Köppel, Robert Gustav Karl 

Geburtsdatum/-ort: 23.07.1882;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 22.04.1944; Rom
Beruf/Funktion:
  • SJ, Priester, Geologe und Archäologe
Kurzbiografie: 1901 Abitur am Großh. Gymnasium Karlsruhe
1901–1905 Theologiestudium in Freiburg
1906 Priesterweihe
1906–1911 Vikar, dann Pfarrverweser in Lenzkirch, Bonndorf, Mannheim, Weiler bei Radolfzell u. Stupferich
1911 Eintritt in den Jesuitenorden
1911–1914 Noviziat in Feldkirch u. Valkenburg
1914 –1918 Sanitäter, Lazarett- u. Divisionspfarrer
1921–1925 Exerzitienmeister, Jugendseelsorger in Nürnberg u. Ravensburg
1925 Spiritual im Wilhelmstift, Tübingen
1929 Dr. rer. nat. bei Robert Rudolf Schmidt in Tübingen: „Untersuchungen über die Steinzeit Palästina-Syriens“
1930 Professor an d. naturwissenschaftl. Abteilung des päpstl. Bibelinstituts, Rom
1941 o. Mitglied des Dt. Archäologischen Instituts
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Xaver (1855–1919), (Ober-)Reallehrer aus Schuttern
Mutter: Sophie, geb. Hechinger (1854 –1906)
Geschwister: Oskar (1883–1954)
Kinder: keine
GND-ID: GND/132734532

Biografie: Christoph Schmider (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 207-209

Als Köppel, kurz vor dem Ende seiner Schulzeit am Karlsruher Gymnasium, auf die Frage eines Lehrers nach seinen Plänen den Wunsch äußerte, kath. Priester zu werden, erntete er Unverständnis, wie ein derart befähigter Schüler ausgerechnet Theologie studieren könne, wo er doch so viele bessere Möglichkeiten habe. Köppel, der sich schon als Kind sehr für Naturwissenschaften, insbesondere für Geologie, interessiert hatte – das Vorbild seines Vaters, eines Mathematik- und Physiklehrers, dürfte erheblichen Einfluss auf ihn gehabt haben – blieb gleichwohl bei seinem Berufswunsch. Allerdings hörte er parallel zum Theologiestudium auch zeitweilig Geologievorlesungen, wozu ihm eine Sondererlaubnis erteilt war. In dem vor der Aufnahme ins Priesterseminar erstellten, insgesamt sehr positiven Skrutinialbericht des Theologischen Konvikts wurde seine besondere Begabung ausdrücklich vermerkt: Köppel habe „viel Verständnis für Wissenschaft und kirchliche Kunst“ und verfüge dabei über „gute Erziehung und urbane Umgangsformen“. Stärker akzentuiert fiel das Dienstzeugnis vom 21. August 1907 für seinen ersten Einsatz als Vikar in Lenzkirch aus: „Sein Interesse für wissenschaftliche Studien war sehr rege; mit Vorliebe hat er sich mit Geologie und ähnlichen Wissensgebieten beschäftigt.“
Auch auf seinen weiteren Posten hinterließ Köppel stets einen vielversprechenden Eindruck, der darauf hindeutete, dass er ein guter Priester und Seelsorger werden würde. Bald aber machte ihm seine immer schon schwache Gesundheit Schwierigkeiten, und im Frühjahr 1908 war er aufgrund einer Erkrankung der Lunge, Lungenspitzenkatarrh oder Rippfellentzündung, über mehrere Monate dienstunfähig.
Einer Kur in der Schweiz folgte ein längerer Erholungsaufenthalt bei den „Weißen Vätern“ in Algier, was sich im Nachhinein als glückliche Fügung erwies, fand Köppel doch hier Zugang zu seinem späteren Hauptarbeitsgebiet, der Christlichen Archäologie. Damals wurde ihm klar, dass eine künftige Stellung als Gemeindepfarrer nicht seinen Neigungen entsprach, sondern dass seine Berufung in einer Tätigkeit in der „Gesellschaft Jesu“ lag. Köppels Gesuche aus den Jahren 1909 und 1910 an Erzbischof Thomas Nörber (➝ III 197), in den Jesuitenorden eintreten zu dürfen, wurden abgelehnt, jeweils mit seinen gesundheitlichen Problemen begründet. Doch Köppel blieb beharrlich, und als er Anfang 1911 mit ausdrücklicher Berufung auf sein Gewissen seinen Antrag erneuerte, erhielt er im März die Erlaubnis zum Ordenseintritt.
Im I. Weltkrieg diente er ab 1914 als Sanitäter, später als Lazarettpfarrer in Sedan, wo er wiederholt vor Offizieren Vorträge zur Schlacht von 1870 hielt und dabei durch seine detaillierten historischen Kenntnisse nachhaltig beeindruckte. Ab 1917 stand Köppel auf eigenen Wunsch als Divisionspfarrer bei der 75. Reservedivision an der Front und wurde mit dem EK II und angeblich als erster Jesuit überhaupt mit dem „Orden vom Zähringer Löwen“ dekoriert.
Nach dem Krieg folgten zwei weitere Jahre Theologiestudium in Valkenburg. Nach Tätigkeiten in der Jugend- und Studentenseelsorge in Nürnberg, wo er u. a. den Bund „Neudeutschland“ betreute, und in Ravensburg kam Köppel 1925 als Spiritual an das Tübinger Wilhelmstift. Zugleich nahm er sein Geologiestudium mit dem Schwerpunkt Urgeschichte wieder auf und schloss es 1929 mit der vom Prähistoriker Robert Rudolf Schmidt (1882–1950) betreuten Promotion ab. Danach verlagerte sich sein Interessenschwerpunkt deutlich erkennbar auf die Geologie und Frühgeschichte des Heiligen Landes; Erträge seiner Studien waren neben der 1933 erstmals veröffentlichten, 1937 in erweiterter Form gedruckten Dissertation mehrere zeitweilig weit verbreitete Reliefkarten von Palästina.
1930 wurde Köppel als Professor an die naturwissenschaftliche Abteilung des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom berufen. Neben der Lehre, für die Köppel stets ein großes Talent bescheinigt wurde, stand nun endgültig die geologisch-archäologische Forschung im Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Köppel wirkte maßgeblich, ab 1934 als Grabungsleiter, an den Ausgrabungen in Teleilât Ghassûl mit, die wichtige Neuerkenntnisse zur Geschichte des Heiligen Landes brachten. 1939 verlegte er, da die Lage an der bisherigen Grabungsstelle zu unsicher geworden war, seinen Arbeitsschwerpunkt an den Tell el’Oreme am Westufer des Sees Genezareth. An beiden Orten fiel Köppel nicht nur durch Fleiß und enormen persönlichen Einsatz auf, sondern vor allem durch die Findigkeit, mit der er auch unscheinbare Fundstücke zu erkennen und in ihrer Bedeutung richtig zu würdigen verstand.
Im Februar 1940, bald nachdem Köppel die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse von Teleilât Ghassûl für den Druck vorbereitet hatte, erlitt er einen psychischen Zusammenbruch, von dem er nie mehr richtig genas. Die letzte Zeit seines Lebens verbrachte er bei seinen Mitbrüdern am Päpstlichen Bibelinstitut und in der Obhut seines Landsmannes Augustin Kardinal Bea, SJ (➝ I 31). Köppel starb am Wundbrand, den er sich aufgrund einer zunächst unbeachteten, vermeintlichen Bagatellverletzung am Fuß zugezogen hatte, und wurde in Rom auf dem Campo Verano beigesetzt.
Quellen: EAF Personalakte Robert Köppel; A d. Dt. Provinz d. Jesuiten, München, Abt. 45 B – 27/171, Nr. 172, Personalakte Robert Köppel; GLA Karlsruhe 466/10729 u. 10730.
Werke: (Auswahl) Palästina. Die Landschaft in Karten u. Bildern, 1930; Untersuchungen über die Steinzeit Palästina-Syriens, Diss. rer. nat. Tübingen 1928, gedr. 1933; Das Grabungsgelände von Teleilât Ghassûl, Sonderabdruck aus: Teleilât Ghassûl I compte-rendu des fouilles de l’Institut biblique pontifical 1929–1932, 1934; Zur Urgeschichte Palästinas. Eine Übersicht aus Geologie, Prähistorie u. Archäologie, 1937; Teleilât Ghassûl II compte rendu des fouilles de l’Institut Biblique Pontifical 1932–1936, Scripta Pontificii Instituti Biblici 87, 1940.
Nachweis: Bildnachweise: A d. Dt. Provinz d. Jesuiten, München, Abt. 80 Q 323 a, S. 32 u. Abt. 80 Q 144 a, S. 53.

Literatur: „Necrologium Friburgense“, in: FDA 70, 1950, 219f. [mit falschem Sterbedatum]; Anzeiger für die Kath. Geistlichkeit 73, 1964, 22 [Sterbedatum falsch]; Mitteilungen aus den dt. Provinzen d. Gesellschaft Jesu, 19. Bd., Nr. 122, 1961, 280 f.
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