Douglas, Robert Graf 

Geburtsdatum/-ort: 24.04.1880;  Konstanz-Allmannsdorf als schwedischer Staatsbürger
Sterbedatum/-ort: 26.08.1955;  Schloß Langenstein
Beruf/Funktion:
  • Großgrundbesitzer
Kurzbiografie: 1880-1899 Kindheit und Schulausbildung in Schweden
1899-1900 Landwirtschaftspraktikant auf Bjärka-Säby
1902-1903 Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim
1903-1904 Studium an der Universität Freiburg i. Br.
1905 Übersiedlung nach Schloß Langenstein im Hegau
1921 Erwerbung der deutschen Staatsangehörigkeit
1922 Dr. rer. pol. h. c. der Universität Heidelberg
1924-1933 Vizepräsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
1925-1933 Präsident der Badischen Landwirtschaftskammer
1932 Goldene Max von Eyth-Medaille, höchste Auszeichnung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.-luth.
Verheiratet: 1. 1906 Sophie, geb. de Fine Blaauw, gesch. 1938
2. 1939 Auguste Viktoria, geb. Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen, Witwe des Exkönigs Manuel II. von Portugal
Eltern: Vater: Graf Ludwig Douglas, schwedischer Reichsmarschall und Außenminister
Mutter: Gräfin Anna Ehrenswärd
Geschwister: 6
Kinder: aus 1. Ehe: 3 Söhne, 1 Tochter
GND-ID: GND/133820920

Biografie: Franz Götz (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 100-102

Die Douglas, deren Name durch Fontanes Ballade von „Archibald Douglas“ in die deutsche Literatur eingegangen ist, sind schottischer Uradel und führen ihre Abstammung auf William de Dufglas (1174 ff.) zurück. Einer seiner Nachkommen, Robert Douglas of Whittinghame, geboren am 17. März 1611 auf Standingstone in Schottland, kam mit schottischen Truppen und in Begleitung anderer schottischer Edler im Jahr 1631 nach Schweden, kämpfte als schwedischer General im Dreißigjährigen Krieg, im Schwedisch-polnischen Krieg und im Schwedisch-dänischen Krieg, wurde in den Grafenstand erhoben und zum schwedischen Feldmarschall ernannt. Von seinen Gütern in Schweden sind die in Stjärnorp und Gerstorp bei Linköping noch heute im Besitz von Mitgliedern der Familie Douglas. Infolge der Heirat eines Nachfahren dieses ersten Grafen Robert Douglas mit der Gräfin Louise von Langenstein, einer Tochter des Großherzogs Ludwig von Baden, fiel das Gräflich von Langensteinische Stammgut mit umfangreichen Besitzungen im Hegau, im Donautal und im badischen Unterland im Jahr 1872 an den Grafen Wilhelm Douglas (1848-1908), den ältesten Sohn der Gräfin Louise von Langenstein und des Grafen Karl Douglas.
Graf Robert Douglas ließ sich 1905 auf Schloß Langenstein nieder, pachtete im selben Jahr von seinem Onkel Wilhelm Douglas fünf Höfe in und um Langenstein und erbte später (1908, 1916 und 1937) den größten Teil der badischen Besitzungen der Grafen Douglas. Bald sah man die Früchte des jungen, zielstrebigen und ideenreichen Mannes reifen. Er hat nicht nur durch bauliche Maßnahmen das Schloß wohnlicher gemacht, sondern in Langenstein vor allem ein landwirtschaftliches Mustergut geschaffen, das beispielgebend wurde. Douglas war der erste, der in Südbaden schwarzbuntes Milchvieh aus Schweden einführte; er richtete in Langenstein einen Geflügelhof ein, verschaffte der Schweinezucht hohes Ansehen, förderte die Schafhaltung, widmete sich der Bienenzucht und erweiterte die Langensteiner Obstanlagen. Der vielversprechenden Anlaufzeit in der landwirtschaftlichen Entwicklung Langensteins während der Jahre von 1905-1914 und einer gewissen Stagnation bis 1918 folgte eine Phase hoher Blüte zwischen den beiden Kriegen. Langenstein wurde Ausbildungsstätte für viele Landwirtschaftspraktikanten, und der Schloßherr nahm maßgebend Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft.
Douglas wurde Gründungsmitglied der 1925 gebildeten oberbadischen Milchzentralgenossenschaft Radolfzell (Aufsichtsratsmitglied 1929 bis 1933, Vorstands-Vorsitzender 1945-1953) und war von 1933-1955 im Vorstand der Obstbaugenossenschaft Bodensee in Radolfzell (1945 bis 1955 Vorsitzender). Aus der langen Liste weiterer Ämter des Landwirtschaftspioniers Douglas seien noch folgende genannt: Mitglied (1920), Vorstandsmitglied (1921) und Präsident (1925 bis 1933) der Badischen Landwirtschaftskammer, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Haftpflichtversicherungsanstalt der Badischen Landwirtschaftskammer Karlsruhe (1922-1955), Vizepräsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (1924 bis 1933), Mitglied des Deutschen Landwirtschaftsrates Berlin (1925-1933), stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses für Landwirtschaft in Berlin (1926-1933), Mitglied des vorläufigen Reichswirtschaftsrates als Arbeitgebervertreter der Landwirtschaft einschließlich der landwirtschaftlichen Nebenbetriebe (1928-1933), Ordentliches Mitglied des Beirates der Reichsmonopolverwaltung (1928-1933), Mitglied des Beirates der biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin-Dahlem (1928-1933), stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums für Züchtungsforschung in Müncheberg (Kaiser-Wilhelm-Institut) 1928-1933.
Da Douglas dem Werben der NSDAP widerstand und das Angebot Hitlers, das Reichslandwirtschaftsministerium zu übernehmen, ablehnte, verlor der „Grandseigneur der deutschen Landwirtschaft“ 1933 fast alle seine Ämter.
Während des ersten Weltkrieges hatte das Langensteiner Schloß als Lazarett gedient. Douglas, Ehrenritter des Johanniterordens, wurde zum Führer eines Johanniterkrankenzuges ernannt. Außerdem übertrug man ihm die Erledigung verschiedener politischer Aufgaben. Als schwedischer Staatsangehöriger und seit 1908 Kammerherr der schwedischen Königin war er der geeignete Verbindungsmann zwischen dem König von Schweden und deutschen Behörden.
Am Ende des ersten Weltkrieges erlangte das einsam gelegene Hegauschloß Langenstein im November 1918 dadurch politische Bedeutung, daß Badens letzter Großherzog, Friedrich II., der in Karlsruhe ausgebrochenen Revolution ausweichend, zusammen mit seiner Gemahlin Hilda, seiner Mutter Luise und seiner Schwester Viktoria, der Gattin des Schwedenkönigs Gustav V. Adolf, in Langenstein Unterschlupf fand. Am 22. November 1918 hat Friedrich II. in Langenstein die Thronverzichtserklärung unterzeichnet.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges setzten die französischen Besatzungsbehörden den Grafen an maßgeblicher Stelle zur Wiederankurbelung der Produktionsleistung der Landwirtschaft in Südbaden ein. Dazu kamen weitere Ämter: Douglas wurde 2. Vorsitzender des Badischen Waldbesitzerverbandes (1946-1955), Ehrenmitglied des Badischen Landesschweinezuchtverbandes (1950-1955), Ehrenmitglied des Badischen Grundbesitzerverbandes (1950 bis 1955), Mitglied des deutschen Forstwirtschaftsrates als Vertreter des Privatwaldbesitzes (1950 bis 1955) und Ehrenmitglied des Badischen Bienenzuchtvereins (1953-1955).
Als der im Bodenseegebiet und weit darüber hinaus wohlbekannte Zwei-Meter-Mann mit Rauschebart, als dieser „Bauer unter den Aristokraten“ im August 1955 wenige Monate nach seinem 75. Geburtstag die Augen schloß, trauerten die Menschen einer ganzen Landschaft um ihn.
Von seinen drei Söhnen trat der älteste, Wilhelm (geb. 1907), in die Verwaltung der väterlichen Güter ein, der mittlere, Ludwig (geb. 1909, gest. 1979), wurde Journalist, der jüngste, der wie sein Vater Robert heißt (geb. 1914), zog 1947 nach Schweden und bewirtschaftet dort den Douglas'schen Besitz in Gerstorp.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos im Gräflich Douglas'schen Archiv im Schloß Langenstein

Literatur: H. A., Der Bauer von Schloß Langenstein. Zum Tod von Dr. h. c. Robert Graf Douglas, in: Rheinischer Merkur Nr. 36 vom 2. Sept. 1955; Franz Götz und Alois Beck, Schloß und Herrschaft Langenstein im Hegau, Hegau-Bibliothek, Bd. 22 (1972).
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