Baumann, Alexander Ernst Paul 

Geburtsdatum/-ort: 15.05.1875;  Heilbronn
Sterbedatum/-ort: 23.03.1928;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Prof. für Flugzeugtechnik an der TH Stuttgart; Konstrukteur der ersten Großflugzeuge
Kurzbiografie: 1899 Regierungsbauführerexamen
1911 Prof. am neu eingerichteten und weltweit ersten Lehrstuhl für Luftschifffahrt, Flugtechnik und Kraftfahrzeuge an der TH Stuttgart
1914 Chefkonstrukteur eines Industriekonsortiums zum Bau von „Riesenflugzeugen“ (Erstflug 1915)
1925–1927 Chefkonstrukteur bei Mitsubishi, Japan, und Mitbegründer der japanischen Luftfahrtindustrie
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Dr. Ing. e.h. (1926).
Verheiratet: 3.10.1904 Gertrud, geb. Vorweg († 3.2.1928)
Eltern: Vater: Johann Adam Friedrich Alexander Baumann (1845–1893), Fabrikant in Heilbronn, später Ingenieur
Mutter: Luise, geb. Gessler (1846–1930)
Geschwister: 2: Helene (1874–1904); Richard (1879–1928)
Kinder: 4: Johanna (* 1906); Alexander (1910–1986); Ulrich (1914–1942); Günther (1919–1941)
GND-ID: GND/12324997X

Biografie: Peter Wanner (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 9-10

Alexander Baumann entstammte einer alteingesessenen Heilbronner Familie; sein Vater war Ingenieur und zunächst Inhaber einer Ölfabrik in Heilbronn, die jedoch 1885 liquidiert wurde. Baumann wurde 1875 in Heilbronn geboren und besuchte das dortige Gymnasium. Die letzten Jahre seiner Schulzeit verbrachte er nach dem Umzug der Familie in Halle a. d. Saale und in Bernburg. Schon während seines Maschinenbaustudiums meldete der technisch hoch begabte Baumann 1894 sein erstes Patent an. 1899 legte er das württembergische Regierungsbauführerexamen ab und schlug die Ingenieurslaufbahn ein, zunächst bei der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz, danach bei der Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft und bei der Siemens und Halske AG in Berlin. 1902 wurde Baumann Dozent an der Ingenieurschule in Zwickau und gründete zusammen mit einem Kollegen das „Konstruktionsbüro Zwickau“, das in unterschiedlichsten Bereichen erfinderisch tätig war.
Aus dem Jahr 1907 gibt es erste Hinweise darauf, dass sich Baumann mit der Konstruktion von Luftschiffen und Flugzeugen beschäftigte; 1908 meldete er ein erstes Patent für eine Flugzeugkonstruktion an und unternahm gleichzeitig auch praktische Versuche.
1910 wurde Baumann auf den weltweit ersten Lehrstuhl für Luftschifffahrt, Flugtechnik und Kraftfahrzeuge an der Technischen Hochschule in Stuttgart berufen. Baumann selbst war nicht Flieger, sondern Wissenschaftler. Deshalb wurde eine seiner ersten Konstruktionen nach einem Absturz als „Professoren-Flugzeug“ verspottet. Aber Baumann legte durch die Konstruktion der weltweit ersten Großflugzeuge das Fundament für den modernen Flugzeugbau. Zu seinen Studenten zählte u. a. Ernst Heinkel.
Die Idee des Fliegers Hellmuth Hirth, mit einem neu konstruierten Großflugzeug als Erster den Atlantik zu überqueren, wurde nach Kriegsbeginn 1914 von den Industriellen Albert Hirth, Karl und Wilhelm Maybach, Gustav Klein (Bosch) und Ferdinand Graf von Zeppelin aufgenommen. Baumann wurde Chefkonstrukteur der neu gegründeten „Versuchsbau Gotha-Ost GmbH“, die unter seiner Leitung mehrere „Riesenflugzeuge“ entwickelte; schon das VGO I hatte eine Flügelspannweite von mehr als 40 Metern. Der Erstflug fand im April 1915 statt; nach einer ersten Notlandung im Dezember 1915 stürzte dieses Flugzeug im März 1917 ab, wobei der bekannte Flieger Hans Vollmüller und der Bosch-Direktor Gustav Klein den Tod fanden.
1916 wurde die Firma nach Staaken bei Berlin verlegt; die Flugzeuge erhielten nun die Modellbezeichnung Staaken R (für Riesenflugzeug). Die Zeppelin-Staaken R VI wurde schließlich in Kleinserie gebaut und kam als Bombenflugzeug zum Einsatz.
Eine zivile Nutzung der Großflugzeuge scheiterte nach dem Ersten Weltkrieg am Einspruch der Siegermächte; die Flugzeuge mussten zerstört werden. Baumann lehrte zunächst weiter an der Technischen Hochschule in Stuttgart, wurde dann aber ab 1925 für zwei Jahre beurlaubt, um als Chefkonstrukteur für Mitsubishi in Japan zu arbeiten. In dieser Zeit entstanden im Auftrag des japanischen Kriegsministeriums mehrere kleinere, leistungsfähige Flugzeugtypen.
Zunächst waren auch Baumanns Frau und seine Kinder mit nach Japan umgesiedelt. Sie kehrten jedoch schon 1926 nach Deutschland zurück. Baumann selbst trat Ende 1927 wieder seine Stelle an der Technischen Hochschule in Stuttgart an. Nach dem frühen Tod seiner Frau Anfang 1928 starb Baumann wenige Wochen später im Alter von 53 Jahren an Herzversagen und Nikotinvergiftung.
Quellen: StadtA Heilbronn ZS– 16016.
Werke: Mechanische Grundlagen des Flugzeugbaues, 2 Bde., 1913; Das Fliegen. Eine gemeinfaßliche Darstellung des Flugwesens, 1921 (Illustrierte Taschenbücher für die Jugend) 46–47.
Nachweis: Bildnachweise: Foto wie in Literatur angegeben; Fotosammlung des StadtA Heilbronn.

Literatur: Heinz J. Nowarra, Die Flugzeuge des Alexander Baumann – ein Stück vergessene deutsche Luftfahrtgeschichte, 1982; Hubert Weckbach, Riesen für die Lüfte. Alexander Baumann, in: ders.: Heilbronner Köpfe, 1998 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 42), 22–31; Alexander Baumann zum 125. Geburtstag. Text-Beiträge einer Vortragsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Obert e.V. … am 15. Mai 2000 in Heilbronn, red. Helmut Schubert, Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), 2002.
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