Fuchs, Gustav Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 27.06.1857;  Heilbronn
Sterbedatum/-ort: 08.03.1929; Danzig
Beruf/Funktion:
  • Kaufmann, Verleger
Kurzbiografie: 1878 Leitung der Firma des verstorbenen Vaters (zusammen mit der Mutter und Bruder Albert)
1884 Gustav und Albert Fuchs werden Alleininhaber der Firma
1893 Austritt aus der Firma Gustav Fuchs
1894 Übersiedlung nach Danzig und Gründung des Verlags Gustav Fuchs&Cie., der die Danziger Neuesten Nachrichten (DNN) herausgibt
1895 Alleiniger Inhaber der DNN
1907 Mitbegründer der Württemberger Zeitung
1920–1924 Mitglied des Danziger Senats
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Ehrenbürger der TH Danzig und Dr. Ing. ehrenhalber der TH Stuttgart (1927); Gustav-Fuchs-Stiftung der TH Stuttgart (1928)
Verheiratet: 2.5.1891 (Heilbronn) Klara, geb. Röll (12.3.1868–1941)
Eltern: Vater: Gustav Fuchs (16.3.1830–1.9.1878), Kaufmann in Heilbronn
Mutter: Wilhelmine Luise, geb. Münzing (17.9.1833–25.2.1919)
Geschwister: 5: Carl Albert (23.6.1858–19.1.1931); Clara Elisabeth, verh. Amann (* 17.9.1862); Marie Luise (11.8.1864–3.10.1918); Karl Friedrich Rudolf (10.10.1865–12.1.1947); Hermann Eugen (* 21.4.1867)
Kinder: 2: Hans Gustav Franz (* 6.2.1892); Edith
GND-ID: GND/13600136X

Biografie: Werner Föll (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 67-68

Fuchs entstammte einer alteingesessenen Heilbronner Kaufmannsfamilie. Sein Vater begründete 1854 eine Eisenwarenhandlung. Fuchs erhielt eine Ausbildung zum Kaufmann und studierte u. a. bei Gustav Schmoller in Straßburg Volkswirtschaft.
Als der Vater 1878 starb, führte die Witwe das Geschäft mit ihren Söhnen Gustav und Albert weiter. Sie erhielten Prokura und bauten das Handelshaus kontinuierlich aus. 1884 übertrug die Mutter die Firma auf diese beiden Söhne. 1891 heiratete Fuchs die Tochter eines von 1884 bis 1887 in Heilbronn stationierten Regimentskommandeurs.
1893 erwarb die Firma die bisher im Besitz der Mutter befindlichen Geschäftsgebäude. Bald darauf schied Fuchs aus der Eisenwarenhandlung aus. Statt seiner trat die Mutter als Teilhaberin ein.
Fuchs verfolgte den Gedanken, in Triest oder in Danzig eine Tageszeitung zu gründen. Die Entscheidung fiel nach gründlicher Analyse der Verhältnisse auf Danzig.
Am 15. September 1894 erschien, mit finanzieller Unterstützung eines Konsortiums, welches damals in weiteren Städten die Gründung neuer Zeitungen unterstützte, die erste Ausgabe der Danziger Neuesten Nachrichten (DNN). Um sich gegen die etablierten Tageszeitungen wie die seit 1858 bestehende nationalliberale Danziger Zeitung, die täglich mit zwei Ausgaben erschien, durchzusetzen, wurden die DNN sechs Wochen lang unentgeltlich fast allen Danziger Familien zugestellt. Auf diese Weise gewann das Verlagshaus Fuchs&Cie. bereits im ersten Jahr seines Bestehens rund 22 000 Abonnenten. Das sich unabhängig gebende Blatt fand mit seinem breiten inhaltlichen Spektrum in der wirtschaftlich prosperierenden Stadt seine Leserschaft.
Bereits Mitte 1895 schied der Teilhaber und technische Leiter Lauer aus und Fuchs übernahm die alleinige Verantwortung für den Verlag und die Danziger Neuesten Nachrichten. Die Auflage steigerte sich auf 62 000 im Jahr 1914, erreichte 1919 mit 86 000 ihren Höhepunkt. Auch der Umfang der einzelnen Nummern wuchs. Die DNN war die stärkste Tageszeitung in Danzig geworden. Sie hatte 1927 rund zwei Drittel des Anzeigenvolumens der fünf größten Danziger Tageszeitungen.
Die wirtschaftliche Potenz des Unternehmens belegt auch der 1912 entstandene Neubau. Dem Verlag standen nun insgesamt 8000 m2 Nutzfläche zur Verfügung. Im Gründungsjahr 1894 wurden vier Redakteure, 31 Kaufleute, 22 Techniker, zwei Hilfskräfte und 118 Austrägerinnen beschäftigt. 1919 waren neun Redakteure, 46 Kaufleute, 61 Techniker, 77 Hilfskräfte und 163 Trägerinnen angestellt. Dieser Personalbestand blieb bis in die 1930er Jahre relativ konstant.
Fuchs war an weiteren wirtschaftlichen Unternehmungen beteiligt. Er war Mitbegründer der Danziger Kassenblock- und Kassenrollen-Gesellschaft mbH und der Briefumschlagfabrik Hansa AG. Als Gesellschafter der Eisenfuchs GmbH Stuttgart blieb er auch einem Unternehmen seiner Familie verbunden.
Als er noch in Württemberg lebte, zeigte er bereits politisches Engagement. Hier setzte er sich für die Deutsche Partei ein.
In Danzig übernahm er 1899 als Stadtverordneter ein politisches Mandat und wurde Vorstandsmitglied der Nationalliberalen Bürgerpartei.
Von 1920 bis 1924 war er parlamentarischer Senator der Freien Stadt Danzig.
1916 bis 1920 gehörte er dem Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsverleger an. Er führte den Vorsitz im Verein Westpreußischer Zeitungsverleger und leitete 1921 den Verein der Zeitungsverleger in der Freien Stadt Danzig.
Seine Leidenschaft für das Zeitungswesen ging über die Verbandstätigkeit hinaus. Fuchs war Aufsichtsratsmitglied der Münchner Zeitung und bis zu seinem Tod Aufsichtsratsvorsitzender der Stuttgarter Zeitungsverlag GmbH, Herausgeberin der Württemberger Zeitung und des Stuttgarter Neuen Tagblatts. In Stuttgart hat er sowohl an der Gründung der Württemberger Zeitung als auch der Bildung der GmbH mitgewirkt.
Fuchs gehörte zahlreichen Danziger Vereinen an und förderte u. a. die Danziger Waldspiele im Jäschkental.
Nach seinem Tod wurde der Sohn Hans persönlich haftender Gesellschafter und Leiter der Firma Fuchs&Cie. Verlag der Danziger Neuesten Nachrichten. Er hatte in München und Heidelberg Rechts- und Sozialwissenschaften studiert, 1913 promoviert und nach dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen deutschen und europäischen Zeitungsbetrieben eine praktische Ausbildung erhalten. 1923 hatte ihm sein Vater Prokura erteilt.
Quellen: StadtA Heilbronn ZS– 16441; Ev. Familienregister Heilbronn D – F, 900, 902, 908, 909; 25 Jahre Danziger Neueste Nachrichten 1894–15. Sept.–1919. Bebilderte Beilage der DNN vom 15. Sept. 1919.
Nachweis: Bildnachweise: Privat

Literatur: Gustav Fuchs [Gedächtnisschrift] Danziger Neueste Nachrichten Fuchs&Co,1929; Hans Fuchs, Ein Leben auf zwei Kontinenten. Meiner Frau und meinen Kindern. Manuskript 2000/2001; Marek Andrzejewski, Abriss der Geschichte der „Danziger Neueste Nachrichten“ (1894–1944), in: Bernhart Jähnig, (Hg.), Danzig vom 15. bis 20. Jh. Tagungsberichte der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung 19, 2006, 187–205.
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