Kreutz, Benedict 

Geburtsdatum/-ort: 15.01.1879;  St. Peter/Schwarzwald
Sterbedatum/-ort: 25.07.1949;  Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion:
  • Prälat, Präsident des Deutschen Caritasverbandes
Kurzbiografie: 1898 Abitur in Freiburg
1898-1902 Studium der Philosophie und Theologie in Eichstätt und Freiburg
1902 Priesterweihe in St. Peter
1902 Kaplan in Durlach
1904 Kaplan in Freiburg-St. Martin
1910 Pfarrer in Untergrombach bei Bruchsal
1914-1918 zugleich Feldgeistlicher
1919 Leiter der Hauptvertretung Berlin des Deutschen Caritasverbandes
1921-1949 Präsident des Deutschen Caritasverbandes
1922 Promotion (rer. pol.) in Münster/W.
1923 päpstlicher Geheimkämmerer
1925 päpstlicher Hausprälat
1942 apostolischer Protonotar
1947 Ehrendoktor der Theologischen Fakultät Freiburg i. Br.
1947 Ehrenbürger von Freiburg
1949 Ehrenbürger von St. Peter
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Benedict Kreutz, Mühlen- und Bäckereibesitzer
Mutter: Karoline, geb. Schwär
Geschwister: 16
GND-ID: GND/118715984

Biografie: Hans-Josef Wollasch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 193-195

Schon als junger Kaplan in der Fabrikstadt Durlach, bei dem Schriftsteller-Pfarrer Heinrich Hansjakob in Freiburg-St. Martin sowie als Seelsorger in Untergrombach bei Bruchsal hatte sich Kreutz mit Hingabe sozialen Problemen gewidmet. Die Betreuung und Förderung der katholischen Vereine, vorweg der Arbeitervereine, krönte er in seiner nordbadischen Pfarrgemeinde mit der Schaffung eines vorbildlichen Sozialzentrums „St. Elisabeth”, in welchem vor allem Kindergarten, Krankenpflegeabteilung und Volksbad ihren Platz fanden.
Sein sozial-caritatives Engagement prädestinierte Kreutz in den Augen von Lorenz Werthmann, dem Gründerpräsidenten des Deutschen Caritasverbandes, zur Leitung der 1918/19 in Berlin neu eingerichteten Hauptvertretung des Verbandes. Nachdem er während des ersten Weltkrieges als Feldgeistlicher auf den Kriegsschauplätzen im Elsaß, in Galizien und Finnland eine bewegte, ihn faszinierende Zeit erlebt hatte, übernahm Kreutz als vierzigjähriger Caritasdirektor dieses neue Amt, das ihm wichtige Verbindungen zu den Ministerien des Reiches und Preußens öffnen sollte. Nach Werthmanns Tod wurde er am 9. November 1921 zum zweiten Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes gewählt. Im darauffolgenden Jahr promovierte er in Münster/W. zum Dr. rer. pol. – ein Zeichen für sein starkes sozialpolitisches Interesse. In den durch die Kriegsfolgen für Deutschland so harten Jahren der Weimarer Republik hat Kreutz die seiner Führung anvertraute Organisation zu einem anerkannten, leistungsfähigen Partner der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege gemacht. Erreicht hat er dies durch innere Durchstrukturierung des Verbandes und durch Konzentrierung auf Schwerpunktaufgaben wie Krankenpflege, Seelsorgehilfe, Kinder- und Jugendfürsorge. Die wohl wichtigste Maßnahme aber war die Bereitstellung eines dichten Angebotes von Ausbildungsstätten und Fortbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter des Caritasverbandes; neben eigenen Schulen für die neuen Berufe der Fürsorgerin, des Wohlfahrtspflegers, der Jugendleiterin, der Gemeindehelferin (alle in Freiburg) sind das 1925 an der Universität Freiburg eingerichtete „Institut für Caritaswissenschaft” und das 1932 eröffnete „Deutsche Caritasinstitut für Gesundheitsfürsorge” mit angeschlossenem Musterkrankenhaus in Köln-Hohenlind, beide unter wesentlicher Beteiligung von Kreutz zustandegekommen, hier hervorzuheben.
Die Bewährungsprobe für den Deutschen Caritasverband und seinen Präsidenten begann 1933 mit der Etablierung der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft in Deutschland. Der Monopolanspruch des totalitären Staates erfaßte auch den Sektor der gesamten Volkswohlfahrt. Während indes zahlreiche Organisationen, Fachverbände und Einrichtungen freier, insbesondere kirchlicher Träger aufgelöst oder „gleichgeschaltet” wurden, blieb der Deutsche Caritasverband – wenngleich in seinen Arbeitsbereichen eingeengt und überwacht – als selbständige, aktionsfähige Institution der Nächstenhilfe erhalten. Dies mit Vorsicht und Klugheit, mit einem schwer vorstellbaren Maß an Zähigkeit, Mut und Demut den damaligen Machthabern in stetem Einsatz abgerungen zu haben, ist das geschichtliche Verdienst von Kreutz.
Was diese Feststellung tatsächlich bedeutet, machen die Jahre nach 1945 sichtbar. Das Ende von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg hatte zum Chaos geführt. Im zerstörten Deutschland, von den Siegermächten in vier Besatzungszonen geteilt und verwaltet, gab es zu diesem Zeitpunkt zwei funktionsbereite, über das gesamte Reichsgebiet gespannte Organisationen: das Hilfswerk der Evangelischen Kirche und den Deutschen Caritasverband als Sozialdienst der katholischen Kirche. Beide haben durch Vermittlung der seit 1946 in rapide steigendem Umfang in das notleidende Deutschland fließenden Auslandshilfe einen bis heute noch wenig gewürdigten Beitrag zur Milderung der immensen Not im Nachkriegsdeutschland geleistet. Im Bemühen, diese Hilfe so wirksam als irgend möglich zu gestalten, sie nicht zuletzt den Millionen Heimatlosen, den Flüchtlingen und Vertriebenen zugute kommen zu lassen, hat Kreutz seine letzten Kraftreserven erschöpft. Er starb am 25. Juli 1949 in Freiburg, wo er auch sein Grab fand.
Von seinen Zeitgenossen wird Kreutz als ein Mensch gezeichnet, der von natürlicher Herzensgüte bestimmt war, heitere Geselligkeit überaus schätzte, nicht selten aber auch zu autoritärer Barschheit und Explosivität neigte. In seiner beruflichen Tätigkeit kamen ihm seine glänzende Rednergabe, ausgeprägte Kontaktfreudigkeit, dazu die Kombination von vornehmer Diplomatie und eingewurzelter Bauernschläue sehr zustatten. Als Doktor der Staatswissenschaften besaß er ein Gespür dafür, wie auch die Arbeit eines Wohlfahrtsunternehmens durch Wirtschaftlichkeit effizienter gestaltet werden konnte, durch Mitgliedschaften oder Mitbegründung von Baugenossenschaften, Kreditinstituten, Versorgungskassen, Zweckverbänden usw.
Mancherlei Ehrungen und Auszeichnungen hat er erfahren und gerne getragen: militärische Orden, staatliche Auszeichnungen, päpstliche Ehrentitel, Ehrendoktor- und Ehrenbürgerwürden. Sie dokumentierten Anerkennung seiner in schweren Zeiten bewiesenen Verdienste um den Deutschen Caritasverband. Kreutz hat seine geistige und körperliche Energie darin aufgerieben, als Vorbild seiner Mitarbeiter die immer aktuelle Aufgabe der „Caritas” zu erfüllen: die Not des Nächsten zu erkennen und nach Kräften zu lindern.
Werke: Das ländliche Gemeindeheim, eine Studie zur ländlichen Wohlfahrtspflege, Diss. Münster 1922; Caritas und Deutscher Caritasverband, in: Handwörterbuch der Wohlfahrtspflege, Berlin 1924, S. 102-110; Caritasarbeit im neuen Deutschland, in: Soziale Arbeit und Gemeinschaft 1936, S. 244-255; Bibliographie B. Kreutz, zum 60. Geburtstag zusammengestellt von Hermann Roifes, Freiburg 1939 (im A des DCV, K. A. Verschiedenes, Mappe I.).
Nachweis: Bildnachweise: Fotos im A des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg.

Literatur: Benedikt Kreutz zum Gedenken, im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes zusammengestellt von Karl Borgmann, Freiburg o. J. [1949]; Karl Borgmann, Dr. Kreutz, Benedikt, in: FDA 71 (1951), 233-236; Benedikt Kreutz, ein Vortrag von Karl Borgmann, Freiburg 1959; Gustav von Mann-Tiechler, Benedikt Kreutz (1879-1949), in: ders., Menschen als Helfer, Köln 1966, 23-27; Hans-Josef Wollasch, Beiträge zur Geschichte der deutschen Caritas in der Zeit der Weltkriege, zum 100. Geburtstag von Benedict Kreutz, Hg. Deutscher Caritasverband, Freiburg 1978.
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