Sandfuchs, Wilhelm Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 25.06.1913;  Wolfach
Sterbedatum/-ort: 24.06.1999; Wasserburg am Inn; beigesetzt 1.7.1999 München, Nordfriedhof
Beruf/Funktion:
  • Journalist, Rundfunkredakteur
Kurzbiografie: 1920-1927 Volks- und (seit 1924) Bürgerschule Wolfach
1927-1934 Oberrealschule (heute: Max-Planck-Gymnasium) Lahr mit Abitur (1933); Ergänzungskurse für Latein und Griechisch in der Heimschule Lender, Sasbach (1933/34)
1934-1937 Studium der Zeitungswissenschaften, Geschichte, Kirchengeschichte und des Staatsrechts in München mit Promotion zum Dr. phil. bei Karl d'Ester (30. 6. 1937): „Die Geschichte des „Kinzigtäler“. Ein Beitrag zum Werden der badischen Heimatpresse“
1937-1939 Zeitungsjournalist in Coburg, Regensburg und Karlsruhe
1939-1945 Kriegsdienst (Luftwaffe); Kriegsgefangenschaft in Rimini (1945)
1945-1949 Redakteur der Jugendwochenschrift „Der Start“, herausgegeben vom Jugendoffizier der amerikanischen Besatzung Karlsruhe (1945/46); Korrespondent des „Kirchlichen Nachrichtendienstes“ in Koblenz sowie des „Christlichen Nachrichtendienstes“ (CND) in München; freier Mitarbeiter u. a. der Badischen Zeitung, Freiburg, des Rheinischen Merkur, Koblenz-Bonn und des Konradsblatts, Karlsruhe
1949-1957 Redakteur beim Süddeutschen Rundfunk Studio Karlsruhe; seit 1.9.1949 Leiter des Kirchenfunkreferates beim Südwestfunk Baden-Baden
seit 1953 Mitglied der „Association catholique internationale pour la Radio et Télévision“, UNDA; seit 1980 und 1983 Vizepräsident der europäischen Sektion
1958-1978 Leiter der Abteilung „Kirchenfunk“ beim Bayerischen Rundfunk München
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Katholischer Journalistenpreis der „Gesellschaft Katholischer Publizisten“ und der „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Presse“, gestiftet von der Deutschen Bischofskonferenz (1978); Stern zum Komturkreuz des St. Silvesterordens durch Papst Paul VI. (1978); Lorenz-Werthmann-Medaille des Deutschen Caritas-Verbandes (1979)
Verheiratet: 1944 (Wolfach) Marta, geb. Erbacher (1915-2000)
Eltern: Vater: Albert (1873-1939) Zeitungsverleger
Mutter: Berta, geb. Baum (1878-1950)
Geschwister: 4:
Albert (1903-1980)
Erich (1904-1993)
Margarete (1905-1994)
Rosa (geb. 1918)
Kinder: Rupert (geb. 1952)
GND-ID: GND/135971039

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 309-311

Als Sohn eines Zeitungsverlegers in Wolfach geboren kam Sandfuchs bereits im Elternhaus in engen Kontakt mit dem Pressewesen. So hatte er zum Zeitpunkt seines Abiturs (1933) auf ganz praktischem Weg zum Studium der Zeitungswissenschaften gefunden; und aus seiner Vertrautheit mit der heimatlichen Presse erwuchs auch seine Dissertation.
Die ersten Stationen als Zeitungsjournalist waren Coburg und Regensburg. Von Karlsruhe aus wurde er 1939 zum Kriegsdienst bei der Luftwaffe eingezogen. Noch kurz vor dem deutschen Zusammenbruch geriet er bei Rimini in alliierte Gefangenschaft. Dort erlaubte man ihm, einen vervielfältigten kirchlichen Nachrichtendienst für mehrere Kriegsgefangenenlager zu redigieren.
Nach seiner Entlassung war Sandfuchs Redakteur einer vom Jugendoffizier der amerikanischen Besatzung in Karlsruhe geleiteten Wochenschrift, die „im Dienst des politischen und geistigen Aufbaus der deutschen Jugend“ von der Militärregierung herausgegeben wurde. Danach schrieb er als Korrespondent für kirchliche Nachrichten in Koblenz und München, die die Vorläufer der 1952 gegründeten Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) waren. Gleichzeitig war er freier Mitarbeiter verschiedener Tages- und Wochenzeitungen, u. a. der Badischen Zeitung und des Rheinischen Merkur. Als engagierter Förderer der katholischen Volks- und Erwachsenenbildung publizierte er außerdem in kirchlichen Presseorganen, vornehmlich im Konradsblatt der Erzdiözese Freiburg.
Sandfuchs' Tätigkeit beim Rundfunk begann 1949 im Studio Karlsruhe des Süddeutschen Rundfunks. Seiner noch im selben Jahr erfolgten Berufung als Leiter des neuerrichteten Kirchenfunk-Referates beim Südwestfunk ging ein dreimonatiger Studienaufenthalt in USA voraus, wo er den neuesten Stand des katholischen Presse- und Nachrichtenwesens kennenlernte. In Baden-Baden oblag ihm konfessionsübergreifend die Betreuung der kirchlichen Sendungen. Ein umfängliches Sendeprogramm konnte er mit der Einrichtung des 2. Hörfunkprogramms (UKW) 1950 schaffen. Große Beachtung fand Sandfuchs' Sendereihe „Besuch am Krankenbett“: mit ihr strahlte der SWF als erste deutsche Rundfunkanstalt nach dem Krieg eine spezielle Sendung für das Krankenzimmer aus. Es folgten geistliche Worte und Ansprachen, u. a. „Die tröstliche Botschaft“, „Christliche Gedanken zur Zeit“, „Für Zeit und Ewigkeit“ (1951), seit 1952 auch jüdische Sendungen.
Zum Jahresbeginn 1958 wurde Sandfuchs Leiter der Abteilung Kirchenfunk beim Bayerischen Rundfunk. Mit der Übernahme einzelner Programme aus seiner Tätigkeit beim SWF und der Einrichtung zahlreicher neuer Sendereihen hat er dem Kirchenfunk ein stärkeres Profil gegeben und ihn so noch umfassender zur Geltung gebracht. Schwerpunkte setzte er vornehmlich im pastoralen und exegetischen Bereich, schenkte aber auch den aktuellen theologischen und kirchenpolitischen sowie ökumenischen Entwicklungen Beachtung, z. B. mit „Katholische Welt“, „Evangelische Botschaft“, „Kirche und Welt“. Dabei war Sandfuchss Wirkungsbereich keineswegs nur auf das engere Sendegebiet seiner Rundfunkanstalt beschränkt; denn bei einer Reihe weltkirchlicher Ereignisse koordinierte er die Berichterstattung des Hörfunks in der ARD, so beim Eucharistischen Weltkongress in München 1960, während des II. Vatikanischen Konzils 1962/65, bei den Römischen Bischofssynoden seit 1967 wie auch bei den Sedisvakanzen und Konklaven im Rom der Jahre 1958 und 1963. Zu Recht gilt Sandfuchs als Pionier und maßgeblicher Mitgestalter beim Aufbau eines modernen Kirchenrundfunks in der Bundesrepublik.
Schon 1951 war Sandfuchs der internationalen kath. Rundfunkvereinigung „UNDA“ beigetreten, die in Europa und weltweit um die Wirksamkeit und das Niveau von Kirchenfunkprogrammen bemüht ist. Dort gehörte er zeitweilig der Hörfunkkommission an. Er war bereits im Ruhestand, als er 1980 zum Vizepräsidenten ihrer europäischen Sektion gewählt wurde; seine Wiederwahl erfolgte 1983.
Sandfuchs ist auch Autor von mehr als 20 Büchern. Diese sind größtenteils aus den von ihm initiierten Sendereihen hervorgegangen. Sein besonderes Interesse galt dem Münchner „Männerapostel“ Pater Rupert Mayer SJ; ihm hat er 1981 eine vom persönlichen Erleben geprägte und durch zeitgeschichtliche Studien fundierte Biographie sowie anlässlich seiner Seligsprechung durch Johannes Paul II. 1987 einen Bildband gewidmet.
Auch außerhalb seines Berufes stellte Sandfuchs seine Kenntnisse und Fähigkeiten in den Dienst der Öffentlichkeit. Er gehörte dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern an, und als Vorstandsmitglied des St. Michaelbundes nahm er auch maßgeblichen redaktionellen Einfluss auf die Münchner Kirchenzeitung (MKZ). Obwohl er den Weg der katholischen Kirche nach dem Konzil eher kritisch begleitete, arbeitete er von 1970 bis 1975 in der „Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland“ mit, womit er automatisch von der Berichterstattung freigestellt war. Gegen Ende seines Wirkens erfuhr Sandfuchs eine ganze Reihe beachtlicher Ehrungen.
Quellen: ZeitungsA des Bayer. Rundfunks München; Pressestelle des Erzbischöfl. Ordinariats München; EAF; Mitteilungen von B. Sandfuchs, Zell a. H.
Werke: Bibliogr. Hinweise (unvollst.) BBG 9, Registerbd., 220; Dt. Lit. Lexikon, begr. von W. Kosch 14, 1992 3. Aufl., Sp. 33 f.; Kürschners Dt. Lit. Kal., 1988, 1025, 1998, 2 u. 1999, 1009 f. – Auswahl: Die Gesch. des „Kinzigtäler“. Ein Beitrag zum Werden d. bad. Heimatpresse, 1939; Papst Pius XII., 1956 2. Aufl.; Die Außenminister d. Päpste, 1962; Bayer. Bistumspatrone (Hg.), 1966; Gestalter d. Welt (Hg.), 1971; Pater Rupert Mayer: Verteidiger d. Wahrheit – Apostel d. Nächstenliebe – Wegbereiter moderner Seelsorge, 1982 2. Aufl.; Pater Rupert Mayer: Sein Leben in Dokumenten u. Bildern, seine Seligsprechung, 1987.
Nachweis: Bildnachweise: Gong. Funk – Fernsehwelt, Ausg. Bayern u. Österreich, Nr. 5 vom 29.1.1966, 45; Unitas, 1999, 128.

Literatur: O. Bierner, Medizin aus dem Radio. W. Sandfuchs' Sendung „Besuch am Krankenbett“, in: Gong Funk – Fernsehwelt, Ausg. Bayern u. Österreich Nr. 23 vom 5.6.1965, 24; N. N., Dr. Sandfuchs wurde 65, in: Funk-Korrespondenz, hg. vom Bayer. Rundfunk, Nr. 27 vom 5.7.1978, 10 f.; N. N., Dr. Sandfuchs wird 70, ebd. Nr. 25 vom 22.6.1983, 9; W. Röhmel, W. Sandfuchs 75 Jahre alt, in: Ordinariats-Korrespondenz, Hg. von d. Pressestelle des Erzbischöfl. Ordinariats München vom 3.6.1988, 9; ders., Pionier des Kirchenfunks. W. Sandfuchs ist tot, ebd. vom 25.6.1999, 1; N. N., Ein Pionier des Kirchenfunks in Deutschland ist tot, in: Die Tagespost, Nr. 77 vom 29.6.1999, 11; N. N., In memoriam Dr. W. Sandfuchs, in: Unitas. Zs. des Verbandes d. wiss. Kath. Studentenvereine Unitas Nr. 4, 1999, 128.
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