Weber, Simon 

Geburtsdatum/-ort: 01.01.1866;  Bohlingen
Sterbedatum/-ort: 12.03.1929;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • katholischer Geistlicher, Domkapitular in Freiburg
Kurzbiografie: 1872-1879 Volksschule Bohlingen
1879-1887 Bertholdgymnasium Freiburg; Zögling am Institut Schanzenbach
1887-1891 Studium der katholischen Theologie Freiburg und St. Peter
1891 (8. 7.) Priesterweihe St. Peter
1891-1892 Vikar Offenburg
1892-1894 Kaplan an der deutschen Nationalkirche S. Maria dell' Anima Rom; Fortsetzung der theologischen Studien am Collegium Germanicum, De Propagande Fide und Divi Thomae Aquinatis (seit 1909 Pontificio Ateneo Angelicum)
1894 (28. 5.) Promotion Dr. theol. am Collegium theologicum Divi Thomae Aquinatis
1894-1896 Pfarrverweser Wollmatingen
1896-1898 Habilitation an der Theologischen Fakultät Freiburg; Privatdozent
1898-1908 außerordentlicher Prof. für Apologetik Freiburg
1908-1916 ordentlicher Prof. für neutestamentliche Literatur Freiburg
1916-1929 Domkapitular Freiburg
1925 Päpstlicher Hausprälat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Lorenz Weber (1833-1876), Gerber
Mutter: Johanna, geb. Schwarz (1836-1895)
Geschwister: 7 (3 Brüder, 4 Schwestern)
3 weitere Geschwister früh verstorben
GND-ID: GND/117170844

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 306-307

Schon zum Zeitpunkt seiner Priesterweihe hatten die kirchlichen Vorgesetzten in Webers wissenschaftliche Befähigung große Erwartungen gesetzt. Zum Zwecke der Fortführung seiner theologischen Studien wurde er 1892 Kaplan an der deutschen Nationalkirche in Rom. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem biblischen Fachbereich; an verschiedenen päpstlichen Kollegien hörte er grundlegende Vorlesungen, die ihn zu späteren exegetischen Publikationen anregten.
Als promovierter Theologe in die Heimatdiözese zurückgekehrt, war Weber nochmals für kurze Zeit in der Pfarrseelsorge tätig. Nach dem Tode von Prof. Andreas Schill (1896) habilitierte er sich auf ausdrücklichen Wunsch der Theologischen Fakultät in Freiburg für das Fach Apologetik. Zwei Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.
Mit erstaunlicher Sachkenntnis arbeitete sich Weber in das ihm übertragene Fachgebiet ein. Recht bald schon erwies er sich als ein exzellenter Kenner der christlichen Kirchen- und Kulturgeschichte Armeniens. Sein Hauptwerk „Die katholische Kirche in Armenien“ (1903) ist die reifste Frucht dieses Forschungsgebietes; ihm war auch das Thema seiner Habilitationsschrift und seiner 1898 gehaltenen Antrittsvorlesung entnommen. Seine erfolgreiche Forschertätigkeit auf dem Gebiet der Apologetik, der Patrologie und der Kirchengeschichte machte es ihm nicht leicht, den ihm 1908 angetragenen Lehrstuhl für neutestamentliche Literatur zu übernehmen. Gerade damals, als allenthalben der Theologie der Vorwurf gemacht wurde, nicht voraussetzungslos an die Forschung heranzutreten, sah sich Weber in seiner katholisch-theologischen Grundhaltung dazu gedrängt, die ungerechtfertigten Angriffe auf Glaube und Kirche abzuwehren. Obwohl schon seit längerem Inhaber des neutestamentlichen Lehrstuhls, schrieb er im Umfeld des Antimodernistenstreits weiterhin Aufsätze apologetischen Inhalts.
Seit 1916 war Weber Domkapitular in Freiburg und als solcher Referent vornehmlich für die Heranbildung des Klerus und die wissenschaftliche Weiterbildung der Geistlichen. Zweifellos bedeutete die Berufung in die oberste Leitung der Erzdiözese für ihn persönlich eine hohe Ehre; trotzdem war ihm der Verzicht auf die bisherige wissenschaftliche Tätigkeit nicht leicht gefallen. Vor allem lag ihm daran, den direkten Kontakt zu Forschung und Lehre weiterhin aufrechtzuerhalten und der Ehrenrechte eines aktiven Hochschullehrers nicht verlustig zu gehen. Daher hoffte er auf die Ernennung zum Honorarprofessor. Doch erfüllten sich diese Erwartungen nicht. Weber, dem es nicht gelang, die wahren Gründe der ihm verwehrten Auszeichnung aufzuklären, sah sich schließlich als Opfer eines für seine Person ehrenrührigen Zusammenspiels der Theologischen Fakultät, des Kultusministeriums und des Erzbischöflichen Stuhls. Als langjähriger und international anerkannter Wissenschaftler fühlte er sich durch diese Behandlung tief verletzt.
Weber, der nicht nur ein außergewöhnlich vielseitiges theologisches Wissen hatte, war zugleich auch ein pflichteifriger und geschätzter Priester. Erwähnung verdient, daß er in Freiburg nahezu 30 Jahre lang die Taubstummen seelsorgerisch betreut hat. Im Alter von erst 63 Jahren starb er unerwartet am 12. März 1929.
Quellen: EAF Personalakte S. Weber.
Werke: Werkverzeichnis in: Gesamtverzeichnis d. dt.sprachigen Schrifttums (GV) 1700-1911, Bd. 154, 293/94, München 1986; GV 1911-1965, Bd. 141, 420, München 1981; Verzeichnis d. literar. Arbeiten, in: FDA 59 (NF 32), 25-27, Freiburg 1931. Einzeltitel, auf die der Vitentext Bezug nimmt: Abfassungszeit u. Echtheit d. Schrift Ezniks „Widerlegung der Irrlehrer“, in: Theol. Quartalsschrift, Tübingen 1897; Die Apologie d. Christentums bei den Armeniern d. Altertums, in: Der Katholik, Mainz 1898; Die kath. Kirche in Armenien, Freiburg 1903; Theologie als freie Wissenschaft u. d. wahren Feinde wissenschaftl. Freiheit. E. Wort zum Streit um d. Antimodernisteneid Freiburg 1912.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung; Anz. f. d. kath. Geistlichkeit, a. a. O., 102.

Literatur: N. N., Domkapitular Prälat Dr. Weber †, in: Konradsblatt, 13. Jg., Nr. 14, 170, Karlsruhe 1929; S. Hirt, Dr. theol. S. Weber, in: FDA 59 (NF 32) 1929, 22-27; N. N., Prälat Dr. S. Weber, in: Anzeiger f. d. kath. Geistlichkeit, 78, 1969, 102.
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