Philipp, Klara Maria Theresia 

Andere Namensformen:
  • geb. Elbs
Geburtsdatum/-ort: 11.03.1877;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 19.01.1949;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Schriftstellerin, Mitglied des Reichstags-Zentrum
Kurzbiografie: 1919 Mitbegründerin des Landesverbandes Baden des Katholischen Deutschen Frauenbundes
1919-1921? Stadtverordnete in Pforzheim
1920 Wahl in den Vorstand des Reichsausschusses der Deutschen Zentrumspartei
1926-1928 Mitglied des Reichstages (Zentrum)
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1897 (Karlsruhe) Karl Philipp, Landesforstmeister
Eltern: Vater: Ferdinand Elbs (geb. 1842), Geheimer Finanzrat
Mutter: Anna, geb. Schmid
Geschwister: 1 Schwester
Kinder: keine
GND-ID: GND/126623341

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 219-220

Nach der Schulausbildung in Karlsruhe, die sie zweitweilig an dem 1893 eröffneten ersten deutschen Mädchengymnasium (damals Privatlehranstalt) erhielt, verheiratete sich die erst Zwanzigjährige mit dem Oberförster und späteren Landesforstmeister Karl Philipp und war in der Folgezeit an der Seite ihres Mannes in verschiedenen badischen Gemeinden wohnhaft (Sulzburg, Bretten, Pforzheim, Karlsruhe). Schon früh begann sich Philipp für die Öffentlichkeitsarbeit zu interessieren und dies um so mehr, als ihre Ehe kinderlos blieb. Angesichts ihres bildungs- und sozialpolitischen wie auch weltanschaulich-religiösen Engagements stieß sie alsbald zu dem 1903 in Köln gegründeten Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Vor allem nach der Gründung badischer Zweigvereine (Karlsruhe 1909, Konstanz 1916) zählte sie dort zu den häufig geladenen Rednerinnen. Dieser überlokale Bekanntheitsgrad trug auch dazu bei, daß sie bei der Bildung eines badischen Landesverbandes (1919) als Schriftführerin in den engeren Vorstand gewählt wurde.
Wie ihr Ehemann gehörte Philipp bereits in der Wilhelminischen Ära dem Zentrum an. Unmittelbar nach Kriegsende und der damit verbundenen Einführung des Frauenwahlrechts sah sie sich aufgerufen, in der Partei aktiv zu werden und um ein politisches Mandat zu kämpfen. Zunächst Stadtverordnete am Wohnsitz Pforzheim, kandidierte sie bei der Wahl zur Nationalversammlung (1919), verfehlte aber auf dem 6. Listenplatz des badischen Zentrums den angestrebten Abgeordnetensitz knapp. Obwohl Philipp bereits seit 1920 als Beisitzerin – neben Schofer die einzige Vertreterin aus Baden – dem Vorstand des Reichsausschusses des Deutschen Zentrums angehörte, gelang es ihr erst nach dem Tode Fehrenbachs über das Nachrückverfahren, in den Reichstag zu kommen (1. 4. 1926). Aufgrund der Wahlen vom 20. 5. 1928 (4. Wahlperiode) zog jedoch der spätere badische Zentrumsführer Föhr an ihrer Stelle in den Reichstag ein.
Im Kreise der nach 1918 führenden badischen Zentrumspolitikerinnen war Philipp neben C. Siebert und M. Beyerle sicher die profilierteste Frau und wohl daher auch zur Erlangung eines Reichstagsmandats entschlossen. Nur scheinbar eine Politikerin mit stark frauenrechtlichen Zügen ging es ihr in Wahrheit darum, als Frau für die Frauen zu kämpfen und sich zum Schutz der Mütter, Kinder und sozial Benachteiligten einzusetzen. Neben ihrem aktiven und selbstlosen Einsatz in Frauenbund und Partei kam ihr dabei auch die schriftstellerische und rednerische Begabung zustatten. Ihre fundierten wirtschaftspolitischen aber auch praktischen hausfraulichen Beiträge schrieb sie hauptsächlich für die „Kölnische Volkszeitung“ und für das Organ des KDFB „Frauenland“. Einen Eheroman mit erkennbar autobiographischen Zügen (“Der Gießbach“) veröffentlichte sie 1925. Mit seiner Thematik kreist das Werk um ein zeitloses Problem: Durch das gelebte Vorbild und verständnisvolle Zureden ihrer Freundin findet eine Frau die Kraft, zu ihrem Mann zurückzukehren und ein neues partnerschaftliches Verhältnis des gegenseitigen Verstehens zu beginnen.
Nach der Zurruhesetzung ihres Mannes (1930) verzog das Ehepaar Philipp nach Konstanz. Mit der bald erfolgten Errichtung der NS-Herrschaft war auch für Philipp jede bildungs- und sozialpolitische Tätigkeit aus dem Geist der Zentrumsbewegung unmöglich geworden. Ihren 1937 verstorbenen Gatten überlebte sie noch zwölf Jahre in gänzlicher Zurückgezogenheit, aber in ständigem, innerlich bereichernden Kontakt mit einem kleinen Kreis politisch und religiös gleichgesinnter Frauen.
Werke: Die Versorgung der Kriegswitwe, in: Soziale Revue. Zs. f. d. sozialen Fragen d. Gegenwart, hg. von A. Retzbach, 15. Jg., Freiburg 1915, H. 6, 409-419; Der Gießbach, Karlsruhe 1925; Hausfrau u. Volk, in: Frau u. Volk. Beiträge zu Zeitfragen, hg. von C. Siebert, Freiburg 1929, 11-22; versch. Beiträge in „Frauenland“, Hg. Dt. Kath. Frauenbund, Köln; ferner in: „Kölnische Volksztg. u. Handelsblatt“.
Nachweis: Bildnachweise: In: Politik als Aufgabe ...(vgl. Lit.), 162 und 209.

Literatur: C. Schmidt, Frauen in d. Nationalversammlung, in: „Frauenland“, 12. Jg., Köln 1919 Nr. 1/3, 9-10; Nachrufe in: „Frauenland“ 1949 Nr. 3/4, 60; „Südkurier“, 5. Jg., Konstanz 1949 Nr. 9, 5; Südwestdt. Volksztg. f. Christl. Politik u. Kultur, 4. Jg., Freiburg 1949 Nr. 12, 7; L. Bopp, Clara Siebert. Versuch ihrer Lebensbeschreibung u. d. Würdigung ihrer Lebensleistung, Freiburg 1971, 35-36; Politik als Aufgabe. Engagement christl. Frauen in d. Weimarer Republik. Aufsätze, Dokumente, Notizen, Bilder, hg. von E. Prégardier u. A. Mohr. Annweiler-Gräfenhausen 1990.
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