Geiges, Fritz Alois Sigmund Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 02.12.1853;  Offenburg
Sterbedatum/-ort: 23.06.1935;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Glasmaler, Heimatforscher
Kurzbiografie: Kunstschule Stuttgart
Kunstakademie München
1873 Mitbegründer des Breisgau-Geschichtsvereins
1878 Kunsterzieher und Zeichenlehrer in Freiburg
1889 Glasmalerei-Werkstatt
1897 Prof. e. h. (Land Baden)
1900 Weltausstellung Paris, Goldene Medaille
1920 Dr. phil. e. h. (Universität Freiburg i. Br.)
1923 Ehrenbürger, Freiburg i. Br.
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1. 1880 Mathilde, geb. Heim (1857-1894)
2. 1897 Maria Theresia, geb. Carlsson (1876-1955)
Eltern: Vater: Sigmund Geiges, Stadtbaumeister (1810-1898)
Mutter: Theresia, geb. Baumann (1812-1898)
Geschwister: 5
Kinder: aus 1. Ehe: 2 Söhne, 2 Töchter
aus 2. Ehe: Tochter Maja
GND-ID: GND/119022206

Biografie: Clemens Rehm (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 98-99

Geiges künstlerische Kraft ist vom Oberrheingebiet, Freiburg mit seinem Münster und den gotischen Kathedralen in Frankreich und England geprägt worden und artikulierte sich in den Formen des Jugendstils. Er hat stets versucht, seine Vorstellungen von Geschichte in der Arbeit auszudrücken, indem er historische Motive wählte und historische Gebäude ausschmückte. Ganz dem Historismus verpflichtet, versuchte er so zu bewahren und Geschichte Wiederaufleben zu lassen. Ähnlich wirkte er heimatgeschichtlich als eifriger Forscher und Mitbegründer des Breisgau-Geschichtsvereins. Ihm wurde die Forschung befruchtende Voraussetzung seiner künstlerischen Arbeit.
Seinen vielfältigen Tätigkeiten als Kunsterzieher, Dekorationszeichner großflächiger Fassaden (u. a. Rathaus und Basler Hof in Freiburg), Maler und Bildhauer fügte er die mittelalterliche Glasmalerei hinzu. Hier entwickelte Geiges sich zu einem überregional anerkannten Spezialisten für Glasfensterherstellung und -restaurierung und widmete sich ab 1889 in eigener Werkstatt mit zeitweise 40 Mitarbeitern fast ausschließlich dieser Kunst. Zahlreiche Werke, vorwiegend in Kirchen – u. a. in Eichstätt, Freiburg, Berlin, Konstanz, Karlsruhe, Bonn, Fritzlar, Lübeck, Tsingtau und Metz – entstanden, weil Geiges mit seinem Verständnis von historischer Arbeit den Zeitvorstellungen entgegenkam und zugleich mit dem nötigen technischen Wissen diese Ideen ausführen konnte. Ehrungen blieben nicht aus: Für die Gestaltung von Glasfenstern in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin erhielt er 1897 die Ehrenprofessur und die Fenster für das Neue Freiburger Rathaus wurden auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet.
Ab 1917 beschäftigte sich Geiges mit der Restaurierung und Neuordnung der Freiburger Münsterfenster und galt bald als einer der besten Münsterkenner seiner Zeit. Dennoch war sein vielbeachtetes Vorgehen höchst umstritten, da er zwar alle Scheiben an ihre ursprünglichen Orte zurückversetzte, behutsam im Stil der Zeit ergänzte und fremde Scheiben ausschied, aber zugleich, um einen einheitlichen Eindruck zu erwecken, Ergänzungen den Originalstellen farblich anpaßte. Die Stadt Freiburg ernannte ihn dennoch 1923 zum Ehrenbürger. Auf dem Tag der Denkmalpflege 1925 entbrannte ein grundsätzlicher Streit zwischen Geiges und den Kunsthistorikern, die ihm veraltete Restaurierungsgrundsätze vorwarfen: Er betreibe keine Konservierung sondern Restaurierung im Sinne des 19. Jahrhunderts. Trotz der Unterstützung durch das Ordinariat wurden die Fenster der Seitenschiffe nicht mehr nach Geiges Ideen umgearbeitet. Geiges widmete sich in seinen letzten Lebensjahren – wie schon in den 1870ern – wieder verstärkt seinen Heimatforschungen, insbesondere zur Freiburger Stadt(bau)geschichte, in der er seine Arbeitsweise rechtfertigte. Auch wenn die langjährigen Auseinandersetzungen um die Restaurierung der Glasfenster im Freiburger Münster, die in ganz Deutschland Widerhall fanden, Geiges Ruf zeitweise beeinträchtigt haben, müssen ihm höchste Verdienste um die Wiederbelebung der Glasmalerei zuerkannt werden. Er zählt zu den hervorragenden Künstlern des Historismus am Oberrhein. Verbunden mit einem Raum, in dessen historischen Geist er künstlerisch und forschend eindringen wollte, der Urgrund und Ziel seines Wirkens war, ragt er „aus der Blütezeit der Gotik in unsere Zeit hinein“ (E. Busse 1937).
Quellen: Nachlaß: Stadt A Freiburg (überwiegend heimatgeschichtlich) und Augustinermuseum Freiburg (künstlerisch).
Werke: Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters, 1933. Verzeichnis seiner heimatgeschichtlichen Arbeiten in: Schau-ins-Land 100, 1981, 61 f.; Künstlerisches Werkverzeichnis in: Schau-ins-Land 63, 1936, 72-77.
Nachweis: Bildnachweise: Ölporträt von Hugo Vogel, 1928, im Historischen Kaufhaus, Freiburg (Augustinermuseum M 63/3 R); Foto bei A. Schmidt, S. 302 (vgl. Lit.).

Literatur: A. Schmidt, Vor 50 Jahren starb der Freiburger Ehrenbürger Prof. Dr. h.c. F. Geiges, in: Schau-ins-Land 104, 1985, 291-303; E. Busse, Der Meister F. Geiges, in: Das Bild 1937, 38-44; Mgs-Arbeit von Hopfer, Freiburg, Univ. Freiburg.
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