Weyl, Johannes Hugo Julius Ulrich 

Andere Namensformen:
  • Pseudonym: Günther Hocheisen
Geburtsdatum/-ort: 28.08.1904; Kiel
Sterbedatum/-ort: 04.09.1989;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Verleger und Schriftsteller
Kurzbiografie: 1923 Abitur; Studium d. Biologie in Kiel u. München
1926 Redakteur beim Ullstein-Verlag, Berlin
1934 Berufung zum Leiter des Ullstein-Zeitschriftenverlags, dann des Zeitschriftenzentralbüros
1944 Sanitätssoldat
1945 Gründung d. Zeitschrift „ Die Landpost“, d. Tagesztg. „Südkurier“ sowie des „Südverlag“ in Konstanz, im Februar 1946 aus d. Zeitung ausgeschieden
1948 XII. Rückübertragung d. Zeitung; Gründung d. Südkurier GmbH
1952 Erwerb d. Druckerei u. Verlagsanstalt Konstanz GmbH für den „Südkurier“
1959 Publizistischer Einsatz für d. Gründung d. Universität Konstanz
1963ff. Gründung d. „Konstanzer Blätter für Hochschulfragen“, 1964 d. „Konstanzer Universitätszeitung u. Hochschulnachrichten“; Gründungsmitglied d. „Gesellschaft d. Freunde u. Förderer d. Universität Konstanz“, dort Vorstandsmitglied 1965–1977, Beiratsmitglied 1977–1980; Mitglied in d. Vollversammlung d. IHK Konstanz bis 1970, d. Dt. Unesco-Kommission bis 1971, des Vorstands d. dt. Zeitungsverlegerverbandes bis 1979 sowie Mitglied des Hauptausschusses des Südwestdt. Zeitungsverlegerverbandes, Stuttgart
1989 Ausscheiden aus d. „Südkurier“-Verlagsgruppe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen (Auswahl): Ehrensenator der Universität Konstanz (1976); Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (1978)
Verheiratet: I. 1926 (München) Antonie Margarete Maria Anneliese (Annaliese), geb. Nissen (1902–1970), Konzertpianistin u. Managerin, gesch. 1929
II. 1935 (Berlin) Barbara Christel, geb. Thilo (1907–1991), Geschäftsfrau u. Malerin
Eltern: Vater: Carl Friedrich Richard Wilhelm (1864–1940), Professor d. Rechte
Mutter: Julie Bertha Therese Wagner (1877–1955), Lehrerin
Geschwister: 3; Dorothea (1906–1944), medizinisch-technische Assistentin, Hanna (1908–2002), Studiendirektorin, u. Richard (1912–1985), Professor für Geologie
Kinder: aus I. Ruth Brigitte (geboren 1926), Dr. med., Ärztin u. Verlegerin
GND-ID: GND/118632051

Biografie: Manfred Bosch/Michael Kitzing/Fred Ludwig Sepaintner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 473-478

Auf Vater- wie Mutterseite hatten viele der Vorfahren Weyls akademische, geistliche und militärische Berufe; mütterlicherseits findet sich unter ihnen auch die alte Ulmer Drucker- und Verlegerfamilie Wagner, die u.a. Scheuchzers „Physica Sacra“ und Schubarts „Teutsche Chronik“ hergestellt und verlegt hatte.
Kindheit und Jugend bis zum Abitur am humanistischen Gymnasium, wo er mit Theodor Eschenburg in die gleiche Klasse ging, und den Anfang der Studienzeit erlebte Weyl in seiner Geburtsstadt. Das von ihm als „stockreaktionär“ empfundene akademische Klima in Kiel veranlasste den jungen Mann zur Herausgabe einer liberalen Studentenzeitung. Dann wechselte er an die Universität München. Auch dort betätigte er sich nebenher journalistisch. Im Jahr seiner ersten Heirat schließlich gab er sein Dissertationsvorhaben am Institut für Pflanzenphysiologie auf und bewarb sich beim Ullstein-Verlag in Berlin als Redakteur für das „Blatt der Hausfrau“, dessen Chefredakteur er 1931 wurde. Mit Ullstein hatte Weyl seinen Fuß in das damals größte europäische Verlagshaus gesetzt, das – zumal in seiner Entwicklung zum Mischkonzern – ihm grundlegende Einsichten in einen der führenden Medienkonzerne der Zeit sowie die Psychologie des (Massen-)Publikums vermittelte und zahlreiche Verbindungen und Freundschaften eintrug, die für sein weiteres Leben wichtig blieben.
Von seinem Aufgabenkreis beim „Blatt der Hausfrau“ angeregt hatte Weyl in rascher Folge eine Reihe lebens- und alltagspraktischer Werke herausgegeben. Den Anfang machte 1932 gemeinsam mit Barbara von Treskow „Das Lexikon der Hausfrau“; 1933 folgte „Das Lexikon der Gesundheit“ und 1934 „Der unerschöpfliche Ratgeber“. Unter dem Pseudonym Günther Hocheisen, ein Name, der unter seinen Ahnen auftaucht, schrieb Weyl in den 1930er-Jahren auch Unterhaltungsromane. Bei Ullstein etwa erschien „Maja zwischen zwei Ehen“, 1937 mit Lil Dagover und Albrecht Schoenhals in den Hauptrollen verfilmt. Weyl verfasste auch Theaterstücke; drei von ihnen beabsichtigte er nach 1945 im eigenen Verlag unter dem Titel „Dramen der Zeit“ zu publizieren. Es blieb jedoch beim Vorhaben; später vernichtete er einen Teil der Manuskripte.
Noch auf Bitten der alten Eigentümerfamilie übernahm Weyl im Frühjahr 1934 die Leitung des Ullstein-Zeitschriftenverlags, als die NS-Machthaber Ullstein bereits gleichzuschalten bzw. zu „arisieren“ trachteten. Dieser wohl innerlich gefühlten Verpflichtung glaubte er sich umso weniger entziehen zu können, als damals noch die Hoffnung bestand, die NS-Herrschaft könne Episode bleiben. Auch sollte mit diesem Schritt möglichst viel vom „alten Geist des Hauses“ gerettet werden. Im Sommer 1934 – Tarnfirmen der NSDAP hatten den Verlag inzwischen übernommen – wurde Weyl zum Leiter des Zeitschriftenzentralbüros im Zeitschriftenverlag herabgestuft. Nur noch schmale Freiheiten verblieben; er selbst sprach nach 1945 von „arger Kompromisslerei“. Es ging ihm damals vor allem darum, einen Kreis verlässlicher Mitarbeiter zu halten, die nach außen abgeschottet sich gegenseitig mit Informationen versorgten, geheime Verbindungen ins Ausland pflegten und eine möglichst zurückhaltende Linie dem NS-Regime gegenüber verfolgen. Auf subtile Weise suchte die Gruppe um Weyl die Richtlinien der uniformierten und gleichgeschalteten Goebbels-Presse zu unterlaufen. Zu seinem Kreis gehörten u.a. Annedore Leber, die spätere Mit-Lizenzträgerin der Berliner Tageszeitung „Telegraf“, der langjährige Ullstein-Lektor und Literaturhistoriker Paul Wiegler, Helmut Kindler, später Verleger, die Schriftsteller Erik Reger, Max Krell, Adam Kuckhoff und Jochen Klepper sowie der Zeichner Erich Ohser alias e. o. plauen. Dessen zivile Vater-und-Sohn-Comics hatte Weyl 1934 angeregt und zum festen Bestandteil der „Berliner Illustrirten Zeitung“ gemacht. 1938 besorgte Weyl dem jungen Sebastian Haffner, damals noch Raimund Pretzel, einen Auslandsauftrag, um ihm Gelegenheit zur Emigration nach England zu geben.
Obwohl Weyl nach dem Zusammenbruch Zivilcourage und Gegnerschaft zum NS-Regime vielfach bestätigt wurden, bildete sein Ausharren im seit 1937 unter dem Namen „Deutscher Verlag“ publizierenden Unternehmen bis 1944 einen Kritikpunkt gegen ihn. Er wurde in schweizerischen wie amerikanischen Presseorganen angegriffen, zumal der inzwischen parteieigene Verlag während des II. Weltkrieges auch NS-Propagandaschriften verlegt hatte, darunter die im Dienst des Oberkommandos der Wehrmacht stehende Zeitschrift „Signal“. Sie erschien mit einer Auflage von über 2,5 Mio. in insgesamt 20 Sprachen. Als Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros war Weyl zeitweilig drucktechnisch und kaufmännisch für deren Herausgabe verantwortlich gewesen. Rechtfertigend konnte er dagegen anführen, dass ihm 1942 vom NS-Verlagsleiter wegen politischer Unzuverlässigkeit diese Kompetenz entzogen worden war. Letztlich spricht auch für Weyl, dass noch 1944 seine UK-Stellung aufgehoben wurde, obwohl er „ungedient“, weil stark kurzsichtig und deswegen nur „heimatverwendungsfähig“ war. Das kam einer Entfernung aus dem Verlag gleich. Die letzten Kriegsmonate verbrachte Weyl als Sanitätssoldat in Bad Gastein.
Bei Kriegsende schlug Weyl sich – einer Verabredung mit seiner zweiten Frau gemäß – nach Konstanz durch. Der Lage der Stadt wegen schienen die Voraussetzungen für die Neugründung einer Tageszeitung dort überaus günstig. Sie wies zwei intakte Druckereien auf und bot Vorteile bei der Informationsbeschaffung. Zudem war sie im Krieg kaum zerstört worden. Schon während der ersten Besatzungswochen verfasste Weyl ein Memorandum über die Grundlinien einer künftigen regionalen Zeitung. Die neue Presse solle nach zwölf Jahren NS-Propaganda „geistige Anleitung“ für das deutsche Volk sein. Als „Mittel echter Meinungsbildung“ sei sie staatlichen Regelungen stets überlegen. Ferner habe die Presse die Aufgabe klarzumachen, dass „die Niederlage der Preis ist, den Deutschland für die Befreiung […] zu zahlen hat“ (zit. nach Dix, 1995, 30). Anfangs noch schwankend, ob er auf Dauer dort bleiben solle, erhielt Weyl am 30.August 1945 den Auftrag der Besatzungsmacht, eine Zeitung für die „Région de Constance“ herauszubringen, die den alten Landeskommissärbezirk umfasste.
Am 7. September 1945 erschien, der erschwerten Verteilung wegen unter dem Datum des 8., die erste Ausgabe des „Südkurier“. Weyls Mitgesellschafter waren Dr. Paul Christiani (1901–1974), der Luftfahrtpionier Hugo Eckener und später Carl Diez, der frühere Reichstagsabgeordnete des Zentrums von Radolfzell. Redaktion und Geschäftsleitung der neuen Zeitung setzten sich zu großen Teilen aus Mitarbeitern der vormaligen katholischen „Deutschen Bodenseezeitung“ zusammen, wozu auch Konrad Gunst gehörte, ferner der liberalen „Konstanzer Zeitung“ sowie aus Weggefährten Weyls aus dem Ullstein-Verlag.
Beim Erscheinen war die Zeitung eine der ersten in der französischen Zone und mit über hunderttausend Exemplaren gleich eine der auflagenstärksten. Wirtschaftlich war das Blatt überaus erfolgreich, obwohl der Druck sich massiven Einschränkungen bei der Papierzuteilung ausgesetzt sah. Sein inhaltliches Ziel war der mündige Leser. Statt Gerüchten sollten zuverlässige Informationen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet den Leser befähigen, sich nach Jahren geistiger Bevormundung seine eigene Meinung zu bilden. Die parteipolitisch ungebundene Redaktion betonte ihre christliche Grundeinstellung.
Obwohl sich der „Südkurier“ – etwa mit seiner Serie „Deutsche Anklage“ – lebhaft an der Aufklärung über NS-Verbrechen beteiligte, geriet das Blatt und damit Weyl ins Kreuzfeuer der Kritik, besonders einer Konstanzer Linkskoalition. Entscheidend dabei war freilich deren Ziel, in die Herausgeberschaft einbezogen zu werden. Als Aufhänger dienten Differenzen bei der Entnazifizierung. Der Säuberungskommissar beim Landeskommissär in Konstanz trat für ein entschiedenes Vorgehen ein, auch gegen „Mitläufer“ und Nutznießer des NS-Regimes, die Redaktion um Weyl dagegen meinte, man solle vor allem die höheren Chargen, beginnend etwa beim Ortsgruppenleiter, bestrafen, die Übrigen aber unbehelligt lassen: „denn wir haben lange genug Hassgesänge singen hören und wünschen, dass nun auch wieder Aufforderungen zur Versöhnlichkeit […] in unser Ohr klingen“ (Südkurier, 19.10.1945). Vertreter des links stehenden politischen Spektrums, worin sich „Neues Deutschland, antifaschistische Bewegung für den demokratischen Aufbau in der französischen Zone“ hervortat, verunglimpften daraufhin den Südkurier als „Sprachrohr der Reaktionäre“ (R. Goguel, Dokumente, H. 135, Sp. 86), das in Sachen Entnazifizierung begeisterte Zustimmung bei Ex-Nazis finden werde und damit sogar eine Gefährdung der französischen Besatzungstruppen darstelle. Sie führten Klage beim französischen Gouvernement der Stadt und warfen dem „Südkurier“ sogar vor, gegen die – erst nach seinem Erscheinen erlassenen! – Lizenzbedingungen der Zone verstoßen zu haben; denn diese sahen vor, dass Vertreter aller politischen Richtungen zusammen Lizenzträger einer Zeitung sein sollten. Entscheidend wirkte dabei derRegierungswechsel in Paris, bei dem es zur Mitwirkung der Kommunistischen Partei gekommen war. Das wirkte unmittelbar in die Besatzungspolitik hinein. Vertreter aus dem zuvor opponierenden Kreis der damals zugelassenen Parteien bildeten dann von Anfang 1946 bis Ende 1948 die zweite Trägergesellschaft des Südkuriers. Weyl aber wollte an einer „Parteienzeitung“ nicht beteiligt sein und schied Anfang 1946 aus.
In den Jahren bis zur Rückübertragung des „Südkurier“ – nach erneutem Regierungswechsel in Paris – widmete sich Weyl seiner noch vor dem „Südkurier“ gegründeten Halbmonatsschrift „Die Landpost“ sowie dem parallel von ihm und seiner Frau Barbara gegründeten „Südverlag“. Dort erschienen die beiden Zeitschriften „Die Erzählung“, redigiert von Ludwig E. Reindl, sowie „Vision“ in der Redaktion von Dr. Gerhard F. Hering und nominell auch Paul Wiegler. Daneben wurden alltagspraktische Broschüren verlegt: über Gesundheit, Nähen und Schneidern, Steuerratgeber. Gewicht hatte ein ambitioniertes literarisches Programm, das zahlreiche Werke jüdischer, emigrierter und verfolgter Autoren umfasste. Martin Gumpert, Otto Zoff, Karl Jaspers und Karl Krolow befanden sich ebenso unter ihnen wie e. o. plauen, von dem drei Bände seiner „Vater-und-Sohn“-Geschichten bis heute erscheinen. Gerhard Masur war vertreten mit seiner grundlegenden Simon-Bolivar-Biographie und die von Weyl und L. E. Reindl angeregte Familiengeschichte „Wir waren fünf“ aus der Feder Viktor Manns, des jüngeren Bruders von Thomas und Heinrich Mann. Wie für den „Südkurier“ hatte Weyl auch für den „Südverlag“ ehemalige Ullstein-Mitarbeiter gewinnen können, so dass man sowohl unter personellen wie programmatischen Gesichtspunkten von einer Fortsetzung des Ullstein-Verlags im Bodensee-Format sprechen könnte.
Das Konzept, mit konkurrierenden parteipolitischen Ansichten Zeitungen zu gestalten, erwies sich als wenig tragfähig. Divergierende Parteimeinungen standen der intendierten ausgewogenen Meinungsbildung eher entgegen. Letztlich aber löste die allgemeine politische Entwicklung hin zum Kalten Krieg das Scheitern dieses Versuchs aus. Beim „Südkurier“ wurde diese Entwicklung in der Isolation des kommunistischen Redakteurs Rudi Goguel sichtbar, der schließlich aus der Redaktion gedrängt wurde. Dazu kam in Frankreich die nächste politische Wende: 1947 schied die Kommunistische Partei wieder aus der Regierung aus. Auch das wirkte in die Besatzungsverwaltung hinein. Marcel Degliame, der den Lizenzentzug für Weyl ausgesprochen hatte, wurde als französischer Gouverneur in Konstanz ausgewechselt. In Baden waren inzwischen Parteizeitungen zugelassen, was die Verfügung vom Februar 1946 ohnehin hinfällig machte. Das ermöglichte Weyl die Rückkehr, der vom 1. Februar 1949 an die Spitze der nunmehr dritten Südkurier-Trägergesellschaft trat, diesmal für vier Jahrzehnte.
Weyl widmete in diesen Jahren seine volle Kraft dem Ausbau der Heimatzeitung, teils auch auf Kosten seines Buchverlags, der durch die Währungsreform wie alle neuen Verlage in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. In die neu gegründete Südkurier GmbH nahm er seine alten Mitarbeiter Georg Bräunig und Ludwig E. Reindl auf, zu denen später Ludwig Graf Douglas, Friedrich Breinlinger und Weyls Tochter Brigitte hinzukamen. Weyl betrieb mit Nachdruck den Kauf einer eigenen Druckerei für das Blatt. Bisher war es in der Druckerei der ehemaligen NS-„Bodenseerundschau“ hergestellt worden, die die Franzosen beschlagnahmt hatten und in der der Druck von Blättern der Besatzungsmacht im Zweifelsfalle immer Vorrang hatte. Nach drei Jahren und zähen Verhandlungen – die Druckerei befand sich inzwischen im Besitz des Landes (Süd-)Baden – kam sie 1952 endlich an den Südkurier, finanziert mit Marshallplan-Krediten. So wurden die Unabhängigkeit der Zeitung und ihre Position als weitaus auflagenstärkste in ihrem Bereich gefestigt.
1952 gründete Weyl auch zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern den bis 1958 bestehenden „Südverlag München-Konstanz“, in dem nun die Reihe der verkaufsträchtigen „Quick“-Romane erschien. Der „Südverlag“ in Konstanz führte in diesen Jahren interimistisch den Namen „Rosgartenverlag“, bis dieser Name 1958 Herbert Friedrich und Jan Thorbecke für ein regional orientiertes Programm überlassen wurde.
Weyl setzte sich persönlich wie publizistisch von Anfang an auch für die 1959 von Kurt Georg Kiesinger angeregte Gründung der Universität Konstanz ein. In den Dienst dieser Idee stellte Weyl 1963 die von ihm gegründeten „Konstanzer Blätter für Hochschulfragen“, im Jahr darauf die „Konstanzer Universitätszeitung und Hochschulnachrichten“. Mit Gründung der beiden Zeitschriften erweiterte er seine Verlagsgruppe um die wissenschaftliche Sparte, den „Universitätsverlag Konstanz“, in dem bis in die Gegenwart u.a. die „Konstanzer Universitätsreden“ erscheinen.
Presserechtsgeschichte schließlich schrieb Weyl durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Mit dem „Südkurier-Urteil“ erstritt er, dass die Pressefreiheit (GG Art.V) auch für den Anzeigenteil von Zeitungen gilt.
Weyl, der als nicht leicht zugänglich, aber großzügig und uneitel galt, engagierte sich in zahlreichen Ehrenämtern, unter anderem im „Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger“, im „Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger“, im „Börsenverein für den deutschen Buchhandel“, aber auch in der Deutschen Unesco-Kommission und in universitätsnahen Gremien.
1985 zog er sich aus der Geschäftsführung zurück und schied im Frühjahr 1989 auch als Gesellschafter aus der Verlagsgruppe des „Südkurier“ aus, die damals mehrheitlich von der Familie von Holtzbrinck übernommen wurde.
Quellen: StAF A 96/2051, intus: Schreiben Weyls an Landeskommissär Nordmann vom 1.7.1945 (= Überlegungen zur Gründung einer Tageszeitung); StadtA Konstanz, Personengeschichtl. Sammlung; VerlagsA „Südverlag“; PrivatA u. Auskünfte d. Tochter Dr. Brigitte Weyl, Konstanz u. Berg/TG, Schweiz.
Werke: Auswahl: (mit Barbara von Treskow) Das Lexikon d. Hausfrau, 1932; Das Lexikon d. Gesundheit, 1933; Der unerschöpfliche Ratgeber, 1934. – Unter Pseudonym Günther Hocheisen: Maja zwischen zwei Ehen, 1937; Der Schatten, 1938 (auch Fortsetzungsroman in: Berliner Illustrirte Ztg.); Das lockende Gesicht, Fortsetzungsroman in: „Berliner Illustrirte Ztg.“, 1940. – Exposé „Zur Frage Konstanzer Zeitung“ vom 11.5.1945 (hinterlegt im PrivatA d. Tochter Brigitte Weyl); Aufbau von Innen, 5 Leitartikel aus der Anfangsphase des Südkurier, Privatdr., 1956; Freistilringen in d. Presse?, 1966; Unterwanderung d. Presse: Die Auseinandersetzung Tageszeitung-Anzeigenblätter, 1968; Aus 50 Jahren Zeitungsarbeit, 1976; „Will wissen, was Konstanz für Träume hat“. Anmerkungen zum kulturellen Erbe u. zu einem Versuch, d. Universitätsentwicklung in Konstanz publizistisch zu nützen, in: Horst Sund, Manfred Timmermann (Hgg.), Auf den Weg gebracht. Idee u. Wirklichkeit d. Gründung d. Univ. Konstanz, Kurt Georg Kiesinger zum 75. Geburtstag gewidmet, 1979, 125-135. – Als Manuskripte o. J. erhaltene Dramen: „Der Kommandant“ (auch in überarbeiteter Fassung mit Titel: „Die Fahrt d. Katharina Karsten“ u. „Der Mantel Gottes. Komödie in drei Akten“ [in: PrivatA Brigitte Weyl]).
Nachweis: Bildnachweise: Zeitungsarbeit, 1976, Frontispiz, u. Bosch, 2009, Frontispiz (vgl. Werke u. Literatur).

Literatur: Rudi Goguel, Dokumente des Kampfes d. dt. Arbeiterbewegung – Sozialdemokraten u. Kommunisten im Bodenseegebiet – in den ersten Jahren nach dem II. Weltkrieg, in: Dokumente d. Zeit, H. 135, 1957, Sp. 78-87, H. 136, Sp. 89-100, H. 137, Sp. 85-98; Gottfried Benn, Briefe, 1960, 35-39; Gottfried Benn, Lyrik u. Prosa, Briefe u. Dokumente, 1962, 163-168; FS für Georg Bräunig, 1961; FS für Ludwig Emanuel Reindl, 1964; 56 Porträts von dt. Tageszeitungen, in: FAZ vom 30.9.1967, auch als Einzelveröffentlichung: Nikolaus Benckiser (Hg.), Zeitungen in Deutschland (o. J.); Aus d. Gründungszeit des Südkurier. Erinnerungen von Mitarbeitern, 1977; W. Joachim Freyburg, Hans Wallenberg (Hgg.), Hundert Jahre Ullstein 1877–1977, Bd. 3, 1977, 331-355; Georges Ferber, Vicissitudes ou les débuts de la presse à Constance en 1945-1946, in: La dénacification par les vainqueurs, études réunies par Jerôme Vaillant, 1981, 63-90, deutsch, das Buch nur auszugsweise, in: Der Neubeginn d. Presse in Konstanz nach dem II. Weltkrieg, in: Jerôme Vaillant (Hg.), Französische Kulturpolitik in Deutschland 1945–1949, 1984, 71-107; ders.; Ernstes u. Heiteres aus ungemütlicher Zeit 1945, in: Helmut Maurer (Hg.), Die Grenzstadt Konstanz, 1988, 22-40; Gerd Appenzeller, Der Gründer des Südkurier ist tot, in: Südkurier vom 8.9.1989; Aus d. Gründungszeit des Südkuriers, 1976; Uni-Info 186, 1989; Horst Sund, Nachruf auf Johannes Weyl, in: Konstanzer Bll. für Hochschulfragen 26, H. 3/4, 1990, 13-16; Helmut Kindler, Zum Abschied ein Fest, 1991, 205f., 213ff., 570, 624; Sebastian Dix, Südkurier 1945– 1952, 1995; Manfred Bosch, Bohème am Bodensee, 1997, 494-496; Renate Hagemann, Vision – Dt. Beiträge zum geistigen Bestand 1947–1949. Eine buchwiss. Untersuchung, Magisterarbeit Mainz, 1997; Wolfgang M. Schwiedrzik (Hg.), Ricarda Huch, In einem Gedenkbuch zu sammeln, 1997, 55-57, 172f. u. passim; ders., Deutsche Anklage 1946. Der Konstanzer Südkurier, die „Antifa“-Ausschüsse u. die Frage d. Voraussetzungen des Neubeginns, in: Schriften des Vereins zur Geschichte des Bodensees u. seiner Umgebung 118, 2000, 237-252; Manfred Bosch, Zeit d. schönen Not. Die Anfangsjahre des Südverlag in Konstanz 1945–1952, 2009, 39-59 u. passim.
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