Schmeil, Otto Emil 

Geburtsdatum/-ort: 03.02.1860; Großkugel/Halle
Sterbedatum/-ort: 03.02.1943;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge
Kurzbiografie: 1870-1876 Franckesche Stiftung in Halle
1876-1877 Präparandenanstalt in Quedlinburg
1877-1880 Lehrerseminar in Eisleben
1880-1893 Volksschullehrer in Zörbig/Sachsen-Anhalt bis 1883, dann in Halle an der Saale, zugleich Studium der Zoologie bei Prof. Grenacher am naturwissenschaftlichen Institut der Martin-Luther-Universität
1887 Mittelschullehrerprüfung
1888 Rektorenprüfung
1891 Promotion bei Rudolf Leuckart in Leipzig: Beiträge zur Kenntnis der frei lebenden Süßwasser-Copepoden Deutschlands
1894-1904 Schulrektor in Magdeburg
1904 Professorentitel des preußischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts
1904-1943 Privatgelehrter und Publizist in Marburg an der Lahn bis 1907, dann in Wiesbaden bis 1909, dann in Heidelberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1886 (Halle/Saale) Bertha, geb. Denck
2. Elisabeth Johanna Henrika, geb. Jeschko (geb. 1877)
Eltern: Vater: Eduard Heinrich (1824-1865), Volksschullehrer
Mutter: Amalie Karoline, geb. Heise (1822-1900)
Geschwister: 3: 2 Brüder, darunter Alexander, und eine Schwester, alle älter
Kinder: 3:
Johannes (geb. 1886)
Margarethe (geb. 1893)
Werner (1896-1968)
GND-ID: GND/118759507

Biografie: Peter E. Fäßler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 249-250

Wohl keinem anderen Wissenschaftler verdankt die Schulbiologie ihre Wandlung zum modernen Unterrichtsfach mehr als dem unermüdlich schaffenden Schmeil. Seit Ende des 19. Jahrhunderts setzte er durch seine über 70 Lehrbücher mit zusammen rund 800 Auflagen neue Maßstäbe in der Didaktik dieses Faches, die sich bis heute bewährt haben. Die noch in den 1970er Jahren jedem Schüler geläufige Schmeilsche Tier- und Pflanzenkunde oder die den Biologiestudenten vertraute Pflanzenbestimmungshilfe von Schmeil und Jost Fitschen stellen nur die bekanntesten Lehrbücher dieses wirkungsgeschichtlich bedeutendsten Biologiedidaktikers dar. Schmeil wuchs anfangs in den gesicherten – wenn auch bescheidenen – wirtschaftlichen Verhältnissen eines Dorfschullehrerhauses auf. Unter Anleitung des naturkundigen Vaters erwarb er sich bereits in jungen Jahren umfassende Kenntnisse über die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, die die solide Basis seines späteren Hochschulstudiums und der sich anschließenden Lehr- und Publikationstätigkeit bildeten. Aufgrund des frühen Unfalltodes seines Vaters und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Not war Schmeil gezwungen, seinen Weg über eine Ausbildung zum Volksschullehrer am Lehrerseminar in Eisleben zu nehmen. Seine naturwissenschaftlich-akademische Qualifikation erwarb er sich neben der Arbeit als Volksschullehrer durch ein Studium in Halle. Aus wissenschaftlicher Sicht ist Schmeils Promotion beim Leipziger Zoologen Rudolf Leuckart – führender Vertreter seines Faches – kaum hoch genug einzuschätzen. Er schloss mit summa cum laude ab. Den mit solchen wissenschaftlichen Meriten ausgestatteten Schmeil zog es aber nicht in die Grundlagenforschung; vielmehr erblickte er seine Berufung in der lebendigen, anschaulichen Vermittlung der Natur an junge, begeisterungsfähige Menschen. Sein didaktischer Ansatz war Ausdruck eines neuen, um die Jahrhundertwende sich breit machenden Natur- und Menschenbildes und rückte Schmeil in die Nähe von Reformpädagogen wie Hermann Lietz oder Eduard Spranger. Schmeil erkannte sehr deutlich, dass das vorherrschende Unterrichtsmaterial für Schule und Universität nicht geeignet war, den interessanten Untersuchungsgegenstand, die belebte Natur, einer kindlich-jugendlichen und damit auch noch zu motivierenden Zielgruppe nahe zu bringen. Folgerichtig entwarf er die Konzeption eines Schulbuches, das erstmals neben Tafeln und Strichzeichnungen, d. h. relativ abstrakten Reproduktionen der belebten Umwelt, das damals moderne Medium der Fotografie einbezog. Seine Bücher und Schriften waren so von einer zu ihrer Entstehungszeit einzigartigen Anschaulichkeit geprägt, was ihnen zu außerordentlich hohen Auflagen verhalf. Auch im Unterricht setzte Schmeil auf lebendige Wissensvermittlung. Beispielsweise sollten Exkursionen zu nahe gelegenen Wäldern und Bächen oder die Vorstellung einzelner Tierarten anhand ausgestopfter Präparate die Begeisterung der Schüler wecken. Auf diese Weise erzielte er einen wesentlich besseren Lernerfolg, als dies die ansonsten vorherrschende strenge und trockene Unterrichtsweise vermochte. In der Laudatio anlässlich der Verleihung der goldenen Doktorurkunde im Jahre 1941 wurde Schmeil emphatisch als „Reformator des biologischen Unterrichts“ gewürdigt – ein Urteil, das bei nüchterner wissenschaftshistorischer Betrachtung bis heute Bestand hat. Schmeils modern anmutendes Didaktikkonzept hat Bestand, sein wegweisender Charakter wird bis heute in der Schulgeschichtsforschung betont.
Werke: Beiträge zur Kenntnis d. frei lebenden Süßwasser-Copepoden Deutschlands, in: Zs. für Naturwissenschaften 64, 1891, 7-18; Pflanzen d. Heimat: eine Auswahl d. verbreitetsten Pflanzen unserer Fluren in Bild u. Wort, 1896; Über die Reformbestrebungen auf dem Gebiet des naturwissenschaftl. Unterrichts, 1896; Lehrbuch d. Zoologie, 1898/99; Leitfaden d. Tierkunde, 1900; Lehrbuch d. Botanik, 1903; Leitfaden d. Pflanzenkunde: ein Hilfsbuch für den Unterricht an höheren Lehranstalten, 1903; (zus. mit Jost Fitschen), Flora von Deutschland. Ein Hilfsbuch zum Bestimmen d. in dem Gebiete wild wachsenden u. d. angebauten Pflanzen, 1903; Leben u. Werk eines Biologen – Lebenserinnerung. Jubiläumsausg. zum 80jährigen Bestehen des Verlages Quelle&Meyer, 1986.
Nachweis: Bildnachweise: Leben u. Werk eines Biologen, 1986 (vgl. Werke).

Literatur: Hermann Bagusche, Ein Klassiker des dt. Schulbuchs, in: Karlsruher Tagebl. vom 3. 2. 1930; Hermann A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s: Zeitgenossenlexikon, enth. Biographien u. Bibliogr. 10. Ausg., 1935, 1406 f.; Irmtraut Scheele, Von Lueben bis Schmeil: die Entwicklung von d. Schulnaturgeschichte zum Biologieunterricht zwischen 1830 u. 1933, 1981; Anette Schenk, O. Schmeil, Leben u. Werk, 2000.
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