von Schweizerbarth-Roth, Melitta Elise 

Geburtsdatum/-ort: 05.10.1852;  Stuttgart (Geburtsdatum laut Archiv ev. Landeskirche und Fam. Register Stuttgart)
Sterbedatum/-ort: 26.07.1929;  Stuttgart-Degerloch
Beruf/Funktion:
  • Schriftstellerin, Zoologin
Kurzbiografie: 1858–1867 Königin-Katharina-Stift Stuttgart
danach Internat der Brüdergemeinde Neuwied am Rhein
1872 Eheschließung mit dem Offizier Richard von Schweizerbarth
1889–1892 Mergentheim, Dienstwohnung im Deutschordensschloss
1892–1894 Straßburg, Ruprechtsauer Allee Nr. 45
danach wieder in Stuttgart
1896 Studien und Volontariat im Naturalienkabinett bei Kurt Lambert (1859–1918) und Eberhard Fraas (1862–1915), betreut von Heinrich Fischer (1868–1953)
1902 Studienaufenthalt in Neapel, Zoologische Station
1903 Vogellieder veröffentlicht bei Kohlhammer
1907/1908 Villa in Degerloch erworben und erweitert
1925 Erinnerungen veröffentlicht bei A. Bonz
1929 Stadt Stuttgart erbt die Villa
1929 Ehrengrab auf dem Pragfriedhof; Landhausstr. in Degerloch, umbenannt in Melittastraße
1943 Heinrich Fischer übergibt den Nachlass dem StadtA Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1872 (Stuttgart) Richard von Schweizerbarth (1845–1908), Oberst
Eltern: Vater: Ludwig (Louis) Roth (1802–1875), Verleger
Mutter: Sophie Melitta, geb. Schüle (1820–1902)
Geschwister: 7: Ida (1847–1919), verh. mit August Jaromir von Gleich (1832–1892); Eugen (1848–1918); Julius (geboren 1859); 4 früh verstorben
Kinder: keine
GND-ID: GND/126918341

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 205-209

Es hätte die „alte Stuttgarterin“ gefreut, dass der Degerlocher Chronist Gerhard Raff 2002 auf Schwäbisch an ihren 150. Geburtstag erinnerte. Er konnte noch mit Menschen sprechen, die Schweizerbarth-Roth und ihre Villa oberhalb der Weinsteige kannten und die Terrarien mit Reptilien vom Salamander bis zum Krokodil sowie die Vogelkäfige gesehen hatten. „Tierliebe Schriftstellerin“ nennt er sie. 2003 wurde im fernen Mecklenburg- Vorpommern eines ihrer Vogellieder neu gedruckt. Ihr Büchlein von 1903 war mit der Bibliothek der Familie Hähnle aus Giengen an der Brenz in die Obhut der Stiftung Naturschutzgeschichte gelangt. Fraglos hatte es der „Vogelmutter“ Lina Hähnle (1851 – 1941) gehört. Schweizerbarth-Roth war vermutlich anwesend, als diese 1899 in der Stuttgarter Liederhalle den Bund für Vogelschutz gründete. Ausgeprägtes Interesse an Tieren hatte Schweizerbarth-Roth seit Kindertagen; als über 40jährige erwarb sie das Rüstzeug, die Zoologie wissenschaftlich zu betreiben. Auch zum Schreiben fühlte sie sich berufen. Sie äußerte sich gewandt in Prosa oder Versform. In der Nationalbibliothek Leipzig und im Literaturarchiv in Marbach wird sie unter „Literarische Autorin“ geführt. Ihr Hauptwerk ist das 275 Seiten starke Büchlein „Erinnerungen einer alten Stuttgarterin“, worin sie den Leser an ihrer subjektiven Sicht auf Mitmenschen, Umgebung und Zeitgeschehen teilhaben lässt, oft mit Humor und auch im kritischen Bewusstsein, dass „das Dichterlein“ seine Erinnerungen formt.
Naturkundliches Interesse und ein kostspieliges Steckenpferd hatte auch Schweizerbarth-Roths Vater Louis Roth. Er sammelte exotische Pflanzen und hatte sich dafür beheizbare Gewächshäuser auf seinem Grundeigentum in Heslach errichten lassen. Schweizerbarth-Roth beschreibt dieses Anwesen an der Reinsburg (heute Karlshöhe) unter der Überschrift „Der Weinberg“. Es ist Schauplatz ihrer Kindheitserinnerungen; König Wilhelm I. kam zu Besuch und bewunderte nicht nur die Pflanzenpracht, sondern auch das „Gartenhaus“, wie Schloss Rosenstein ein Werk von Christian Friedrich Leins. Schweizerbarth-Roth liebte es, ganz vorne dabei zu sein, und wusste, dass sie das ihrem Vater verdankte, der im Verlagsgeschäft eine überregionale Rolle spielte als Geschäftsführer und Mitinhaber der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung. Seine große Zeit lag in der ersten Jahrhunderthälfte, als ihm die Übernahme des Göschen-Verlags gelang (1838). Zielstrebig nutzte er die geschäftlichen Erfolge zum privaten Vermögenserwerb; Anne-Katrin Ziesak schrieb 1999 von fragwürdiger Bereicherung (vgl. Literatur). Den Rang ihres Vaters in der Stuttgarter Gesellschaft unterstreicht Schweizerbarth-Roth mit den Namen seiner Freunde: „Etzel, Sick, Kaulla, Steinbeis und Leins“ (Erinnerungen, 258).
Prominente Namen schmücken auch ihren eigenen Lebensweg, beginnend mit den Lehrern im Katharinenstift: Eduard Mörike, Christian Heinrich Dillmann, Christoph Theodor Schwab (Sohn von Gustav Schwab), deren Unterricht „im winkeligen Süß’schen Palast“ Ecke Schloss-Friedrichstraße stattfand. Das letzte Schuljahr verbrachte sie in Neuwied im Internat der Brüdergemeinde in pietistischer Atmosphäre, wo sie von Mitschülerinnen aus England deren Sprache richtig auszusprechen lernte. Warum die Eltern sie aus der heimischen Idylle im Kreis der Stuttgarter höheren Töchter an den Mittelrhein in die „Verbannung“ schickten, verstand sie nicht. Schweizerbarth-Roth war noch Schulmädchen, als ihre fünf Jahre ältere Schwester Ida, gerade 20 Jahre jung, den Offizier Jaromir Gleich heiratete und bald Mutter wurde. Der Schwager nahm als Rittmeister 1870/71 am Krieg gegen Frankreich teil und gehörte wie Graf Ferdinand von Zeppelin dem Reiter-Brigadestab an. Seine beachtliche Karriere erwähnt sie in den Erinnerungen nicht: Er wurde Kommandant von Stuttgart, stieg auf zum Generalleutnant und wurde kurz vor seinem Tod in den erblichen Adelsstand erhoben. Seine Witwe Ida nahm das begehrte Patent 1892 entgegen.
Auch Schweizerbarth-Roth war es beschieden, ebenfalls als 20jährige, einen Offizier zu heiraten: Richard von Schweizerbarth, Premier-Leutnant im Ersten Infanterieregiment, der das Adelsprädikat nicht erdienen musste, sondern mitbrachte. Er scheint ein ruhiger ausgeglichener Schwabe gewesen zu sein, der seiner vermögenden Frau ihre ausgefallenen Ideen und ihren ausgeprägten Willen ließ. Das junge Paar wohnte in der Senefelderstraße 1, am Fuß der Karlshöhe, nicht weit vom Elternhaus Roth in der Marienstraße. Schweizerbarth-Roth stand nun einem eigenen Hausstand vor und hatte gesellschaftliche Verpflichtungen wahrzunehmen, musste ihre Lebensgewohnheiten aber nicht wesentlich ändern. Als einschneidendes Ereignis beschreibt sie, dass der Vater 1873 im sogenannten Gründerkrach durch Verfall von Aktien Verluste im hohen sechsstelligen Bereich erlitt. Nach seinem Tod 1875 mussten die Erben das Gelände an der Karlshöhe verkaufen. Dass er dem „Milliardenschwindel“ aufgesessen und sich auf Spekulationen eingelassen hatte, grämte sie. Der Gedanke an die Familie hätte ihn bremsen müssen: „Wir Kinder: zwei Töchter verheiratet mit mittellosen Offizieren; der älteste Bruder dauernd in der Fremde, der jüngste sich auch für die Offizierslaufbahn vorbereitend“ (Erinnerungen, 219 f.).
Die Ehe blieb kinderlos. Schweizerbarth-Roth verfügte über viel Zeit, die sie frei gestalten konnte. Tierbeobachtungen und Schreiben waren ihr wichtig. Ihre Lieblingsbeschäftigung wurde das Reiten, als 30jährige habe sie damit begonnen, nicht nur in Wald und Flur, sondern auf belebten Straßen der Stadt, angetan mit grauem Zylinder und Kleidung, die das Reiten im Herrensitz erlaubte. Als ihr Mann 1889 nach Mergentheim versetzt wurde, schlug er ihr vor, zu Pferd umzuziehen. Ausführlich hat sie den Dreitagesritt über Heilbronn und Künzelsau beschrieben. Sie hatte nichts dagegen, bestaunt zu werden, aufzufallen oder zu provozieren. In Mergentheim, wo ihr Mann Platz-Major (im Range eines Obersten à la suite des Grenadier-Regiments Königin Olga Nr. 119) war, lebte sie sich schnell ein und erfüllte ihre Aufgabe als Gastgeberin mit Vergnügen. Sie beschreibt die monatlichen Bierabende und wie sie die Herren mit einer trickreichen Polonaise zu später Stunde an die Luft führen ließ. Die Dienstwohnung im Deutschordensschloss „in den Räumen des Großmeisters“ beflügelte ihre Phantasie. Sie stürzte sich auf die Geschichte des Ordens, ließ sich vor Ort Literatur und Dokumente vorlegen und fand „Stoff für etliche Novellen“. Im Nachlass befinden sich handschriftliche Aufzeichnungen über die Hoch- und Deutschmeister der Mergentheimer Zeit von 1525 bis 1809. Ihr besonderes Interesse galt Karl von Lothringen (Hochmeister von 1761 bis 1780). Für ebenfalls nur handschriftlich erhaltene Erzählungen griff sie Ereignisse und Episoden heraus, einen Hexenprozess oder das Verschwinden eines Schweins, was zur Verbannung eines „Mosessohns“ führte. Alles auszuarbeiten, reichte die Zeit in Mergentheim nicht, denn „ihr Major“ wurde ins Reichsland Elsass-Lothringen versetzt.
In der großen Garnison Straßburg war er einer von vielen, nicht mehr erster Mann am Platz. Sie fand eine passende Wohnung in der noblen Ruprechtsauer Allee und lernte bald Landsmann Julius Euting (1839 – 1913) kennen, der ihr und ihrem Mann zur „Oase in der fremden, oft fremdsprachlichen Welt“ wurde. Der weitgereiste, zu seiner Zeit führende Orientalist, der seit 1871 in Straßburg an der Bibliothek arbeitete und an der Universität lehrte, war gern Gast bei Schweizerbarth-Roth, wo er „unser ausdrucksreiches Schwäbisch sprach“. Bei diesem Stichwort baut sie einen Seitenhieb auf die Elsässer und ihr „schreckliches Deutsch“ ein. Deren Mentalität wollte sich ihr nicht erschließen, keinesfalls ließ sie sich mit „Madame“ anreden. Toleranter als frankophilen Elsässern begegnete sie den türkischen Offizieren, die sich in der Garnison aufhielten und auch privat mit ihren deutschen Kollegen verkehrten. Um sich mit ihnen jenseits der alltäglichen Floskeln unterhalten zu können, ließ sie sich von Euting
„ein östliches Licht aufstecken“. Er versorgte sie mit Literatur und machte sie mit Pasteur George-Louis Leblois, dem Autor von „Les Bibles et les Initiateurs religieux de l’Humanité“ bekannt, der nur französisch publizierte und es vermied, »de pratiquer la langue de l’occupant«. Man darf Schweizerbarth-Roth zutrauen, dass sie für ihn ihr bestes Französisch hervorholte. Widersprüche störten sie nicht. Die Freundschaft mit Euting überdauerte die Straßburger Zeit durch lebhaften Briefwechsel und gelegentliche Besuche. Als er 1900 als Nachfolger von Karl August Barack, eines Schwaben aus Oberndorf a. N., Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek wurde, führte er sie persönlich durch das Gebäude. Die genannten Begegnungen, aber auch das unerschrockene Erkunden der Gegend um Straßburg allein zu Pferd oder im Dogcart taten ihr gut. Eine Hommage an die „fremde“ Landschaft steckt in ihrem Gedicht „Winterritt am Rhein“ (NL, 44).
Wieder daheim, stand ihr eine Zäsur bevor: der Ehemann ging außer Dienst, die gesellschaftlichen Ereignisse reduzierten sich auf Privates. Sie beschloss, etwas Ernsthaftes und Eigenes zu tun und sich jenseits des Schwabenalters etwas abzuverlangen. Kurt Lampert, Direktor des Naturalienkabinetts, ermöglichte ihr zoologische Studien in seinem Haus. Sie erhielt Zugang zur Bibliothek, einen Arbeitsplatz im Labor und erfuhr fachkundige Hilfe durch Heinrich Fischer (1868 – 1953). Bald konnte sie sich nützlich machen und Aufträge ausführen: „im Schwarzwald Bäche durchfischen, um das Vorkommen der Familie »planaria« (Flachwürmer) zu erforschen“ oder bei Korntal nach Flusskrebsen suchen. In ihrem Schwerpunktbereich Reptilien hinterließ sie Spuren in der Fachliteratur: 1902 berichtete sie über Mauereidechsen, die sie im April 1901 außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets in Stuttgart am Kriegsberg entdeckt hatte. Der Zoologe Carl Benjamin Klunzinger (1834 – 1914) kommentierte ihren Fund. Schweizerbarth-Roth ließ es nicht bei der Beschreibung und nahm einige der Tiere mit in ihr wohltemperiertes Echsenhaus. Dorthin brachte sie 1903 auch den rotgefleckten Feuersalamander, den sie u. a. in den Berichten der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt vorstellte und dessen lebende Nachkommen sie 1913 bei der Hauptversammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde Württemberg zeigte. Der Vortrag und die Zuchterfolge der „Frau Oberst von Schweizerbarth-Degerloch“ wurden im Jahresbericht erwähnt.
Für ihre Leistungen als Volontärin wurde sie 1902 mit einem Aufenthalt an der 1872 von Anton Dohrn (1840 – 1909) gegründeten Zoologischen Station in Neapel belohnt. Drei unvergessliche Monate verbrachte sie an dieser international angesehenen meeresbiologischen Forschungsanstalt in eleganter Umgebung am Golf von Neapel: „Dem glücklichen Erwählten (werden) dort alle zum Fach gehörigen Instrumente geliefert“, alle Chemikalien, die zum Konservieren und Präparieren der meist höchst heiklen Meerestiere nötig sind. All das bezieht er frei; die Boote der Anstalt darf er benutzen „und wird dazu unterrichtet“ (Erinnerungen, 151 f.). Sie entschied sich „für das Studium der Eiablage und die Aufzucht der Jungtiere“, versuchte aber nebenbei, „für das Stuttgarter Naturalienkabinett Landtiere zu erlangen“ (155); vermutlich ging es ihr auch um Gefährten für ihre Mauereidechsen vom Kriegsberg. Regelmäßig korrespondierte sie mit Heinrich Fischer und befolgte dessen Rat, vorwiegend zu sammeln und die Laborarbeiten – Färben und Mikrotomschnitte – zu Hause zu erledigen. Nebenbei lernte sie Italienisch und hinterließ ein dickes handschriftliches Wörterbuch.
Die Rückreise von Neapel machte sie nicht einsam „wie immer“, sondern in Begleitung ihres Bruders Eugen, „der von seiner dreijährigen Weltreise zurückkam“ (156). In Stuttgart kehrte sie zu ihrem Mann, den Lebewesen in ihrer Obhut und an ihren unbezahlten Arbeitsplatz im Naturalienkabinett zurück. Sie veröffentlichte ihre Vogellieder, die schon lange in der Schublade gelegen hatten, schrieb launige Geschichten (handschriftlich erhalten „Eine Pfingstgeschichte“ von 1903) und wagte sich an das Genre Schauspiel. Ein Beispiel aus dem Nachlass ist das Stück „Taubstumm, Szenen aus der Sommerfrische“, mit Bleistift geschrieben, dabei eine Zeichnung für das Bühnenbild und eine Kostenaufstellung von 1904 für eine Freilicht-Aufführung im Bopserwald. Daneben verfasste sie Artikel für Periodica wie die „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“. Ihr Traum von einem großen Garten für ihre Zoologie erfüllte sich erst spät, kurz vor dem Tod ihres Mannes. Das Ehepaar erwarb ein hübsches Landhaus in Degerloch, das 1904 für den Schriftsteller Wilhelm Meyer-Förster nach Plänen der Architekten Eisenlohr und Weigle erbaut worden war. Schweizerbarth-Roth ließ es nach ihren Bedürfnissen umgestalten und nannte es „Villa Bios“. Hier perfektionierte sie ihre Zuchtarbeit. Ihre Förderer vom Naturalienkabinett kamen gern zu Besuch. Der Geologe und Paläontologe Eberhard Fraas schenkte ihr einen Mammutstoßzahn. Direktor Lampert und Familie standen ihr nahe, die Kinder nannten sie Tante. Heinrich Fischer blieb der verlässliche Freund, auch nach seinem Wechsel zum Lindenmuseum.
Wissbegierig und fasziniert reagierte sie auf „die denkenden Tiere“, die um 1913 in den Medien Furore machten: die Pferde von Elberfeld und Paula Moekels sprechenden Hund Rolf in Mannheim. Schweizerbarth-Roth kannte die Hohenheimer Professoren Hermann Krämer (1872 – 1940) und Heinrich Ernst Ziegler (1858 – 1925), die sich als Gutachter mit den genannten Phänomenen befassten. Krämer vermittelte ihr 1912 einen Besuch bei Karl Krall und seinen rechnenden Pferden; Ziegler, der 1913 die „Gesellschaft für Tierpsychologie“ gründete, ermöglichte ihr eine persönliche Begegnung mit Paula Moekel und Hund Rolf. 16 Jahre später kurz vor ihrem Tod schrieb sie über ihren eigenen Hund „Peters Erfahrungen und Meinungen, allen Hundefreunden gewidmet“, 102 Seiten in Maschinenschrift, „Werkchen als Schlussstein meines Daseins“. Es liegt ungedruckt im Nachlass, den Freund Fischer 1943 dem Stadtarchiv übergab.
Mit zunehmendem Alter schränkte sich ihre körperliche Mobilität ein. Sie schaffte es aber rechtzeitig, aus der Flut von kleinen Artikeln ihre Lebenserinnerungen zu verfassen, die 1925 bei Bonz erschienen, bald vergriffen waren und eine zweite Auflage erlebten. Einen anregenden Briefwechsel unterhielt sie in ihren letzten Lebensjahren mit dem eigenwilligen Maler und Schriftsteller Heinrich Schäff-Zerweck in Hallwangen, der sie mit „verehrte Dichterin“ anredete. Mit ungebrochenem Selbstbewusstsein regte sie an, die Stadt Stuttgart möge die Landhausstraße in Degerloch zur Vermeidung von Verwechslungen mit der gleichnamigen Straße in Stuttgart in „Elise-Melitta-Straße“ umbenennen, was nach ihrem Tod auch geschah, jedoch ohne Bindestrich reduziert auf „Melittastraße“. Sie vermachte ihr Haus und den großen Garten der Stadt, die seither ihr Ehrengrab unterhält. Sie ruht auf dem Pragfriedhof ganz in der Nähe des väterlichen Freundes Leins.
Quellen: HStAS E 146 Bü 3534, 3 (Louis Roth, doppelte Staatsbürgerschaft), M 707 Nr. 1484 (Richard von Schweizerbarth, 2 Fotografien); StAL F 201 Bü 496 (Passakten Elise Melitta von Schweizerbarth-Roth); StadtA Stuttgart NL 2066 (46 Einheiten: Manuskripte, Korrespondenz), 116/3 6760 (Baurechtsamt, Villa Landhausstr. 3) 125/1 60/12 (Straßenbenennungen, Landhaus- zu Melittastr.), Zeitungsausschnitt- Sammlung, Elke Machon: Recherche im Familienregister; Standesamt Stuttgart Auszug aus dem Familienregister; StadtA Straßburg/Archives de la ville de Strasbourg: Auskunft (2015) über Zeit und Ort des Aufenthalts des Ehepaars in Straßburg; Ekaterini Strantzali, Friedhofsamt Stuttgart: Auskunft (2015) zur Grabstätte Pragfriedhof, Abt. 2, Reihe 8, Folge 16.
Werke: Manuskripte im Nachlass, vgl. Quellen; Über das Vorkommen der Mauereidechse an dem Kriegsberg in Stuttgart, in: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg 58 (1902), 307 f.; Vogellieder, Gedichtsammlung, 1903; Eine rote Farbenvarietät von Salamandra maciäosa Laur, in: Berichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M., 1906, 119; Rolf, der denkende Hund, Stuttgarter Tagblatt vom 20.8.1913; Erzählungen einer alten Stuttgarterin, 1925.
Nachweis: Bildnachweise: Scherenschnitt von Hildegard Geiger, undatierter Zeitungsausschnitt StadtA Stuttgart.

Literatur: Henri Piéron, Le problème des animaux pensants, in: L’Année psychologique, 1913, 228; Jahrbuch der Vogelkunde, 1913, 167; Vortragsbericht in: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg 70 (1914), VIII; Schwäbischer Merkur vom 27.7.1929; Stephan Füssel, Studien zur Verlagsgeschichte und Verlegerpsychologie der Goethezeit, 1999, 363; Anne-Katrin Ziesak, Der Verlag Walter de Gruyter 1749-1999, 1999, 87-90; Gerhard Raff, Tierliebe Schriftstellerin, in: Stuttgarter Zeitung vom 28.11.2002; Nils M. Franke, Archivzugänge Stiftung Naturschutzgeschichte, in: StudienA Umweltgeschichte, Nr. 8, 84; Christine Breig, Der Villen- und Landhausbau in Stuttgart 1830-1930, 2004, 371-373; Gudrun Wedel, Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon, 2010, 780 f.; Regina Schwenk, Literarischer Spaziergang auf den Stationen des Malers und Dichters Heinrich Schäff-Zerweck, in: Südwest-Presse, Kreis Freudenstadt, 9.6.2012.
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