Weber, Max Maximilian 

Geburtsdatum/-ort: 26.03.1899;  Freiburg im Br.
Sterbedatum/-ort: 18.07.1982;  Freiburg im Br.
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge und Heimatforscher
Kurzbiografie: 1899-1917 Volksschule, dann Gymnasium in Freiburg bis Abitur
1917-1922 Militärdienst bis 1918, dann Studium der Geschichte und Germanistik in Bonn, München und Freiburg, Promotion 1922 bei Heinrich Finke in Freiburg: „Studien zum Tennenbacher Güterbuch“
1922-1925 Studienreferendar in Eppingen, Pforzheim, Offenburg, Ettenheim und Triberg
1926-1964 Lehrer im Höheren Schuldienst: in Breisach bis 1939, Neustadt bis 1946 und Rastatt bis 1964, seit 1934 Professor
1966-1967 Lehrauftrag für Oberrheinische Landesgeschichte an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
1935 Einrichtung des Museums für Ur- und Frühgeschichte in Breisach
1947-1965 Ehrenamtlicher Betreuer der historischen Bibliothek der Stadt Rastatt im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium
1950-1965 Kreispfleger der ur- und frühgeschichtlichen Denkmale, Mitglied der Kreisstelle für Denkmalspflege des Landkreises Rastatt
1965-1967 Teilfreistellung für die Kommission für geschichtliche Landeskunde
1960-1982 Präsident der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft
1971-1982 Korrespondierendes Mitglied der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
1951 31. Dez. Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1931 Klara Maria, geb. Straub (1909-1983), Tochter des Landgerichtspräsidenten August Straub
Eltern: Vater: Franz Josef (1863-1907), Finanzrat beim Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg
Mutter: Anna, geb. Stritt (1873-1956), Tochter des Uhrenfabrikanten Hermann Stritt, Lenzkirch
Geschwister: keine
Kinder: 4:
3 Söhne
1 Tochter
GND-ID: GND/132268809

Biografie: Bernhard Mörmann (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 388-390

Es ist zu vermuten, dass die humanistische Erziehung den Grundstock für die spätere Prägung von Weber legte, sich nicht nur allein berufsbezogen zu entfalten, sondern darüber hinaus sich für die Kultur und das Gemeinwohl einzusetzen. Herkunft und berufliche Einsatzorte verwiesen ihn dabei auf den badischen Kulturraum. Sein wissenschaftliches Interesse, das er sein Leben lang beibehielt, prägten der Germanist und Sprachforscher Friedrich Kluge sowie der Historiker Heinrich Finke an der Universität Freiburg.
Als Heimatforscher hat Weber drei Hauptwerke hinterlassen, darüber hinaus finden sich zahlreiche wissenschaftliche Einzelveröffentlichungen. Die Herausgabe des Tennenbacher Güterbuchs (1969) unter der wissenschaftlichen Federführung des Generallandesarchivs Karlsruhe war von zahlreichen Vor- und Zuarbeiten Webers begleitet, darunter ein Manuskript (1957) sowie die Abschrift des Urbars mit wissenschaftlichem Apparat (1967). Bereits mit seiner 1923 veröffentlichten Dissertation hatte Weber diese Arbeiten angestoßen und in den folgenden Jahren häufig über Einzelthemen zu diesem Bereich publiziert: Persönlichkeit und historische Bedeutung des Verfassers J. Zenlin, Entstehung und Inhalt des Urbars, die Miniaturen, die Bauern der Klosterherrschaft, Rodungen und Besitzungen auf der Baar. Bereits 1936 hatte Weber um eine Teilfreistellung für eine Gesamtherausgabe nachgesucht, nachdem Theodor Mayer, Präsident der badischen historischen Kommission, 1935 hervorgehoben hatte: „Mir liegt viel an der Herausgabe der Urbare, sie geben nicht nur ein Bild von der bäuerlichen Wirtschaft, sondern auch von den Grundherrschaften und der politischen Organisation des Landes“.
Mit der Arbeit „Bevölkerungsgeschichte im Hochschwarzwald, Quellen und Forschungen aus dem Raum von Lenzkirch“ (1953) lieferte Weber umfangreiche Einzelnachweise über die Herkunft, den Ortswechsel, die berufliche Entwicklung von Sippen und Familien dieses Raumes und gab „dem Soziologen, dem Volkskundler und dem Namensforscher reichen Stoff“ (Friedrich Metz, Einführung). Mehrere Einzelveröffentlichungen zu Glasträgern, Glashütten, Uhrmacherfamilien sowie Posthaltern gehören zu diesem Arbeitsbereich und runden seinen Beitrag zur Schwarzwälder Volksforschung ab.
Die 1200-Jahr-Feier von Kirchzarten bei Freiburg war der Anlass, gemeinsam mit Freunden eine umfassende Ortsgeschichte in Angriff zu nehmen (1966/67). Die geschichtliche Entwicklung von Ort und Pfarrei hatte Weber schon länger beschäftigt, wobei er der Frühzeit des Freiburger Raumes und des Zartener Beckens besondere Aufmerksamkeit widmete und damit dem historischen Part der Veröffentlichung neue Forschungsergebnisse beisteuerte. Deutlich spürbar wird die Freude des Verfassers, geschichtliche Zusammenhänge aufbereiten zu können; der umfangreiche Quellennachweis geriet dabei zum besonderen Nutzen für die Wissenschaft.
Webers tätiges Engagement für die Belange heimatlicher Kultur, Geschichte und Volkskunde prägt sein ganzes Leben. Es zeigt sich zu Beginn der 1930er Jahre in der Zuarbeit zum Institut für das Ur- und Frühgeschichte der Universität Freiburg genauso wie nach 1945 in der Verbindung mit dem Alemannischen Institut und beim Einsatz im Landkreis Rastatt als Kreisdenkmalpfleger. Unter anderem war damals Mitgestalter der Zeitschrift „Um Rhein und Murg“. Für die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft galt er dann als „Garant der geschichtlichen Seriosität und des Bestands“ (Franz Nadler).
Es war immer ein hoher persönlicher Einsatz, der Webers Vorgehen kennzeichnete. Sei es, dass der junge Lehrer, oft von Schülern begleitet, beim Westwallbau Baustellen und Kiesgruben abfuhr und so der Nachwelt manchen frühhistorischen Fund sicherte, sei es, dass der Betreuer der Rastätter Bibliothek im Schloss Langenstein am Bodensee ausgelagerte Inkunabeln 1948 selbst mit einem über Leo Wohleb besorgten holzgasgetriebenen Lastwagen zurückholte. Im Rahmen seines Anliegens, die Neuauflagen der Schriften Hansjakobs für den oberrheinischen Kulturraum zu betreiben, inaugurierte er auch eine deutschsprachige Dissertation über Heinrich Hansjakob an der Universität Grenoble, was veranschaulicht, dass ihm, dem Pädagogen, Kulturförderung zugleich auch Nachwuchsförderung bedeutete.
Umfassend und beispielhaft war Webers ehrenamtliche Vereinstätigkeit. In der Rastatter Zeit von 1947 bis 1967 ist von der Gründung und Leitung des Kreisverbandes Badische Heimat, des Deutsch-Französischen Kreises sowie des Kulturrings zu berichten, außerdem von der Organisation von Vortrags-, Konzert- und Theaterveranstaltungen. Weber war stets bestrebt, über das Gymnasium und seine Schüler hinaus möglichst die ganze Bürgerschaft in die kulturelle Nachkriegsentwicklung der Stadt eng einzubinden. Immer aufgeschlossen mühte er sich um grenzüberschreitende Kontakte, zum Elsass vor allem und in die Schweiz. Europa lebendig werden lassen, das war einer der Leitgedanken, die er gerade auch seinen Schülern vermitteln wollte.
Quellen: StAF 8106, 8112, 8140 u. Personalakte; Nachlass im Familienbesitz; Hinweise von Paul Schnebelt, Breisach, u. Franz Nadler, Freiburg.
Werke: Verzeichnis in: Bibliographie d. Bad. Geschichte Bd. 9, 1984; Seine Publikationen im Bereich d. Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft, in: Franz Nadler, Die Gesellschaft d. Freunde H. H., in: Heinrich Hansjakob FS 150 Jahre, 1987, 213 ff.
Nachweis: Bildnachweise: Im Familienbesitz, H. D. Weber, Kirchzarten.

Literatur: Waldemar Kampf, Ein vielseitiger Erforscher d. Heimat, M. Weber wurde 80 Jahre, in: BH 59, 1979, 247-249; Prof. Dr. M. Weber †, in: Humanitas 2, 1982, 18; Hans Heid, in: Gesch. d. Histor. Bibliothek d. Stadt Rastatt im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium, 1991, 76 ff. u. 188 ff.
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