Klein, Paul Johann Jakob 

Geburtsdatum/-ort: 09.10.1871; Fröschweiler/Niederelsass (Froeschwiller/Bas Rhin)
Sterbedatum/-ort: 06.03.1957; Cleverns bei Jever (Nordoldenburg)
Beruf/Funktion:
  • Pfarrer
Kurzbiografie: 1877–1882 Unterricht durch den Vater in Fröschweiler
1882–1889 Besuch einer Lateinschule in Nördlingen u. eines Internats-Gymnasiums in Augsburg, Abitur
1890–1895 Philosophiestudium in München, Theologiestudium in Straßburg u. Erlangen; I. u. II. theol. Examen
1896–1898 Ordination in Ansbach, Vikar in Nördlingen u. Pfarrverweser in Lindau am Bodensee
1899–1904 Pfarrer d. Bergarbeitergemeinde Turn bei Teplitz während d. Los-von-Rom-Bewegung in Böhmen
1904 Pfarrer in Eberbach am Neckar
1905–1911 Pfarrer an d. Mannheimer Lutherkirche
1911–1930 Pfarrer an d. Mannheimer Christuskirche
1919–1930 Mitglied d. Landeskirchlichen Vereinigung
1919–1932 Mitglied d. außerordentlichen Generalsynode 1919 u. d. folgenden Landessynoden
1920 D. theol. h.c. d. Univ. Heidelberg
1921–1927 synodales Mitglied d. bad. Kirchenleitung
1925 Landeskirchenrat u. Geheimer Kirchenrat
1930 Pensionierung aus Krankheitsgründen
1930–1957 Ruhestand in Neubiberg bei München bis 1949 u. in Nordoldenburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1901 (München) Emma, geb. Löffelholz von Colberg (1874–1956)
Eltern: Vater: Karl Klein (1838–1898), luth. Pfarrer u. heimatkundlicher Schriftsteller
Mutter: Elisabeth, geb. Hosemann (1842–1911)
Geschwister: 7; 4 ältere u. 3 jüngere Geschwister
Kinder: 3; Gerhard, Lilli u. Bernhard
GND-ID: GND/131839993

Biografie: Gerhard Schwinge (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 221-223

Seine ersten 27 Jahre verbrachte Klein im nördlichen Elsass, in Bayern und in Böhmen, bevor er 26 Jahre lang in der badischen Landeskirche wirkte. Nach seiner badischen Zeit lebte er noch einmal 27 Jahre im Ruhestand in Bayern und in Nordoldenburg.
Kurz vor Ende seines Theologiestudiums geriet Klein in eine Seelenkrise, in der ihn der bekannte Seelsorger und Pfarrer Christoph Blumhardt in Bad Boll wieder aufzurichten vermochte. Die von ihm als Schicksalsbegegnung bezeichnete Bekanntschaft mit Blumhardt war mit einem Erweckungserlebnis verbunden, durch das er sich fortan zum Christusboten berufen fühlte.
Wie sein Vater, der lutherische Pfarrer im Elsass, der 1882 als Dekan nach Nördlingen im lutherischen Bayern berufen worden war, war Klein bewusster Lutheraner. Als Anhänger des 1886 gegründeten „Ev. Bundes zur Wahrung der deutschprotestantischen Interessen“ entschied er sich als junger Pfarrer während der Los-von-Rom-Bewegung für den Dienst in einer kleinen böhmischen Diasporagemeinde zur Stärkung der Evangelischen. Beides, sein Luthertum und die Verbindung zum Evangelischen Bund, war auch der Grund für den badischen Oberhofprediger und Oberkirchenratspräsidenten Albert Helbing und den Vorsitzenden des Evangelischen Bundes in Baden, Albrecht Thoma, ihn für den Dienst in der badischen Landeskirche zu gewinnen. Kleins besondere Predigtgabe war schon bekannt geworden.
Die Namen seiner beiden badischen Gemeinden in der Handels- und Industriestadt Mannheim, die der Lutherkirche, dann nach dem Bau dieser Kirche in der Oststadt fast 20 Jahre lang die der Christuskirche, der mit 1400 Plätzen größten Kirche Mannheims, stehen gleichsam für die ihm angelegene lutherische Theologie und seine entschiedene Christusverkündigung.
Kurz nach Ende des deutsch-französischen Kriegs geboren und im Kaiserreich aufgewachsen, war Klein während des I. Weltkriegs beherrscht von deutsch nationaler Gesinnung. In den dann folgenden 1920er-Jahren suchte er kirchlich jedoch zusammen mit Otto Frommel, Pfarrer an der Heidelberger Christuskirche, den Ausgleich zwischen beiden kirchenpolitischen Richtungen Badens, den Kirchlich-Positiven und den Kirchlich- Liberalen, indem er engagiert in der Landeskirchlichen Vereinigung mitarbeitete. Diese vertrat er auch in der Landessynode und als synodales Mitglied der Kirchenregierung.
Kleins hauptsächliche Berufung jedoch war die des Predigers und Kasualredners, welcher alle Schichten seiner Gemeinde und weit darüber hinaus Hörer aus nah und fern anzusprechen, ja zu fesseln vermochte, so dass seine Gottesdienst in einer Zeit zunehmender Entkirchlichung stets überfüllt waren. Da das Reden überhaupt seine Begabung war, wurde er auch ein viel gebetener Fest- und Vortragsredner und 1907 bis 1909 sogar zum Wahlkampfredner der Nationalliberalen Partei Badens. Wie Kleins biblisch-reformatorische Christusverkündigung in der Mitte der 1920er-Jahre durch den persönlichen Kontakt zu dem Theosophen und Anthroposophen Rudolf Steiner teilweise eine theosophische Ausrichtung bekam, was Kritik hervorrief, so waren seine Vorträge oft literarisch-künstlerisch geprägt.
Der sensible Klein hatte 1928 auf der Kanzel einen Nervenzusammenbruch, vielleicht auf Grund eines ererbten Nervenleidens. Seine von einem starken Sendungsbewusstsein erfüllte, leidenschaftliche Prediger- und Rednertätigkeit zehrte so frühzeitig seine physischen und psychischen Kräfte auf, dass es 1930 zu einer vorzeitigen Pensionierung kam.
Gleichwohl stand ihm ein Ruhestand von mehr als einem Vierteljahrhundert bevor, den Klein bei Angehörigen verbrachte, zusammen mit seiner Frau, welche nur ein Jahr vor ihm verstarb. Bei außerordentlichen Anlässen war Klein jedoch weiterhin als Prediger und Redner gefragt, bis 1935 von Neubiberg aus sogar wiederholt noch in Mannheim.
Quellen: (Auswahl) LKAK PA 1783, Personalakte; LKA Nürnberg PA 2744, Personalakte zu den Jahren 1895–1904.
Werke: (Auswahl) Los von Rom-Predigten. Aus d. ev. Bewegung in Oesterreich, 1905; In Schwachheit stark durch Christi Kraft. [Predigt bei einer Jahresversammlung des Ev. Bundes], in: Moderne Predigt-Bibliothek, VI. Reihe, 4. Heft, 1907, 75-91; Luther auf d. Feste Coburg, Vortrag, 1909; Der Herr ist dein Trotz [sic]. Ev. Liederbuch für Kriegsandachten, 1914 3. Aufl. 1917; Du bist mein Hammer, meine Kriegswaffe. [13] Kriegsandachten, 1914; Predigt über „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“. 4 Passionsvorträge, 1922; mehrere Beiträge in: Landeskirchl. Blätter, hgg. von d. Landeskirchl. Vereinigung in Baden, 1925–1926; viele Beiträge in: Ev. Gemeindeblatt für die Stadt Mannheim, 1927–1930; Das heilig offenbare Geheimnis. [13]Christuspredigten, 1928; Homiletische Bausteine. 700 Predigtdispositionen, 1929 2. Aufl. 1936; Luther als Persönlichkeit u. Erzieher. Ein Luther-Büchlein für die Jugend u. die Erwachsenen, 1933; Das ewige Evangelium u. das dritte Reich. Acht Volksmissionspredigten, gehalten in d. Christuskirche zu Karlsruhe vom 21.–28.1. u. in d. Christuskirche zu Mannheim vom 4.–11.2.1934, 1934; Lebensrückblick, in: 50 Jahre Lutherkirche Mannheim 1906–1956, 1956, 12-13.
Nachweis: Bildnachweise: Personalakte u. Meyer, 2010, 316 (vgl. Quellen u. Literatur).

Literatur: H. Barner, Geh. Kirchenrat Stadtpfarrer D. Paul Klein, ein Lebensbild, in: H. Wäldin (Hg.), Christuskirche Mannheim 1911–1961, 1961, 83-86; M. Meyer, Paul Klein, in: Biograph.-Bibliograph. Kirchenlexikon 2004, Sp. 804-813; ders., Paul Klein (1871–1957), in: Lebensbilder aus d. ev. Kirche in Baden im 19. u. 20. Jh., Bd. II: Kirchenpolitische Richtungen, hgg. von J. Ehmann, 2010, 316-347.
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