Württemberg-Carlsruhe, Pauline, Herzogin/ Fräulein 

Geburtsdatum/-ort: 11.04.1854; Lippstadt
Sterbedatum/-ort: 23.04.1914; Breslau/Schlesien; begr. auf dem städtischen Friedhof in Breslau
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 1.5.1880 Dr. Melchior Willim
Eltern: Vater: Herzog Eugen (III.) Erdmann von Württemberg (25.12.1820-8.1.1875)
Mutter: Mathilde, geb. Prinzessin von Schaumburg-Lippe (11.9.1818-14.8.1891)
Geschwister: Wilhelmine Eugenia (11.7.1844-24.4.1892)
Wilhelm Eugen (IV.) (20.8.1846-27.1.1877)
Kinder: 2; 1 Sohn, 1 Tochter (Marcella)
GND-ID: GND/1018846417

Biografie: Gudrun Emberger (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 374-375

Die Prinzessin verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Carlsruhe in Schlesien. Dort lernte sie im Juni 1878 ihren späteren Ehemann, den Breslauer Arzt Dr. Melchior Willim (1855–1910), kennen. Auf Bitten ihrer Mutter genehmigte König Wilhelm II. die Eheschließung mit Dr. Willim unter der Voraussetzung, daß sie auf alle Ehren und Rechte einer Prinzessin von Württemberg für immer verzichtete und fortan den Namen Fräulein von Kirbach trug. In den Akten wird ausdrücklich vermerkt, daß dies im württembergischen Regentenhaus der erste Fall einer morganatischen Ehe sei. Die Heirat fand am 1. Mai 1880 in Carlsruhe statt. Als Nachkommen sind bezeugt eine Tochter Marcella und ein Sohn, der später als Augenarzt in Breslau tätig war.
Pauline Willim hatte sich seit 1886 in der sozialdemokratischen Partei betätigt, sie finanziell unterstützt und wurde, nachdem Frauen der Beitritt möglich geworden war, schließlich eingeschriebenes Mitglied. In Nachrufen wird das überaus großzügige soziale Engagement der in ihrem Äußeren als „etwas exzentrisch“ beschriebenen Frau besonders hervorgehoben.
Eine innige Zuneigung verband sie mit dem Schorndorfer Arbeiterdichter und Sozialdemokraten Ludwig Palmer (1856–1931). Über 700 Briefe soll Pauline Willim an Ludwig Palmer geschrieben haben. Ihre Fürsprache bei König Wilhelm II. bewirkte, daß der König Ludwig Palmer mit einer jährlichen Beihilfe von 400 Mark unterstützte. Pauline selbst ermächtigte Palmer im Jahr 1896 zum Verkauf eines Diamantcolliers aus ihrem Besitz, aus dessen Erlös er in Schorndorf ein Grundstück zum Bau eines Wohnhauses erwerben konnte. Testamentarisch verfügte sie, daß Palmer jährlich 600 Mark aus ihrem Nachlaß ausbezahlt werden sollten.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände G 330, E 55.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Götz Hübner und Ludwig Gollwitz: Ludwig Palmer, Ausstellungskatalog, Schorndorf 1981 (Schorndorfer Schriften Nr. 7).
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