von Wasielewski, Theodor Karl Wilhelm Nikolaus 

Geburtsdatum/-ort: 06.12.1868; Neustadt/Westpreußen
Sterbedatum/-ort: 30.01.1941; München
Beruf/Funktion:
  • Militärarzt, Hygieniker und Krebsforscher
Kurzbiografie: 1877–1888 Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar
1888 Einjährig-Freiwilliger
1888–1892 Kaiser-Wilhelm-Akademie für das Militärärztliche Bildungswesen, Berlin
1892 Promotion zum Dr. med.: „Herpes Zoster und dessen Einreihung unter die Infections Krankheiten“
1892–1893 Unterarzt an d. Charité in Berlin
1894–1897 Staatsexamen u. Approbation; Unterarzt beim Füsilier Regiment 36 in Halle
1897–1899 Oberarzt, kommandiert als Assistent zum Hygienischen Institut d. Univ. Halle an d. S.
1899 Stabsarzt im Infanterie Reg. 79 in Hildesheim
1900–1904 Kommandiert als Assistent zum Hygienischen Institut d. Univ. Berlin; 1903 Habilitation u. Privatdozent für Hygiene
1904–1906 Stabsarzt im 5. Bad. Infanterie Reg. 113 in Freiburg
1906–1916 Stabsarzt im 2. Bad. Grenadier Regiment Kaiser Wilhelm I. 110; Umhabilitierung nach Heidelberg, Abt.-Leiter am Inst. für Krebsforschung in Heidelberg unter V. Czerny (vgl. S. 66)
1908 ao. Professor an d. Univ. Heidelberg
1914–1917 Kriegseinsatz
1916–1935 o. Professor für Hygiene an d. Univ. Rostock u. Direktor des Hygienischen Instituts sowie d. Landes-Lebensmittel-Untersuchungsanstalt; 1919 bis 1921 Dekan d. Medizinischen Fakultät
Nach 1939 Oberstabsarzt bei d. Hygienischen Untersuchungsstelle d. Wehrmacht, Prag II
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Medaille (1897); Roter-Adler-Orden IV. Kl. (1907); Mitglied d. Société de Pathologie Paris (1908); Ritterkreuz I. Kl. mit Schwertern des Ordens vom Zähringer Löwen (1915)
Verheiratet: 1905 (Berlin?) Johanna, geb. Gründahl (* 1874)
Eltern: Vater: Theodor († 1902), Major
Mutter: Marie, geb. Brandt († vor 1902)
Geschwister: unbekannt
Kinder: keine
GND-ID: GND/117146587

Biografie: Tobias Seidl (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 426-427

Wasielewski, der aus einer Offiziersfamilie stammte, schlug nach dem Abitur in Weimar ebenfalls die Militärlaufbahn ein. Nach seinem Dienst als Einjährig-Freiwilliger begann er 1888 sein Studium an der „Kaiser-Wilhelm-Akademie für das Militärärztliche Bildungswesen“ in Berlin. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich in eigenen Forschungen mit zellbiologischen und histologischen Fragestellungen. 1892 promovierte er über Herpes Zoster und trat als Unterarzt in die Charité in Berlin ein. Nach bestandenem Staatsexamen und der ärztlichen Approbation folgten bis 1904 Kommandierungen als Assistenzarzt bzw. wissenschaftlicher Assistent nach Halle, Hildesheim und Berlin. Während seiner Assistentenzeit forschte Wasielewski an Protozoen sowie Pockenerregern und habilitierte sich 1903 zu dieser Thematik an der Univ. Berlin im Fach Hygiene.
Im folgenden Jahr wurde Wasielewski als Bataillonsarzt zum Infanterie Regiment 113 in Freiburg versetzt. Dort leitete er zugleich die bakteriologische Untersuchungsstelle beim Divisionsarzt. Zur Vertiefung seiner parasitologischen Kenntnisse unternahm er 1905 eine sechsmonatige Studienreise nach Rom, um sich der Erforschung der Malaria zu widmen.
1906 wurde Wasielewski zum 2. Bad. Grenadier Regiment Kaiser Wilhelm I. 110 in Heidelberg versetzt. Im selben Jahr habilitierte er sich an der dortigen Universität mit einem Probevortrag über die Verbreitung tierischer Blutparasiten in Deutschland und übernahm die Leitung der Histologisch-parasitologischen Abteilung des von Vincenz Czerny gegründeten Instituts für experimentelle Krebsforschung. Die Abteilung hatte die Aufgabe, mittels Tierexperimenten die Rolle von Parasiten in der Krebsentstehung und -übertragung zu untersuchen. Wasielewski beschäftigte sich in seiner Heidelberger Zeit vor allem mit vergleichenden Tiergeschwulstuntersuchungen, dem Studium pflanzlicher Krebserreger und protozoologischen Arbeiten. 1907 ließ er sich aus dem Militärdienst entlassen, um sich vollständig seiner wissenschaftlichen Tätigkeit widmen zu können. Die Universität honorierte dies durch die Verleihung des Titels eines ao. Professors. 1913 übernahm Wasielewski, nach dem Weggang Emil v. Dungerns, die Leitung der gesamten wissenschaftlichen Abteilung des Instituts für experimentelle Krebsforschung.
Beim Ausbruch des I. Weltkrieges kehrte Wasielewski in den aktiven Militärdienst zurück, zunächst im Rang eines Oberstabsarztes als Hygieniker bei der Kriegslazarett-Abteilung des 14. Armeekorps, dann als beratender Korpshygieniker beim Oberkommando der Armeeabteilung Falkenhausen. In dieser Funktion war er für die Organisation der Seuchenbekämpfung und die Überwachung des Gesundheitsdienstes zuständig.
1916 folgte Wasielewski dem Ruf auf den Lehrstuhl für Hygiene der Univ. Rostock als Nachfolger Ludwig Pfeiffers (1861–1945), womit die Ernennung zum Direktor des Hygienischen Instituts und der Landes-Lebensmittel-Untersuchungsanstalt verbunden war. Zugleich wurde er im Rahmen seines Kriegsdienstes zum Leiter der „Untersuchungsstelle Rostock für die bakteriologische Untersuchung bei Pestverdacht“ bzw. des fachärztlichen Beirats für Hygiene für beide Mecklenburgs bestellt. In dieser Funktion war er für die Inspektion der Garnisonen und Kriegsgefangenenlager in der Region zuständig.
Bis zu seiner Emeritierung 1935 setzte Wasielewski seine Forschungen auf den Gebieten der Hygiene, Mikrobiologie und Parasitologie fort. Im akademischen Jahr 1919/20 stand er der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock als Dekan vor. Nach 1933 trat Wasielewski dem NS-Lehrerbund, dem Opferring der NSDAP, der NS-Volkswohlfahrt, der NS-Kulturgemeinde und dem „Kampfbund für deutsche Kultur“ bei. Im II. Weltkrieg wurde Wasielewski reaktiviert und als Oberstabsarzt bei der Hygienischen Untersuchungsstelle der Wehrmacht in Prag eingesetzt. Wasielewski starb kurz nach Vollendung seines 72. Lebensjahres an einem Gehirnschlag und liegt in München begraben. Seine Forschungen zu Blutzellen-Schmarotzern und Variola-Vakzine-Erregern trugen in hohem Maße zur Erweiterung des Kenntnisstandes bei. Darüber hinaus stießen seine Arbeiten zur Geschwulstbildung bei Vögeln international auf große Beachtung.
Quellen: UA Heidelberg PA 1232 u. 2403; UA Rostock PA von Wasielewski; GLA 235/2640; LHAS 5.12–7/1 1499, 2344, 2346, 9740; BA BDC-Karteien NSLB, REM, RFR; Standesamt Rostock, Sterberegister 1941, Bd. 1 (Erstbuch), Registernummer C 464/1941.
Werke: Schriftenverzeichnis bis 1916 in UA Rostock PA von Wasielewski – Auszug: Herpes Zoster u. dessen Einreihung unter die Infections Krankheiten, 1892; Sporozoenkunde. Ein Leitfaden für Ärzte, Tierärzte u. Zoologen, 1896; (mit L. Hirschfeld) Studien u. Mikrophotogramme zur Kenntnis d. pathogenen Protozoen, 1904–1908; (mit S. Bettmann) Zur Kenntnis d. Orientbeule u. ihres Erregers, 1909; (mit L. Hirschfeld) Untersuchungen über Kulturamöben, 1910; Die Hämatoproteus-Infektion d. Turmfalken, 1918; Alkohol u. Volksernährung, 1926.
Nachweis: Bildnachweise: UA Heidelberg, Bildersammlung; Kurpfälzisches Museum Heidelberg; Buddrus/Fritzlar, 2007, 428 (vgl. Literatur).

Literatur: Theodor Wasielewski, in: Gerhard Lüdtke (Hg.), Kürschners dt. Gelehrten-Kalender 4. Ausg., 1931, 376; Isidor Fischer, Biographisches Lexikon d. hervorragenden Ärzte d. letzten fünfzig Jahre, 2 Bde, 1932–1933, Bd. 2, 518; Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon, 1986–1991, 286; Dt. biogr. Enzyklopädie online, 2006, Dok-ID 10–1640; Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar (Hgg.), Die Professoren d. Univ. Rostock im Dritten Reich. Ein biographisches Lexikon, 2007, 428.
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