Erb, Jörg 

Andere Namensformen:
  • Erb, Georg
Geburtsdatum/-ort: 20.10.1899;  (Meißenheim-)Kürzell
Sterbedatum/-ort: 12.05.1975;  Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion:
  • ev. Pädagoge u. Schriftsteller
Kurzbiografie: 1905–1914 Volksschule, Erlernen des Klavier- u. Geigenspiels
1914–1917 u. 1919–1920 Lehrervorseminar in Lahr u. Lehrerseminar in Heidelberg
1917–1918 Soldat im I. Weltkrieg
1920–1936 Lehrer, dann Hauptlehrer in Haslach im Kinzigtal, ab 1929 in Gersbach bei Schopfheim
1931 Eintritt in die Ev. Michaelsbruderschaft
1936–1946 Hauptlehrer in Lahr, unterbrochen durch
1939–1941 u. 1944–1945 Kriegsdienst
1946–1956 Schulleiter in Mundingen bei Emmendingen
1956–1964 Oberlehrer in Hinterzarten
1959 Dr. theol. h.c. d. Univ. Heidelberg
1964 Pensionierung
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1924 (Karlsruhe) Frieda, geb. Pfander (1898–1970)
Eltern: Vater: David (1868–1942), Bauer
Mutter: Katharina, geb. Böttler (1879–1929).
Geschwister: 4, alle jünger
Kinder: 3;
Jörgfrieder (1926–1945, gef.),
Gisela (geboren 1927), Ev. Marienschwester in Darmstadt,
Christoph (geboren 1929), Dipl.-Ing.
GND-ID: GND/133542459

Biografie: Gerhard Schwinge (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 93-94

Erb ist als christlicher Schriftsteller weithin bekannt und geschätzt worden. Bevor er mit knapp 30 Jahren sein erstes Buch veröffentlichte, wurde er in verschiedener Hinsicht persönlich geprägt: Durch seine kleinbäuerliche Herkunft – denn in den Jugendjahren hatte er in der kleinen Landwirtschaft der Eltern mit Hand anlegen müssen –, dann durch das Vorbild seines alemannischen Landsmanns Johann Peter Hebel, dem er zeitlebens nacheiferte, auch durch die Sing- und die Jugendbewegung der 1920er-Jahre, in der er aktiv mitarbeitete, und schließlich durch den mit dieser verbundenen damaligen Nürnberger Pfarrer und späteren Theologieprofessor und Bischof Wilhelm Stählin, der zusammen mit anderen lutherischen Theologen und Nichttheologen die geistlich-liturgische Bewegung des Berneuchner Kreises ins Leben rief. Aus ihr ging 1931 die Evangelische Michaelsbruderschaft hervor, welcher Erb vom Anfang bis zu seinem Tode angehörte.
Erb war nicht nur fast viereinhalb Jahrzehnte lang begeisterter Landschullehrer und auch Kantor, Organist und Gottesdienste haltender Lektor in verschiedenen Orten seiner mittel- und südbadischen Heimat. Er war auch gut dreieinhalb Jahrzehnte hindurch ein fast begnadet zu nennender Schriftsteller. Neben Sagen und Legenden, volkstümlichen Erzählungen und autobiographischen Erinnerungen – ganz ohne Dialektdichtungen – sind es vor allem die Bücher zum christlichen Glauben und Leben, welche nachhaltige Wirkung zeitigten: Gebetbücher und nahe am Luthertext gestaltete biblische Geschichten, Lebensbilder aus der 2000-jährigen Geschichte des Christentums und ein evangelischen Namenkalender zum „Gedächtnis der Heiligen“.
Sein bekanntestes und verbreitetstes Werk, das vielen Kindern in der evangelischen Unterweisung in West- wie in Ostdeutschland vertraut wurde, sind die Geschichten der Bibel Alten und Neuen Testaments mit dem nach Eph. 6, 16 gewählten Titel „Schild des Glaubens“. Für deren Entstehung und Gestaltung wie Popularität unentbehrlich war Erbs Zusammenarbeit mit der Grafikkünstlerin Paula Jordan, welche einprägsame, an Holzschnitte erinnernde Schwarz-Weiß-Zeichnungen beisteuerte. Bei dem mehrbändigen Werk „Die Wolke der Zeugen“ gab es in den 1950er-Jahren eine ähnliche Zusammenarbeit mit dem Künstler Christian Rietschel.
Erb selbst schilderte 1968 die Vorgeschichte vom „Schild des Glaubens“ seit 1933/34 und die weitere Geschichte dieses Buches bis zu seiner Neubearbeitung 1949. Anregung gab anfangs das Bildkartenwerk „Der Lebensweg Jesu“, gestaltet von Willi Harwerth, einem Schüler von Rudolf Koch. Wegen der politischen Situation in den späten 1930er-Jahren konnte der „Schild des Glaubens“, angeregt durch die badische Kirchenleitung seit 1941 zunächst nur als Hausbuch herausgebracht, damals aber schon weit über Baden hinaus verbreitet werden. Nach dem Krieg wurde das Buch dann offiziell Lehrbuch für Schule und Kirche. Bei der dritten Bearbeitung durch die badische Landessynode 1967/68 wurden einige Antijudaismen des bisherigen Textes, obgleich durchaus bibeltreu, einer Revision unterzogen. Vereinzelt ist der „Schild des Glaubens“ bis heute in Gebrauch.
Wegen seiner angepassten Haltung im Nationalsozialismus, einschließlich einer frühen Parteimitgliedschaft, war Erb 1949 als „Mitläufer ohne Sühnemaßnahmen“ eingestuft und entnazifiziert worden. Es muss allerdings hervorgehoben werden, dass Erb das Alte Testament nicht eliminierte, wie unter der NS-Ideologie gängig, sondern mit den Verchristlichungen der Lutherbibel breit darstellte.
In Summa darf das literarische Gesamtwerk Erbs als beredtes Zeugnis einer biblisch und kirchenhistorisch, volkstümlich-kirchlich geprägten Frömmigkeit gelten, das zur Einübung in den christlichen Glauben und in das christliche Leben lutherischer Tradition diente.
Quellen: (Auswahl) StAF L 50/1 21791, Personalakte Erb, D 180/2 Nr. 16617, Entnazifizierungsakte; BA Berlin Reichsschrifttumskammer R 56-V, 1934, Fragebogen u. eigenhändiger Lebenslauf.
Werke: (Auswahl, nur Erstauflagen) Das Tischgebet, 1928; Die Himmelstür (Kindergebete), 1930; Der Kirchweg, von frommer Sitte, 1935; Unser Heiland, nach den Evangelien erzählt, 1935; Unser täglich Brot, 1936; In Gottes Wacht, 1937; Volkslied u. Bildung, 1937; Blumenlegenden, 1939; Schild des Glaubens, Geschichten d. Bibel Alten u. Neuen Testaments, mit Bildern von Paula Jordan, 1941, bearb. 3. Aufl. 1949, Neubearb. 1967/68 (insges. mehr als 60 Auflagen); Die Wolke d. Zeugen, Lesebuch zu einem ev. Namenkalender, 4 Bde., Bd. 1, 1951, Bd. 2, 1954, Bd. 3, 1958, u. Bd. 4, 1963; Der Mutterborn, dt. Sagen, 1953; Der gute Hirte, Einübung in den christl. Glauben u. in das christl. Leben (für die Unterstufe), 1958; Geduld u. Glaube d. Heiligen, die Gestalten des ev. Namenkalenders, 1965; Ich bleibe dabei, Geschichten aus dem Leben, 1966 (z.T. autobiographisch); Es reut mich nicht, Geschichten aus dem Leben, 1968 (z.T. autobiographisch), 162-190 zur Vorgeschichte u. zur Geschichte von „Schild des Glaubens“ 1933/34–1949; Dichter u. Sänger des Kirchenlieds, 4 Bde, 1970–1978; (mit Herbert Goltzen) Stimmen d. Väter, Glaubenszeugnisse, ausgew. u. nach dem Kirchenjahr geordnet, 1973; Paul Gerhardt u. seine Lieder, 1974. – Hg. u. Mithg.: Unser Bund, Zs. des Bundes Dt. Jugendvereine, 1922–1933; Neuwerk-Bote, Jahreskalender d. Inneren Mission u. des Ev. Hilfswerks, 1938–1941 u. 1949–1963; Gottes Lob, geistl. Kinderlieder für Kindergarten u. Haus, 1952.
Nachweis: Bildnachweise: Personalakte u. Ringhausen, 2007, 174 (vgl. Quellen u. Literatur).

Literatur: (Auswahl) Th.Mayer, Biblische Geschichten im Ev. Religionsunterricht in Baden, 1971 (bes. 469-477); G. Kempf, Jörg Erb, in: Glaubenszeugen d. Einen Kirche, in: H. Mayr (Hg.), 1984, 90f.; G. Adam, Der „Schild des Glaubens“ von Jörg Erb, in: ders./R. Lachmann (Hgg.), Kinder- u. Schulbibeln, 1999, 64-88; G. Adam, Jörg Erb als Autor religiöser Literatur, in: ders., Bildungsverantwortung wahrnehmen, 1999, 183-200; N. Mette/F. Rickers (Hgg.), Lexikon d. Religionspädagogik Bd. 1, 2001, 420f.; Die Ev. Landeskirche in Baden im Dritten Reich, Quellen zu ihrer Geschichte, hgg. von G. Schwinge, Bd. 4, 2003, 128-130 u.ö., Bd. VI, 2005, 23 u. 282f.; G. Ringshausen, Jörg Erb, in: Biograph.-Bibliograph. Kirchenlexikon 21, 2003, 373-376.; ders., Jörg Erb (1899-1975), „Lehrer d. biblischen Wahrheit“ u. begnadeter Erzähler, in: Lebensbilder aus d. ev. Kirche in Baden im 19. u. 20. Jh., Bd. 5, hgg. von G. Schwinge, 2007, 174-195 (mit nahezu vollst. Quellen- u. Literaturverz.); Jörg Erb, in: Dt. Biograph. Enzyklopädie d. Theologie u. d. Kirchen, hgg. von B. Moeller u. B. Jahn, Bd. 1, 2005, 383; C. Mai, Die Graphikerin Paula Jordan (1896–1986), in: Herbergen d. Christenheit 28/29, 2006, 219-249; C. Reents/C. Melchior, Die Geschichte d. Kinder- u. Schulbibel. Evangelisch – katholisch – jüdisch, 2011, 403-416; Jörg Erb, in: Wikipedia [Stand: 2012].
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