Württemberg, Marie Anna Ignacia, Herzogin 

Geburtsdatum/-ort: 06.01.1653; Brüssel (?)
Sterbedatum/-ort: 20.12.1693; Lyon (Frankreich); begr. im Kloster Notre Dame la Déserte in Lyon
Weitere Angaben zur Person: Religion: katholisch
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Herzog Ulrich von Württemberg
Isabelle, geb. Herzogin von Arenberg-Barbançon
Kinder: 3
GND-ID: GND/1171382944

Biografie: Manfred Waßner (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 167.

Marie Anna hatte stets unter der zerrütteten Ehe ihrer Eltern zu leiden. Nachdem ihr Vater 1657 wieder zum evangelischen Bekenntnis konvertierte und sich von seiner Frau getrennt hatte, blieb Marie Anna in Brüssel bei der Mutter, die ihre Tochter katholisch erziehen ließ. Offenbar kümmerte sich besonders Ulrichs Schwiegermutter Marie Gräfin von Barbançon um die Erziehung des Enkelkindes. Ulrichs Versuche, auf das Kind über eine Gouvernante Einfluß zu nehmen, trugen kaum Früchte und scheiterten endgültig, als die Erzieherin 1662 ihre Aufgabe enttäuscht niederlegte. Es war ihr nicht gelungen, Marie Anna dem mütterlichen Hof zu entfremden. Auf Veranlassung ihrer Mutter Isabella, die sich wohl am französischen Hof aufhielt, wurde Marie Anna 1665 im Benediktinerinnenkloster Val de Grâce bei Paris untergebracht. Ulrich wollte nicht hinnehmen, daß ihm seine Tochter auf diese Weise ganz entzogen wurde. Möglicherweise hegte er Heiratspläne für sie, vielleicht wollte er aber tatsächlich nur eine Bekehrung der Tochter zum evangelischen Glauben, als er 1670 nach Absprache mit dem regierenden Herzog Eberhard III. von Württemberg den Kammermeister Wolfgang Forstner in geheimer Mission nach Paris schickte. Forstner sollte Marie Anna schnell und heimlich, vor allem ohne Wissen Isabellas, nach Stuttgart bringen. Die Aktion scheiterte, nachdem Isabella von Forstners Bemühungen erfuhr und beim französischen König Ludwig XIV. intervenierte. Vom König wurde Forstner angeboten, Marie Anna freizugeben, wenn garantiert werde, daß sie katholisch bleibe und außerdem der württembergische Thronfolger Wilhelm Ludwig mit ihr verheiratet werde. Dieses unannehmbare Angebot lehnte Eberhard III. ab. Marie Anna blieb in Paris und lebte dort mindestens bis 1686. Wohl seit dem Tod ihrer Mutter 1678 forderte sie vom Haus Württemberg eine Abfindung, die ihr 1689 nach einem Besuch in Stuttgart mit einer jährlichen Zahlung von 3.000 Gulden zugestanden, aber später offenbar nicht immer gezahlt wurde. Die Jahre bis zu ihrem Tod verbrachte sie im Salesianerinnenkloster Notre Dame la Déserte in Lyon, wo sie hoch verschuldet starb. In ihrem Nachlaß fanden sich unter anderem mehrere nicht näher bestimmbare Gemälde von Rubens.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 138.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997
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