Löffler, Hermann 

Geburtsdatum/-ort: 13.02.1908; Ottweiler (Saarland)
Sterbedatum/-ort: 20.10.1978;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Historiker
Kurzbiografie: 1918–1927 humanist. Gymnasium St. Wendel bis Abitur
1927–1932 Studium d. Germanistik u. Geschichte; 1928 Eintritt in die NSDAP, Nr. 2 246758
1932–1935 Staatsexamen in Frankfurt am M.; Eintritt in die SA; Studium d. vergl. Religionswissenschaft u. Kirchengeschichte bis Examen; Febr. 1934 Eintritt in NS-Lehrerbund, 1935 Abschluss d. pädagogischen Teile des Lehramtsstudiums; April 1935 Eintritt in die SS
1936 II Referent im Rasse- u. Siedlungshauptamt für Geschichte
1936–1939 Studienaufenthalt in Jugoslawien
1938 VIII Versetzung in d. SS-Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe“, zuständig für Mittlere u. Neuere Geschichte
1940 Eintritt in den SD im RSHA; Promotion an d. Univ. Jena zum Dr. phil. bei Günter Franz, Zweitgutachter Erich Maschke, Note: „sehr gut“: „Der Anteil d. jüdischen Presse am Zusammenbruch Deutschlands“
1941 Assistent für Mittlere u. Neuere Geschichte an d. Univ. Straßburg
1942 Habilitation an d. Univ. Straßburg: „Franz Josef von Buss: Ein Beitrag zur Geschichte d. kath. Bewegung im 19. Jh.“, danach wiss. Dozent an d. Univ. Straßburg für Mittlere u. Neuere Geschichte; Beförderung vom Hauptsturmführer zum Sturmbannführer
1943/44 Einsatz bei d. Sicherheitspolizei in Jugoslawien
1945 apl. Professor an d. Univ. Straßburg
1948 Werbeleiter bei d. Wiss. Buchgesellschaft Darmstadt
1951 Auftrag des. Ministeriums für. gesamtdeutsche Fragen über Errichtung d. Univ. Saarbrücken, 1952 Gymnasiallehrer in Rheinland-Pfalz
1954–1962 Übernahme in den Schuldienst in Baden-Württemberg, 1958 Oberstudienrat
1962–1973 Prof. für Geschichte an d. PH Heidelberg , insbes. für Neuere Geschichte u. ihre Didaktik
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: I. 1938 Ruth, geb. Schlemmer;
II. 1952 Marlis, geb. Hasenbrink
Eltern: Vater: Hermann sen. (1896–1924), Lehrer
Mutter: Julie, geb. Arend 1885–1947
Geschwister: ???
Kinder: aus II. Kurt (geboren 1955)
GND-ID: GND/123335043

Biografie: Arno Mohr (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 300-304

Der Lehrerssohn besuchte nach der Volksschule während des I. Weltkriegs das humanistische Gymnasium in St. Wendel, wo er 1927 das Abitur bestand, und begann das Studium der Geschichte und Germanistik in Frankfurt am Main. Später wechselte er nach Bonn, Würzburg, München, Wien und besuchte auch noch die Universitäten Montpellier, Toulouse und Barcelona. Nach seinem Lebenslauf hörte er in Frankfurt u. a. den Theologen Paul Tillich sowie den Philosophen Max Horkheimer. Größten Eindruck auf Löffler machte in Wien der Historiker Heinrich von Srbik, dessen Wirken ihn dazu ermunterte, die akademische Laufbahn einzuschlagen. Im November 1932 legte er in Frankfurt das 1. Staatsexamen mit der Note „genügend“ ab. Daran schloss er ein Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft und Kirchengeschichte an, das er im Februar 1934 mit Examen abschloss. Die Abschlussprüfung zur Lehrerausbildung absolvierte er im Februar 1935 mit der Note „gut“. Bereits 1928 war Löffler der NSDAP beigetreten. Da wenige Monate später sein Aufenthaltsort unbekannt blieb, wurde sein Name aus der Mitgliederkartei wieder gestrichen. Sein zweiter Eintritt wird mit dem 1. Mai 1933 angegeben. Davor war er im November 1932 in die SA aufgenommen worden. Löffler, der Mitte der 1930er-Jahre als Studienassessor in der katholischen Landesstudienanstalt St. Wendel, einer Frauenschule, beschäftigt war, trat am 1. Februar in den NS-Lehrerbund ein. Die Saarabstimmung 1934/35, in der über 90 Prozent der Abstimmenden für den Anschluss an das Deutsche Reich votiert hatten, bot ein erstes wichtiges politisches Betätigungsfeld des jungen Löffler, der als Mitarbeiter des Ordnungsdienstes fungierte, einer Tarnorganisation der SS. Er galt als aufrichtiger Nationalsozialist, der seinen Vorgesetzten auffiel durch „Unerschrockenheit und Einsatzbereitschaft“ (Lerchenmueller, 2001, S. 56f.). Es war offenbar konsequent, dass Löffler 1935, nach der Saarabstimmung, in die SS eintrat und gleich zu Schulungsaufgaben eingesetzt wurde. Schon wenig später liebäugelte Löffler mit einer Anstellung als Historiker beim Rasse- und Siedlungsamt, in das er im Februar 1936 übernommen wurde. Wenig später wurde er zum Leiter der Abteilung II d – Geschichte – bestellt. Seine Hauptaufgabe sollte darin bestehen, auf wissenschaftlicher Basis Ergebnisse zu liefern, die eine der nordischen Art entsprechende Norm des Denkens und Handelns unterstützte. Zu seinen ersten Aufgaben gehörten zwei Studien zur skandinavischen Geschichte, den beiden norwegischen Königen Olaf Tryggvason und Olaf den Heiligen sowie Gustav I. Wasa von Schweden, der ideologisch stilisiert wurde als Bewahrer eines freien Bauerntums und Bekenners von schollengebundener Heimat. Zu Löfflers weiteren Tätigkeiten gehörte die Bereitstellung von Schulungsmaterialien. Er wurde auch als einsatzfreudiger Vortragsredner bei der Polizei, der HJ und der SS-Junkerschule in Braunschweig eingesetzt und musste Gutachten für den persönlichen Stab des Reichsführer-SS erstellen. Nach eigenen Angaben verbrachte Löffler zwischen 1936 und 1939 drei Jahre in Jugoslawien, um Archivalien zu sichten, die er für eine Studie über „Ursprung und Entwicklung des Königtums in den Balkanländern“ nutzen wollte. Das Manuskript soll 1945 in einem Fliegerangriff vernichtet worden sein.
Im Sommer 1938 wurde Löffler in das „Ahnenerbe“ versetzt, das sich mit der wissenschaftlichen Erforschung des „nordischen Indogermanentums“ befasste. Hauptarbeitsgebiet Löfflers sollte jetzt auch die „Judenfrage“ sein. Dies geht aus einem von ihm verfassten „Arbeitsplan“ vom November 1938 hervor. Zur „Judenfrage“ standen Themen wie „Judentum und Handel“, „Der Hofjude“, „Führende Juden im Kampf um die Emanzipation“, „Der Jude in den Kriegsgesellschaften“, und „Judentum und Bauerntum“ im Vordergrund. Fast gleichzeitig wurde Löffler zum SD abkommandiert und mit der Aufgabe betraut, auf wissenschaftlicher Basis die Zusammenarbeit zwischen „Ahnenerbe“ und SD zu vertiefen. Im Winter 1938/39 begann Löffler veranlasst von Franz A. Six, dem Leiter „Grundlagenforschung“ im Reichssicherheitshauptamt, zum Zweck der „Gegnerforschung“ für den SD eine Denkschrift über „Entwicklung und Aufgaben der Geschichtswissenschaft in Deutschland“ zu verfassen, die im Februar 1939 abgeschlossen war. Diese Schrift kann als Instrumentalisierung der Geschichtswissenschaft in Deutschland durch den SS-Apparat angesehen werden.
Der erste Teil der Schrift stellt eine grundsätzliche Kritik aller bisherigen Geschichtsschreibung bis 1933 dar. Erst mit der „Machtergreifung“ habe eine neue „Grundeinstellung zur Welt“, ein „völlig verändertes Lebensgefühl“ (zit. bei Lerchenmueller, 2001, S. 192) Platz gegriffen, die sich in der Arbeit des Historikers widerspiegeln müsse. Die Geschichtswissenschaft als Teil des „nationalen Gesamtlebens“ (ebd.) müsse die „Entwicklung des germanisch-deutschen Menschen“ kenntlich machen. Das Quellenmaterial sei entsprechend neu zu bewerten und das geschichtliche Erleben müsse aus der Sicht der Geschichtswissenschaft von einer neuen jungen Generation als erste Aufgabe im NS-Sinne gesehen werden. Allerdings habe die Geschichtswissenschaft in diesem „politischen Daseinskampf“ (S. 193) auch nach 1933 versagt. Zunächst gehe es darum, diejenigen zu identifizieren, die an den Universitäten immer noch die jüngere Generation von Historikern beeinflussten, dagegen diejenigen auszuschalten, die sich dem NS-Geiste versagten, also die „vorhandenen positiven Kräfte zu erfassen“ (S. 194), um zu einer einheitlichen Arbeitsplanung im NS-Sinne vorzustoßen. Das „Volk“ komme in der deutschen staatszentrierten Geschichtsschreibung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts überhaupt nicht vor. Nur die romantische Geschichtsschreibung habe das „Volk“ entdeckt und sich gegen den Individualismus der Aufklärung gewandt. Bei allen Leistungen habe sich die deutsche Geschichtswissenschaft in das Fahrwasser der „liberalen Dogmatik“ begeben, unter dem Primat der „Voraussetzungslosigkeit“, was mit „Objektivität“ (S. 201) gleichgesetzt wurde. Es gebe aber nur eine „relative Objektivität“, deren oberster Wert das vom Nationalsozialismus revitalisierte „Volk“ darstelle.
Kritik übte Löffler zunächst an den sog. „Monumentisten“ (S. 203), den Mitarbeitern der Monumenta Germaniae Historica, für die das Edieren von Quellen Selbstzweck gewesen sei. „Hohn“ (S. 204) sei es gewesen, dass ausgerechnet ein jüdischer Historiker, Ernst Kantorowicz, der mittelalterlichen Geschichtsschreibung „die Aufgaben der Darstellung und der Schau“ (ebd.) gezeigt habe. Auch die geistesgeschichtliche Richtung der Meinecke-Schule habe die eigentliche historische Aufgabe verfehlt, weil sie mehr philosophisch als historisch dachte. Im Dunst der Aufklärung verblieb auch die Kulturgeschichte à la Karl Lamprecht, die von der Gleichheit der Rassen und Völker ausgegangen und noch viel zu rationalistisch vorgegangen sei. Viele Schüler der drei Richtungen seien Juden gewesen. Das betreffe besonders die von „literarischen Juden“ beherrschte sogenannte „Historische Belletristik“, die mit ihren Bestsellern Geld gemacht hätte. Dagegen hätten die akademischen Historiker nichts zu setzen gehabt, da sie sich nur als „Zünftler“ und „Handwerker“ sahen (S. 206f.). Geschichte müsse aber „Gemeingut der Volksmassen“ werden (S. 207).
In einem größeren zweiten Teil ging Löffler auf die historiographische Situation nach 1933 ein und geißelte die Konjunkturritter, die sich ihre Assistenten aus der jüngeren Generation aussuchten und sich aus opportunistischen Gründen auf die „Volksgeschichte“ gestürzt hätten. Hier müsste die SS viel stärker eingreifen, um die „Gegenauslese“ (S. 212) auszuschalten. Auch das von Walter Frank initiierte „Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands“ entbehre der „reichseinheitlichen Planung und Ausrichtung der historischen Forschungsaufgaben“ (S. 213). Nur eine „volksdeutsche Geschichtsauffassung“ könne die „lebendigen geschichtlichen Kräfte unseres Volkstums“ wissenschaftlich erfassen (S. 215). Besonders der Anteil des „Germanentums“ in der „deutsche Volksgeschichte“ (S. 216) solle in den Mittelpunkt gerückt werden, speziell in der mittelalterlichen Geschichte.
Insgesamt fällt die Bewertung Löfflers über den Zustand der deutschen Geschichtswissenschaft negativ aus. Es gebe zwar viele gute Ansätze, die die erhoffte Totalrevision vorzubereiten hülfen, aber weder habe die „Bewegung“ ihren Historiker gefunden, noch sei ein NS-Geschichtsbild entwickelt worden. Schließlich ging Löffler auf die personelle und institutionelle Situation der Geschichtswissenschaft ein und lässt eine gewisse Abneigung gegenüber dem Frank’schen Institut erkennen. In einer Beurteilung durch die SS-Vorgesetzten Ende der 1930er-Jahre wurde Löfflers Auftreten nach außen als „klar und sicher“, „korrekt und anständig“ (Beförderungsvorschlag RSHA, BA SSO Hermann Löffler) bezeichnet. Sein Auffassungsvermögen sei „sehr gut“, Willenskraft und persönliche Härte seien „vorhanden“. Wissen und Bildung seien „überdurchschnittlich“ (ebd.). Seit November 1940 gehörte Löffler als hauptamtlicher Mitarbeiter dem SD an und sollte sich nach dem Polen-Feldzug an Kulturraubaktionen beteiligen.
Löffler war bei Abfassung seiner Denkschrift überhaupt noch nicht promoviert, was beim „Ahnenerbe“ wie die Venia legendi vorausgesetzt war. Doktorvater Löfflers in Jena war der Agrarhistoriker Günther Franz (1902–1992); Löfflers Dissertation hieß „Der Anteil der jüdischen Presse am Zusammenbruch Deutschlands“. Die Promotionsurkunde datiert vom 22. Januar 1942; die Arbeit blieb ungedruckt und ist unauffindbar. Die mündliche Prüfung erfolgte am 8. März 1940. Gutachter waren Franz und Erich Maschke (1900–1982). Als Löffler 1942 nach Straßburg überwechselte, beantragte er dort seine Habilitation. Er verfasste eine Schrift über „Franz Josef von Buss: Ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Bewegung im 19. Jahrhundert“, einen Repräsentanten des kath. Sozialismus. Auch diese Schrift ist nie publiziert worden. Im Grunde genommen handelte sich um die weltanschauliche Infiltrierung der Geschichtswissenschaft an deutschen Universitäten im Sinne des Nationalsozialismus durch gezielte Gegnerforschung im Bereich des SD.
Im Jahre 1938 ist ein bezeichnender Artikel Löfflers über „Die Kastration in der Geschichte“ in den Zahnärztlichen Mitteilungen (!) erschienen, in dem er die „Großtaten“ der NS-Gesetzgebung zur Kastration und „zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ gegenüber der kirchlichen Kritik mit aller Vehemenz zurückwies. Er brachte Belege aus der Kirchengeschichte vor, worin Kastrationen gebilligt worden seien. Im Range eines SS-Hauptsturmführers fungierte Löffler auch als Mitherausgeber an einem Geschichtswerk für die Oberschulen und Gymnasien, das von der Vorgeschichte bis zur Stauferzeit bzw. von der deutschen Ostsiedlung bis zu den Anfängen Bismarcks reicht. In den Jahren 1942 und 1943 hatte Löffler mehrere kleinere Aufsätze in den „Berliner Monatsheften“ verfasst, die sich hauptsächlich auf Neuerscheinungen bezogen. So besprach er unter dem Titel „England und das Judentum“ die Bände V und VI der „Forschungen zur Judenfrage“, die vom Frank’schen „Reichsinstitut“ veranstaltet wurden. Den Schwerpunkt legte er aber auf einen Beitrag von Rudolf Crämer über „Benjamin Disraeli“, der diesen als seiner Rasse verpflichtet charakterisiert hatte. Dieses Rassebewusstsein habe seine imperialistischen Vorstellungen beflügelt. Löffler sah darin „ein(en) wesentliche(n) Beitrag zum Kriegseinsatz der deutschen Geschichtswissenschaft“ (S. 36). Ein anderer Aufsatz befasste sich mit „Die Freimaurerei als politischer Faktor“ und interpretiert die behandelten Schriften dahingehend, dass die Freimaurer als „übervölkisches“ Gebilde eine Gefahr gerade in der weltanschaulichen Auseinandersetzung darstelle. Materialgrundlage seien die von der Sicherheitspolizei beschlagnahmten Freimaurerarchive gewesen. In einem Beitrag über die Geschichte der Ukraine, „Der Staat der saporogischen Kosaken“ von 1942 dagegen stimmte er ein hohes Lied auf diese Nation an, nachdem sie „durch die Waffentaten deutscher Truppen vom roten Mordterror erlöst“ (S. 255) worden sei. In der Vergangenheit hätten Russen, Polen und Tschechoslowaken die Integrität dieses Volkes zerstört und es unterdrückt.
Löffler kam im Sommersemester 1942 an die „Reichsuniversität“ Straßburg, dem Zentrum der „Westforschung“. Dort wurde er 1942 vom Hauptsturmführer zum Sturmbannführer befördert, was damit begründet wurde, dass Löffler sich als „kenntnisreicher, zuverlässiger SD-Mann“ (BA SSO, Hermann Löffler) erwiesen habe. Im Wintersemester 1944/45 wurde er außerplanmäßiger Professor. Da er 1943 zur Sicherheitspolizei nach Jugoslawien abkommandiert wurde, konnte Löffler in Straßburg nur bedingt Veranstaltungen anbieten. Im Sommersemester 1943 las er über preußische Geschichte bis zum Tod des Großen Kurfürsten und hielt ein Hauptseminar über den deutsch-französischen Krieg ab. In Kroatien und Serbien war Löffler von Sommer 1943 bis ca. Mitte 1944 beim Kommandeur der Einsatzgruppe in Agram tätig; Beteiligungen Löfflers an Säuberungsaktionen sind nicht bekannt. Noch im Frühjahr 1945, als die Agonie des Systems klar erkennbar war, schmiedete er mit seinen Straßburger Historikerkollegen Franz und Ernst Anrich und anderen SS- bzw. SD-Leuten im Rahmen einer „Germanischen Arbeitsgemeinschaft“ Forschungspläne zu den Themen „Reich“ und „Europa“, wobei es vor allem um die Bedeutung des germanischen Einflusses in der europäischen Geschichte gehen sollte.
In der frühen Nachkriegszeit ist Löffler wenig fassbar. 1951 wurde er als „Mitläufer“ entnazifiziert, obwohl er zugab, in der SS gewesen zu sein. Löffler wurde als „131er“ behandelt und wieder beamtet. Er arbeitete zunächst für die von Anrich gegründete Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Anfang der 1950er-Jahre erhielt er vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen zwei Aufträge zum Thema Saarland, u.a. ging es um die Gründung einer Saaruniversität. Danach trat Löffler in den Schuldienst von Rheinland-Pfalz. 1954 wechselte er nach Baden-Württemberg, war seit 1958 Oberstudienrat am Stuttgarter Zeppelin-Gymnasium und betreute Referendare in Geschichte und Gemeinschaftskunde. Hinzu kam seine Betreuung von sogenannten „Zonenabiturienten“, denen er eine „verständnisvolle menschliche Förderung“ (Bürger im Staat, 1956, S. 167) entgegenzubringen suchte. Löffler gab sich nun als humanistischer Traditionalist, der in der Trias von Antike, Christentum und Germanentum die Grundlagen des abendländischen Humanismus sah. Ebenso engagierte er sich in der politischen Erwachsenenbildung. Als Günther Franz auf den Lehrstuhl für Geschichte und Agrargeschichte an der Landwirtschaftlichen Hochschule, heute Universität Hohenheim, berufen war, hielt Löffler 1960 einen Studium Generale-Vortrag zum Thema „Nation und Nationalismus im 19. Jahrhundert“.
Wissenschaftlich trat Löffler durch eigene selbstständige Publikationen nicht mehr hervor, obwohl er in seiner Heidelberg Zeit (s.u.) die Intention verfolgte, eine größere Biographie über August Bebel zu veröffentlichen, die aber nicht zustande kam. Sehr aktiv war er dagegen als Rezensent in der von Günther Franz gegründeten Zeitschrift „Das Historisch-Politische Buch“. Er war auch Mitglied in der von alten SS- und SD-Historikern gegründeten Ranke-Gesellschaft. Die „Meraner Hochschulwochen“ des Südtiroler Kulturinstituts, einer völkisch-nationalkonservativen Institution, sahen ihn als Redner und Teilnehmer. Zum 1. Mai 1962 wurde Löffler Professor für Geschichte im Bereich Neuere Geschichte und ihre Didaktik an der PH Heidelberg. Günther Franz schrieb ein wohlwollendes Gutachten, in dem er Löffler als „historisch ungemein vielseitig gebildete(n), mit kritischem Sinn begabte(n) Historiker“ (HStA E A 3/150, Bü 30/34) bezeichnete. Im Kultusministerium war man über seine wissenschaftliche Karriere in Straßburg informiert und wusste, dass er als politisch „zuverlässig“ im Sinne des NS-Systems galt. Seiner Berufung tat dies aber keinen Abbruch. In der Begründung des Kultusministers Gerhard Storz (1898–1983) wurde auf seine Qualitäten in der Lehrerbildung und seinen „kritischen Sinn“ als „begabter Historiker“ verwiesen, der es verstünde, Geschichte „in sehr lebendiger Weise zu vermitteln“(HStA Stuttgart, Personalakte Hermann Löffler, KuMi an MP vom 23.2.1962). Seine Professorenschaft war aber vor allem in fachlicher, weniger in didaktischer Hinsicht bestimmt. Mit Ablauf des Wintersemesters 1972/73 wurde Löffler pensioniert, übernahm aber auf Wunsch der PH noch einige Jahre Lehraufträge.
Auf alle Fälle war das Verschweigen von relevanten Tätigkeitsmerkmalen während des „Dritten Reiches“ in Löfflers späteren beruflichen Aspirationen oft von großem Vorteil für ihn. Über seine SS- bzw. SD-Tätigkeit indes hatte Löffler nach dem Untergang des „Dritten Reichs“ kein Wort verloren. Das galt vor allem auch für seinen Aufenthalt in Kroatien und Serbien im Zuge der „Neuordnung“ der dortigen „Volkstumsverhältnisse“. Auch funktionierten die alten Seilschaften, wie in den Anfängen der jungen deutschen Demokratie in vielen Bereichen feststellbar. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens über Vertreibungs- und Umsiedlungsvorgänge in diesen Gebieten war er als Zeuge geladen, hielt sich aber bedeckt.
Quellen: BA, ehem. BDC, REM, Personalakte L 646, NSLB, BA, R 9361-III, BA SSO Löffler, Hermann; HStA EA3/150 Bü 3034, Personalakte Hermann Löffler.
Werke: Die Kastration in d. Geschichte, in: Zahnärztliche Mitteilungen 1938, 414-416, 437-439; Ludendorffs Entlassung, in: Vergangenheit u. Gegenwart, 1940; Mithg.: Von d. Vorgeschichte bis zum Ende d. Stauferzeit, 1943; Volk u. Reich d. Deutschen. Geschichtsbuch für Oberschulen u. Gymnasien für die Klassen 7: Von d. dt. Ostsiedlung bis zu den Anfängen Bismarcks, 1941; Der Anteil d. jüdischen Presse am Zusammenbruch Deutschlands, Diss. phil. Jena 1942; Franz Josef von Buss: Ein Beitrag zur Geschichte d. kath. Bewegung im 19. Jh., 1942; Der Staat d. saporogischen Kosaken, in: Berliner Monatshefte, 1942, 255-266; England u. das Judentum, in: Berliner Monatshefte, 1942, 506-515; Die Freimaurerei als politischer Faktor, ebd., 1943, 255-266; Mitteldeutsche Jugend lernt im Westen, in: Der Bürger im Staat, 1956, 167.
Nachweis: Bildnachweise: Personalbogen, 1962, HStA Stuttgart EA3/150.

Literatur: Joachim Lerchenmüller, Die Geschichtswissenschaft in den Planungen des Sicherheitsdienstes d. SS. Der SD-Historiker Hermann Löffler u. seine Denkschrift „Entwicklung u. Aufgaben d. Geschichtswissenschaft in Deutschland“, 2001; Anette Hettinger, Geschichtslehrerausbildung im diachronen Vergleich. Das Beispiel B-W, in: Wolfgang Hasberg/Manfred Seidenfuß (Hgg.), Modernisierung im Umbruch. Geschichtsdidaktik u. Geschichtsunterricht nach 1945, 2008, 187-216; Uwe Uffelmann, Das Fach Geschichte an d. PH Heidelberg 1962–2004, in: ders./Manfred Seidenfuß (Hgg.), Verstehen u. Vermitteln. Armin Reese zum 65. Geb., 2004, 7-20.
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