Hug, Friedrich Karl 

Geburtsdatum/-ort: 15.03.1839;  Aulfingen bei Engen
Sterbedatum/-ort: 13.08.1911;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Geheimer Finanzrat, Zentrumspolitiker, Mitglied des Landtags, Mitglied des Reichstags
Kurzbiografie: 1845-1851 Volksschule Engen
1851-1857 Gymnasium Konstanz und Freiburg, seit 1855 wiederum Konstanz, mit Abitur (1857)
1857-1861 Studium der Rechtswissenschaften und Finanzwissenschaft; ferner der Staatswissenschaft und Staatswirtschaft Freiburg und Heidelberg
1861-1863 Praktikant beim Hauptsteueramt und bei der Domänenverwaltung Lahr
1863-1865 Revident beim katholischen Oberstiftungsrat Karlsruhe
1865-1872 Dienstverweser bei der katholischen Stiftungsverwaltung Konstanz, dann nichtbeamteter Verwalter derselben
1871 Kollegiumsmitglied des Oberstiftungsrates Karlsruhe
1872-1877 Assessor beim katholischen Oberstiftungsrat Karlsruhe
1873-1874 Mitglied des Landtags (KVP/Zentrum) Wahlbezirk Bruchsal-Philippsburg
1877-1885 Oberstiftungsrat Karlsruhe
1885-1908 Stiftungsverwalter (beamtet) Konstanz
1889-1903 Mitglied des Landtags (Zentrum) Ettenheim (1889-1897), Überlingen (1897-1903)
1890-1911 Mitglied des Reichstags (Zentrum) 1. Badischer Wahlbezirk Konstanz-Überlingen
1892 Zähringer Löwen-Orden 1. Klasse
1897 Medaille zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm I.
1902 Medaille „50jähriges Regierungsjubiläum Großherzog Friedrichs I.”; Geheimer Finanzrat
1908 Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1. 1886 Pauline, geb. Hummel, Lehrerin (gest. 1887)
2. 1889 Anna, geb. Dold (gest. 1901)
Eltern: Vater: Karl Hug, fürstlich-fürstenbergischer Revierförster
Mutter: Elisabeth, geb. Dold
Geschwister: 1 Schwester
Kinder: Keine
GND-ID: GND/133202658

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 148-149

Nach seinem mit Auszeichnung bestandenen Abitur hatte Hug. in Freiburg und Heidelberg ein Studium der Kameral- und Finanzwissenschaft sowie der Volkswirtschaft absolviert. Danach trat er 1861 in den Staatsdienst ein, wechselte aber zwei Jahre später zur katholischen Stiftungsverwaltung über, wo er sich, auf verschiedenen Posten bewährend, als ein gewissenhafter Mitarbeiter und geschätzter Fachmann erwies. Mit der Ernennung zum Oberstiftungsrat und zum beamteten Stiftungsverwalter in Konstanz hatte er bereits den Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn erreicht; die spätere Verleihung des Ehrentitels eines Geheimen Finanzrates wurde ihm aufgrund seiner herausragenden Sachkompetenz im Finanzwesen zuteil.
Schon im Elternhaus waren bei ihm gleichermaßen Treue zur Kirche und staatsbürgerliches Verantwortungsbewußtsein grundgelegt worden. So erklärt sich hinreichend, weshalb Hug bereits früh politisch aktiv wurde. In den spannungsgeladenen Jahren des badischen Kirchenstreits gehörte er zu den tatkräftigen Organisatoren der Katholischen Volkspartei (KVP). Seit 1873 Abgeordneter des Wahlkreises Bruchsal-Philippsburg in der Zweiten Kammer, erlebte er dort die besonders heiße Phase des Kulturkampfes, in der vor allem das Examens- und das Altkatholikengesetz die Gemüter erhitzten. Mit großem Freimut hatte er damals im Ständehaus die Forderungen seiner Partei formuliert und die Interessen der katholischen Kirche verteidigt.
Hauptsächlich aus beruflichen Gründen verzichtete Hug nach Ablauf der Wahlperiode (1874) auf eine Wiederwahl, denn der personell unterbesetzte Oberstiftungsrat in Karlsruhe war in verstärktem Maße auf seine Mitarbeit angewiesen. Erst 1889, nach der Neuordnung des Badischen Zentrums (Zentrum), ließ sich Hug dazu bewegen, erneut für den Landtag zu kandidieren, dem er künftig ohne Unterbrechung bis 1903 angehörte.
Auch im Hinblick auf die Reichstagswahlen 1890 drängten ihn seine Parteifreunde zur Kandidatur. Hug, der gegen ein doppeltes Mandat zunächst persönliche Bedenken angemeldet hatte, eroberte zwischen 1890 und 1907 fortgesetzt den bisher nationalliberalen Wahlkreis Konstanz-Überlingen, 1893 und 1897 wie schon 1890 aufgrund einer Stichwahl und in den Jahren 1903 und 1907 als Sieger im 1. Wahlgang.
Hugs großes Fachwissen, seine Lauterkeit und unermüdliche Einsatzfreude brachten ihm während der langen Jahre seiner politisch-parlamentarischen Tätigkeit hohes Ansehen ein. In der badischen Zentrumspartei war er Mitglied des Zentralkomitees, im Landtag Vorsitzender der Haushalts- und Finanzkommission, und im Reichstag gehörte er der Rechnungsprüfungskommission an.
Volkstümlich und in seiner Lebensweise äußerst bescheiden, hatte Hug für die alltäglichen Nöte und Sorgen seiner Mitmenschen stets ein offenes Ohr und blieb mit seinen meist ländlichen Wählerschichten in ständigem Kontakt. Aus christlicher Überzeugung war er ein eifriger Förderer einer fortschrittlichen Sozialgesetzgebung. Auch seine Bereitschaft, aus dem eigenen Privatvermögen beträchtliche Geldbeträge für politische Belange bereitzustellen, hatte ihn als einen echten Volksvertreter ausgewiesen und bei seinen Zeitgenossen in hohem Maße glaubwürdig gemacht.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung; ferner, F. Dor, a .a. O., 144/45.

Literatur: K. Gröber, F. Hug Reichstagsabgeordneter des I. Bad. Wahlkreises und Geheimer Finanzrat, in: Kath. Jb. f. d. Stadt Konstanz, Hg. Aktien-Gesellschaft Preßverein Konstanz 1913, 111-115; F. Dor, F. Hug, Finanzrat u. Abgeordneter, in: Edle Männer unserer Heimat. Schlichte Lebensbilder, Karlsruhe 1920, 141-150; J. Schofer, F. Hug, der Kämpe vom Bodensee. Eine Lebensskizze f. unsere Tage angefertigt, Karlsruhe 1929; M. Stadelhofer, Der Abbau der Kulturkampfgesetzgebung im Großherzogtum Baden 1878-1918, Mainz 1969, 248-252; H.-J. Kremer (Bearb.), Mit Gott f. Wahrheit, Freiheit u. Recht. Quellen z. Organisation u. Politik d. Zentrumspartei u. d. polit. Katholizismus in Baden 1888-1914, Stuttgart 1983.
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