Kinzler, Adolf Gustav 

Geburtsdatum/-ort: 14.12.1841;  Ludwigsburg
Sterbedatum/-ort: 26.05.1926;  Bad Cannstatt
Beruf/Funktion:
  • ev. Pfarrer, Lehrer am Missionshaus Basel
Kurzbiografie: 1855–1859 Seminar Maulbronn
1859–1863 Univ. Tübingen, Studium der Theologie
1863 Erste theologische Dienstprüfung
1863–1869 Unständiger Dienst in Schorndorf, Möttlingen, Endersbach, Leidringen, Mühlheim a. B. und Großerlach
1869 Zweite Theologische Dienstprüfung
1869–1879 Pfarrer in Enslingen, auf eigenes Ansuchen aus dem Pfarrdienst entlassen
1879–1908 Lehrer am Missionshaus in Basel
1908 Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Univ. Greifswald
1908–1926 Ruhestand in Bad Cannstatt
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1869 Mimi, geb. Merker (1842–1884), Tochter von Ludwig Merker, Kaufmann in Heilbronn, und Pflegetochter des Pfarrers Gottfried Christian Albert Jäger in Heilbronn
2. 1886 Anna, geb. Roth, aus Zofingen in der Schweiz
Eltern: Vater: Philipp Jakob Kinzler, Oberwachtmeister in der kgl. Artillerie in Ludwigsburg, Oberamtsgerichtsdiener in Biberach
Mutter: Franziska Johanna, geb. Nuding
Kinder: 6: Gotthold (1871–1899); Hermann (1872–1880); Immanuel (1876–1880); Martin (1877–1956); Hermann (1882–1972); Albert
GND-ID: GND/172207088

Biografie: Dorothea Reuter (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 152-153

Gustav Adolf Kinzler kam am 14. Dezember 1841 als Sohn eines evangelischen Soldaten und einer katholischen Mutter in der Garnison Ludwigsburg zur Welt. Noch im Kindesalter zog die Familie in die Oberamtsstadt Biberach, wo der Vater als Oberamtsgerichtsdiener tätig war. Aus einfachen Verhältnissen stammend durchlief Kinzler die typische Laufbahn zur Pfarrerausbildung: Zunächst besuchte er ab Herbst 1851 die Lateinschule in Biberach, die er im Sommer 1855 mit dem Landexamen abschloss. Im Herbst desselben Jahres kam er ins Seminar Maulbronn, das er mit der Befähigung zum Theologiestudium vier Jahre später abschloss. Zum Wintersemester 1859/60 zog er an der Universität Tübingen auf. Dort studierte Kinzler unter anderem bei dem Kirchenhistoriker Carl Heinrich Weizsäcker und dem bekannten Theologen und Pietisten Johann Tobias Beck, der ihn nachhaltig prägte. Bereits während seiner Schul- und Studienzeit bildete sich bei Kinzler eine bemerkenswerte Befähigung als Altphilologe heraus. Er entwickelte eine Vorliebe für Lateinisch, Griechisch und Hebräisch und studierte auch Arabisch. Abgeschlossen wurde das Studium 1863 durch die Erste Theologische Dienstprüfung und Kinzler wurde daraufhin als Vikar in den kirchlichen Dienst übernommen. Kinzler durchlief sechs Stellen als Vikar, bevor er zur Zweiten Theologischen Dienstprüfung zugelassen wurde, die er 1869 ablegte. Schon während seiner Vikariatszeit konzentrierte Kinzler seine Studien auf die Auseinandersetzung mit dem Bibeltext und der biblischen Geographie. Seine wissenschaftliche Begabung wurde erkannt und seine zwei Hauptarbeiten „Biblische Altertümer“ und „Biblische Naturgeschichte“ erschienen ab 1870 in mehrfachen Auflagen. Im Jahr seiner Zulassung für den Pfarrdienst heiratete er Mimi Merker, mit der er auf seine erste Pfarrstelle in Enslingen aufzog.
1879 wurde Kinzler durch den damaligen Inspektor der Basler Mission Otto Schott – auch ein württembergischer Pfarrer – für die Mission abgeworben. Schott hatte auf der Suche nach einem theologischen Lehrer verschiedene Pfarrer besucht, so auch Kinzler in Enslingen. Bereits 1866 war ihm eine Stelle als Hilfslehrer im Missionswerk in Barmen angeboten worden, die er dann allerdings nicht antrat. Wie sein theologischer Lehrer Beck war Kinzler der Mission gegenüber zunächst kritisch eingestellt, sagte nun aber zu, lag ihm das Lehramt doch sehr am Herzen. Auf eigenes Ansuchen wurde er nun aus dem württembergischen Kirchendienst entlassen. In Basel unterrichtete er als erster theologischer Lehrer die angehenden Missionare in den Fächern alt- und neutestamentliche Exegese, Katechese, Symbolik, Dogmatik, Ethik und Griechisch. Gerade die griechische, aber auch die lateinische Sprache war für Kinzler der Schlüssel für das Verständnis der Bibel.
Der Beginn in Basel war schwer. Neben seiner Lehrertätigkeit musste Kinzler auch die Vertretung für die damaligen Inspektoren Schott und Oehler übernehmen. Dazu starben 1880 zwei Söhne und 1884 seine Frau Mimi. 1886 fand er in Anna Roth, einer Kaufmannstochter aus Zofingen, eine neue Lebensgefährtin und Ersatzmutter für die drei lebenden minderjährigen Söhne. Kinzler unterrichtete fast 30 Jahre und sorgte für eine fundierte theologische Ausbildung der Missionare, die ihren Lehrer sehr schätzten. Daneben veröffentlichte er viele kleinere Schriften und unter anderem auch ein lateinisches Lesebuch für die Missionsanstalt in Basel. Seine wissenschaftliche und durchaus kritische Auseinandersetzung mit der Bibel katapultierte ihn 1894 in das Zentrum des Streites um die Bibelkritik. Zwei Jahre zuvor war unter den Theologen der Streit entbrannt – geprägt durch die bibelkritischen Arbeiten des bekannten Theologen Adolf von Harnack. In seiner württembergischen Heimat sorgte der Streit ebenfalls für Wirbel und Kinzler sah sich veranlasst, in die Diskussion durch die Herausgabe seiner Schrift „Über Recht und Unrecht der Bibelkritik“ einzugreifen. Damit löste er den sog. Kinzler-Streit aus, der auch die theologische Ausrichtung der Basler Mission auf den Prüfstand stellte. Der Vorstand des Missionshauses stellte sich hinter Kinzler, auch mit der Konsequenz, dass sich einige kleinere pietistische Kreise von der Basler Mission abwandten.
Nach fast dreißigjähriger Lehrtätigkeit wurde Kinzler 1908 in den Ruhestand verabschiedet. Honoriert wurde seine wissenschaftliche Arbeit durch die Verleihung der Doktorwürde durch die Universität Greifswald ebenfalls im Jahr 1908.
Nach seiner Pensionierung zog er wieder in die schwäbische Heimat und verbrachte seinen Ruhestand in Bad Cannstatt. Bis zu seinem Tode 1926 veröffentlichte er noch zahlreiche Aufsätze und Miszellen im Evangelischen Kirchenblatt für Württemberg. Auch über seinen theologischen Lehrer Tobias Beck veröffentlichte er 1920 einen zweiteiligen Aufsatz im Evangelischen Gemeindeblatt für Stuttgart. Zwei Söhne schlugen ebenfalls den Weg in das Pfarramt ein, beide in württembergischen Diensten. Der jüngste Sohn wanderte nach Amerika aus und nahm dort ebenfalls ein Predigtamt auf. Als Adolf Kinzler 1926 starb, zeugten viele Nachrufe von seiner Bedeutung und Beliebtheit.
Quellen: LKAS PA 1260, Archiv mission 21: Basler Mission, LV 206.
Werke: Biblische Naturgeschichte, 1870; Biblische Altertümer, 4. Aufl. 1871; Selecta: Patrum latinorum, 1889; Das Schriftzeugnis von Jesus dem Sohne Gottes, 1893; Über Recht und Unrecht der Bibelkritik: zur Verständigung mit ängstlichen Verehrern der Bibel, 1894; Klassisches Immergrün: 284 lateinische Citate nach Sinn und Anwendung, 1899.
Nachweis: Bildnachweise: Der ev. Heidenbote. Monatsblatt der Ev. Missionsgesellschaft in Basel, 99. Jg., Nr. 1 (Jan. 1926), 129.

Literatur: Wilhelm Schlatter, Geschichte der Basler Mission 1815–1915, Bd. 1, 1916, 323–327; Fünfundzwanzig Jahre theologischen Lehramts am Basler Missionshaus 1879–1904. Ein Dankesgruß für Freunde und Schüler, 1904; Nachruf in: Korrespondenzblatt der in der Heimat niedergelassenen Missionsarbeiter der Basler Mission, Nr. 26, Aug. 1926, 238–241.
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