Caesar, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 24.12.1874; Münster, jetzt: Gde. Selters, Lkr. Limburg-Weilburg
Sterbedatum/-ort: 07.04.1942; Berlin
Beruf/Funktion:
  • Architekt
Kurzbiografie: 1885–1890 Real- u. Humanistisches Gymnasium Wiesbaden
1890–1894 Kgl. Landesschule in Pforta, Abitur
1894 –1896 Architekturstudium an d. TH Berlin, Vorexamen
1896 Architekturstudium an d. TH München
1896–1898 Architekturstudium an d. TH Berlin-Charlottenburg
1898 Erste Staatsprüfung für das Hochbaufach
1899–1900 Militärdienst als Einjährig Freiwilliger
ab 1900 Preußisches Ministerium d. öffentl. Arbeiten, Kirchenbauabteilung, Berlin
1903 Zweite Staatsprüfung für das Hochbaufach
1908 Kreisbauinspektor
1909 o. Professor für Ländliche Baukunst u. Landwirtschaftl. Baukunde an d. TH Berlin-Charlottenburg
1916 o. Professor für Architektur an d. TH Karlsruhe u. bautechnischer Referent im Bad. Kultusministerium
1924 u. 1933 Rektor d. TH Karlsruhe
1935 Berufung an die TH Berlin-Charlottenburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: EK II. (1915); Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen mit Schwertern (1916); Dr. med. h. c. d. Univ. Heidelberg (1922); Treuedienst-Ehrenzeichen in Gold für Beamte (1938); Ehrensenator d. TH Berlin-Charlottenburg (1941)
Verheiratet: 1904 Emilie, geb. Caesar [sic!] (1880–1958)
Eltern: Vater: Karl Wilhelm Ludwig, Pfarrer
Mutter: Wilhelmine, geb. Doering
Geschwister: 2; Charlotte u. Wilhelm
Kinder: 2; Charlotte (1905–1994) u. Karl (1916–1983)
GND-ID: GND/118982370

Biografie: Joachim Kleinmanns (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 56-58

Caesar wurde als Pfarrerssohn im Taunus geboren. Von der Sexta bis zur Tertia besuchte er das Real- und Humanistische Gymnasium in Wiesbaden. Die letzten vier Schuljahre verbrachte er in der Kgl. Landesschule Pforta bei Naumburg, wo er 1894 das Abitur ablegte. Anschließend begann er das Studium der Architektur an der Kgl. Preußischen TH Charlottenburg, wo er insbesondere Lehrveranstaltungen von Professor Hugo Hartung besuchte. 1896 bestand er das Vorexamen und wurde dessen studentische Hilfskraft. 1898 schloss Caesar das Studium mit der I. Staatsprüfung für das Hochbaufach ab und wurde im Mai 1898 zum Kgl. Preußischen Regierungsbauführer bei der Allgemeinen Hochbauverwaltung in Preußen ernannt. Am 3. November dieses Jahres trat er als einfaches Mitglied dem Berliner Architekten- und Ingenieurverein (AIV) bei, dessen Mitglied er bis 15. Dezember 1919 und erneut vom 10. Februar 1936 bis 31. Dezember 1938 war. Zunächst diente Caesar als Regierungsbauführer am Anatomischen Institut der Univ. Marburg. Vom 1. Oktober 1899 bis zum 30. September 1900 leistete er sein militärisches Dienstjahr beim Infanterie-Regiment 160 ab und wurde Reserveoffizier. Im Anschluss daran war Caesar in der Kirchenbauabteilung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten beschäftigt. Unter der Leitung Oskar Hoßfelds war er am Entwurf mehrerer Dorfkirchen beteiligt, u. a. in Heidersbach bei Suhl. Sie zeichnen sich durch einfachste, traditionelle ortsgebundene Bauweise aus. Im Juni 1903 bestand Caesar die II. Staatsprüfung mit Auszeichnung und wurde zum Regierungsbaumeister ernannt. Für seine Leistung erhielt er den Staatspreis zuerkannt, der ihm eine dreimonatige Studienreise durch Nordfrankreich ermöglichte. Ergebnisse dieser Reise veröffentliche Caesar 1909 im Zentralblatt der Bauverwaltung und postulierte dort die Vorbildwirkung historischer Architektur, auf die er auch in anderen Beiträgen hinwies. Auch seine Rezension von Fritz Kössers Buch „Holzgedeckte Landkirchen in der Normandie“, 1910, ist letztlich ein Resultat dieses Studienaufenthalts.
Im Anschluss an die Reise arbeitete Caesar im Architekturbüro von Hartung und dann als dessen Assistent an der „Abteilung für Entwerfen von Hochbauten im Sinne des Mittelalters“ an der TH Berlin-Charlottenburg. Daneben war er schon seit 1902 als Architekt von Privatbauten tätig, z. B. des Landhauses Eibach in Dotzheim bei Wiesbaden, und überarbeitete im Auftrag der Denkmalpflege und Bauberatung Entwürfe, vornehmlich im Landkreis Luckau.
1907 bis 1909 war Caesar nach Vorentwürfen von Oberbaurat Saal mit dem Entwurf und der Bauleitung des preußischen Zentralgefängnisses in Freiendiez an der Lahn befasst. Es handelt sich um eine symmetrisch gegliederte Anlage bestehend aus Zellentrakt, Arbeitsgebäuden und Beamtenwohnhäusern, deren malerische, formen- und materialvielfältige Architektur nach seiner Auffassung „der ländlichen Bauweise der Lahngegend“ entsprach, aus heutiger Sicht aber als zeitgemäßer „Heimatstil“ gelten muss. 1909 veröffentlichte Caesar im Zentralblatt der Bauverwaltung einen umfangreichen vergleichenden Aufsatz über „Alte und neue Baukunst im Regierungsbezirk Wiesbaden“.
Während er die Bauten in Freiendiez leitete, im Februar 1908, wurde Caesar zum Kreisbauinspektor befördert und am 1. Juli 1908 auf die etatmäßige Professur für Ländliche Baukunst und Landwirtschaftliche Baukunde an der Abteilung für Architektur der TH Berlin-Charlottenburg berufen. Neben der Lehre war Caesar weiterhin entwerfend tätig, wenn auch offenbar nur in bescheidenem Maße – zumindest sind nicht viele seiner Werke bekannt. Um 1910 entstand sein Landhaus Ruprecht in Zehlendorf bei Berlin, eine malerische Villa mit stark gegliederter asymmetrischer Fassade, verschindeltem Giebel und Mansarddach. 1914 stellte er den Entwurf eines barocken Schlosses auf der Großen Berliner Kunstausstellung aus, der in der Zeitschrift „Der Baumeister“ publiziert wurde.
Nach Beginn des I. Weltkriegs, 1915, wurde Caesar als technischer Offizier im Rang eines Oberleutnants zum Gouvernement Thorn (Toruń) kommandiert, ab November desselben Jahres zum technischen Offizier bei der Baustation der 10. Armee. Caesar war zuletzt an der Ostfront in Kaunas (Kowno) eingesetzt, von wo aus auch die schriftlichen Verhandlungen zu seiner Berufung nach Karlsruhe erfolgten. Dort war der Lehrstuhl des am 16./17. März 1915 in Frankreich gefallen Friedrich Ostendorf (vgl. S. 301) verwaist. Im November empfahl der Senat der TH Karlsruhe dem Ministerium die Berufung Caesars: „Er wird uns als entschiedene Persönlichkeit von selbständiger künstlerischer Eigenart geschildert […]. Er steht mit seinem Kunstdenken auf vaterländischem Boden und beherrscht, hervorgegangen aus der Schule von Schäfer die mittelalterliche Baukunst aus dem Grunde.“
Obwohl das preußische Unterrichtsministerium versuchte, ihn durch eine Gehaltserhöhung in Berlin zu halten, nahm Caesar zum 1. April 1916 den Ruf auf die etatmäßige Professur für Neuzeitliches Entwerfen in Karlsruhe an; denn neben einem hohen Gehalt winkte ihm hier nicht nur eine Nebentätigkeit als bautechnischer Referent im Bad. Kultusministerium mit entsprechender Zusatzvergütung, sondern wie allen seinen Vorgängern von Heinrich Hübsch bis Friedrich Ostendorf wurden ihm auch private Aufträge für Staatsbauten zugesagt. In Karlsruhe studierten bei Caesar u. a. die später bekannt gewordenen Architekten Heinrich Gremmelspacher, Otto Haupt (➝ III 119), Helmut Kessner und Bruno Laurson. Hermann Reinhard Alker (➝ II 1) war 1918 sein Assistent.
Der offensichtlich einzige größere Staatsbau, zu dem Caesar den versprochenen Auftrag erhielt, war der Bau der dann von Hans Ritter von Baeyer (vgl. S. 13) geleiteten Orthopädischen Klinik in Heidelberg, die 1919 bis 1922 nach seinem Entwurf entstand. Weit vor der Stadt realisierte Caesar an der Schlierbacher Landstraße eine mehrteilige Anlage, die sich formal an Kloster- oder Schlossbauten des Barock anlehnt und in die Landschaft eingepasst ist. Verhältnismäßig niedrige Baukörper in schlichten Formen, Putzflächen und Sandsteingewände kennzeichnen die Gebäude. Wohl in Anerkennung dieses Klinikbaus verlieh ihm die Universität Heidelberg 1922 den Titel eines Dr. med. h. c. Zusammen mit dem Karlsruher Architekturprofessor Gisbert von Teuffel erweiterte Caesar 1928 bis 1930 die Klinik im Norden um das dreigeschossige Wielandheim. Ab 1921 entstand nach Caesars Planungen ein Sägewerk in Auggen. Wie das Zentralgefängnis und die Klinik stellt auch dieses mit Direktorenvilla, Pförtnerhaus, Verwaltungsgebäude, Kantine und Werkswohnungen einen umfangreichen städtebaulichen Entwurf dar.
1921 bis 1923, erneut 1929 bis 1932 und 1933 bis 1935, war Caesar Vorstand der Architekturabteilung der TH Karlsruhe, außerdem 1924 bis 1925 und 1933 Rektor dieser Hochschule. Am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein. In demselben Jahr verfasste er eine Denkschrift „Über die Zuziehung der Hochschuldozenten zu staatlichen Bauaufgaben“, die er unter Verweis auf Friedrich Gilly, Karl Friedrich Schinkel, Friedrich Weinbrenner und zuletzt Josef Durm (➝ II 70) befürwortete.
Während seiner Karlsruher Zeit betreute Caesar sieben Dissertationen als Doktorvater, darunter 1926 die Arbeit des Architekten Herbert Fritz bei der Freiburger Münsterbauhütte über den Turmhelm des Münsters und 1929 die des Straßburger Münsterbaumeisters Karl Friederich über die Steinbearbeitung.
Zum 1. Oktober 1935, im Alter von 61 Jahren, nahm Caesar erneut einen Ruf an die Fakultät für Bauwesen der TH Berlin-Charlottenburg an. Sein Nachfolger auf dem Karlsruher Lehrstuhl wurde Postbaurat Heinrich Müller aus Speyer. In den Studienjahren 1939/40 und 1940/41 war Caesar Dekan der Berliner Fakultät für Bauwesen. Nach langer Krankheit verstarb er im 68. Lebensjahr an den Folgen einer schweren Operation.
Quellen: A d. TU Berlin, Immatrikulationsbücher; AIV Berlin, Mitgliederbuch; KIT-Archiv Karlsruhe 21013/453, 21013/564, 22006/30, 22006/47 u. 22006/53; GLA Karlsruhe 235/1860, 235/30472, 235/4096 u. 235/ 30474; Südwestdt. A für Architektur u. Ingenieurbau (saai) am KIT Karlsruhe OES, Briefe; A d. TU München, HATUM StudA Karl Caesar; Liste d. Kulturdenkmale in B-W, Teil A1; www2.genealogy.net/vereine/ArGeWe/cjc/ListeWW.htm (Zugriff 9. 12. 2009).
Werke: (Auswahl) Landhaus Eibach in Dotzheim bei Wiesbaden um 1903; ev. Dorfkirchen in Preußen 1900–1908 (Mitarbeit); Zentralgefängnis in Freiendiez an d. Lahn 1907–1909; Alte u. neue Baukunst im Regierungsbez. Wiesbaden. Ein Vergleich, in: Zentralbl. d. Bauverwaltung, 1909, 257–268, 273–276 u. 279–282; Landhaus Ruprecht in Berlin-Zehlendorf um 1910; Orthopädische Klinik in Heidelberg 1919–1922; Sägewerk in Auggen ab 1921.
Nachweis: Bildnachweise: GLA Karlsruhe 448/2419, Brustbild (Fotografie um 1925).

Literatur: Ludwig Otte, Preuß. Dorfkirchen, in: Architektonische Rundschau H. 4, 1908, 25 f.; Landhaus Ruprecht, in: Berliner Architekturwelt, 1911, 319; Entwurf zu einem Schloß, in: Der Baumeister H. 19, 1914, 99; Der Neubau des Zentralgefängnisses in Freiendiez, in: Zentralbl. d. Bauverwaltung, 1914, 283–291; Bernd Müller, Architekturführer Heidelberg, Mannheim 1998, 190; Klaus-Peter Hoepke, Geschichte d. Fridericiana, 2007.
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