Hollenberg, Felix 

Geburtsdatum/-ort: 15.12.1868; Sterkrade
Sterbedatum/-ort: 28.04.1945;  Gomadingen
Beruf/Funktion:
  • Maler, Graphiker
Kurzbiografie: 1887 Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie
1888 Studium an der Stuttgarter Kunstschule bei Jakob Grünenwald (Zeichnen), Albert Kappis (Landschaftszeichnung), Karl Kräutle (Radierung)
seit 1896 freischaffender Künstler in Stuttgart
1902 Vorstandsmitglied der Freien Vereinigung Württ. Künstler
1909 Kauf einer Radierpresse
1913–1944 Atelier in der Ameisenbergstraße 61
1919 1. Vorsitzender des Verbands bildender Künstler in Württemberg
1920–1926 Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Gauverbandes der bildenden Künstler Deutschlands
1939 Ausstellung anlässlich des 70. Geburtstages im Württ. Kunstverein Stuttgart (sie wird vorzeitig geschlossen wegen einer Veranstaltung des NS-Studentenbundes)
1943 Zerstörung der Stuttgarter Wohnung (Oktober)
1944 Zerstörung des Stuttgarter Ateliers (Februar); im Juli Reise nach Gomadingen, wo er schon seit 1934 regelmäßig Ferien verbracht hatte
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 1907 Erna, geb. Bienemann († 5.5.1943), Musikerin
Eltern: Vater: August Hollenberg, Maschinenbauer und Fachbuchautor
Mutter: Alwine
Kinder: Erika (* 1910)
GND-ID: GND/118706543

Biografie: Monika Spiller (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 144-145

Erste künstlerische Anregung und Unterweisung im Zeichnen und Aquarellieren erhielt Hollenberg durch seinen in verschiedenen Künsten dilettierenden Vater. Eine Vertiefung seiner Kenntnisse erfährt er während der Studien an der Düsseldorfer und v. a. der Stuttgarter Akademie, wo er u. a. mit dem Maler Georg Friedrich Zundel zusammentraf, der 1899 die Sozialistin und Reformerin Clara Zetkin heiratete; mit Zundel verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Freundschaftlich verbunden fühlte er sich auch den Stuttgarter Malern Hermann Pleuer und Otto Reiniger.
Hollenberg ist Landschafter mit konsequenter Ausschließlichkeit. In seiner Malerei, den Zeichnungen wie auch im Radierwerk feiert er gleichsam die Schönheit der vorindustriellen Landschaft. Er tilgt aus ihr die von ihm als zerstörerisch empfundenen Spuren des sich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. rasant entwickelnden technisch-zivilisatorischen Fortschritts. Auch den Urheber dieser Entwicklung, den Menschen, spart Hollenberg in seiner Bildwelt weitgehend aus – da und dort sieht man zwar aus gehöriger Distanz z. B. dörfliche Häusergruppen, die sich, eingebettet in der Tiefe der Landschaft, unmerklich zu verlieren scheinen. In historischen Stadtansichten verbindet Hollenberg handwerkliche Perfektion mit topographischer Genauigkeit. Von besonderem Reiz sind seine atmosphärisch dichten Landschaftsschilderungen, z. B. die Radierungen „Wassertümpel in der Heide“ oder „Gewitterregen“, beide 1894, oder „Neckartal im Schnee“, 1935. In diesen Arbeiten kommt Hollenbergs Hauptthema klar zum Ausdruck: die Weite der Landschaft als eindrucksvolles Sinnbild für Freiheit. 1895 erhält er die Goldene Medaille der Stuttgarter Kunstschule und 1900 die Medaille auf der Weltausstellung in Paris für das Gemälde „Junge Kiefern“ (1894). Anklänge an zeitgenössische Kunstströmungen wie Naturalismus, Impressionismus, Jugendstil wie auch Expressionismus finden sich durchaus in Hollenbergs Werk, das dennoch ganz eigenständig bleibt.
Der künstlerische Ruf des Graphikers und Malers Felix Hollenberg basiert vor allem auf dem Radierwerk. Sein Œuvre umfasst nahezu 260 freie Radierungen. Von 1891 an erscheinen in führenden Kunstzeitschriften wie „PAN“, „Die Graphischen Künste“, „März“, „Simplizissimus“ und „Westermanns Monatshefte“ Arbeiten von Hollenberg. Dennoch blieb er zu Lebzeiten weitgehend unbekannt. 1917 legte er im Rohentwurf seines Radierbuches“ (1962 posthum erschienen; Neuauflage 2008) in minutiöser Weise sein ästhetisches und handwerklich-technisches Vermächtnis nieder. Mit seinen Arbeiten trug er dazu bei, die zum Reproduktionshandwerk verkommene Technik der Radierung wieder auf die Höhe eines reich differenzierten Ausdrucksmittels des peintre-graveur zu heben. Hollenberg lehnte es kategorisch ab, „modern“ zu werden, um Erfolg zu haben; dies schmälert jedoch die Bedeutung seiner Arbeit nicht, sondern gibt ihr eher einen besonderen Wert.
Seit Anfang der 90er Jahre des 20. Jh. würdigt die Städtische Galerie Albstadt mit der Verleihung des Felix-Hollenberg-Preises die Arbeit zeitgenössischer Radierer und pflegt zugleich mit dem Felix-Hollenberg-Archiv den künstlerischen Nachlass von Hollenberg.
Werke: Felix Hollenberg, Radierung, Ätzkunst und Kupfertiefdruck, 1962 [posthum].

Literatur: Julius Baum, Stuttgarter Kunst der Gegenwart, 1913, ThB XVII, 1924; Adolf Schahl, Felix Hollenberg. Das graphische Werk, Schriftenreihe der Hans-Thoma-Gesellschaft, 1968; Heide Büttenbender, Felix Hollenberg. Das Graphische Werk. Verzeichnis der Radierungen, 1982; Friedhelm Röttger, Felix Hollenberg, 1983 (mit Bibliogr.); Felix Hollenberg (1868–1945), Radierungen, Katalog zur Ausstellung in der Städtischen Galerie Albstadt, 1990.
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