Oer, Sebastian (OSB) von 

Andere Namensformen:
  • Taufname: Ernst Clemens Hermann
Geburtsdatum/-ort: 14.09.1845; Dresden
Sterbedatum/-ort: 27.01.1925;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Benediktiner, geistlicher Schriftsteller
Kurzbiografie: Besuch der protestantischen Kreuzschule in Dresden
1861-1865 Königliches Kadettenkorps Dresden
1866 Leutnant (Teilnahme am Feldzug 1866)
1870/71 Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg als Oberleutnant und Kompanieführer (Eisernes Kreuz)
1872-1888 Erzieher der Söhne des späteren Königs Georg von Sachsen
1883 Hauptmann
1885 Major (hohe Orden)
1888 1. Jun. Eintritt in die Benediktinerabtei Beuron
1888 Aug. Beginn des Noviziates
1889 14. Jul. Profess
1889-1892 Studium der Philosophie und Theologie in Beuron
1891 9. Aug. Subdiakonatsweihe
1892 3. Mai Diakonatsweihe
1892 14. Sep. Priesterweihe
1892-1918 Sekretär der Erzäbte, Annalist, Chronist, Verfasser zahlreicher religiös-pädagogischer Schriften
1897-1921 Präfekt der Weltoblaten
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Theobald Freiherr von Oer (gest. 1885), Prof., Historienmaler
Mutter: Marie Ernestine, geb. Schumann (gest. 1878)
Geschwister: 7
GND-ID: GND/11710552X

Biografie: Sr Johanna Buschmann (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 196-197

Ernst von Oer stammt aus einem alten westfälischen Adelsgeschlecht. Sein Vater Prof. Theobald Freiherr von Oer hatte sich 1840 in Dresden niedergelassen. Seine Frau Marie Ernestine kam aus einer Dresdner Juristenfamilie und schenkte acht Kindern das Leben. Ernst war ihr drittes Kind und wurde am 14. September 1845 in Dresden geboren. Nach dem Besuch der protestantischen Kreuzschule entschied sich der Fünfzehnjährige für die Laufbahn eines Offiziers und trat in die Kadettenschule ein. Neben der gediegenen militärischen Ausbildung prägte ihn besonders seine künstlerisch anregende Umgebung im Elternhaus und in der Stadt. Literatur, Theater und Besuche in der Dresdner Gemäldegalerie waren ihm von Kindheit an vertraut. Sehr früh erregte seine literarische Begabung Aufsehen und fand allseitige Hochachtung.
Nach Erlangung des Offizierspatentes nahm er 1866 auf österreichisch-sächsischer Seite an den Kämpfen um Gitschin und Königgrätz teil. 1870/71 war er Kompanieführer im Deutsch-Französischem Krieg und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Im Mai 1872 berief ihn Prinz Georg von Sachsen zum Erzieher für seine Söhne. Mit großer Kompetenz und Einsatz nahm er 16 Jahre lang diese Aufgabe wahr.
Nachdem die jungen Prinzen in die Armee eingetreten waren, musste Ernst von Oer seinen eigenen Lebensweg neu überdenken. Schon immer hatte ihn ein tief religiöser Zug geprägt. Er war aktives Mitglied im Vinzenzverein und gab sich religiös-aszetischen Übungen hin. Religiösen Austausch fand er in der königlichen Familie besonders mit dem Hauptkaplan Dr. Adolf Fritzen, dem späteren Bischof von Straßburg. Ob die Gespräche mit ihm, die Priesterweihe seines Bruders Franz im Jahre 1876 oder eine Romreise 1878 seine Berufswahl besonders beeinflusst haben, ist nicht bekannt. Doch nach einem Urlaub 1887 in Beuron stand sein Entschluss fest, Benediktiner zu werden.
Am 1. Juni 1888 trat er in die Erzabtei Beuron ein und wurde bereits fünf Wochen später als „Frater Sebastian“ in das Noviziat aufgenommen. Wegen seines fortgeschrittenen Alters hatte er bescheiden zunächst als Laienbruder angefragt, doch Erzabt Maurus nahm ihn als Chorpostulanten auf.
Nach seiner Profess am 14. Juli 1889 begann er mit den philosophisch-theologischen Studien in Beuron, empfing die niederen Weihen und am 14.9.1892 die Priesterweihe. Er wurde sofort zum Helfer des Novizenmeisters (Zelator) ernannt und übernahm verschiedene Aufgaben im Kloster. Drei Erzäbten diente er von 1892 bis fast zu seinem Tod als Sekretär. Große Wertschätzung und Bekanntheit brachte ihm das Amt des Präfekten für die Weltoblaten ein, das er von 1897 bis 1921 versah. Durch Rundbriefe, monatliche Treffen, Exerzitien und unzählige Briefe hielt er Kontakt mit den Oblaten und gab ihnen geistliche Anregungen. In seiner Amtszeit legten über 700 Oblaten aus allen Schichten der Bevölkerung ihr Versprechen ab.
Noch größere Breitenwirkung hatten seine zahlreichen Publikationen. Regelmäßig schrieb er Artikel in der Zeitschrift „St. Benedikts-Stimmen“ (insgesamt 116), und 1897 wurde sein erstes Buch „Ein Tag im Kloster“ veröffentlicht, das auch ins Englische übersetzt wurde. Seine Bibliographie umfasst insgesamt 142 Titel. Die meisten seiner Veröffentlichungen waren pädagogisch-aszetischer Art. Es finden sich Abhandlungen über das Ordensleben neben Gedanken zur christlichen Familie, psychologische Beobachtungen zu Themen der Selbstfindung und Bildung der Persönlichkeit, Schriften für Soldaten und tief religiöse Einführungen in das Gebet. Sein Stil sprach die Menschen ganz unterschiedlicher Bildungsschichten an, und er wurde rasch zu einem viel gelesenen Autor.
Bis in sein hohes Alter hinein war er tätig. Seine militärische Strenge gab ihm einerseits Halt, war aber nicht immer frei von Übertreibung. Seine tiefe Demut und Bescheidenheit glichen diese Schwäche allerdings weitgehend aus.
Quellen: Nekrolog Archiv Beuron.
Werke: (Auswahl) Ein Tag im Kloster. Bilder aus dem Benediktinerleben, 1897, 10. Aufl. 1921, englische Übersetzung; Handbuch für Oblaten des hl. Vaters Benediktus, 1898, 5. Aufl. 1923; Unsere Schwächen. Plaudereien, 1903, 16. Aufl. 1921, englische Übersetzung; Unsere Tugenden. Plaudereien, 1907, 13. Aufl. 1922; Daheim. Gedanken über die christliche Familie, 1909; Erzabt Plazidus Wolter. Ein Lebensbild, 1909; Das Vaterunser. Zehn Betrachtungen, 1910, 6. Aufl. 1923; Wer da? Ein Wort an unsere Soldaten, 1911, 4. Aufl. 1916, spanische Übersetzung; Kommet und kostet! Kommunionbuch, 1912, 5. Aufl. 1921; Des Herzens Garten. Brief an junge Mädchen, 1913, 8. Aufl. 1920; Der Ahnen wert! Ein Wort an den christlichen Adel, 1913; Wach auf! Weckruf an das deutsche Volk, 1914; Ährenlese. Erlebtes und Erwogenes, 1915, 3. Aufl. 1919; 2. Reihe 1917, 3. Aufl. 1923, Fromme Jugend, in: Pharus 7 (1916), 417-422; Ohne Furcht und Tadel ..., 1917; Familienweihe an das heiligste Herz Jesu nebst liturgischer Abendandacht, 1918, 2. Aufl. 1919; Ora et labora. Leben und Sterben von Laienbrüdern der Beuroner Benediktiner-Kongregation, 1919, 2. Aufl. 1921; Das Tagebuch meiner Mutter, 1920, 3. Aufl. 1922; Hosterwitz, eine Jugenderinnerung, in: Ehrengabe deutscher Wissenschaft für Prinz Johann Georg von Sachsen, 1920, 845-858; Ich. Selbstbetrachtungen, 1921; zahlreiche Beiträge zu den „St. Benedikts-Stimmen“ und der „Benediktinischen Monatsschrift“.
Nachweis: Bildnachweise: Archiv Beuron.

Literatur: J. Uttenweiler, Im Dienste des höchsten Königs: P. S. von Oer, in: Benediktinische Monatsschrift 9 (1927), 53-64; Suso Mayer (OSB), S. von Oer, in: Beuroner Bibliographie. Schriftsteller und Künstler während der ersten hundert Jahre des Benediktinerklosters Beuron 1863-1963, 1963; Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980, Bd. 2, 1987, 591-592; LThK Bd. 7, 1. Aufl. 739 f.; LThK Bd. 7, 2. Aufl., 1186; Kosch, Kath Dtld. II, 3327 f.
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