Hoffmann, Heinz 

Andere Namensformen:
  • Wirkl. Name: Karl Hoffmann; 1935–1945 Pseudonym Heinz Roth
Geburtsdatum/-ort: 28.11.1910;  Mannheim-Neckarau
Sterbedatum/-ort: 02.12.1985; Strausberg, Wandgrab im Zentralfriedhof Friedrichsfelde, Berlin, Gedenkstätte der Sozialisten
Beruf/Funktion:
  • DDR-Armeegeneral und Verteidigungsminister
Kurzbiografie: 1916–1924 Volksschule in Mannheim
1925–1928 Schlosserlehre bei d. Mannheimer Motoren-Werke AG, danach arbeitsloser Gelegenheitsarbeiter
1930 XI. Eintritt in die KPD, Parteiarbeit in d. Unterbezirksleitung Mannheim, Bezirksleitung Pfalz/Baden
1935 VII.–1937 II. Exil in d. Sowjetunion, Besuch d. Internationalen Lenin-Schule Moskau, Militärische Ausbildung an einer Sonderschule d. Militär-Akademie „M. W. Frunse“, Rjasan
1937 II.–1937 VII. 21 Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg; Kriegskommissar im „Hans-Beimler-Bataillon“/„Thälmann-Brigade“
1937 VII.–1941 II. Rekonvaleszenz in Madrid, im Juni 1938 Verlegung nach Eaubonne bei Paris, im Sommer 1939 Rückholung nach Moskau u. med. Weiterbehandlung
1941 III.–1945 XII. Militärisch-polit. Weiterbildung in d. Sowjetunion, Lehrer in Kriegsgefangenenlagern u. Parteischulen
1946 I.–1947 IX. Rückkehr nach Deutschland; pers. Mitarbeiter von Wilhelm Pieck, dann Pers. Referent Walter Ulbrichts; Mitglied d. Landesleitung Groß-Berlin d. SED, Org.-Sekretär u. Stv. von Hermann Matern
1949 VII. 1 Generalinspekteur d. Volkspolizei, Vizepräsident d. Dt. Verwaltung d. Innern u. Leiter d. Hauptabt. Politkultur, PK
seit 1950 Abgeordneter d. Volkskammer, Kandidat des ZK d. SED
1950 IV. 26 Leiter d. Hauptverwaltung Ausbildung, HVA
1952 VII.–1959 Chef d. Kasernierten Volkspolizei, KVP, 1.Okt.
1952 als Generalleutnant; 1.Aug. 1953 Stv. Minister d. Innern, 28.Nov. 1957 1. Stv. d. Ministers für Nationale Verteidigung u. ab 1. Mrz. 1958 in gl. Funktion Chef d. Hauptstabes d. Nat. Volksarmee, seit 7.Okt. 1959 als Generaloberst
1954 Mitglied des ZK der SED
1960 VII. 14 bis zum Tod Minister für Nationale Verteidigung, seit 1. Mrz. 1961 als Armeegeneral
1973 X. 2 Mitglied des Politbüros des ZK d. SED
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev., ab 1926 konfessionslos
Auszeichnungen: Ehrungen (Auswahl): Vaterländischer Verdienstorden in Gold (1954); Banner d. Arbeit u. Rotbanner-Orden d. UdSSR (1965); Scharnhorst-Orden (1966, mehrfach verliehen); Karl-Marx-Orden (1970); Held d. DDR (1975, mehrfach verliehen); Lenin-Orden d. UdSSR (1980, mehrfach verliehen)
Verheiratet: I. 1933 (Mannheim) Regina, geb. Röhrig (geboren 1911)
II. 1940 (Moskau) Klavdija (Klava), geb. Knjazeva (verst. 1952)
III. 1954 (Berlin) Halina, (geboren 1928), 1964 gesch., Krankenschwester
IV. 1964 (Berlin) Gisela, geb. Sauer (1941–1990), Feldwebel, Chefsekretärin.
Eltern: Vater: Karl (1890–1919), Schlosser
Mutter: Maria, geb. Beil (1891–1981), wiederverh. Würtz (1922)
Geschwister: 2; Maria Luise (geboren/gestorben 1915) u. Hildegard Katharina Würtz (1922–2005), Halbschwester.
Kinder: aus II. 2;
Jura (geboren 1942), Offizier des DDR-Ministeriums
für Staatssicherheit, zuletzt Oberst u. Militärattaché in Österreich;
Alexander (1949–1972), Ingenieur-Leutnant d. DDR-„Volksarmee“, Unfalltod;
aus III. Gert (geboren 1956);
aus IV. 3;
Rey (geboren 1964), Kfz-Mechaniker, Offizier d. NVA,
Maik (geboren 1967), Flugzeugmechaniker,
Kareen (geboren 1971), Reiseverkehrsfrau.
GND-ID: GND/118552503

Biografie: Karlheinz Deisenroth (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 186-190

„Wer unsere Grenze nicht respektiert, der bekommt die Kugel zu spüren.“ So formulierte Hoffmann in einer Ansprache an die Grenztruppe zum 5. Jahrestag des Mauerbaus, dokumentiert in der NVA-Armeefilmschau 07/66. Seine Feststellung auf der 12. Tagung des ZK der SED vom 27./28. April 1966 lautet: „Wir haben die gleiche Ordnung an der Grenze wie jeder andere Staat. Wenn irgendwo jemand illegal über die Grenzen geht, ohne die Warnung des Grenzpostens zu beachten, wird geschossen“ („Berliner Zeitung“, 4. Mai 1966). Beide Aussagen charakterisieren zugleich Mann und System. Das indirekt eingestandene Vorhandensein eines Schießbefehls an Mauer und Demarkationslinie zur Bundesrepublik und dessen strikte Anwendung in Form einer Androhung lassen sich aus Hoffmanns Partei- und Staatsverständnis erklären, zu welchem von frühester Jugend an die eigentlich in den Bereich des Dogmas der katholischen Kirche fallende Infallibilität und starre Dogmatik der Kommunistischen Partei zählte. Offen gestand er in einem Gespräch mit seinen Amanuenses für seine Autobiographie, er habe in den 1920er-Jahren kurz vor einer Mordanklage gestanden, ein falsches Alibi habe ihn aber gerettet. „Da haben wir ein paar zusammengeknallt, die uns überfallen wollten.“
Hoffmanns voreheliche Geburt am Vorabend des I. Weltkrieges in eine Mannheimer Arbeiterfamilie, der Vater war Schlosser bei Benz, fiel in die Zeit einer erstarkenden Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung, der Eltern wie Großeltern angehörten, bei denen der junge Hoffmann aufwuchs. Gegen den Wunsch seiner Mutter, die ihn gerne als Musiker gesehen hätte, begann Hoffmann nach der Volksschulzeit eine Lehre als Maschinenschlosser, die er nach drei Jahren erfolgreich beendete. Damals setzte die Wandlung des jungen Hoffmann hin zur politisch linken Radikalität ein, die nicht nur zum Austritt aus der Kirche, sondern auch zur frühen Bindung an den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands 1926 führte. Dies umso mehr, als er nach Abschluss der Lehrzeit ohne feste Anstellung blieb und so sein Temperament für die Partei einsetzen konnte, der er 1930 beigetreten war. Von kurzen Gelegenheitsarbeiten abgesehen, um den Bezug des Arbeitslosengeldes zu sichern, widmete Hoffmann die Zeit vor dem NS-Regierungsantritt der intensiven Agitationsarbeit in den örtlichen Bezirksleitungen der KPD Nordbadens und der Pfalz.
Die folgenden zwei Jahre sahen ihn in der Illegalität als Kurier der KPD unter dem Decknamen „Bubi“. Als leitender Genosse des Instrukteurbereiches Süd, Bezirke Frankfurt, Baden-Pfalz u. Württemberg, versah er nicht nur Kurierdienste, sondern bastelte auch an einem gemeinsamen Aktionsprogramm von KPD- und SPD-Führung, ganz im Gegensatz zu der erst 1935 von der Kommunistischen Internationalen verworfenen Sozialfaschismus-These. Seit dem Kasseler Prozess gegen kommunistische Genossen auf den Fahndungslisten der Polizei holte ihn die Partei bevor seine wahre Identität öffentlich werden konnte über verschlungene Wege Mitte 1935 nach Moskau, wo dem politischen Autodidakten auf der Moskauer Lenin-Schule das Einmaleins des Marxismus-Leninismus beigebracht wurde.
Die nachfolgende Ausbildung an einer Sonderschule in Rjasan, die er im Februar 1937 als Leutnant verließ, diente bereits der militärischen Vorbereitung auf den Einsatz als „Freiwilliger“ im Spanischen Bürgerkrieg. Diese Episode, in der Hoffmann als „Kriegskommissar“ im „Hans-Beimler-Bataillon“ der „Thälmann-Brigade“ eingesetzt war, endete bereits am 24. Juli 1937 nach fünf Monaten durch die schwere Verwundung Hoffmanns bei Quijorna in der Schlacht von Brunete. In seinen Erinnerungen, die seiner „Feuertaufe“ ausführlich gedenken, werden die Mordtaten der Sowjets hinter der Front in den eigenen Reihen wegen angeblicher abweichlerischer oder trotzkistischer Bestrebungen mit keinem Worte erwähnt, ein Charakteristikum des Menschen Hoffmann, getreu der Devise: Die Partei hat immer recht! Unkritisch befolgte er von frühester Jugend an die Maximen des parteiamtlichen Marxismus-Leninismus.
Nach seiner problematischen Unterleibsverwundung und langwierigen Rekonvaleszenz in Spanien, seit Juni 1938 in Frankreich, holte ihn die Partei nach eigenen Aussagen im Sommer 1939 angesichts vom Deuxième Bureau erhobener Vorwürfe wegen Erschießungen von Trotzkisten wieder zurück nach Moskau, wo seine Behandlung fortgesetzt wurde und seine Gesundheit nach Sanatoriumsaufenthalten in Jalta und Peredelkino sich weitgehend stabilisierte, so dass er ab März 1941 in einer Phase wachsender Kriegsvorbereitungen auf beiden Seiten von der Komintern zu einem Lehrgang nach Puschkino zur Vertiefung seiner weltanschaulichen Kenntnisse geschickt werden konnte. Damit verbunden war auch ab Juli 1941 eine Weiterbildung in den militärischen Kenntnissen und Fähigkeiten für den Einsatz im Partisanenkampf. An deren Ende freilich stand der ärztliche Bescheid, nicht mehr kriegsverwendungsfähig zu sein, womit Hoffmann sich nur schwer abzufinden vermochte. Doch ergaben sich mit dem Kriegsbeginn zwischen Deutschland und der Sowjetunion für den Kriegsinvaliden seit Juni 1941 neue Betätigungsfelder. Im Kriegsgefangenenlager 7099/1 in Spasski-Sawod, Kasachstan, das er Ende Oktober 1941 erreichte, fand der „Instrukteur“ eine Aufgabe als Agitator unter den deutschen Gefangenen. Schon in Spanien als „muy activo politicamente“ und in Beurteilungen als kontaktfreudig geschildert fiel ihm diese neue Tätigkeit nicht schwer, auch wenn er anfangs den höheren Offizierschargen seiner mangelnden militärischen Kenntnisse und Bildung wegen mit einer gewissen Befangenheit gegenübertrat. Die Tätigkeit als Lehrer sollte Hoffmann bis Kriegsende beibehalten, u.a. an der Zentralen Antifa-Schule in Oranki seit April 1942 und an der Parteischule der KPD seit April 1945, bis ihn, trotz seines Wunsches, wieder in seine Heimatstadt Mannheim zurückkehren zu dürfen, Parteiruf Anfang 1946 in das zerstörte Berlin sandte, damit er am Aufbau eines sozialistischen Teildeutschlands in der Sowjetzone mitwirke. Bis die lebensbestimmende Aufgabe für Hoffmann gefunden war, wirkte er als persönlicher Mitarbeiter und Referent Wilhelm Piecks und Walter Ulbrichts sowie in der Landesleitung der SED Groß-Berlins und als Stellvertreter Hermann Materns.
Die Entscheidung der Sowjetischen Militäradministration im Juni 1948, bewaffnete Organe in der SBZ aufzustellen, stellte die Zonenverwaltung vor die schier unlösbare Aufgabe, fachlich geschultes Personal bereit zu stellen, wollte die Parteileitung doch keinesfalls auf die Offiziere der „faschistischen“ Wehrmacht zurückgreifen. So schlug die Stunde für den militärisch vorgebildeten Hoffmann, als er im Juli 1949 zum Generalinspekteur der „Deutschen Volkspolizei“ und zugleich zum Vizepräsidenten der „Deutschen Verwaltung des Innern und Leiter der Hauptabteilung Politkultur“ bestellt wurde. Innerhalb kurzer Zeit vermochte Hoffmann es, in die Spitzenorganisation des neuen Staates vorzudringen. Mit 42 Jahren hatte er bereits den Dienstgrad eines Generalleutnants und die Dienststellungen des Chefs der Kasernierten Volkspolizei, KVP, der militärisch organisierten und der Camouflage als Nukleus einer künftigen Armee entkleideten HVA, und eines Stellvertreters des Ministers des Innern erreicht. Das Jahr 1952, das so entscheidende Weichen hinsichtlich der militärisch-politischen Weiterentwicklung des SED-Staates gestellt hatte, brachte auch für Hoffmann nicht nur politisch, sondern auch privat einen tiefen Einschnitt, verstarb doch seine russische Ehefrau nach längerer Krankheit.
Der Aufstand des 17. Juni 1953, bei welchem Hoffmann den Einsatz der KVP zu dessen Niederschlagung anbot, sowie die anschließenden personellen Veränderungen tangierten Hoffmann nicht. Stattdessen schickte ihn die Parteiführung, um seine immer erkennbarer werdenden militärischen Defizite abzustellen, im Dezember 1955 zusammen mit elf weiteren Offizieren für zwei Jahre zur Generalstabsausbildung nach Moskau.
Nach seiner Rückkehr als Diplom-Militärwissenschaftler Ende November 1957 fand Hoffmann eine veränderte militärische Situation vor, war doch mittlerweile aus der als KVP getarnten Truppe die „Volksarmee“, NVA, entstanden, in welcher er sogleich Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung, Willi Stoph, wurde. Unaufhaltsam vollzog sich in den darauffolgenden zwei Jahren der Aufstieg Hoffmanns über die Stellung des Chefs des Hauptstabes, die Beförderung zum Generalobersten am 7.Oktober 1959 bis zur Ernennung zum Verteidigungsminister im Juni des folgenden Jahres. Als solcher „funktionierte“ er 25 Jahre lang im Sinne der Parteiführung, immer von der strengen Observanz im Stalinschen Sinne beherrscht, die er auch über alle Richtungsänderungen der Partei bis zum Tod beibehielt. Intrigen des MfS-Ministers Mielke in den Jahren 1963/1964, Hoffmanns Sturz zu bewirken, verpufften angesichts der schützenden Hand der sowjetischen Führung über deren treuesten Parteigänger.
In dieser langen Amtszeit vermochte Hoffmann es, die SED-Armee von den bescheidenen Anfängen zu einer im Warschauer Bündnis geachteten Einsatztruppe zu formen. Er kann mit Recht als der „Vater der Volksarmee“ bezeichnet werden, der es in seiner nach außen oft jovialen und zupackenden Art verstand, bei seinen Untergebenen ein großes Maß an Vertrauen und Einsatzbereitschaft zu wecken. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hoffmann stets darauf bedacht war, die vorgegebene Parteilinie voll durchzusetzen, auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen. Vorbild blieben ihm immer die Sowjetunion und die Sowjetarmee, deren Maximen er punktgenau für „seine“ Armee übernahm. Seine umfangreiche Machtposition – noch vor seiner Ernennung zum Minister war er im März 1960 in den „Nationalen Verteidigungsrat“ berufen worden, am 1. März 1961 hatte er den höchsten militärischen Dienstgrad in der DDR erreicht, seit 2. Oktober 1973, nach Ulbrichts Tod, gehörte er der obersten Machtzentrale, dem Politbüro, als Vertreter der Armee an – ermöglichten ihm weitreichende Entscheidungsbefugnisse im gesamten Sektor der Landesverteidigung einschließlich der Zivilverteidigung, zu der seit dem Mauerbau auch die nun der NVA unterstellten Grenztruppen zählten.
Diese Position nutzte Hoffmann aus, um auch den Bereich der vormilitärischen Beeinflussung der Jugend unter seine Kontrolle zu bekommen. Nicht nur die von ihm mitgegründete „Gesellschaft für Sport und Technik“ als eine Art Vorschule für die Armee, sondern auch der in Zusammenarbeit mit dem Volksbildungsministerium 1978 institutionalisierte „Wehrunterricht“ in den 9. und 10. Klassen der polytechnischen Oberschulen waren ihm innerstes Anliegen im Sinne einer totalen Militarisierung der Bevölkerung für den erwarteten Kampf der Systeme auf deutschem Boden. Neben intensivierter militärischer Traditionspflege im antifaschistischen und proletarischen Geiste legte er äußersten Wert auf die Herausbildung des NVA-Offiziers als klassenbewussten Kämpfers, der die Einheit von politischer und militärischer Führung gewährleisten sollte: „militärischer Parteifunktionär“, wie es Hoffmann ausdrückte, und zugleich Meister seines Faches. Dies sollte angesichts einer gewandelten politischen Haltung zur DDR seit dem allmählichen Umdenken in der westdeutschen Politik und Gesellschaft in den 1970er-Jahren einer Aufweichung der eigenen Bevölkerung und damit der Armee entgegenwirken. Die Partei ehrte dies u.a. 1975 mit der Verleihung einer „Ehrenpromotion“ an der Parteihochschule „Karl Marx“ beim ZK der SED.
Wie bei anderen Parteifunktionären auch, blieb die Privatsphäre Hoffmanns der Öffentlichkeit weitestgehend verborgen, so dass Nuancen der Persönlichkeitsstruktur im Dunkel bleiben mögen. Symptomatisch hierfür taucht weder in den vorhandenen militärischen und politischen Aktendokumenten noch in seinen Erinnerungsprotokollen seine erste, 1933 geschlossene, möglicherweise parteipolitisch motivierte Ehe mit einer Dissidentin auf; eine 1937 verfügte Passsperre deutet auf politische Unzuverlässigkeit im Sinne des NS-Systems hin. Auch die nachfolgenden Eheschließungen sind nur lückenhaft dokumentiert. Abgeschirmt von den „Werktätigen“ frönte der sowohl geistigen Getränken als auch dem weiblichen Geschlecht mehr als Aufgeschlossene – glaubhafte Dokumente des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR belegen Hoffmanns entsprechenden Lebensstil – den auch bei seinen Parteifreunden beliebten ehedem feudalen Leidenschaften aufwendiger Jagden in eigenen Jagd revieren mit Jagdhaus und genoss die Annehmlichkeiten eines staatlichen Ferienhauses am Scharmützelsee mit privatem, auf Staatskosten errichteten Familienbunker. Bis zu seinem Tode wenige Tage nach den Feierlichkeiten zu seinem 75. Geburtstag – nach dem militärärztlichen Bulletin soll eine Ruptur der Aorta eine schwere innere Blutung verursacht haben – blieb Hoffmann seiner parteipolitisch starren Denkweise verhaftet, die ihre Jugendprägung unter dem Stalinismus nie verleugnete und ihn letztlich auch in den eigenen Reihen zunehmend fossil erscheinen ließ. Die nach 1985 einsetzende Perestroika der sowjetischen „Freunde“ erleben zu müssen, hat ihm ein gnädiger Tod erspart.
Am 6. Dezember 1985 wurden Hoffmanns sterbliche Überreste nach einem Staatsakt im Hause des Zentralkomitees in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Friedrichsfelder Zentralfriedhof mit militärischen Ehren der Erde übergeben.
Quellen: BA, Abt. MilitärA Freiburg, DVW 1/115578, 115579, Tonbandprotokolle u. Gesprächsaufzeichnungen zur Biographie Hoffmanns 1910–1957 durch ObstLt Rohlfs, Schunke u.a., N 868/1-54; BA, Abt. Stiftung d. Parteien u. Massenorganisationen d. DDR Berlin, SgY 30/1566, Erinnerungen, DY 30/IV2/11/v.5341, Kaderakte Hoffmann; BA, Abt. DDR Berlin, DX 3/236 u. 237, Biogr. Presseausschnittslg, DX 3/876–878, Reden 1958–1985; Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen Berlin, MfS, GH 30/72, Bd. 1–3; StadtA Mannheim Hist. Meldekartei, Ledigenmeldekarte Hoffmanns, Zugg. 1/2009 Nr. 92, Geburtseintrag des Vaters, Zugg. 41/2003 Nr. 1797, Sterbeeintrag d. Mutter, Zug. 3/2009 Nr. 254, Sterbeeintrag d. Schwester Hoffmanns.; Befragung von Hoffmanns wiss. Mitarbeiter Dr. Joachim Schunke u. seinem Adjutanten Joachim Roth, Jan. 2012.
Werke: Die Lehre des Marxismus-Leninismus über gerechte u. ungerechte Kriege – eine scharfe Waffe im Kampf gegen den imperialistischen Krieg, 1952; Die Überlegenheit d. sowjetischen Militärwissenschaft gegenüber d. bürgerlichen Kriegswissenschaft, 1955; Der Marxismus-Leninismus über den Krieg u. die Streitkräfte, 1958; Die Uhr d. Militaristen läuft ab, 1961; Das Militärprogramm d. sozialistischen Revolution, 1962; Die Militärpolitik d. SED u. die Erhöhung d. Verteidigungsbereitschaft d. DDR, o. O. u. J. [1966]; Die militärische Unterstützung des spanischen Volkes in seinem Freiheitskrieg – ein Beispiel des proletarischen Internationalismus u. nationaler Verantwortung, in: Horst Kühne et al. (Hgg.), Pasaremos. Deutsche Antifaschisten im national-revolutionären Krieg des spanischen Volkes. Bilder– Dokumente– Erinnerungen, 21970, 9-18; Streitkräfte in unserer Zeit, in: Einheit 3, 1976, 354-363; Sozialistische Landesverteidigung. Aus Reden u. Aufsätzen [H.s], 5 Bde., 1971–1983; 20 Jahre Warschauer Vertrag – 20 Jahre zuverlässiger Schutz des Friedens u. des Sozialismus in Europa, 1975; Mannheim-Madrid-Moskau. Erlebtes aus drei Jahrzehnten, 1981; Moskau-Berlin. Erinnerungen an Freunde, Kampfgenossen u. Zeitumstände, 1989.
Nachweis: Bildnachweise: BA, Abt. BildA, Bild 183–77108–0001, Vereidigung Hoffmanns am 17. Okt. 1960 durch W. Ulbricht (E. Zühlsdorf, ADN-Zentralbild) u. Bild 183– 982–1217–023, Porträtaufnahme vom 17.12.1982 (ADN-ZB/DEWAG); BA, Abt. MilitärA N 868/14–22: „Eine Chronik in Bildern 1950– 1985“.

Literatur: Dietmar Rohlfs, Heinz Hoffmann – fünf Jahrzehnte im Dienste d. Partei u. des Volkes, in: Militärgeschichte 6, 1980, 645-656; ders., Heinz Hoffmann – Kommunist, Internationalist u. Soldat. Äußerungen von Kampf- u. Zeitgenossen, in: Militärgeschichte 6, 1986, 485-497; Walter Wimmer, Rezension von Bd. 1. d. Erinnerungen [Hoffmanns], in: Militärgeschichte 2, 1981, 240f.; „Volksarmee“, Wochenztg. des Ministeriums für Nationale Verteidigung, 1985, Nr. 48 vom 25.11.1985, u. 49 vom 2.12.1985; Armee für Frieden u. Sozialismus. Geschichte d. Nationalen Volksarmee d. DDR, 1985, bes. 96f. (= Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts d. DDR); Zeittafel zur Militärgeschichte d. Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1988, 2. Aufl. 1989 (= Schriften des Militärgeschichtl. Instituts d. DDR); Heinz Priess, Spaniens Himmel u. keine Sterne. Ein dt. Geschichtsbuch. Erinnerungen an ein Leben u. ein Jahrhundert, 1996, bes. 135-144; Klaus Froh/Rüdiger Wenzke, Die Generale u. Admirale d. NVA. Ein biogr. Handb., hgg. vom Militärgeschichtl. Forschungsamt, 4. Aufl. 2000, 113; Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann (Hgg.), Wer war wer in d. DDR? Ein biogr. Lexikon, 2001, 367f.; Paul Heider, Heinz Hoffmann – Parteifunktionär, Armeegeneral u. Verteidigungsminister, in: Genosse General! Die Militärelite d. DDR in biograf. Skizzen, hgg. von Hans Ehlert u. Armin Wagner, 2003, 241-278 (= Militärgesch. d. DDR, Bd. 7); Siegfried Suckut, Mielke contra Hoffmann. Wie die Stasi die Entlassung des DDR-Verteidigungsministers betrieb. Eine Fallstudie zum Verhältnis MfS– SED, in: Jb. für Histor. Kommunismusforschung 2012. Im Auftrag d. Bundesstiftung zur Aufarbeitung d. SED-Diktatur, Berlin 2012, 265-302; Rüdiger Wenzke, Ulbrichts Soldaten, Die Nat. Volksarmee 1956–1971, hgg. vom Militärgesch. Forschungsamt, 2013.
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