Schnell, Hermann Josef 

Geburtsdatum/-ort: 08.09.1916;  Gaienhofen
Sterbedatum/-ort: 07.09.1999;  Gaienhofen
Beruf/Funktion:
  • Polymerchemiker
Kurzbiografie: 1922 X–1935 III Volksschule in Gaienhofen bis 1926, dann Oberrealschule im Schloss Gaienhofen u. ab 1933 bis Abitur „mit Auszeichnung“ in Schloss Bieberstein/Rhön
1935–1937 Arbeits- u. Militärdienst
1937–1941 Chemie-Studium an d. Univ. Freiburg u. im Herbst 1939 an d. Univ. Prag; Diplom-Examen am 28.3.1941
1940 I–1943 VI Kriegsdienst, Studienurlaub in den WS 1940/41 u. 1941/42
1944 IV 4 Promotion mit dem Prädikat „sehr gut“ an d. Univ. Freiburg: „Untersuchungen über Konstitution d. Polyamide u. über die Zusammenhänge zwischen d. Kettenlänge u. d. Festigkeit ihrer Fasern“
1943 VII–1945 V Arbeit bei H. Staudinger im Auftrag des Reichsforschungsamts über Polymerfasern
1946 III 1 Chemiker des Wiss. Hauptlaboratoriums im Werk Leverkusen d. IG-Farbenindustrie, ab 1950 d. Bayer AG
1953 II 1 Abteilungsvorstand u. Leiter des Uerdinger Hauptlaboratoriums
1956 I 1 Prokura
1963 I 1 Direktor
1971 I–1974 VI Leitung d. Zentralen Forschung
1976 X 1 Pensionierung
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Swinburne Award – Goldmedaille des Kunststoff- u. Kautschuk-Instituts, England (1976); Hermann-Staudinger-Preis d. Gesellschaft Dt. Chemiker (1977); (postum) Dr. Hermann Schell-Preis d. Gesellschaft Dt. Chemiker
Verheiratet: 1942 (Freiburg) Irmgard Klara Anna, geb. Göldner (1917–1982)
Eltern: Vater: Leopold (1873–1935), Postagent
Mutter: Maria, geb. Mögging (1876–1966)
Geschwister: 4; Emma, verh. Fallert, Agathe, verh. Busam, Trudi, verh. Baumbusch, u. Georg, Postinspektor
Kinder: 3;
Ute Barbara (geboren 1943),
Axel Klaus (geboren 1948),
Eva Charlotte (geboren 1954)
GND-ID: GND/139654151

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 443-447

Schnell, der Jüngste unter den fünf Geschwistern, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, was ihn fraglos anspornte. Nur als Primus konnte er nach der Volksschule eine freie Stelle im Deutschen Landeserziehungsheim Schloss Gaienhofen bekommen, wo er bis zur Obersekunda die Oberrealschule besuchte; dann wurde dem Klassen besten ein Schulplatz in der „Hermann Lietz-Schule“ im Schloss Bieberstein in der Röhn vermittelt. Dort bestand Schnell im März 1935 das Abitur „mit Auszeichnung“, woraufhin er ein Studien-Stipendium der Reichsförderung erhielt. Nach dem freiwilligen halbjährigen Arbeitsdienst immatrikulierte sich Schnell für das Wintersemester 1935/36 in Freiburg. Er hatte seinem Reifezeugnis zufolge vor, Lehrer zu werden, und hörte darum anfangs Vorlesungen in Mathematik, Physik und Chemie für das höhere Lehramt. Bald war er aber durch die starke Ideologisierung der Veranstaltungen so enttäuscht, dass er die Universität verließ und sich freiwillig dem Infanterieregiment 14 zu Konstanz anschloss, wo er am 1. Mai 1937 in die NSDAP eintrat, aber nie ein Parteiamt bekleidete.
Im Wintersemester 1937/38 kehrte Schnell in die Freiburger Universität zurück, diesmal, um Chemie zu studieren. Ende 1939 bestand er das erste Verbandsexamen. Mit Kriegsausbruch wurde die Universität vorübergehend geschlossen, weil der Generalstab befürchtete, der Krieg könnte auf den Schwarzwald übergreifen. Schnell wechselte nach Prag, studierte dort 1939 jedoch nur ein Trimester lang. Anfang Januar 1940 wurde er eingezogen. Er nahm am Frankreichfeldzug teil, wurde zum Leutnant befördert und erhielt für das Wintersemester 1940/41 Studienurlaub. Während weniger Monate führte Schnell bei Hermann Staudinger, einem der Begründer der makromolekularen Chemie, Viskositätsmessungen an langkettigen Estern durch, worauf seine Diplomarbeit basierte. Am Ende des Semesters legte er das Hauptexamen ab.
Danach sollte er am Russlandfeldzug teilnehmen, setzte aber für das Wintersemester 1941/42 einen zweiten Studienurlaub durch und konnte als Staudingers Hilfsassistent seine Doktorarbeit anfertigen. Was Schnell binnen vier Monaten erreichte, beeindruckte seinen Doktorvater so sehr, dass er Schnells Namen in die Liste der Forscher eintrug, die für die kriegswichtigen Arbeiten in der Heimat benötigt wurden. Im Juni 1943 wurde Schnell im Rahmen der sogenannten „Aktion Osenberg“ UK gestellt, was selbst Staudinger überraschte. Schnell wurde Privatassistent Staudingers zur Bearbeitung von Aufträgen des Reichsforschungsrats auf dem Gebiet der Polyamidfasern, die auf die Fallschirmseide-Herstellung abzielten. Die sieben folgenden Monate reichten Schnell aus, um seine geheime Dissertation über die Konstitution der Polyamide und die Festigkeit ihrer Fasern abzuschließen. Dass Schnell in nur elf Monaten Resultate erzielte, die üblicherweise mindestens die zweijährige Arbeit eines Doktoranden gewesen wären, „ist einmal auf die besondere Begabung und auf die große experimentelle Fähigkeit des Kandidaten zurückzuführen und weiter durch den rastlosen Fleiß desselben bedingt“, schrieb Staudinger dazu (UA Freiburg B31/1013). Der Korreferent, Professor G. Wittig betonte, dass „die fleißig und klar niedergeschriebene Arbeit einen ausgezeichneten Eindruck macht“ (ebd.). Das Rigorosum in erleichterter Form, im Hauptfach Chemie und den Nebenfächern Physik und Physikalischer Chemie, fand am 4. April 1944 statt; Schnell erhielt die Gesamtnote „sehr gut“.
Der frischgebackene Doktor setzte seine Arbeit an Aufträgen aus dem Reichsforschungsrats fort – bis zur Zerstörung des Instituts durch den Luftangriff Ende November 1944. Staudinger beauftragte ihn daraufhin damit, eine Außenstelle des Instituts aufzubauen in Althabendorf im Sudetengau. So schickte Schnell Mitte Dezember seine Familie nach Gaienhofen und begab sich selbst zusammen mit Personal und Inventar nach Althabendorf. Kaum war die Einrichtung vollendet, kamen die Russen. Das Inventar fiel in ihre Hände, die Chemiker konnten noch gen Westen fliehen.
Nach dem Zusammenbruch wurde der Reichsforschungsrat aufgelöst, Schnell musste eine neue Arbeit suchen.
Bei kleineren Betrieben seiner südwestdeutschen Heimat konnte er unter den damaligen Verhältnissen keine Stelle finden; auch beim Werk Ludwigshafen der IG-Farbenindustrie, wo man ihn dank seiner Zusammenarbeit während des Kriegs schätzte, kam es wegen weitgehender Zerstörungen nicht unter. So wandte er sich Ende Dezember 1945 mit seiner Bewerbung ans Werk Leverkusen, das bis 1950 der IG-Farbenindustrie angehörte. Zum Vorstellungsgespräch erhielt er ein Zeugnis von Staudinger: „Herr Dr. Schnell hat ausgezeichnete wissenschaftliche Leistungen aufzuweisen, so dass ich ihn zur besonderen Förderung für die akademische Laufbahn empfohlen habe […]Sollte Herr Schnell, durch die Zeitumstände bedingt, in die Technik übertreten, so kann ich ihn für eine Anstellung auf das Wärmste empfehlen; denn er wird sowohl als wissenschaftliche Kraft, als auch in Betrieben sehr Gutes leisten“ (UnternehmensA d. Bayer AG, 271/8).
In Leverkusen hatte Schnell das Glück, Otto Bayer (1902–1982) als zweiten bedeutenden Lehrer zu treffen, der durch die Entwicklung der neuen technischen Werkstoffe Polyurethane anerkannt war. Während Schnell von Staudinger in die allgemeine makromolekulare Chemie eingeführt wurde, lernte er bei Bayer, wie in der Industrie geforscht wird, und nach fast einem Vierteljahrhundert eigener Erfahrungen schrieb er dazu: „Die Verwendbarkeit eines Chemikers in der Industrieforschung [kann] nur durch den mittelbaren oder unmittelbaren Beitrag zu dem in DM messbaren wirtschaftlichen Nutzen der neuen oder verbesserten Produkte und Verfahren ausgedrückt werden“. (1970, 25).
Schnell vermochte sich bald den neuen Bedingungen anzupassen. Bereits im nächsten Jahr legte er seine erste Erfindung in der Polyurethan-Technologie vor, die bald patentiert wurde. Dann beschäftigte er sich erfolgreich mit Derivaten der Zellulose, besonders mit den Stickstoff enthaltenden, und konnte neue schmelzbare Materialien für elektrische Isolierungen herstellen, wofür er auch mehrere Patente erhielt. Anfang 1953 wurde Schnell Abteilungsleiter. Er übernahm die Leitung des Hauptlaboratoriums beim Werk Krefeld-Uerdingen und baute es aus. Hier war er fast 18 Jahre lang tätig. Er begann mit einem einzigen Laboranten. Gegen Ende seiner Zeit hatte das Laboratorium 350 Mitarbeiter. In diesen Lebens - abschnitt fielen Schnells bedeutendste Leistungen.
Schnell setzte neue Forschungsschwerpunkte, griff das weite Gebiet der sogenannten Polykondensationsreaktionen auf, die zu verschiedenen Polyestern führen und wo noch nicht alles Mögliche patentrechtlich abgedeckt war. Nach dem Studium der vorliegenden Informationen wählte Schnell einen Weg, der nach seinen Überlegungen vielversprechend schien: er wollte durch Bearbeitung von „Bisphenol A“, eines beim Werk zugänglichen Stoffs, der zwei durch ein C-Atom verbundene aromatische Ringe enthält, mit Phosgen (COCl2) einen neuen Polyester der Karbonsäure herstellen. Bereits seine ersten Vorversuche ab Ende Mai 1953 ergaben hochmolekulare Produkte, „deren Eigenschaften – so im Bericht Schnells – eine weitere Bearbeitung lohnend erscheinen ließen“ (Weirauch, 2003, 13). So wurden lineare aromatische Polycarbonate als neue Klasse von Polyestern entdeckt. Die Essenz der „Erfindungsmeldung“ vom 14. Oktober 1953 lautete: „Es wurde gefunden, dass aus zweiwertigen Phenolen von Typus 4,4‘-Dioxydiphenylmethans mit Phosgen lösliche, schmelzbare, kristallisationsfähige und verstreckbare Polycarbonate hergestellt werden können“ (Weirauch, 2003, 20). Zwei Tage darauf wurde die Erfindung durch die Bayer AG in den Patentämtern der ganzen Welt angemeldet und schon 1954 als belgisches Patent zum ersten Mal veröffentlicht. Das Bundespatent 971 790 für „Verfahren zur Herstellung thermoplastischer Kunststoffe“ wurde erst 1959 erteilt.
Der Weg zur industriellen Verwirklichung der Erfindung barg noch viele Stolpersteine. Zunächst hatte Schnell Vorurteile von Fachleuten zu überwinden. Denn die bisher bekannten Polycarbonate, deren Geschichte schon im 19. Jahrhundert begann, waren leichtschmelzend, wenn nicht überhaupt flüssig, chemisch und thermisch instabil und stellten keine Kunststoffe dar. Mit Genehmigung der Firmenleitung durfte Schnell über seine gänzlich anderen Polycarbonate vor der Plenartagung der Gesellschaft Deutscher Chemiker im September 1956 berichten. Sein Vortrag fand große Beachtung. Ein anderes Vorurteil hegten die Techniker des Werks, für die Phosgen als Kampfstoff aus dem I. Weltkrieg galt. Schnell und seine Mitarbeiter mussten darum ganz sichere Methoden der Handhabung der Substanz entwickeln. Außerdem mussten zahlreiche chemische, technische und organisatorische Probleme gelöst werden. So wird Schnells spätere Äußerung verständlich: „Es ist nicht genug, dass man etwas erfindet, man muss es auch merken, dass man etwas erfunden hat. Und dann muss man es durch alle weiteren Instanzen durchboxen“ (Hergenröder, 1970, 172). Dazu gehörte auch, die Firmenleitung davon zu überzeugen, weitere Mittel für Forschung und Entwicklung, vor allem für Investitionen in Produktionsanlagen zu genehmigen. Schnell fand dabei große Unterstützung beim Leiter des Werks Uerdingen, Dr. Heinz Wolthan. Ende 1958 wurde die erste Produktionsanlage für Polycarbonat in Uerdingen in Betrieb genommen; seit 1955 bereits war die Schutzmarke Makrolon für das neue Produkt registriert. Im Frühjahr 1959 begann die Firma mit der Werbung für den neuen Kunststoff. Die Entwicklung der Produktion und ständige Verbesserung von Herstellungsverfahren verschiedener Arten von Makrolon für immer neue Zwecke dauert bis heute an; denn Polycarbonate bildeten einen neuen Typus von Werkstoffen, der Lücken zwischen Metallen und den übrigen Kunststoffen ausfüllt. Erste patentierte Anwendung fand Makrolon als dünne, stabile Folie für elektrische Isolierungen. Die wohl bekannteste Verwendung geschieht bei der Herstellung von CDs und DVDs.
Noch während der Entwicklungsarbeiten war Schnell bemüht, seine Erfindung auf ein solides Fundament in der allgemeinen Polymerchemie zu stellen. Er hatte erkannt, dass es sich um eine neue Klasse von makromolekularen Substanzen handelte, die von allgemeiner chemischer Bedeutung seien. Das lassen mehrere Vorträge und Artikel Schnells erkennen. Sein Vortrag über Polycarbonate vor dem Plastics Institute in London im Juni 1960 löste eine lebhafte Diskussion aus und seine in den USA herausgegebene und zum Standardwerk gewordene Monographie über die Chemie und Physik der Polycarbonate, 1964, lässt in ihm den hervorragenden Vertreter der makromolekularen Chemie erkennen. Wie im ersten Band des entsprechenden „Wer ist wer“ (1967, 84) sichtbar, galt Schnell Mitte der 1960er-Jahre schon als führende Persönlichkeit in der deutschen Kunststoffindustrie. Im Januar 1971 wurde Schnell Leiter der Zentralen Forschung von Bayer. Sein Programm hatte er in einem bemerkenswerten Vortrag zusammengefasst, worin zwei Gedanken zur Organisation der Forschung auffallen: die Notwendigkeit, mit der bestehenden konsequenten vertikalen Organisation „eine starke horizontale Verklammerung“ der Forschungseinheiten herzustellen (1970, 9) – eine sehr allgemeine Idee zur Lebensfähigkeit eines Systems – und gegenseitige Informationen über Forschungsergebnisse, sowohl interne als auch weltweite, aufgrund der EDV – ein damals kaum verbreiteter Gedanke, weil der Siegeszug von Informationstechnologien noch bevorstand. Grundvoraussetzung für Erfolg aber seien immer die richtigen Mitarbeiter, was die gezielte Ausbildung des Nachwuchses so wichtig mache. Ein neuangestellter Chemiker müsse „während der Einarbeitungszeit […] all dies lernen, was ihm an Schule und Hochschule nicht vermittelt wurde […]u. a. eine ausreichende Kenntnis der englischen Sprache, […] Kenntnisse des Patentwesens und nicht zuletzt der präparativen Chemie“ (1970, 12). Außer Kreativität, Fleiß, Geduld und Beharrlichkeit brauche der junge Mitarbeiter „einen gesunden Sinn für das technisch mögliche, um aus der Füllevon Ideen diejenigen herauszusieben, die realisierbar sind“ (1970, 26). Unter verschiedenen weiteren Motivationen, die Schnell nüchtern auflistete: Geld, Anerkennung von Kollegen, dienstliche Karriere, hob Schnell aber den „Forscherdrang“ als entscheidend hervor. Während seiner Uerdinger Zeit hat Schnell mehr als 120 junge Chemiker in diesem Sinn ausgebildet und die jeweils passenden von den anstehenden Aufgaben zu begeistern gewusst.
Ab Juli 1974 gab Schnell aus gesundheitlichen Gründen die Leitung der Zentralen Forschung ab, stand der Firma aber beratend weiter zur Verfügung, bis er mit 70 Jahren endgültig in den Ruhestand ging. Er wohnte bis zum Lebensende in seinem Haus in Gaienhofen, wo er immer wieder den Urlaub verbracht hatte und im eigenen Boot segelte.
Dank des Makrolons wohlhabend geworden richtete Schnell 1995 bei der Gesellschaft Deutscher Chemiker eine nach ihm benannte Stiftung zur Förderung junger Wissenschaftler auf dem Gebiet der makromolekularen Chemie ein. Seit seinem Tod verleiht die Gesellschaft den „Hermann-Schnell-Preis“ für Arbeiten auf diesem Gebiet.
Schnell verfasste nur wenige wissenschaftliche Publikationen; dafür haben Forscher in der Industrie kaum Möglichkeiten. Dennoch waren Schnells Forschungen bei der Bayer AG so vielseitig und zahlreich wie fruchtbar. Das belegen über 400 deutsche und ausländische Patente, meistens mit Mitarbeitern, über die verschiedenen Aspekte der Laborherstellung, der Produktion, der Bearbeitung und Verwendung vieler Ausgangsprodukte, Polymere und Kunststoffe. Die Patente Schnells enthalten verschiedene Anwendungen organischer Stoffe, von der Veredelung lehmiger Böden bis zu Werkstoffen für Prothesen und Füllungen in der Zahnheilkunde. Herausragend sind Schnells Beiträge zur Polyamid-Forschung, insbesondere die 1956 entdeckte Isocyanat-Katalyse der ionischen Caprolactam-Polymerisation. Auch auf dem Gebiet der Lackrohstoffe initiierte er viele erfolgreiche Neuentwicklungen: lufttrocknende ungesättigte Polyesterharze, wasserlösliche Alkydharze, Verfahren zur Fotopolymerisation ungesättigter Verbindungen. 50 von Schnells Patenten beziehen sich auf die Polycarbonate, den Kern seines Lebenswerks. Die Schrift, die die Bayer AG zum 50-jährigen Jubiläum des Makrolons herausgab, ist Schnell gewidmet als dem Mann, „der aus der Fülle der denkbaren und möglichen Polycarbonate dasjenige identifiziert hat, welches erlaubte, einen Kunststoff zu entwickeln, der bahnbrechend war – und ist”.
Quellen: UA Freiburg B 4/19/301, Studienzeugnisse u. B 31/1017, Promotionsakte Schnell; Bayer Business Services GmbH, Corporate History Archives, Leverkusen (UnternehmensA d. Bayer AG), 271/2 u. 271/8, Personalakte Schnell u. Presseinfos über S., 374-311 u. 374-322, Entwürfe u. Referate von Vorträgen Schnells, 302-628, „Chemische Forschung u. Entwicklung bei d. Farbenfabriken Bayer AG“, interner Vortrag bei d. Übernahme d. Zentralen Forschung; Auskünfte d. StadtA Leverkusen vom 11.3.2014, Krefeld vom 13.3.2014, Freiburg vom 20.3.2014 u. d. Archiv d. Gemeinde Gaienhofen vom 27.05.2014.
Werke: (mit H. Staudinger) Über die Gültigkeit des Viskositätsgesetzes bei Polyaminocapronsäuren, in: Die makromolekulare Chemie 1, 1947, 44-60; Über die titrimetrische Bestimmung d. Carboxylendgruppen bei Polyaminocapronsäuren, ebd., 2, 1948, 172-175; Polycarbonate, eine Gruppe neuartiger thermoplastischer Kunststoffe: Herstellung u. Eigenschaften aromatischer Polyester d. Kohlensäure, in: Angewandte Chemie 68, 1956, 633-640; Linear aromatic polyesters of carbonic acid, in. Industrial and Engineering Chemistry 51, 1959, 157-160; Neuere Entwicklungen auf dem Gebiete d. Polyester, in: Kunststoffe, Plastics 7, 1960, 305-314; Polyesters of carbonic acid, in: Plastics Institute London, Transactions and Journal 28, 1960, 142-152; Aus d. Chemie d. Kohlensäure-Derivate, in: Angewandte Chemie 73, 1961, 629; (mit L. Bottenbruch) Über cyclische Carbonate aromatischer Dihydroxyverbindungen, in: Die makromolekulare Chemie 57, 1962, 1-11; (mit R. Krimm) Über die Bildung u. Spaltung von Dihydroxy-diarilmethan-Derivaten, in: Angewandte Chemie 75, 1963, 662-668; Chemistry and physics of polycarbonates, 1964; Ungesättigte Polyester als Lackrohstoffe, in: Bayer-Berichte, H. 15, 1965, 22-26; (mit L. Bottenbruch) Über Polycarbonate, in: Die Naturwissenschaften 54, 1967, 307-311; Chemische Forschung u. Entwicklung bei den Farbenfabriken Bayer AG [interner Vortrag bei d. Übernahme d. Zentralen Forschung, November 1970], in: UnternehmensA Bayer AG, Leverkusen, 302-628.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1962), in: Baden-Würrtembergische Biographien 6, S. 434, mit Genehmigung von Bayer Business Services GmbH, Corporate History Archives, Leverkusen 7124. – Weitere ebd. 6606, 6606_2 (1946), 52683, 52684 (ca. 1973); Bayer-Berichte H. 15, 1965, 22 (vgl. Literatur).

Literatur: Wolfgang Göbel, Schnell, in: NDB 23, 2007, 315f.; DBE 9, 2. Aufl. 2008, 111; Udo Hergenröder, Männer, die Erfolg erfinden, 1970, 163-184; Erik Verg, G. Plumpe, H. Schultheis (Hgg.), Meilensteine: 125 Jahre Bayer, 1863–1988, 1988, 326-331; Siegfried Heimlich, Porträts in Plastik, 1998, 149-154; Hermann Schnell 1916–1999, in: Nachrichten aus Chemie, Technik u. Laboratorium 47, 1999, 1356 (mit Bildnachweis); Kurt Weirauch u.a. (Hgg.), Denken, was noch niemand gedacht hat. 50 Jahre Makrolon, 2003 (mit Bildnachweis, S. 11, Gruppenfoto S. 28).
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