literatur in Baden, T. 3, 1939, 142 f.; Wilibald Reichwein, Der Dichter O. Michaeli. Eine Würdigung, in: Mein Boxberg 5, 1938, 34-42; ders, Der Dichter O. Michaeli aus Eberbach, in: Eberbacher Geschichtsblatt 61, 1962, 5-30.
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