Urach, Karl, Fürst/Graf 

Geburtsdatum/-ort: 15.02.1865;  Ulm
Sterbedatum/-ort: 05.12.1925;  Stuttgart; begr. in der Gruft (Katholische Abteilung) der Schlosskirche Ludwigsburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: katholisch
Eltern: Vater: Wilhelm Herzog von Urach, Graf von Württemberg (6.7.1810-16.7.1869)
Mutter: Florestine, geb. Prinzessin von Monaco (22.10.1833-24.4.1897)
Geschwister: Auguste Eugenie (27.12.1842-11.3.1916)
Marie Josephine (10.10.1844-13.1.1864)
Eugenie (13.9.1848-26.11.1867)
Mathilde (14.1.1854-13.7.1907)
Wilhelm (II.) (3.3.1864-24.3.1928)
GND-ID: GND/117313696

Biografie: Wolfgang Schmierer (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 390

Er war, nach Besuch der Jesuitenanstalt in Feldkirch, ab 1881 Schüler am Karlsgymnasium in Stuttgart. Nach dem Abitur 1883 und 2 Semestern an der Universität München begann er, einer militärischen Karriere abgeneigt, ein lebenslanges Reise- und Wanderleben. Seit frühester Jugend gewohnt, zeitweise in Frankreich und Italien zu leben, wandte er sich zunächst einem außereuropäischen Ziel zu und reiste von 1884 bis 1886 nach Südamerika, wo er insbesondere in den nördlichen Kordilleren und am Oberlauf des Amazonas urzuständliche Indianerstämme aufsuchte, ihre Lebensverhältnisse studierte und umfangreiche (später dem Linden-Museum in Stuttgart übergebene) Sammlungen erwarb. Von 1887 bis zum Ersten Weltkrieg reiste er dann fast jährlich, jeweils meist für mehrere Monate, bevorzugt nach Italien, Griechenland, dem Balkan, Kleinasien und Nordafrika, hier insbesondere nach Ägypten. 1891 nahm er an einer Spitzbergen-Expedition teil, 1893 war er in den USA. Insgesamt zeigen seine Reisen eine sehr starke, lebenslang anhaltende Orientierung in die islamisch geprägten Länder des Ostmittelmeerraums. Politische Absichten, die ihm zeitweilig argwöhnisch in Berlin unterstellt wurden, verband er mit diesen Reisen wohl kaum, der Forschung – obwohl man ihn als „Forschungsreisenden“ bezeichnet hat – dienten sie aber sicherlich ebenfalls nicht: er reiste zu seinem persönlichen Vergnügen, lernte Fremdsprachen (u.a. türkisch und arabisch) und erwarb wertvolle Erinnerungsstücke. Zeitweise war er Präsident der württembergischen Landesgruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft.
Im Ersten Weltkrieg wurde der inzwischen routinemäßig zum Oberst à la suite avancierte Fürst als Verbindungsoffizier zu den türkischen Truppen in den Vorderen Orient kommandiert.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg ließ er im Palais Urach in Stuttgart architektonisch aufwendig gestaltete orientalische Räume einbauen, die er mit den mitgebrachten originalen Möbeln, Teppichen, Waffen und sonstigen Gegenständen ausstattete. Sie galten als sehenswerte Attraktion und konnten zeitweise auch allgemein besichtigt werden, bis sie im 2. Weltkrieg 1944 durch Bomben restlos zerstört wurden. Fürst Karl blieb unverheiratet.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände E 55, GU 120, M 430/1.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Heinrich Fischer, Fürst Karl von Urach als Forschungsreisender, in: Schwäbischer Merkur vom 11.12.1926.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)