Württemberg-Mömpelgard, Ludwig Friedrich, Herzog 

Andere Namensformen:
  • Graf von Mömpelgard
Geburtsdatum/-ort: 29.01.1586; Mömpelgard
Sterbedatum/-ort: 26.01.1631; Mömpelgard
Beruf/Funktion:
  • Herzog, Graf
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 14 Juli 1617 Elisabeth Magdalena, geb. Hessen-Darmstadt, Herzogin von Württemberg, Gräfin von Mömpelgard
15. Mai 1625, Anna Eleonora, geb. Nassau-Saarbrücken-Weilburg, Herzogin von Württemberg, Gräfin von Mömpelgard
Eltern: Vater: Herzog Friedrich I. von Württemberg
Mutter: Sibylla, geb. Fürstin von Anhalt
Geschwister: Johann Friedrich (5.5.1582-28.7.1628)
Sibylla Elisabeth (20.4.1584-30.1.1606)
Julius Friedrich (3.6.1588-25.4.1635)
Eva Christina (16.5.1590-5.4.1657)
Friedrich Achilles (5.5.1591-30.12.1631)
Agnes (7.5.1592-25.11.1629)
Barbara (14.12.1593-18.5.1627)
Magnus (12.12.1594-6.5.1622)
Anna (25.3.1597-4.11.1650)
Kinder: Henriette Luise (20.6.1623-24.8.1650)
Leopold Friedrich (30.5.1624-15.6.1662)
Georg (II.) (5.10.1626-1.6.1699)
Christoph (25.12.1620-1.1.1621)
Heinrich (19.12.1627-Januar 1628)
Georgia Ludovica (1.11.1630-2.4.1630)
GND-ID: GND/10418356X

Biografie: Jean-Marc Debard (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 178-180.

Als Ludwig Friedrich in Mömpelgard geboren wurde, regierte sein Vater Friedrich dort noch als Vertreter der älteren Seitenlinie Württemberg-Mömpelgard. Der Vater trat aber bereits 1593 das Erbe der Stuttgarter Hauptlinie an und vereinigte die linksrheinischen und rechtsrheinischen Lande in Personalunion, womit nun auch der Sohn zur Hauptlinie gehörte. Ludwig Friedrich erhielt eine sorgfältige Erziehung, die ihn 1601 ins Tübinger Collegium Illustre und später nach Straßburg führte, wo ihm sein Vater schon 1594 eine Domherrenstelle verschafft hatte (während sich die Pläne einer Bistumsadministratur für Ludwig Friedrich nicht realisieren ließen). Nach Vollendung seiner Studien unternahm Ludwig Friedrich seit 1607 Reisen nach Frankreich, England, Schottland, die Niederlande und Italien, zum Teil auch mit diplomatischem Auftrag. Im Fürstbrüderlichen Vergleich vom 28. Mai 1617 sprach ihm sein älterer Bruder, Herzog Johann Friedrich, der seit 1608 das gesamte väterliche Erbe allein regiert hatte, Mömpelgard und die anderen linksrheinischen Besitzungen mit voller Landeshoheit zu. Damit wurde Ludwig Friedrich zum Begründer der jüngeren Seitenlinie Württemberg-Mömpelgard, die noch bis 1723 bestehen bleiben sollte. Zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Magdalena, einer geborenen Landgräfin von Hessen-Darmstadt, bezog er im Oktober 1617 seine Residenz im Schloß von Mömpelgard. Dort fand schließlich auch seine Kunstsammlung ihren Platz, der seine stetige Aufmerksamkeit galt, nachdem er sich schon in jungen Jahren eine kleine, aber wertvolle Bibliothek zugelegt hatte. Nach dem frühen Tode Elisabeth Magdalenas 1624 heiratete er 1625 die Gräfin Anna Eleonora von Nassau-Saarbrücken, die ihn dann um mehrere Jahrzehnte überlebte.
Ludwig Friedrich, von seinen Untertanen „le bon duc Louis“ genannt, war – bei aller standestypischen Leidenschaft für die Jagd und für sonstige fürstliche Vergnügungen – ein tatkräftiger Herrscher, der in dem schon von seinem Vater eingesetzten Dr. Jakob Löffler allerdings auch einen überaus fähigen Kanzler besaß. Besondere Aufmerksamkeit der Regierungszeit Ludwig Friedrichs galt im wirtschaftlichen Bereich vor allem der Hebung der Einkünfte durch das Montangewerbe. Dabei stand die Regierung Ludwig Friedrichs fast von Anbeginn an unter den schweren Belastungen des Dreißigjährigen Krieges, der Mömpelgard zunächst zwar noch nicht unmittelbar militärisch heimsuchte, dessen wirtschaftliche Auswirkungen aber bereits in der Geldkrise der Kipper- und Wipperzeit empfindlich zu spüren waren. In der Folge dieser Krise ließ Ludwig Friedrich 1622–1625 eine beträchtliche Münzserie in Mömpelgard prägen – die zweite Mömpelgarder Münzprägung nach der Münzprägung Graf Friedrichs von 1585–1593. Der Krieg und seine Folgeerscheinungen aber wurden immer härter. Schon die nächsten Jahre brachten den Zusammenbruch des Wirtschaftslebens mit Hungersnot und einer schweren Pestepidemie in den Jahren 1627–1628, begleitet von den ersten Invasionen der kaiserlichen Truppen. Mitten in dieser Krisenzeit starb am 18. Juli 1628 Herzog Johann Friedrich in Stuttgart und Ludwig Friedrich wurde als Administrator nach Württemberg berufen. Seine dortige Amtszeit war geprägt von der schweren Auseinandersetzung mit dem Restitutionsedikt von 1629, das Württemberg elementar bedrohte, da das Herzogtum zu fast einem Drittel aus ehemals geistlichem Besitz bestand, den der Kaiser nun für die alten Besitzer zurückforderte. Daß der Administrator angesichts der Machtverhältnisse trotz all seiner Bemühungen keine erfolgreiche Gegenwehr gegen die in der Folge auch tatsächlich durchgeführten Restitutionen leisten konnte, belastete ihn schwer. Dafür suchte Ludwig Friedrich in der Krisensituation erfolgreich den Schulterschluß mit dem Landtag, womit er allerdings dem Ausbau der landständischen Macht Vorschub leistete: Gegen die Bewilligung großer Steuerbeträge, die neben effektiven Sparmaßnahmen Ludwig Friedrichs wenigstens die finanzielle Situation retten sollten, räumte der Herzog der Landschaft Rechte ein, die ihre Stellung festigten und die württembergische Verfassung schließlich noch bis zum Ende des Alten Reiches bestimmten, obwohl sie zunächst nur für die Amtszeit des Administrators gewährt worden waren. Besonders zu erwähnen ist die hierbei zugestandene Beteiligung des Kleinen Ausschusses des Landtages an der Gesetzgebung. Von den Kämpfen um das Restitutionsedikt stark mitgenommen, zog sich der bereits erkrankte Ludwig Friedrich im November 1630 nach Mömpelgard zurück, wo er im Alter von fünfundvierzig Jahren starb.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Landesmuseum Württemberg

Literatur: Otto Borst, Württemberg und seine Herren, Esslingen/München 1988, S. 117–124.
Jean-Marc Debard, Les monnaies de la principauté de Montbéliard du XVIe au XVIIIe siècle, Paris 1980.
Werner Fleischhauer, Vier Kunstsammler aus dem Hause Württemberg im 17. Jahrhundert, in: Robert Uhland (Hrsg.), 900 Jahre Haus Württemberg, Stuttgart u.a. 1984, S. 574–592, hier S. 577 ff.
Hans Kaiser, Herzog Ludwig Friedrich von Württemberg-Mömpelgard und Hans Jakob Wurmser von Vendenheim, in: ZGO 73/NF 34 (1919), S. 182–190.
Gerhard Raff, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 2, Degerloch 1993, S. 159–184.
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