Landenberger, Christian Adam 

Geburtsdatum/-ort: 07.04.1862;  Ebingen
Sterbedatum/-ort: 13.02.1927;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Maler
Kurzbiografie: Volksschule, dann Realschule in Ebingen
1879–1882 Studium an der Stuttgarter Kunstschule bei Jacob Grünenwald und Karl von Haeberlin
1883–1887 Studium an der Münchner Kunstakademie bei Alexander von Liezen-Mayer und Otto Seitz
1887–1905 Freischaffender Künstler in München
1890 Erste Beteiligung an der Münchner Internationalen Kunstausstellung im Glaspalast
1892 Gründungsmitglied der Münchner Secession
1899–1905 Lehrtätigkeit am Münchner Künstlerinnen-Verein
1.10.1905 Übernahme des Lehrstuhls für technisches Malen an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste
1911 Beteiligung an der Internationalen Kunstausstellung in Rom
1922 Erste Einzelausstellung im Kunsthaus Schaller in Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Kleine Goldene Medaille der Münchner Jahresausstellung im Glaspalast (1897); Große Goldene Medaille der Münchner Internationalen Kunstausstellung (1905); Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft des Königreichs Württemberg (1913)
Verheiratet: 1900 Katharine Elisabeth Ernestine, geb. Ullrich (1858–1925)
Eltern: Vater: Christian Adam Landenberger (1837–1885), Güterbeförderer
Mutter: Anna Maria, geb. Glunz (1839–1928)
Geschwister: 8: Marie (* 1861); Albert (* 1863); Marie Christine (* 1864); Luise (* 1865); Luise (* 1866); Gustav (* 1868); Paul (* 1869); Hermann (* 1881)
GND-ID: GND/118569082

Biografie: Sabine Rathgeb (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 175-177

Schon während der Schulausbildung in seinem Geburtsort Ebingen auf der Schwäbischen Alb erhielt Landenberger Zeichenunterricht und nahm zusätzlich Privatstunden bei dem Rottweiler Zeichenlehrer Oskar Hölder. Durch seine Lehrer ermuntert entschloss er sich trotz des anfänglichen Widerstandes seines Vaters, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen und Maler zu werden. 1879 schrieb sich Landenberger an der Stuttgarter Kunstschule ein, die zu diesem Zeitpunkt kaum mehr als eine provinzielle Bedeutung besaß. Enttäuscht vom Stuttgarter Lehrbetrieb wechselte er 1883 an die Münchner Akademie, an der er seine Ausbildung fortsetzte.
Eine Unterbrechung des Studiums ergab sich 1885/86 durch den Tod des Vaters. Landenberger kehrte für längere Zeit in seine Heimatstadt Ebingen zurück und unternahm von dort aus eine Reise nach Gutach im Schwarzwald. Während des Aufenthaltes in dem idyllisch gelegenen Dorf, das der Maler in den folgenden Jahren mehrmals besuchte, entstanden unter dem Einfluss der Kunst Wilhelm Leibls Interieurbilder mit der Darstellung von Handwerkern und Bauern bei der Arbeit. In diesen Werken deutete sich Landenbergers Abwendung von der künstlerischen Position der Münchner Akademie bereits an. Nach einer kurzen Rückkehr an die Institution im Jahr 1887 gab er das akademische Studium auf und arbeitete fortan als freischaffender Künstler in München. In dieser Zeit setzte eine intensive Beschäftigung mit der Freilichtmalerei ein, durch die Landenberger die gedämpfte Farbpalette seiner Frühwerke aufgab und sich der impressionistischen Hellmalerei zuwendete. Die Darstellung von sommerlichen Landschaften mit Figuren wurde zum zentralen Thema seines Schaffens, insbesondere das Motiv der badenden Knaben. Das erste Gemälde dieser Werkgruppe entstand 1893 (verschollen, ehemals Nationalgalerie Berlin) und wurde auf der Ausstellung der Münchner Secession, zu deren Gründungsmitgliedern Landenberger zählte, gezeigt. Erste öffentliche Erfolge konnte Landenberger mit dem Gemälde „Nun ade, Du stilles Haus“ (Städtische Galerie Albstadt) verbuchen, für das er 1897 bei der Jahresausstellung im Münchner Glaspalast eine Goldmedaille erhielt. Trotz der wachsenden öffentlichen Anerkennung waren Landenbergers wirtschaftliche Umstände in den 1890er Jahren schwierig. Um seine finanzielle Situation zu verbessern, gründete er eine private Malerschule. Mit seinen Schülern unternahm Landenberger in den Sommermonaten regelmäßig Exkursionen und entdeckte dabei den Ammersee als Motiv. Ab 1903 wurde Dießen am Ammersee sein bevorzugter Aufenthaltsort im Sommer.
Im Jahr 1905 erhielt Landenberger eine Auszeichnung bei der X. Internationalen Kunstausstellung im Münchner Glaspalast und wurde kurz darauf als Professor für technisches Malen an die Stuttgarter Akademie berufen. Landenberger war der erste Vertreter des impressionistischen Malstils innerhalb des akademischen Lehrkörpers. Zusammen mit seinem Kollegen Adolf Hölzel trug er zu einer Neupositionierung der Stuttgarter Akademie bei, die sich nun gegenüber aktuellen Kunstströmungen zu öffnen begann. Neben der Landschaft befasste sich Landenberger in seinen ersten Stuttgarter Jahren mit der Porträtmalerei, wobei die Dargestellten zumeist Familienmitglieder und Freunde waren. Öffentliche Bildnisaufträge wie das Porträt des Ebinger Stadtschultheißen Johann Hartmann (1907, Galerie Albstadt) stellten hingegen eine Ausnahme dar.
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg setzte eine intensive Beschäftigung mit religiösen Themen ein, wodurch das Atelierbild neben der Freilichtmalerei eine wachsende Bedeutung gewann. Es entstanden großformatige, anspruchsvolle Figurenkompositionen darunter das verschollene Gemälde „Karfreitag“ (1918) und „Jesus als Kinderfreund“ (1912). Die Schrecken des Ersten Weltkrieges reflektierte der Künstler in dramatischen Motiven wie der Passion Christi oder Hiob im Elend. Politische Stellungnahmen sind in Landenbergers Schaffen hingegen kaum anzutreffen. Die 1919 entstandene Kaltnadelarbeit „14 Punkte“, in der er die Entmachtungspolitik der alliierten Siegermächte gegenüber Deutschland anprangerte, blieb singulär in seinem Œuvre. In den 1920er Jahren bildete die Druckgrafik einen Schwerpunkt im künstlerischen Schaffen von Landenberger, der nun verstärkt expressionistische Tendenzen aufnahm. Durch die Beschäftigung mit dem Belgier James Ensor prägte der Künstler seinen persönlichen Radierstiel aus. Daneben befasste sich Landenberger in seinem letzten Lebensjahrzehnt verstärkt mit der Monumentalmalerei. Zwischen 1922 und 1926 schuf er drei Wandbilder „Jesus als Kinderfreund“, „Der Sämann“ und „Der Menschenfischer“ für die Stuttgarter Gedächtniskirche (1943 beim Bombenangriff auf Stuttgart zerstört). Bei einem Aufenthalt in Ebingen über die Weihnachtsfeiertage des Jahres 1926 wurde Landenberger bei einer Autofahrt mit seinem Bruder Hermann am linken Fuß verletzt und starb kurz darauf im Stuttgarter Karl-Olga-Krankenhaus.
Landenberger zählt neben Otto Reininger und Hermann Pleurer zu den bedeutendsten Vertretern der südwestdeutschen Freilichtmalerei. Obwohl es in der Motivwahl Übereinstimmungen mit den Berliner Impressionisten gibt, unterscheidet sich Landenbergers Malstil deutlich von ihnen, da er seine Bildkompositionen trotz der lockeren Pinselführung einer strengen Organisation unterwarf. Mit Ausnahme der während seiner Reisen nach Nordholland (1912) und Sylt (1926) entstandenen Strand- und Dünenlandschaften sind Landenbergers Landschaftsbilder ausschließlich in Süddeutschland beheimatet und geben Gegenden der Schwäbischen Alb rund um Ebingen, das Gutachtal, das obere Donautal sowie die Umgebung des Bodensees und Ammersees wieder. In den über 20 Jahren seiner Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Akademie bildete Landenberger eine große Anzahl von Schülern aus darunter Hermann Stenner, Otto Meyer-Amden, Oskar Schlemmer, Manfred Pahl, Wilhelm Geyer und Manfred Henninger. Sein Unterricht hob vor allem auf eine solide maltechnische Ausbildung und nicht auf die Vermittlung seines Personalstils ab. Die Toleranz gegenüber dem künstlerischen Wollen seiner Schüler führte dazu, dass er einer der beliebtesten Lehrer an der Akademie wurde. Durch die zweite Schülergeneration nach dem Ersten Weltkrieg übte Landenberger einen nachhaltigen Einfluss auf die schwäbische gegenständliche Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus.
Landenbergers künstlerischer Nachlass, der aus dem Besitz seines Neffen Dr. Hans Landenberger an die Stadt Ebingen überging, bildete den Grundstock der 1975 gegründeten Galerie Albstadt, die heute den bedeutendsten Bestand an Werken des Künstlers beherbergt. Weitere umfangreiche Sammlungen befinden sich in der Staatsgalerie Stuttgart sowie dem Kunstmuseum Stuttgart.
Werke: Landenberger-Sammlung der Stadt Ebingen, bearb. von Inga Gesche, 1970 (Werkverzeichnis); Heinz Höfchen, Landenberger, Studien zum Werk, 1982 (Werkverzeichnis).
Nachweis: Bildnachweise: Vgl. Literatur.

Literatur: (Auswahl) W. A. Lutz, Landenberger, in: ThB, Bd. 22, 1928, 291; Inga Gesche, Landenberger, in: NDB 13, 1982, 496 f.; Heinz Höfchen, Christian Landenberger, in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken, Bd. 16, 1986, 308–317; Christian Landenberger. Gemälde, Zeichnungen und Radierungen, Bestandskatalog der Galerie der Stadt Stuttgart, bearb. von Brigitte Reinhardt,1986; Christian Landenberger 1862–1927. Zeichnungen, bearb. von Anne Peters, 1993; Impressionismus im deutschen Südwesten. Otto Reiniger, Hermann Pleurer, Heinrich von Zügel, Christian Landenberger, 1997; Christian Landenberger – Blickpunkte, 2005.
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