Le Beau, Louise Adolpha 

Geburtsdatum/-ort: 25.04.1850;  Rastatt
Sterbedatum/-ort: 17.07.1927;  Baden-Baden
Beruf/Funktion:
  • Komponistin
Kurzbiografie: 1856 erster Klavierunterricht durch den Vater, 1857 erster Geigenunterricht
1863-1966 Schulunterricht am Wettach'schen Institut für Mädchen, Karlsruhe
1865 erste eigene Kompositionen
1866 Beginn der künstlerischen Ausbildung durch den Pianisten und Hofkapellmeister J. W. Kalliwoda in Karlsruhe. 1866-1869 Gesangsunterricht bei Kammersänger Anton Haizinger, Karlsruhe
1867 erstes öffentliches Konzert in Karlsruhe
1870 Beginn der Tätigkeit als Gesangs- und Klavierlehrerin
1873 Klavierunterricht bei Clara Schumann in Baden-Baden
1874 Konzerttournee in Holland
1876 Schülerin bei Joseph Rheinberger, München
1882 Auszeichnung beim Hamburger Wettbewerb für Celokompositionen für Cellostücke op. 24
1883 Erstaufführung ihres Chorwerks „Ruth“, op. 27
1884 Ernennung zum außerordentlichen Mitglied des Mozarteums Salzburg
1895-1890 Wiesbaden
1890-1893 Berlin
ab 1893 Baden-Baden
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Wilhelm Le Beau (1820-1896), Offizier
Mutter: Karoline, geb. Barack (1828-1900)
Geschwister: keine
Kinder: keine
GND-ID: GND/11929138X

Biografie: Reinhard Hübsch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 180-181

Ihren ersten Unterricht erhielt Le Beau von ihren Eltern, die den Besuch einer öffentlichen Schule für ihre Tochter als unzumutbar ablehnten. Der Vater, ein Amateurmusiker, brachte seiner einzigen Tochter auch die Grundlagen des Klavierspiels bei. Le Beau zeigte dabei hohe musikalische Begabung und wurde deshalb zu Kalliwoda (Klavier) und Hainzinger (Gesang) zur künstlerischen Ausbildung gegeben, die bei Rheinberger abgeschlossen wurde.
Ab 1874 unternahm Le Beau erste Konzertreisen, wobei sie sich, „durch die Eltern ökonomisch abgesichert“ und „auf Einnahmen nicht angewiesen“ (Rieger), selbstbewußt und unabhängig im schwierigen Musikleben ihrer Zeit zu behaupten wußte.
1868 begann Le Beau als Musikkritikerin für die Badische Landeszeitung (Karlsruhe) zu schreiben, von 1878 an publizierte sie regelmäßig in der Allgemeinen deutschen Musikzeitung, und seit Mai 1898 war sie schließlich als Kritikerin für das Badener Badeblatt (Baden-Baden) tätig. Eine Zusammenstellung dieser Arbeiten steht noch aus, was im Fall der Allgemeinen deutschen Musikzeitung dadurch erschwert wird, daß ihre Artikel wegen der in der Allgemeinen deutschen Musikzeitung üblichen Praxis, Beiträge weder durch den Namen des Autors noch durch Verfasser-Kürzel zu kennzeichnen, nicht identifizierbar sind.
Von der zeitgenössischen Musikkritik wurde Le Beau zunächst als virtuose Interpretin gefeiert. Aber auch ihre eigenen Kompositionen wurden – zum Teil überschwenglich – gelobt, vor allem die Violinsonate op. 10, die Cellostücke op. 24, sowie das Oratorium „Ruth“ op. 27. Durch ihr solistisches wie auch ihr kompositorisches Können avancierte sie zu einer erfolgreichen Interpretin, die u. a. in Berlin, Köln, München, Frankfurt, Wien und in der damaligen Musik-Metropole Leipzig gefeiert und vielfach ausgezeichnet wurde. Ihr Oratorium „Ruth“ wurde u. a. in Luzern, Amsterdam, Konstantinopel und Luzern aufgeführt.
Bei formaler Betrachtung ihrer Kompositionen fällt auf, daß sich Le Beau in ihrer Frühzeit vor allem der Kleinform Kammermusik widmete, um sich dann mehr und mehr größeren Genres wie der Sinfonie und Oper bis hin zum gigantischen Orchesterwerk „Hadumoth“ (mit allein 240 Frauen- und fast ebenso vielen Männerstimmen) zuzuwenden. Daneben widmete sie sich immer wieder Klavier- und Gesangsstücken.
In ästhetischer Hinsicht fällt eine musikhistorische Wertung ihres kompositorischen Schaffens schwer, weil es bislang kaum erschlossen ist. Le Beaus Zeitgenossen wie auch die gegenwärtige Rezeption bewerten sie im historischen Kontext mit Mahler und Brahms, Liszt und Bruckner, Grieg, Richard Strauß und dem jungen Schönberg und sprechen ihr dabei Originalität ab; sie wird vielmehr als typische „Vertreterin der Hochromantik“ (Kopf) qualifiziert, die lediglich als „rühmliche Ausnahme unter den Damen“ (Hans von Bülow) gesehen werden könne. Ihre Kompositionen weisen danach Anlehnungen an Chopin, Brahms, Schumann und Mendelssohn auf, Prägungen durch Berlioz und Wagner seien unübersehbar.
Le Beau brach ihr musikalisches Schaffen 1903 unvermittelt ab, wohl auch aus Resignation gegenüber dem damaligen, für Frauen schwierigen Musikbetrieb. Sie lebte seither vereinsamt in Baden-Baden, wo sie bis zu ihrem Tod 1927 nur noch gelegentlich als Musikkritikerin in Erscheinung trat.
Werke: Kompositionen: ausführliches Werkverzeichnis bis Opus 60 im Anhang ihrer Autobiographie „Lebenserinnerungen“; weitere, erst vor wenigen Jahren entdeckte Kompositionen: op. 61 Vater unser f. gemischten Chor a capella; op. 62 Der 100. Psalm f. Sopran mit Klavier oder Orgel im alten Style; op. 63 Im Walde, Klavierstück; op. 64 Abendklänge, Klavierstück; op. 65 Sanctus f. vierstimmigen Frauenchor a capella; op. 65a 5 Stücke f. Violine u. Klavier; op. 80 24 Kadenzen in allen Dur- u. Molltonarten mit kleinen Vorspielen – Der Einsiedler an die Nacht „Komm, Trost der Welt“ – Der Rhein – Nebeltag „Nun weicht er nicht mehr“ – Ständchen „Schon neigt sie sich zu süßer Ruh“.
Discographie/Tonbandaufnahmen: Sonate f. Violine u. Klavier op. 10, Drei Klavierstücke op. 57 (Podium Karlsruhe); Klaviertrio d-moll op. 15 (Südwestfunk/SWF); 3 Stücke für Viola u. Klavier op. 26 (SWF); Klavierquartett f-moll op. 28 (Süddeutscher Rundfunk); Romanze für Violine und Klavier op. 36 (EMI); Sinfonie F-Dur f. großes Orchester op. 41 (Westd. Rundfunk).
Literarische Arbeiten: Lebenserinnerungen einer Komponistin (1910).
Aufsätze u. Schriften: Über d. Erziehung d. weibl. Jugend (Allgem. dt. Musikztg v. 1. 11. 1878; nachgedruckt in Rieger, S. 56 ff.); Erinnerungen eines alten Flügels (Neue Berliner Musikztg Nr. 18 v. 28. 4. 1892, auch im Badener Badeblatt v. 17. 9. 1900); Componistinnen d. vorigen Jh.s (Neue Zs. f. Musik, Leipzig, 17. 12. 1890, No. 51, 569-571); Die musikal. Bibliothek weiland ihrer Königl. Hoheit d. Großherzogin Sophie v. Baden u. d. Karlsruher Musikleben in den Jahren von 1830-1860, Karlsruhe 1908.
Es existiert noch keine Gesamtausgabe.
Nachlaß: Autographen in: Bayer. Staatsbibliothek München, Dt. Staatsbibliothek in Ostberlin, Bad. Landesbibliothek Karlsruhe und Öster. Nationalbibliothek Wien sowie im Privatbesitz von Maria Bergmann, Baden-Baden.
Nachweis: Bildnachweise: Zahlreiche Fotos in der Autobiographie „Lebenserinnerungen“.

Literatur: Eduard Hanslick, Conzerte, Componisten u. Virtuosen (1886); Anna Morsch, Dts. Tonkünstlerinnen (1893); Frau u. Musik, hg. von Eva Rieger (1980); Eva Weissweiler, Komponistinnen aus 500 Jahren (1981); Christa Labell/Susanne Raue, Komponistinnen d. 19. Jhs., Univ. Bremen (1983); Brita-Maria Kopf, Komponierende Frauen in d. Geschichte – Dargestellt am Leben u. Werk von L. A. Le Beau, Staatl. Hochschule f. Musik Freiburg i. Br. (1985); Jane Bowers/Judith Tick (Hg.), Women making music. The Western Art Tradition 1150-1950. Urbana/Chicago. (1986); Dokumentation zu „5. International Congress on Women in Music“ (1989); Cornelia Blume, L. A. Le Beau Von der hochbegabten Komponistin zur alten Jungfer, in: Frauen im dt. Südwesten, Hg. von Birgit Knorr u. Rosemarie Wehling (SpLBW Bd. 20), Stuttgart 1993, 134-139. – Zahlreiche zeitgenössische Rezensionen in: Allg. dt. Musikztg (Berlin); Signale f. die musikal. Welt (Leipzig); Tonkunst, Land und Meer, Musikal. Zentralblatt (Leipzig); Neue Berliner Musikztg. (Berlin); Musikal. Wochenblatt (Leipzig), Neue Zs. f. Musik; Neue Musikzeitung (Köln) u. a. m.
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