Metzger, Wolfgang 

Geburtsdatum/-ort: 06.10.1899;  Grab
Sterbedatum/-ort: 09.06.1992;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Oberkirchenrat und Prälat
Kurzbiografie: 1913-1917 Evangelisch-theologische Seminare in Maulbronn und Blaubeuren
1917 VII Kriegsteilnehmer an der Westfront (Infanterieregiment 125, Feldartillerieregiment 13, Feldartillerieregiment 49)
1919-1922 Theologiestudium in Tübingen
1922 Stadtvikar in Schorndorf, dann Pfarrverweser in Metzingen
1923 Repetent am Evangelischen Stift in Tübingen
1925 Pfarrer in Bronnweiler
1930 Mitbegründer der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft
1931 zugewähltes Mitglied des Zweiten Württembergischen Landeskirchentags, 1933 Mandat niedergelegt
1934 Schriftleiter des Evangelischen Kirchenblatts für Württemberg, Juli Mitglied des Landesbruderrats der württembergischen Bekenntnisgemeinschaft
1934 Theologischer Geschäftsführer des Calwer Verlags in Stuttgart
1943-1945 Kriegsteilnehmer im II. Weltkrieg (Gefreiter; Aufklärungs-Ersatz-Abteilung 18 in Stuttgart-Bad Cannstatt; 11. Kompanie Ld.-Pion.-Bataillon 515 in Kehl)
1945-Anfang 1946 Kriegsgefangenschaft in Frankreich; Lagerpfarrer
1946 II Ehrendoktor der Tübinger Theologischen Fakultät
1946 Oberkirchenrat in Stuttgart (Theologischer Referent)
1955 Prälat
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1925 Metzingen, Hedwig, geb. Weyhenmeyer (1895-1990)
Eltern: Theophil (1867-1904), Pfarrer
Mathilde Emilie, geb. Auer, verw. Sommer (1864-1951)
Geschwister: Waltraud (?) Sommer (als Kind gest.)
Theodor Sommer (gefallen 1915), Lehrer
Cornelie (1903-1973), Hauswirtschaftslehrerin
Kinder: 5
GND-ID: GND/143872842

Biografie: Dieter Ising (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 3 (2002), 251-252

Das Evangelium seiner Zeit verpflichtend zu sagen im Hören auf das allen theologischen „Standpunkten“ übergeordnete Schriftwort – dieses Anliegen, vorgetragen 1930 bei der Neubearbeitung des Kirchenbuchs I der Württembergischen Landeskirche (Gottesdienstliche Gebete), hat zur Bildung der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft (KTA) geführt. An diesen Vorgängen war Metzger maßgeblich beteiligt, auch am Rundschreiben der KTA zur Gleichschaltung vom Jahre 1933. Diese Sammlung württembergischer Pfarrer um das Bibelwort wurde so nach der NS-Machtergreifung zur Bekenntnisgemeinschaft, zu einem Teil der Bekennenden Kirche.
Als Mitglied der Leitung der KTA und später des Landesbruderrats, wo er u. a. mit Theodor Dipper zusammenarbeitete, hat Metzger den Weg des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm und des Oberkirchenrats bei aller Loyalität auch kritisch begleitet. Im Mai 1933 initiierte er eine von 14 Kirchenbezirken unterschriebene Erklärung, die Wurm im Konflikt mit den Deutschen Christen den Rücken stärken sollte. In seinen Briefen an den Landesbischof brachte Metzger die Kritik der Bekenntnisgemeinschaft an einzelnen bischöflichen Entscheidungen aber auch auf den Punkt, allerdings nicht ohne persönliche Sympathie erkennen zu lassen. Daneben widmete er sich publizistischen Aufgaben. Als Schriftleiter des Evangelischen Kirchenblatts für Württemberg unterstützte er die Bekennende Kirche. Die schon im Bronnweiler Gemeindepfarramt begonnene Edition der sechsbändigen Calwer Lutherausgabe führte ihn, der sich den Jungreformatoren zugehörig fühlte, zum Calwer Verlag. In seine Amtszeit fiel die Beanstandung des von Friedrich Keppler neu herausgegebenen Calwer Kirchenlexikons durch die NS-Zensur. Die drohende Einstampfung konnte nur durch den Protest des Landesbischofs verhindert werden.
Im Wiederaufbau nach dem Kriege war Metzger bemüht, die Erfahrungen aus dem Kirchenkampf für den weiteren Weg zu nutzen. 1946 verwendete sich der Oberkirchenrat für seine Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft und berief ihn gleich anschließend zum Theologischen Referenten der Landeskirche. In dieser Funktion widmete sich Metzger u. a. der Neufassung von Konfirmationsordnung und Konfirmandenbuch, von Trauungsordnung und Trauagende; am Evangelischen Kirchengesangbuch von 1953 war er maßgeblich beteiligt. Einzelbeichte, Taufe, Neuordnung der Predigttexte bildeten weitere Arbeitsbereiche. Dies geschah in Verbindung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Metzger festigte auch die Kontakte zum Lutherischen Weltbund und zum Ökumenischen Rat der Kirchen und nahm an den Tagungen in Minneapolis, Helsinki, Evanston und New Delhi teil. Die Gründung des Amtes für Kirchenmusik (1948) und die rechtliche Absicherung dieses Berufsstandes trugen ihm den Titel „Vater der Kirchenmusik und der Kirchenmusiker“ ein.
Im Ruhestand seit 1965 hat Metzger weitere Arbeiten u. a. zum Alten und Neuen Testament vorgelegt. Die Bedeutung des Kirchenkampfs für das gegenwärtige kirchliche Handeln in Erinnerung zu rufen, war ihm ein wichtiges Anliegen. Das reformatorische solus Christus, sola scriptura und sola gratia, im Kampf der Bekennenden Kirche bewährt, sollte auf den Leuchter gestellt werden. Zu Recht hat man die Liebenswürdigkeit, Klugheit und den Fleiß Metzgers gewürdigt, der Segensspuren in der württembergischen Landeskirche gezogen hat.
Quellen: Akten im LKAS; G. Schäfer, Die Evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zum Kirchenkampf. 6 Bde., 1971-1986.
Werke: Wolfgang Metzger (Hg.), Martin Luther. Ausgewählte Werke. Calwer Ausgabe. 6 Bde., 1930-1940; Kirche und Privaterbauungsstunden in der Sicht J. A. Bengels, in: H. Asmussen (Hg.), Rechtgläubigkeit und Frömmigkeit, Tl. 3, 1939, 37-51; Max Eyth, der Dichter und Pionier der Technik, 1940; Das Zwischenreich, in: M. Loeser (Hg.), Auf dem Grunde der Apostel und Propheten. Festschrift Theophil Wurm, 1948, 100-118; Zur Einführung des Evangelischen Kirchengesangbuchs in der Württembergischen Evangelischen Landeskirche, 1950; Wolfgang Metzger (Hg.), Karl Hartenstein, ein Leben für Kirche und Mission, 1953; Der wahre Schatz der Kirche. Luthers 62. These, 1960; Die Kinderlehre, in: G. Gründler (Hg.), Reformation der Konfirmation, 1960, 36-40; Kirche, Freikirche und Sekten, in: Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht 1960, Bd. 7, H. 2; Die Taufe im missionarischen Anfang und in der Gemeindesituation, 1961; Die biblische Botschaft über Krankenheilung und Glaube, 1961; Die Konfirmation zwischen Gesetz und Freiheit, 1962; Bibel und Bekenntnis, 1963; Das Eigentliche. Erbe und Verpflichtung der Bekennenden Kirche in der Gegenwart, in: Evangelische Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg (Hg.), Evangelische Freiheit und kirchliche Ordnung, 1968, 15-54; Geleitwort, in: G. Schäfer, Die evangelische Landeskirche in Württemberg und der Nationalsozialismus. Eine Dokumentation zum Kirchenkampf, 1971, 7-24; Die romanische Stiftskirche in Faurndau, 1971; Problematische Glaubensheilungen, in: W. Erk/M. Schaal (Hgg.), Ärztlicher Dienst weltweit, 1974, 251-259; Die letzte Reise des Apostels Paulus, 1976; Der Christushymnus 1. Tim. 3,16, 1979; Der Horizont der Gnade in der Berufungsvision Jesajas, in: ZAW 1981, H. 2; Das Kirchengebetbuch des Jahres 1931 im Vorfeld des Kirchenkampfes, in: BWKG 1983/84, 180-200; Die romanischen Reliefbilder an der Plieninger Martinskirche, o. J.
Nachweis: Bildnachweise: in Hermann, Frauer, Ising (siehe oben)

Literatur: J. Hermann, Prälat Metzger zum 65. Geburtstag, in: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg vom 04.10.1964; Th. Dipper, Die Evangelische Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg 1933-1945. Ein Beitrag zur Geschichte des Kirchenkampfs im Dritten Reich, 1966; H.-D. Frauer, Porträt der Woche, in: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg vom 07.10.1979; H. Nitsche, Erinnerung an Prälat Wolfgang Metzger, in: Württembergische Blätter für Kirchenmusik 1992, H. 5, 203-206; D. Ising, Wolfgang Metzger, in: R. Lächele/J. Thierfelder (Hgg.), Wir konnten uns nicht entziehen. 30 Porträts zu Kirche und Nationalsozialismus in Württemberg, 1998, 335-349
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