Wagner, Christof Wilhelm Hermann 

Geburtsdatum/-ort: 01.10.1869;  Michelbach am Wald, Stadt Öhringen
Sterbedatum/-ort: 23.05.1936;  Stuttgart-Bad Cannstatt
Beruf/Funktion:
  • Forstpräsident, Prof. der Forstwissenschaft
Kurzbiografie: 1887 Abitur Realgymnasium Ulm
1887-1888 Militärdienst
1888-1894 Studium der Forstwissenschaft; Große forstliche Staatsprüfung, Tübingen
1894-1896 Forstreferendar
1896-1902 Gräflicher Oberförster Gaildorf
1902-1903 Königlicher Oberförster und Lehrbeauftragter Universität Tübingen
1903-1920 Prof. für Forstwissenschaft Tübingen
1914-1916 Kriegsdienst als Hauptmann
1916-1918 Kriegsministerium
1920-1924 Präsident der württembergischen Forstdirektion Stuttgart
1924-1935 Prof. der Forstwissenschaft Freiburg/Br.
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Eisernes Kreuz 2. Klasse; württembergischer Friedrichs-Orden; Ritterkreuz I. Klasse mit Schwertern; Wilhelms-Kreuz mit Schwertern; Ehrendoktor der Forstlichen Hochschule Eberswalde und der Hochschule für Bodenkultur Wien
Verheiratet: 4.8.1917 (Stuttgart) Gertrud Daiber (1891-1967)
Eltern: Vater: Emil Wagner (1836-1918) Pfarrer
Mutter: Maria, geb. Kohn
Geschwister: keine
Kinder: Gertrud (1918-1926)
GND-ID: GND/121820246

Biografie: Hans König (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 290-291

Nach einem ausgezeichneten Examen und mit bester Note bestandener zweiter Dienstprüfung begann Wagner als Forstreferendar bei der württembergischen Forstverwaltung. 1896 ließ er sich vom Staatsdienst beurlauben um als Oberförster bei Ludwig Graf von Pückler und Limpurg in Gaildorf die Betreuung des gräflichen Waldbesitzes zu übernehmen. Mit seinem großen Vertrauen dem 26jährigen Forstmann gegenüber und seiner Aufgeschlossenheit für seine Ideen schuf Graf Ludwig sowohl die Grundlagen für den späteren persönlichen Erfolg Wagners ebenso wie für neue forstliche Betriebsformen.
Die von Wagner in Gaildorf praktizierte Anwendung neuer forstwirtschaftlicher Ideen wurde rasch bekannt. Mit knapper Mehrheit berief ihn 1902 der Senat der Universität Tübingen auf einen der beiden forstwissenschaftlichen Lehrstühle. Bis zur Ernennung als Professor sollte er eine zweijährige Probezeit als Lehrbeauftragter mit dem Titel und Rang eines Königlichen Oberförsters absolvieren. Schon nach elf Monaten wurde Wagner auf einstimmigen Beschluss der Fakultät zum ordentlichen Professor ernannt. Die bei seiner Berufung vorgebrachte Kritik, Wagner habe noch keine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, verstummte, als Wagner 1907 sein Buch „Grundlagen der räumlichen Ordnung im Walde“ veröffentlichte, für das ihm die Doktorwürde verliehen wurde. „Der Blendersaumschlag und sein System“ ergänzte dieses Werk. Mit dem von ihm geschaffenen Blendersaumschlag setzte er sich für die Naturverjüngung ein, für ein kleinflächiges Vorgehen, das den Großkahlschlag ablösen soll, für eine nachhaltige Waldbodenpflege, den Mischbestand, die Berücksichtigung örtlicher und landschaftlicher Besonderheiten bei der Waldpflege sowie die Ausweisung von Bannwäldern ein. Ab 1905 strömten Besucher aus aller Welt nach Gaildorf, um den Blendersaumschlag als neue Art der Waldbewirtschaftung zu studieren. Wagners Verdienst lag und liegt in seinem ganzheitlichen Ansatz, der die Ökonomie und die Ökologie gleichberechtigt nebeneinander stellt und ihre Synthese sucht.
Als 1920 die forstwissenschaftlichen Lehrstühle von Tübingen nach Freiburg/Br. verlegt wurden, übernahm Wagner das Amt des Präsidenten der württembergischen Forstdirektion in Stuttgart. In einem ausführlichen Gutachten legte er die von ihm beabsichtigten Reformen der Staatsforstverwaltung dar, die er allerdings in seiner kurzen Amtszeit bis 1924 nicht alle erreichen konnte. Der von ihm gewiesene Weg zur Verbesserung des Betriebssystems floss auch in die von ihm 1921 aufgestellten „Allgemeinen Wirtschaftsgrundsätze der württembergischen Staatsforstverwaltung“ ein, die bis in die Nachkriegszeit für die Waldwirtschaft im Staats- und Gemeindewald Gültigkeit hatten.
1924 wurde Wagner zum ordentlichen Professor der Forstwissenschaften in Freiburg berufen, wo er mit dem Schwerpunkt Forsteinrichtung lehrte und seine bis dahin schon umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit noch steigerte. Ab 1928 wurde die Lehrtätigkeit immer wieder durch Krankheit unterbrochen, bis Wagner zum 31. 3. 1935 emeritiert wurde. Den kurzen Ruhestand verbrachte er in Stuttgart-Degerloch. Im Degerlocher Wald und in den Pücklerschen Waldungen in Gaildorf erinnern Gedenksteine an ihn.
Quellen: StadtA Fürth Bestand Pückler-Limpurgisches Archiv L 237; UA Tübingen 126/722, 117/851; UA Freiburg B 24/4013, B 15/31, B 15/562, B 15/572; HStAS M 430/3 Bü 11882.
Werke: Grundlagen der räumlichen Ordnung im Walde, 1907; Der Blendersaumschlag und sein System, 1912; Lehrbuch der theoretischen Forsteinrichtung, 1928; Der Neuaufbau der deutschen Forstwissenschaft, 1929; Lehrbuch des Forstschutzes, 1930; Grundlegung einer forstlichen Betriebslehre, 1935.

Literatur: Biographie bedeutender Forstleute aus B-W (Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg Bd. 55), 1908, 553-557; Hans König, C. Wagner – ein bedeutender Forstmann 1869-1936, 1994 (mit Verzeichnis seiner Veröffentlichungen).
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