Sauer, Kurt 

Geburtsdatum/-ort: 29.05.1917;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 17.10.1986;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Geologe, Präsident des Geologischen Landesamts Baden-Württemberg
Kurzbiografie: 1928 Friedrich-Gymnasium Freiburg i. Br. (Abitur Februar 1937), Studium der Naturwissenschaften (Geologie, Mineralogie und Bodenkunde) an der Universität Freiburg
1939 V-XI Reichsarbeitsdienst
1940 IV Fortsetzung des Studiums an der Universität Wien
1940 Kriegsdienst in Frankreich, Belgien, Rußland, Nordafrika (ab 1941 als Heeresgeologe)
1943 Kriegsgefangenschaft in Nordafrika und USA
1946 Fortsetzung des Studiums an der Universität Freiburg (Promotion 29.04.1948)
1948 Eintritt als Geologe in die Badische Geologische Landesanstalt, Freiburg, die 1952 im Geologischen Landesamt Baden-Württemberg aufging
1956 Ernennung zum Landesgeologen
1959 Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg
1962 Ernennung zum Oberlandesgeologen
1964 Ernennung zum Honorarprofessor an der Universität Heidelberg
1970 Regierungsdirektor
1971 Oberregierungsdirektor
1972 Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg
1974 Abteilungsdirektor
1976 Präsident des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg
1976 Präsident der Arbeitsgruppe „nappe phréatique rhénane“
1979 Ehrenbürger der Gemeinde Bad Bellingen
1981 Ritter der französischen Ehrenlegion
1982 Ruhestand; Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1959 Freiburg i. Br., Jutta, geb. Buggle
Eltern: Alfred Nikolaus Sauer (1883-1950), Studienprofessor
Maria, geb. Schmid (1884-1961)
Geschwister: 1 Bruder
Kinder: Franz-Josef, Anna-Maria, Maria-Theresia
GND-ID: GND/117017108

Biografie: Horst Schneider (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 384-386

Sauer wurde am 29.5.1917 als Sohn des Studienprofessors für neue Sprachen und Latein Alfred Nikolaus Sauer und dessen Ehefrau Maria, geb. Schmid, in Mannheim geboren. Die Vorfahren stammten aus dem südlichen Odenwald und südlichen Baden. Bereits 1920 zog die Familie von Mannheim nach Freiburg. Südbaden wurde seine Heimat, mit der er sein ganzes Leben lang eng verbunden war und die seine Arbeiten entscheidend bestimmte.
In Freiburg besuchte er nach der Volksschule das Friedrich-Gymnasium, das sicherlich zusammen mit seinem Elternhaus sein humanistisches Denken geprägt hat.
Sauer studierte ab 1937 Naturwissenschaften mit Schwerpunkten in Geologie, Mineralogie und Bodenkunde an den Universitäten Freiburg und Wien. Er promovierte am 29.4.1948 an der Universität Freiburg zum Dr. rer. nat. mit der Arbeit „Geologie der Vorbergzone zwischen Ettenheim – Schweighausen – Herbolzheim“. Das Thema der Dissertation stellte ihm noch sein langjähriger Hochschullehrer Professor Soergel. Nach dessen Tod übernahm Professor Pfannenstiel die Betreuung der Arbeit.
Die Studienzeit wurde unterbrochen durch die Ableistung des Reichsarbeitsdienstes, durch Kriegsdienst und Gefangenschaft in der Zeit von 1939 bis 1946. Dabei war er während des Kriegsdienstes als Heeresgeologe in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Griechenland, Ägypten, Libyen und Tunesien tätig.
Am 1.1.1948 trat er als Geologe in die Badische Geologische Landesanstalt in Freiburg ein, die 1952 im Geologischen Landesamt Baden-Württemberg aufging. Hier nahm Sauer sehr bald alle Aufgaben eines Landesgeologen – von der geologischen Landesaufnahme, der Lagerstättengeologie, der Ingenieurgeologie bis zur Hydrogeologie – wahr, obwohl er erst 1956 zum Landesgeologen ernannt wurde. In zunehmendem Maße wurde die Grundwassererforschung und -erschließung seine Hauptaufgabe, entsprechend der Verlegung des Aufgabenschwerpunkts des Geologischen Landesamtes von der Rohstoffsicherung zur Wassererschließung. Außerordentlich verdienstvoll waren seine Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erschließung von Thermal- und Mineralwässern, besonders im badischen Landesteil. Seine Erfahrungen auf diesem Gebiet waren national und international geschätzt. Zu nennen ist seine erfolgreiche Tätigkeit u. a. für folgende Gemeinden: Bad Säckingen, Bad Bellingen, Bad Krozingen, Freiburg, Badenweiler, Baden-Baden, Bad Liebenzell, Wildbad, Bad Herrenalb, Bad Urach, Bad Peterstal-Griesbach, Bad Rippoldsau und Bad Schönborn. Für Bad Dürrheim und Bad Rappenau hat er entscheidend zur Sicherung der Soleversorgung beigetragen.
Die meisten seiner über 200 wissenschaftlichen Publikationen befassen sich mit hydrogeologischen Fragestellungen, besonders die seit Ende der fünfziger Jahre erschienenen Arbeiten. Dabei sind neben zahlreichen Beiträgen zur regionalen Hydrogeologie auch grundsätzliche Arbeiten über Methoden zur Überwachung und Erschließung von Thermal- und Mineralquellen zu nennen. Erwähnenswert ist, daß er sich nach frühen Veröffentlichungen zu Anfang der fünfziger Jahre über die Eisenerze Badens nach über zwanzig Jahren erneut mit lagerstättenkundlichen Themen befaßte. Auch auf dem Gebiet schichtgebundener Erzlagerstätten galt er als anerkannter Fachmann. Seine letzten Publikationen waren Beiträge für die Badischen Biographien. Sie sind Beweis für seine Freude an dieser Arbeit und Ausdruck der besonderen Gabe, Personen treffend und einfühlend zu charakterisieren.
1965 wurde Sauer Leiter der Abteilung Hydrogeologie, 1970 ständiger Vertreter des Präsidenten und am 1.4.1976 Präsident des Geologischen Landesamts bis zum Eintritt in den Ruhestand am 31.5.1982.
Sauer war ein praktischer und vielseitiger Geologe von hohem Rang, der es verstand, seine fundierten Kenntnisse und Erfahrungen auf den Gebieten der Hydrogeologie und Ingenieurgeologie als Hochschullehrer weiterzugeben. 1959 erteilte ihm die Universität Heidelberg einen Lehrauftrag für Angewandte Geologie und Geophysik. Er war Mitglied des dreiköpfigen Prüfungsausschusses für die Diplomgeologen-Hauptprüfung. Die Universität Heidelberg ernannte ihn 1964 zum Honorarprofessor. Zahlreiche junge Geologen verdanken ihm eine gute Ausbildung und eine engagierte Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten. Während seiner Tätigkeit in Heidelberg hat er 26 Diplomarbeiten und 18 Dissertationen betreut. 1972 erhielt er einen weiteren Lehrauftrag für Hydrogeologie an der Universität Freiburg.
Sauer pflegte enge wissenschaftliche Kontakte zu den Nachbarländern Frankreich und der Schweiz, aber auch zu osteuropäischen Ländern. Er war u. a. 19 Jahre Präsident der „Freunde von Wasser und Wein zu beiden Seiten des Rheins“, einer Vereinigung der wichtigsten Wasserversorgungsunternehmen in Baden und im Elsaß sowie der in dieser Region tätigen staatlichen geologischen Dienste. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er war Ritter der französischen Ehrenlegion, Ehrenbürger von Bad Bellingen, Ehrenmitglied des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg, Ehrenmitglied des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e. V. sowie der Ungarischen Hydrogeologischen Gesellschaft.
Sauer war dank seiner außergewöhnlichen Allgemeinbildung, seines überdurchschnittlichen Fachwissens, seiner reichen Erfahrung und seiner Persönlichkeit in der Lage, auch Nichtgeologen in geologisches Denken einzuführen und ihnen erdgeschichtliche Vorgänge nahezubringen. Dies führte zur mustergültigen Gestaltung zahlreicher geologischer und weinkundlicher Lehrpfade sowie Dauerausstellungen in Fremdenverkehrsgemeinden. Neben seinen vielfältigen landeskundlichen Interessen war er ein großer Kenner des Weins und seiner Kulturgeschichte.
Quellen: Nachlaß im Familienbesitz
Werke: vollständige Liste der Veröffentlichungen in: Geologisches Jahrbuch, Mitteilungen 6, 102-113, 1988
Nachweis: Bildnachweise: Foto im Flur des Geologischen Landesamts, Albertstraße 5, Freiburg und im Trauzimmer des Rathauses Bad Bellingen; Ölgemälde im Rathaus der Stadt Sulzburg von Rolf Kommer von Alkershielm von 1979; Gedenktafel im Vorraum des Eugen-Keidel-Bades, An den Heilquellen 4, Freiburg; Bronzebüste im Thermalbad Bad Schönborn

Literatur: Nachrufe: Geologisches Jahrbuch, Mitteilungen 6, 95-113, 1 Abb., 1988; Naturwissenschaftliche Deutsche Geologische Gesellschaft, 36, 178-179, 1987; Wilhelm Simon, Kurt Sauer, in: Badischer Landesverein für Naturkunde und Naturschutz. NF 14, 1987, 523-525
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