Mödl, Martha 

Geburtsdatum/-ort: 22.03.1912; Nürnberg
Sterbedatum/-ort: 17.12.2001;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Opernsängerin
Kurzbiografie: 1942 Erstes Engagement in Remscheid
1944 Kriegseinsatz in einer Munitionsfabrik in Remscheid
1945 Engagement in Düsseldorf als dramatischer Mezzosopran
1948 Gastspiele in Hamburg, London, Berlin u. Wien
1951 „Kundry“ bei den Bayreuther Festspielen unter Knappertsbusch u. Debut in Stuttgart als „Isolde“ unter Leitner
1953 „Brünnhilde“ unter Furtwängler in Rom
1953 „Fidelio“ in Wien unter Furtwängler
1955 Eröffnung d. Wiener Staatsoper mit „Fidelio“ unter Karl Böhm
1956 „Antigonae“ in Stuttgart
1957 „Penthesilea“ in Stuttgart
1957–1959 Auftritte in New York, dazwischen 1958 als „Isolde“ in Stuttgart
1962 „Elektra“ in Stuttgart
1964 „Klytämnestra“ in Stuttgart unter Karl Böhm
1971 „Klytämnestra“ in Stuttgart unter Carlos Kleiber
1984 Reimanns „Gespenstersonate“ in Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Wolfgang (Lebensjahre nicht zu ermitteln), Schreinermeister, Kunstmaler
Mutter: Helene Christine, geb. Reus (1886–1971)
Geschwister: keine
Kinder: keine
GND-ID: GND/118734369

Biografie: Michael Strobel (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 275-277

Die Mutter der Nürnbergerin Mödl war eine Kaufmannstochter, der Vater ein böhmischer Kunstmaler, der die Familie früh verließ. Zunächst arbeitete Mödl mehrere Jahre als Bürokraft, bevor sie 1939 in Nürnberg ein Gesangsstudium bei Henriette Klink-Schneider begann und sich am Nürnberger Konservatorium einschrieb. Bereits 1942 erhielt Mödl ein erstes Engagement in Remscheid, dem ein Vertrag mit der Düsseldorfer Oper folgte. 1944 wurde sie zum Kriegseinsatz in einer Munitionsfabrik in Remscheid zwangsverpflichtet. Unmittelbar nach Kriegsende konnte die Sängerin in Düsseldorf anfangen, wo sie sofort große Rollen als dramatischer Mezzosopran bekam. Dem Haus blieb Mödl über 50 Jahre verbunden. 1948 holte sie Günther Rennert (1911–1978) nach Hamburg. Dort begann ihre bedeutende nationale und internationale Karriere. Ein erster Höhepunkt war 1951 erreicht, als Mödl als „Kundry“ in Wagners Parsifal bei der Neueröffnung der Bayreuther Festspiele unter der musikalischen Leitung von Hans Knappertsbusch (1888–1965) und in der Regie von Wieland Wagner auftrat. In Bayreuth sang Mödl regelmäßig bis 1962 die großen dramatischen Rollen „Brünnhilde“ und „Isolde“ unter Herbert von Karajan (1908–1989), Clemens Krauss (1893–1954) und Joseph Keilberth (1908–1968). 1955 wirkte Mödl dann bei der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper in Beethovens Fidelio unter Karl Böhm (1894–1981) mit. Ab 1957 war sie für drei Spielzeiten an der New Yorker Metropolitan Opera als „Isolde“, „Brünnhilde“ und „Kundry“ zu hören. Schon zuvor, 1951, hatte Mödls Stuttgarter Zeit eingesetzt. Sie gehörte fortan dem Ensemble der Staatsoper an und stand mit dem Intendanten des Hauses, Walter Erich Schäfer, in freundschaftlicher Beziehung. Mödl debütierte als „Isolde“ neben Wolfgang Windgassen. Am Pult stand Ferdinand Leitner. Es folgten 1953 Auftritte als „Brünnhilde“ in Wagners Siegfried und Götterdämmerung, 1954 als „Kundry“ und als „Carmen“, abwechselnd mit Wolfgang Windgassen, Peter Anders (1908–1954) und Mario del Monaco (1915–1982) als Partner.
Wichtige Meilensteine in Mödls Karriere waren auch 1956 die Titelrolle in Carl Orffs Oper Antigonae unter der Regie von Wieland Wagner, 1957 in Schoecks Penthesilea und 1961 die Rolle der Mutter in Fortners Oper Bluthochzeit, wobei Günther Rennert Regie führte. Daneben arbeitete Mödl mit Wieland Wagner und Leitner am Pult ab 1956 an maßstabsetzenden Neuinszenierungen von Wagners Ring des Nibelungen und 1958 von Tristan und Isolde, wiederum mit Wolfgang Windgassen als Partner. 1962 wagte sich Mödl zum einzigen Mal an die Titelpartie in Richard Strauss’ Oper Elektra.
Obwohl Mödl ab 1962/63 ihren Schwerpunkt auf Charakterrollen verlagerte, war sie bis 1965 in Stuttgart als „Brünnhilde“ zu hören. 1964 übernahm sie die Rolle der „Klytämnestra“ in Elektra unter Karl Böhm, 1967 die Rolle der „Begbick“ in Brecht/Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, erneut in der Regie Günther Rennerts. Anja Silja (geboren 1940) und Gerhard Stolze (1926–1979) waren ihre Partner. 1971 war Mödl wieder als „Klytämnestra“ zu hören, dieses Mal unter Carlos Kleiber (1930–2004). 1975 gestaltete sie eine ihrer Paraderollen, die „Gräfin“ in Tschaikowskys Oper Pique Dame, die sie noch 1992 in Wien sang. Es folgten zahlreiche Auftritte in kleineren Partien, darunter 1978 in Kodalys Oper Hary Janos und 1984 in Reimanns Gespenstersonate, nur ein Beispiel für Mödls großes Engagement für zeitgenössische Musik.
Mödls ungewöhnlich lange Karriere, sie stand bis kurz vor ihren Tod auf der Bühne, ihre enorme Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, sowie ihre grandiose Stimme machten sie zu einer Ausnahmekünstlerin. Sie war eine der Säulen des legendären Ensembles der Stuttgarter Oper in der Ära Ferdinand Leitner/Walter Erich Schäfer, zu dem weitere bedeutende Sänger, Wolfgang Windgassen, Gustav Neidlinger (1910–1991), Otto von Rohr (1914–1982) und Grace Hoffman (1921–2008), gehörten. Mödl starb 89-jährig in einem Stuttgarter Krankenhaus und wurde auf dem Münchner Ostfriedhof begraben. Im Sommer 2012 würdigte eine umfangreiche Ausstellung in der Bayreuther Stadtbücherei Leben und Werk der Künstlerin.
Quellen: Nachlass im Privatbesitz von Helmut Vetter, Stuttgart.
Werke: Wagner, Der Ring des Nibelungen, Wilhelm Furtwängler – Orchester d. RAI, 1953 (EMI); Beethoven, Fidelio, Wilhelm Furtwängler – Wiener Philharmoniker, 1953 (EMI); Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten, Joseph Keilberth – Orchester d. Bayer. Staatsoper 1963 (Deutsche Grammophon).
Nachweis: Bildnachweise: Walter Erich Schäfer, Die Stuttgarter Staatsoper, 1972, 98.

Literatur: Walter Erich Schäfer, Martha Mödl, 1967; Martha Mödl: So war mein Weg – Gespräche mit Thomas Voigt, 1998; Martha Mödl: Erinnerungen an ihre Opernkunst von Janice Baird, Brigitte Fassbaender u.a., in: Opernwelt 43, 2, 2002, 16-25.
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