Wachenheim, Hedwig 

Geburtsdatum/-ort: 27.08.1891;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 08.10.1969; Hannover
Beruf/Funktion:
  • Sozialpolitikerin, Verfolgte des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1905-1907 Höhere Töchterschule Mannheim
1912-1914 Soziale Frauenschule Berlin
1914-1915 Fürsorgerin im Jugendamt der Stadt Mannheim
1916-1919 „Nationaler Frauendienst“ Berlin und „Berliner Milchversorgung“
1919-1921 „Reichszentrale für Heimatdienst“ Berlin
1922-1933 Regierungsrat in der Reichsfilmprüfstelle Berlin
1933-1935 Emigration in die Schweiz und nach Frankreich
1935-1946 Emigration nach USA
1946-1951 Wohlfahrtsabteilungen der amerikanischen Militärregierung in Stuttgart und Frankfurt
seit 1951 wissenschaftliche Tätigkeit in USA
Weitere Angaben zur Person: Religion: israelisch, evangelisch, konfessionslos
Eltern: Vater: Eduard Wachenheim (1855-1898), Bankier
Mutter: Marie, geb. Traumann (1870-1934)
Geschwister: 1 Schwester
GND-ID: GND/11707652X

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 372-373

Wachenheim verlor schon mit sieben Jahren ihren Vater und wurde von ihrer Mutter in einem großbürgerlichen Haus mit dem Ziel erzogen, sich der bürgerlichen Mannheimer Gesellschaft anzupassen. In dieser Absicht ließ ihre Mutter sie und ihre jüngere Schwester nach dem Tode ihres Vaters evangelisch taufen. Die Jahre zu Hause nach der Schulzeit, in denen sie als „höhere Tochter“ keine sinnvolle Aufgabe übernehmen durfte, waren für sie sehr unbefriedigend. Nach einem vergeblichen Versuch, sich als Schauspielerin ausbilden zu lassen, trat sie mit ihrer Volljährigkeit in die „Soziale Frauenschule“ von Alice Salomon in Berlin ein.
Im Jahre 1914 schloß sich Wachenheim der SPD an, deren Ideale ihr schon in Mannheim durch Ludwig Frank vermittelt worden waren. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft zwischen dem 40jährigen Politiker und dem 22jährigen jungen Mädchen, die durch den Soldatentod Franks am 3. September 1914 jäh beendet wurde. Seit 1916 wieder in Berlin, arbeitete sie zunächst ehrenamtlich im „Nationalen Frauendienst“ und dann gegen Bezahlung in der „Berliner Milchversorgung.“
Im Jahre 1919 verließ Wachenheim die evangelische Kirche, zu der sie keine Verbindung hatte, trat aber auch in die Jüdische Gemeinde nicht wieder ein. In der neu gegründeten Arbeiterwohlfahrt war sie bis 1933 als Mitglied des Hauptausschusses aktiv tätig. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Wachenheim entlassen und emigrierte noch rechtzeitig nach USA, womit sie ihr Leben rettete. Mit der amerikanischen Militärregierung kehrte sie 1946 nach Deutschland zurück, wo sie sich aber nicht mehr einleben konnte. Wieder in die USA zurückgekehrt, erhielt sie von der Universität Berkeley in Kalifornien einen Forschungsauftrag über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Daraus ist ihr Lebenswerk entstanden, in dem sie ihre leidenschaftliche Anteilnahme an der deutschen Arbeiterbewegung in einer wissenschaftlich hervorragenden Darstellung bekunden konnte. Bei einer Reise nach Deutschland ist sie in Hannover gestorben. Ihre Urne wurde in dem Grab ihrer Eltern auf dem Mannheimer Jüdischen Friedhof beigesetzt.
Werke: Ludwig Frank, Aufsätze, Reden und Briefe, Berlin 1924; Ludwig Frank, in: „Mannheimer Hefte“, 1964, 2, 28-40; Die deutsche Arbeiterbewegung 1844-1914, 2. Aufl., Opladen 1971; Vom Großbürgertum zur Sozialdemokratie, Berlin 1973
Nachweis: Bildnachweise: Stadtarchiv Mannheim

Literatur: Biographisches Handbuch der deutschen Emigration nach 1933, Bd. 1, München 1980, 786
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