Württemberg, Leopold Friedrich, Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 30.05.1624; Mömpelgard
Sterbedatum/-ort: 15.06.1662; Mömpelgard; begr. in der Stiftskirche St. Maimboeuf Mömpelgard,
Beruf/Funktion:
  • Herzog, Graf
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 22.11.1647, Sibylla von Württemberg
Eltern: Vater: Herzog Ludwig Friedrich von Württemberg
Mutter: Elisabeth Magdalena, geb. Landgräfin von Hessen-Darmstadt
Geschwister: 5, Henriette Luise (20.6.1623-24.8.1650)
Georg (II.) (5.10.1626-1.6.1699)
Christoph (25.12.1620-1.1.1621)
Heinrich (19.12.1627-Januar 1628)
Georgia Ludovica (1.11.1630-2.4.1630)
Kinder: keine
GND-ID: GND/1018388621

Biografie: Jean-Marc Debard (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 181-183.

Beim Tode seines Vaters Ludwig Friedrich 1631 war Leopold Friedrich, der Erbe Mömpelgards, kaum sieben Jahre alt. Seine Stiefmutter Anna Eleonora trug die Verantwortung für die Erziehung des jungen Fürsten und seiner beiden Geschwister, unterstützt von den Vormündern und Administratoren Julius Friedrich von Württemberg-Weiltingen und Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt. Für den jungen Leopold Friedrich begann – mitten im Dreißigjährigen Krieg – eine schwierige Zeit, die bis 1648 und selbst darüber hinaus noch andauern sollte. Die Bedrohungen und Übergriffe durch die kaiserlich-spanischen Truppen wurden immer stärker, so daß die fürstliche Familie schon unmittelbar 1631 das Land für einige Monate verlassen mußte. 1633 spitzte sich die Situation dann so zu, daß Anna Eleonora von März bis Juni mit den drei Kindern nach Bienne flüchtete und der Administrator das schutzlose Mömpelgard noch im gleichen Jahr unter französische Protektion stellte. 1633 wurden französische Garnisonen nach Mömpelgard, Héricourt und in die Festung Blamont gelegt, während Spanien die Herrschaften Clerval und Passavant besetzte. Auch die französische Besatzungszeit Mömpelgards bis Kriegsende war durch die für den Dreißigjährigen Krieg typischen Kriegszüge, Plünderungen und Erpressungen, durch Hungersnot und Seuchen gekennzeichnet; das Land wurde zerstört und die Bevölkerung um zwei Drittel dezimiert. Die fürstliche Familie hielt sich seit 1635 im Ausland auf. Eine Rückkehr nach Mömpelgard am 11. Mai 1639 war nur von kurzer Dauer, bereits am 27. Juni 1640 verließen Leopold Friedrich und sein Bruder Georg wieder das Land, um über Basel und Genf nach Frankreich zu reisen, wo sie sich vier Jahre lang aufhielten. In Paris gestand ihnen Mazarin eine Pension zu, die allerdings nur unzureichend ausbezahlt wurde. 1645 konnte Leopold Friedrich dann endlich die Regierung in Mömpelgard übernehmen, jedoch nur als französischer Militärkommandant und Offizier. Der bedeutende mömpelgardische Kanzler Christoph Forstner, Schöpfer dieser Notlösung, erhielt zum Dank für seine Verdienste um Mömpelgard Ende 1645 das Lehen Dambenois. Erst durch den Westfälischen Frieden kam Leopold Friedrich wirklich in den Besitz des väterlichen Erbes: 1650 verließen die französischen und spanischen Truppen die mömpelgardischen Lande. Nach neuen Bedrohungen von 1652–1654, die von der lokalen Episode der Fronde des Grafen de la Suze in Belfort herrührten und von der Weigerung des um die Neutralität besorgten Leopold Friedrich, die Truppen Ludwigs XIV. zu unterstützen, kehrte endlich doch der Friede ein. Und ein weiterer Erfolg war es, daß Mömpelgard im Jahre 1654 die von Württemberg schon länger beanspruchte Virilstimme im Reichsfürstenrat endgültig zugesprochen bekam.
Die Politik Leopold Friedrichs war in den Nachkriegsjahren vor allem darauf ausgerichtet, seinen kleinen verwüsteten und entvölkerten Staat wieder aufzubauen. So versuchte er diejenigen, die während des Krieges geflohen waren, zur Rückkehr zu bewegen, konterkarierte die Bemühungen um Wiederaufbau jedoch zu einem beträchtlichen Teil wieder durch seine Prunk- und Verschwendungssucht, die den Schuldenberg Mömpelgards immer weiter in die Höhe trieb und die Finanzen zerrüttete. Und während das Volk hungerte, verschwendete der leidenschaftliche Jäger, der sich sonst seinen Untertanen gegenüber gern wie ein „Hausvater“ verhielt, 4000 Pfund Brot pro Woche für seine Hunde. Sein theologisches Interesse veranlaßte Leopold Friedrich 1658 Stellung für die Tübinger Theologen und gegen den Marburger Balthasar Mentzer im Streit um die göttlich-menschliche Natur Christi zu beziehen. 1659 verhinderte der Herzog außerdem ein Kolloquium, das seine Schwägerin Anna von Coligny veranstalten wollte, um Lutheraner und Calvinisten zu vereinigen.
Leopold Friedrich war von kleiner Statur und anfälliger Gesundheit, ein cholerischer und ungestümer Charakter, der mitunter allerdings auch liebeswürdig sein konnte. Unter seiner Trunksucht und seiner ehelichen Untreue mußte seine Frau Sibylla stark leiden. Dafür übte die Mätresse des Fürsten, Sabine Barthol, eine absolute Macht über ihn aus. Nach einem ersten Schlaganfall am 24. November 1661, von dem er sich noch einmal erholte, erlag Leopold Friedrich am 15. Juni 1662 einem zweiten Schlaganfall, der ihn während des Gottesdienstes ereilte. Nachfolger des kinderlosen Herzogs wurde sein Bruder Georg II.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Charles Duvernoy, Ephémérides du comté de Montbéliard, Besançon 1832, neu hrsg. von Blaise Meriot in: Mémoires de la Société d’Émulation de Montbéliard 59/60 (1953–1959), hier Bd. 60, S. 187–212.
Gerhard Raff, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 2, Degerloch 1993, S. 524–535.
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