Neurath, Freiherr von, Konstantin Hermann Karl 

Geburtsdatum/-ort: 02.02.1873;  Klein-Glattbach/Oberamt Vaihingen (Enz)
Sterbedatum/-ort: 14.08.1956;  Enzweihingen
Beruf/Funktion:
  • Diplomat, Kabinettschef, Reichsaußenminister, Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
Kurzbiografie: 1880-1886 Volks- und Lateinschule in Vaihingen/Enz, 1886-1892 Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart
1893-1896 Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und Berlin, 1897 I. Juristische Staatsprüfung, 1901 II. Juristische Staatsprüfung
1901-1903 Assessor im Auswärtigen Amt, 1903-1908 Vizekonsul in London
1909 Legationsrat im Auswärtigen Amt, bis 1914 Hilfsarbeiter in der Handelspolizei, dann in der Politischen Abteilung
1914-1916 Botschaftsrat in Konstantinopel
1914-1915 Kriegsdienst als Hauptmann der Reserve im Grenadierregiment Nr. 119 in Frankreich; Eisernes Kreuz II. und Eisernes Kreuz I. Klasse, Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens
1917-1918 Kabinettschef des Königs von Württemberg
1919-1921 Gesandter in Kopenhagen
1921-1930 Botschafter in Rom, 1930-1932 desgleichen in London
1932-1938 Außenminister des Deutschen Reiches, seit Februar 1938 Reichsminister (ohne Geschäftsbereich); Präsident des Geheimen Kabinettsrates
1933 Ehrenbürger von Kleinglattbach (1946 aberkannt)
1937 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP; SS-Gruppenführer
1938 Ehrenbürger von Stuttgart (1946 aberkannt)
1939 Mitglied des Reichsverteidigungsrates
1939-1941 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren
1941 Beurlaubung als Reichsprotektor, offizielle Entlassung 1943, 1943 SS-Obergruppenführer
1945-1946 in alliierter Gefangenschaft
1946 Hauptangeklagter vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg; 01.10. Verurteilung zu 15 Jahren Haft (schuldig in allen vier Hauptanklagepunkten)
1946-1954 Häftling, seit 1947 in Spandau
1954 (November) Entlassung aus der Spandauer Haft
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Auszeichnungen: Württembergischer Friedrichsorden I. Klasse
Preußischer Roter Adlerorden III. Klasse
1915 Großkreuz des österreichischen Franz-Josefs-Ordens
Türkischer Eiserner Halbmond und Türkischer Osmanen-Orden II. Klasse
Offiziers-Kreuz des sächsischen Albrecht-Ordens mit Schwertern
Bulgarischer Alexander-Orden I. Klasse mit Schwertern
Dr. jur. h.c. der Universität Camerino
Großkreuz des italienischen Mauritius-Ordens
1933 Mitglied der Akademie für Deutsches Recht
1938 Goldenes Treuedienstehrenzeichen für 40jährige Dienstzeit
1940 Kriegsverdienstkreuz I. Klasse
Deutscher Adlerorden
Verheiratet: 1901 Stuttgart, Marie Auguste von Neurath, geb. Moser von Filseck (1875-1960)
Eltern: Konstantin Karl Sebastian Ludwig Peter Julius Freiherr von Neurath (1847-1912), Königlich Württembergischer Oberstkammerherr, MdR
Mathilde Berta Clementine Sophie Wilhelmine Auguste Freiin von Gemmingen-Hornberg (1847-1924)
Geschwister: Wilhelm Heinrich Julius (1874-1962), Oberst a.D.
Ernst Josef Baptist (1877-1960), Hauptmann a.D.
Kinder: Dr. jur. Konstantin Alexander (1902-1981)
Winifred Mathilde Christine Helene, verh. von Mackensen (1904-1985)
GND-ID: GND/118786016

Biografie: In: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 336-340
Quellen: Nachlaß Neurath im BA Koblenz, NL 177; für Neurath nicht relevant; Familienpapiere im HStAS, Q 3/11; Studentenakte Neurath im UA Tübingen, E 40/154, No. 154; Militärische Dienstzeugnisse und Stammrolle im HStAS, Heeresarchiv, Personalakten Reserveoffizier, N4/6; Akten und Papiere zur Tätigkeit als Königlicher Kabinettschef im HStAS, E 14, Kabinettsakten IV, Bü 229 – Archiv des Auswärtigen Amts, Bonn – Unterlagen über Neurath in NSDAP und SS im BA, Abt. III, Außenstelle Berlin-Zehlendorf (früher BDC). – Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und dem Bundesarchiv: Karl-Heinz Minuth (Bearb.), Das Kabinett von Papen, 2 Bände, 1989; Anton Golecki (Bearb.), Das Kabinett von Schleicher, 1986; Karl-Heinz Minuth (Bearb.), Die Regierung Hitler, 1983. – Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945. Aus dem Archiv des Auswärtigen Amts, Serie B: 1925-1933, 1966ff.; Serie C: 1933-1937, 1971ff.; Von Neurath zu Ribbentrop (Serie D, Band 1, 1950); Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, 42 Bände, (1947-1949) (IMT); Leonidas E. Hill (Hg.), Die Weizsäcker-Papiere 1900-1932, 1982; ders. (Hg.), Die Weizsäcker-Papiere 1933-1950, 1974
Nachweis: Bildnachweise: Mehrere Abbildungen bei Heinemann, Neurath, und bei Döscher, Das Auswärtige Amt; Zentner/Bedürftig, Das große Lexikon, 416 (vgl. Literatur)

Literatur: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild, Band 2, 1931, 1321; Das Deutsche Führerlexikon 1934/35, 1934, 17; Degeners Wer ist’s?, Band 10, 1935, 1138; Lutz Graf Schwerin von Krosigk, Es geschah in Deutschland. Menschenbilder unseres Jahrhunderts, 1951, bes. 310-317; Franz von Papen, Der Wahrheit eine Gasse, 1952; Magnus Freiherr von Braun, Von Ostpreußen bis Texas. Erlebnisse und zeitgeschichtliche Betrachtungen eines Ostdeutschen, 1955; Munzinger-Archiv/IBA, Lieferung 40/56; Wilhelm Kosch, Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik, Band 2, 1963, 917; Heinz Günther Sasse, 100 Jahre Botschaft in London. Aus der Geschichte einer deutschen Botschaft, 1963; Erich Stockhorst, 5000 Köpfe. Wer war wer im Dritten Reich, 1967, S. 307; John L. Heineman, Constantin Freiherr von Neurath as Foreign Minister 1932-1935. A Study of a Conservative Civil servant in Germany’s Foreign Policy, Phil. Diss., Cornell University (USA), 1964; ders., Hitler’s First Foreign Minister. Constantin Freiherr von Neurath, Diplomat and Statesman, University of California Press, Berkeley-Los Angeles-London 1979; Hans-Adolf Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1938, 1968; Hanns Hubert Hofmann, in Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, Band 2, 2. Aufl. 1974, 2008-2009; Manfred Funke (Hg.), Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reichs (Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte 12), 1976; Bradley F. Smith, Der Jahrhundert-Prozeß. Die Motive der Richter von Nürnberg – Anatomie einer Urteilsfindung (original: Reaching Judgment at Nuremberg: The Untold Story of How the Nazi War Criminals were Judged, übersetzt von Günther Danehl), bes. S. 245-251; Michael Behnen, in: Gerhard Taddey (Hg.), Lexikon der deutschen Geschichte. Personen – Ereignisse – Institutionen. Von der Zeitenwende bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges, 2. Aufl. 1979, 853; Klaus Schwabe (Hg.), Das Diplomatische Korps 1871-1945 (Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte, 20. Tagung 1982), 1985; Christian Zentner/Friedemann Bedürftig (Hgg.), Das große Lexikon des Dritten Reiches, 1985, 416-417; Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der Endlösung, 1987; Peter Krüger, in: Wolfgang Benz/Hermann Graml, Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, 1988, 238-239; Peter Przybylski, Täter neben Hitler, 1990, bes. 588-593; W. Bleyer, in: Kurt Pätzold u.a. (Hgg.), Biographien zur deutschen Geschichte. Lexikon von den Anfängen bis 1945, 1991, 367-368; Telford Taylor, Die Nürnberger Prozesse. Hintergründe, Analysen und Erkenntnisse aus heutiger Sicht (original: The Anatomy of the Nuremberg Trials. A Personal Memoir, übersetzt von Michael Schmidt) 1992; Frank Raberg, Das Aushängeschild der Hitler-Regierung. Konstantin Freiherr von Neurath (1873-1956), Außenminister des Deutschen Reiches 1932-1938, in: Michael Kißener/Joachim Scholtyseck (Hgg.), Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, 1996, 503-538
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