Lorenz, Adolf Julius 

Geburtsdatum/-ort: 07.01.1882;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 30.10.1970;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Architekt
Kurzbiografie: 1900 Abitur am Realgymnasium Karlsruhe
1900-1905 Architekturstudium an der TH Karlsruhe, Abschluß mit Staats- und Diplomprüfung
1905 Baupraktikant bei Bahnbauinspektion Karlsruhe/Baubüro Pforzheim
1906-1913 Baupraktikant, ab 1909 Regierungsbaumeister bei Generaldirektion der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, Karlsruhe
1911-1914 Professor an der Baugewerkeschule Karlsruhe
1914-1945 Vorstand der Bezirksbauinspektion bzw. des Bezirksbauamtes Freiburg
1920 Baurat, 1924 Oberbaurat
1931 Ehrensenator der Universität Freiburg
1932-1940 Kreispfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler im Amtsgerichtsbezirk Breisach
1935 Ehrenmedaille der Universität Freiburg
1944 Oberregierungs- und Baurat
1945-1950 Leiter der Hochbauabteilung des Badischen Finanzministeriums, Freiburg
1948 Regierungsoberbaudirektor
1950 Pensionierung
1950-1951 Wissenschaftlich-theoretischer Berater beim Klinikneubau Freiburg
1950-1970 Honorarprofessor für das öffentliche Bauwesen an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1. 1906 Karlsruhe, Theodora Jenny Leonice, geb. Gerstner (geb. 1878 Karlsruhe, gest. unbekannt), gesch. 11.11.1940
2. 1941 Freiburg, Friedericke Albertine, geb. Bruder (1903-1992)
Eltern: Rudolf August Lorenz (1831-1900), Baurat
Marie Karoline Theodora, geb. Banz (1868-1911)
Geschwister: 3 Schwestern, 1 Bruder
Kinder: aus 1. Ehe Edith Margot (geb. 1912 Karlsruhe, gest. unbekannt)
GND-ID: GND/124952461

Biografie: Uwe Fahrer (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 304-306

Lorenz, einer der bedeutendsten Vertreter des Architekturstils des „Dritten Barock“ und der Gartenstadt-Idee Südwestdeutschlands, ist Nachfahre zweier Pioniere des Eisenbahnbaus in Baden: Sein Großvater, Johann Wilhelm Lorenz (1796-1866), war maßgeblich am Aufbau des Eisenbahnnetzes in Nordbaden und Südhessen beteiligt, sein Vater, Rudolf August Lorenz (1831-1900), einst Schüler des Baumeisters Heinrich Hübsch, plante und betreute zahlreiche Eisenbahnstrecken im gesamten Großherzogtum. Sein Vater ist es auch, von dem er neben dem Interesse für Technik sein in zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen dokumentiertes künstlerisches Talent erbt.
Der plötzliche Tod des Vaters verhindert die Aufnahme eines Kunststudiums in München, Lorenz schlägt den Berufsweg des Architekten ein. Der Keramiker Max Läuger, der Geologe und Mineraloge Karl Futterer und der Mathematiker Ernst Schröder zählen zu seinen Lehrern an der TH Karlsruhe. Im Architekturbereich beeinflussen ihn die Vorlesungen von Carl Schäfer, Friedrich Ratzel und Josef Durm, orientiert am Historismus.
Erste praktische Erfahrungen sammelt er in der Mitarbeit am Bau der Schillerschule und des Krematoriums Karlsruhe unter August Stürzenacker. 1907 folgt das Bahnhofsgebäude Pforzheim, zwei Jahre später das im Jugendstil gehaltene Bahnpostgebäude in Karlsruhe, Bahngebäude in Lahr, Steinach, Basel, Offenburg, Emmendingen und Asbach. Gleichzeitig erarbeitet er zusammen mit Professor Karl Moser (1860-1936) Mustersammlungen von Entwürfen für Beamtenwohnhäuser der Eisenbahnverwaltung. Seine erste Auszeichnung erhält er mit dem III. Preis für den Neubau des Karlsruher Karlstores. 1911 erhält er mit erst 29 Jahren eine Professur für die Ausbildung der badischen und württembergischen Gewerbelehrer an der Baugewerkeschule Karlsruhe.
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges übernimmt er im September 1914 die Leitung der Bezirksbauinspektion Freiburg, des späteren Bezirksbauamtes, die er bis zu seiner Pensionierung 1950 innehat, ab 1945 verbunden mit der Leitung der Hochbau- und Maschinentechnischen Abteilung des Badischen Finanzministeriums. In dieser Stellung war er für die gesamte Bautätigkeit des südbadischen Staates unter Leo Wohleb verantwortlich.
Das Spektrum seines baukünstlerischen Schaffens ist breit. Es reicht von Privatbauten über öffentliche Gebäude und Wohnsiedlungen bis hin zu kirchlichen Bauten, die einen besonderen Schwerpunkt bilden.
Beispielhaft seien hier die wichtigsten Projekte genannt: der Wiederaufbau der 1917 zerstörten Freiburger Anatomie (1921/23), das Caritasheim auf dem Feldberg/Schwarzwald (1924/25), die Rebveredelungsanstalt am Freiburger Lorettoberg (1929), das Markgrafen- und Thermalbad in Badenweiler (1937/38), die der Gartenstadt-Idee verpflichtete Eisenbahner-Siedlung Leopoldshöhe bei Weil am Rhein (1914-1918), eine Siedlung für „Hinterbliebene gefallener Krieger“ in Singen am Hohentwiel (1915), Erarbeitung von Bebauungsplänen für Mannheim (1907), Heidelberg (1911), Bad Dürrheim (1929) und Badenweiler (1937), Umbau und Erweiterung der Klöster St. Trudpert im Münstertal (1919/23), St. Erentrudis in Kellenried bei Weingarten (1924/25), Maria Hilf in Bühl (1925), der Erzabtei Beuron (1924/30), der Benediktinerabteien Michelsberg in Untergrombach (1925) und Neuburg bei Heidelberg (1925), Kloster Ofteringen (1929) sowie nach dem Zweiten Weltkrieg die Kapelle am Wiedener Eck/Münstertal zum Gedächtnis an den von der SS ermordeten Priester Willibald Strohmeyer (1946), die Bergklause „Maria Frieden“ im Wiesental (1947), die Kapelle in Präg/Todtnau (1948) und der Umbau des Klosters St. Lioba in Freiburg-Günterstal (1952/55).
Zwei Werke ragen besonders heraus und begründeten Lorenz’ Ruf als eines der bedeutendsten Architekten Deutschlands in den 1920er Jahren: zum einen die bereits erwähnte Erweiterung der Erzabtei Beuron, zum anderen die zeitlich parallel laufende Planung und Ausführung der Freiburger Universitätskliniken ab 1926. Hierbei verwirklichte er seine Idee einer „geschlossenen Anlage mit unterirdischem Versorgungsring“, äußerlich im Stil des von ihm bevorzugten „Dritten Barock“ einer Schloßanlage ähnelnd, im Inneren funktional, stets die Ästhetik des Raumes und die Wirkung des Lichtes beachtend, ausgestattet mit den damals modernsten technischen Geräten und Versorgungseinrichtungen. Das Ensemble wurde im November 1944 weitgehend zerstört, ein teilweiser Wiederaufbau sowie umfassende Neubauten entstanden seit 1950; bis Ende 1951 wirkte Lorenz hierbei als wissenschaftlich-theoretischer Berater noch mit, sein Nachfolger wurde Horst Linde.
Die Universität Freiburg ehrte Lorenz mit der Verleihung der Ehrensenatorenwürde 1931 und der Ehrenmedaille, gewidmet „dem großen Künstler und Gestalter, dem unermüdlichen Helfer und treuen Freund der Freiburger Universität“ im Jahre 1935.
1942 erhielt er die Goldene Medaille des Ehrensenators und schließlich 1957 die Silberne Gedenkmedaille der Universität.
1950 wird er zum Honorarprofessor für das öffentliche Bauwesen an der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ernannt. Bis kurz vor seinem Tod hält er Vorlesungen über Krankenhauswesen und Baugeschichte.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst blieb sein Engagement in Fragen der Harmonisierung von Technik/Architektur und Umwelt/Landschaft ungebrochen. Er beteiligte sich bis zuletzt mit offenen Briefen, Denkschriften und der Ausarbeitung von Alternativplänen an der bis heute andauernden Diskussion um den Ausbau der Bundesstraße 31 in und um Freiburg. Zahlreichen entsprechenden Aktionsgemeinschaften war er als Mitbegründer oder Mitglied verbunden.
Quellen: Schriftlicher Nachlaß im StAF; Aquarelle im Augustinermuseum Freiburg
Werke: Entwürfe zu Dienstgebäuden für Unterbeamte und Arbeiter der Großherzoglich Badischen Eisenbahnverwaltung, aufgestellt vom Großherzoglichen Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten, bearbeitet von Adolf Lorenz, 1910; Die Albert-Ludwig-Universität Freiburg im Breisgau 1929, 1929; Artikel von Lorenz über Universitätskliniken Freiburg in: Deutsche Bauzeitung, Berlin, Nr. 73 vom 10.09.1927, Zeitschrift für neuzeitliche Städtearchitektur/Deutsche Bauten, Heft 12/1931, Der Baumeister. Monatshefte für Baukultur und Baupraxis, München, 31. Jg. Heft 7/Juli 1933
Nachweis: Bildnachweise: StAF/NL Lorenz Nr. 45-48, 53

Literatur: zum 80. Geburtstag erschienen zahlreiche Artikel, u. a. in: BNN 05.01.1962 „Prof. Adolf Lorenz 80 Jahre“, Südkurier vom 05.01.1962 „Badischer Bauexperte 80 Jahre alt“, Badische Zeitung vom 05.01.1962 „Prof. Adolf Lorenz 80 Jahre alt“, BZ vom 07./08.01.1962 „Der Schöpfer der Freiburger Kliniken“; Freiburger Wochenbericht vom 12.01.1967 zum 85. Geburtstag „D’r Glopfgeischt. Er war seiner Zeit voraus“; Joseph Schlippe, Adolf Lorenz, in: Freiburger Universitätsblätter 6, 1967, H. 15, 11; Walter Vetter, Adolf Lorenz, ein begnadeter Architekt und Städtebauer, in: Freiburger Almanach 1980, 61 ff.; Uwe Fahrer, Der Architekt Adolf Julius Lorenz (1882-1970), in: 250 Jahre Abteikirche Beuron. Geschichte, geistliches Leben, Kunst, hg. von W. Schöntag, 1988, 201 ff.
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