Schildhorn, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 12.03.1887;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 06.11.1958;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Bildhauer
Kurzbiografie: 1893-1901 Erweiterte Volksschule in Karlsruhe
1901-1905 Lehrling in der Firma Gebrüder Himmelheber, Karlsruhe, bis 1904, dann Gehilfe
1905-1907 Bildhauerstudium an der Königlich-Bayerischen Akademie der bildenden Künste bei Prof. Balthasar Schmitt (1858-1942)
1907-1912 Fortsetzung des Studiums an der Großherzoglich-Badischen Akademie der bildenden Künste bei Hermann Volz
1912-1914 Fortsetzung des Studiums in München, 1913 Ausstellung mehrerer Werke auf der Internationalen Kunstausstellung im Münchener Glaspalast
1914-1920 Soldat im I. Weltkrieg, dann französische Gefangenschaft
1920-1930 Künstlerischer Leiter der Bildhauer-Abteilung der Möbelfabrik Gebrüder Himmelheber
1920-1939 vielfach Ausstellungen seiner Werke im Badischen Kunstverein Karlsruhe
1930-1958 Freischaffender Künstler in Karlsruhe
1944 Zerstörung von Haus und Atelier
1944-1945 Soldat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1912 (München) Mina Maria, geb. Morr (1882-1964)
Eltern: Vater: Franz Ivo (1842-1931), Bildhauer in Karlsruhe
Mutter: Marie Rosine, geb. Arnold (1869-1942)
Geschwister: eine Schwester
Kinder: Margaretha Maria (geb. 1914)
GND-ID: GND/122203844

Biografie: Horst Ferdinand (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 317-318

„Und was man ist, das bleibt man andern schuldig“ – die Wirklichkeit dieses Tasso-Worts (Goethes) spiegelt der Lebensweg Schildhorns anschaulich wider: Drei Meister ihrer Kunst waren lebenslang für Schildhorn Vorbild und Ansporn, zu allererst sein Vater. Ihm verdankt er die erste Einübung und Einführung in die Bildhauerei, aber auch ein neunjähriges Studium an den Kunsthochschulen Karlsruhes und Münchens. Seine dortigen Meister Balthasar Schmitt und Hermann Volz vermittelten ihm nicht nur die sichere Technik in der Bearbeitung von Marmor, Stein, Holz und Terrakotta, sondern gaben auch Anregungen für die eigenschöpferische Gestaltung seines Schaffens. Die Hinwendung Schildhorns zur religiösen Kunst scheint Schmitt bewirkt zu haben, der ein berühmter Schöpfer von Altarreliefs und Heiligenfiguren in vielen Kirchen und Klöstern war. Volz dagegen war einer der bekanntesten Denkmalplastiker seiner Epoche; das Karlsruher Scheffel-Denkmal sei Beispiel für seine immer schwungvolle Bildhauerei. Man könnte die Kunst Volz’, jedenfalls teilweise, „wilhelminisch“ nennen, d. h. sie war oft auf äußerliche Effekte ausgerichtet, eine Tendenz, die dem Meisterschüler Schildhorn nicht lag. Dazu war er viel zu bescheiden und darauf bedacht, „in sauberer Technik wirkliches Leben einzufangen“, wie es 1937 in einer Rezension des Karlsruher Tageblatts heißt.
Volz bemühte sich mehrfach, Schildhorn, der sich auch durch erfolgreiche Teilnahme an überregionalen Ausstellungen ausgewiesen hatte, ein Lehramt an der Karlsruher Akademie der bildenden Künste zu verschaffen, und es sah 1914 so aus, als ob dies gelingen könnte. Aber da griff der Krieg mit rauher Hand in Schildhorns Lebensplanung ein. Er musste 1914 sofort einrücken und war vier Jahre an der Westfront eingesetzt; zwei Jahre Gefangenschaft in Frankreich folgten. Als er 1920 endlich heimkehrte, waren die in Betracht kommenden Stellen an der Karlsruher Akademie längst vergeben. So griff er sofort zu, als ihm die künstlerische Leitung der Bildhauerabteilung in der Möbelfabrik Gebrüder Himmelheber in Karlsruhe angeboten wurde. Er fand dort ein reiches Betätigungsfeld: Das Entwerfen von Stilmöbeln, Tisch- und Hängelampen etc. gehörte neben der Überwachung der Lehrlingsausbildung zu seinen mit künstlerischem Sachverstand zu erfüllenden Aufgaben. Nach der Weltwirtschaftskrise konnte die Firma diese Abteilung nicht mehr weiterführen, und Schildhorn machte sich als freischaffender Künstler selbständig. Mit Madonnen- und Heiligenfiguren, aber auch mit Wandkreuzen und Grabstelen sicherte er, oft mühsam genug, den Lebensunterhalt der Familie. Im II. Weltkrieg wurden Wohnung und Atelier zerstört, und 1944 wurde Schildhorn nochmals für mehrere Monate eingezogen. Unverdrossen aber ging er nach dem Ende des Krieges wieder an die geliebte Arbeit.
Schildhorns Werke sind weit verstreut, vielfach auch in den Wirren der Zeit verlorengegangen. Bertold Elzer (vgl. Literatur) gelang es, eine ansehnliche Reihe von Kunstwerken wieder aufzufinden und in seiner Biographie des Künstlers einen Begriff von dessen Vielseitigkeit zu geben, von einem Lebenswerk, das vor allem in den während des „Dritten Reiches“ entstandenen religiösen Plastiken von tiefer Gläubigkeit spricht. In ihrer Klassizität und Gegenständlichkeit gehört Schildhorns Kunst dem 19. Jahrhundert an; die ungegenständliche Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts blieb ihm fremd.
Quellen: Mitteilungen von Bertold Elzer, Bergisch Gladbach.
Werke: Elzer, 2000, passim (vgl. Lit.).
Nachweis: Bildnachweise: B. Elzer, 2000 (vgl. Lit.).

Literatur: Balthasar Schmitt, in: Allgem. Lexikon d. bildenden Künstler von d. Antike bis zur Gegenwart, hg. von Hans Vollmer Bd. 30. 1936; Hermann Volz, ebd. Bd. 34, 1940; Georg Himmelheber, Die Kunst des dt. Möbels, 1973; Bertold Elzer, F. Schildhorn, ein Künstler in den Wirren seiner Zeit, 2000.
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