Wetzlar, Heinrich
Geburtsdatum/-ort: | 1868-05-30; Mannheim |
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Sterbedatum/-ort: | 1941-12-31·1944-12-31; KZ Theresienstadt |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1886 Abitur am Gymnasium Mannheim 1886-1891 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg 1889-1890 Dienstzeit als Einjähriger 1892 Promotion an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg 1894-1897 „Referendar“ bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe 1897-1903 Amtsrichter in Heidelberg, Pfullendorf, Rastatt und Karlsruhe 1908 Landgerichtsrat in Karlsruhe 1918 Oberlandesgerichtsrat in Karlsruhe 1925 Landgerichtsdirektor in Karlsruhe 1929-1933 Landgerichtspräsident in Mannheim |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: isr. Verheiratet: 1893 Mannheim Therese, geb. Joseph (1869-1943) Eltern: Vater: Isak Wetzlar, Kaufmann Mutter: Henriette, geb. Lob Kinder: 2 Söhne |
GND-ID: | GND/12956611X |
Biografie
Biografie: | Karl Otto Watzinger (Autor) Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 289-290 Als Höhepunkt seiner stetig aufsteigenden Laufbahn wurde Wetzlar im Alter von 61 Jahren Präsident des größten Landgerichts in Baden. Alle Kollegen, die mit ihm arbeiteten, bezeugen, daß er ein Richter von hohen Gaben war. Zunächst war er wegen seiner Strenge gefürchtet, da er Verbrechen gegen Leib und Leben hart bestrafte. Bei Vermögensdelikten war er aber zur Milde geneigt, besonders wenn der Täter in einer akuten Notlage handelte. Das Mitgefühl Wetzlars mit den Gestrauchelten wurde sichtbar, wenn es sich um die Eingliederung der entlassenen Strafgefangenen in die bürgerliche Gesellschaft handelte. Seit 1905 Vorsitzender des Karlsruher Bezirksvereins für Jugendschutz und Gefangenenfürsorge, eröffnete er im Sommer 1914 ein Heim für Strafentlassene männliche Jugendliche. 1919 erwarb der Verein das Jagdschloß Stutensee bei Karlsruhe, in dem 50 gefährdete junge Männer untergebracht werden konnten, die eine Lehre in Gärtnerei, Korbflechterei und Schreinerei durchmachten. Das Ehepaar Wetzlar besuchte – auch nach seinem Umzug nach Mannheim – wöchentlich das Heim. Therese Wetzlar, die in Karlsruhe die Jugendgerichtshilfe mitaufgebaut hatte, unterstützte ihren Mann von ganzem Herzen. Sie war der mütterliche Geist des Hauses und packte tatkräftig die praktischen Probleme an. Sie war auch Mitglied des Luisen-Frauen-Vereins und des Ausschusses beim Karlsruher Jugendamt. Wetzlar war im badischen Landesverband der Schutzvereine, auf dessen Tagungen er öfters Referate hielt. 1933 mußte Wetzlar mit seinem Amt auch seine soziale Tätigkeit aufgeben. 1936 zog er sich nach Baden-Baden zurück und 1939 suchte er bei seinem ältesten Sohn in den Niederlanden Zuflucht. Am 29. März 1943 konnte das Ehepaar noch das Fest der goldenen Hochzeit im Kreise seiner Familie begehen. Bald darauf wurden beide nach Theresienstadt deportiert, wo sie unter unbekannten Umständen gestorben sind. Im Jahre 1961 wurde am Schloß Stutensee eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht: „Als Helfer der Jugend erfüllten ihre Leben Landgerichtspräsident Dr. Heinrich Wetzlar und seine Gattin Therese Wetzlar. Sie gründeten und leiteten das Heim von 1919-1933. Sie wurden vertrieben und starben 1943 fern der Heimat. Ihr Geist lebt in ihrem Werk." |
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Nachweis: | Bildnachweise: StadtA Mannheim. |
Literatur + Links
Literatur: | Max Silberstein: Gedenkworte für H. Wetzlar, in: Mannheimer Hefte 1963, Heft 3, 48 f.; Richard Wetzlar, Gedenkblätter an den Herrn Landgerichtspräsidenten Dr. H. Wetzlar und seine Gattin Therese, geb. Joseph. 1962 (Privatdruck); Karl Otto Watzinger, Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945, 2. verbess. Aufl. 1987, 144 f. |
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