Württemberg-Neuenstadt, Friedrich, Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 19.12.1615;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 24.03.1682;  Neuenstadt am Kocher; begr. in der Stiftskriche Neuenstadt
Weitere Angaben zur Person: Religion: lutherisch
Verheiratet: 7. Juni 1653 Clara August (25.6.1632-6.10.1700)
Eltern: Vater: Herzog Johann Friedrich von Württemberg (5.5.1582-28.7.1628)
Mutter: Barbara Sophie, geb. Markgäfin von Brandenburg (26.11.1584-23.2.1636)
Geschwister: Heinrich (12.12.1610-18.2.1623), Friedrich (15.3.1612-12.6.1612), Eberthal (4.9.1623-9.1.1624), Antonia (3.4.1613-11.10.1679), Eberhard III. (16.12.1614-2.7.1674), Ulrich (15.5.1617-5.12.1671), Anna Johanna (13.3.1619-15.3.1679), Sibylla (4.12.1620-21.5.1707)
Kinder: 12, Friedrich August (17.3.1654-6.8.1716), Sophia Dorothea (26.9.1658-23.7.1681), Ferdinand Wilhelm (12.9.1659-7.6.1701), Anton Ulrich (16.10.1661-19.7.1680), Carl Rudolph (29.5.1667-17.11.1742), Ulrich (1655), Eberhard (1656)
Barbara Augusta (1663/1664), Eleonore Charlotte (1664/1666), Christoph (1666), Anna Eleonore (1669/1670)
GND-ID: GND/118018116

Biografie: Christoph Eberlein (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 221-223.

Friedrich kam mit dreizehn Jahren zur Ausbildung an das Collegium Illustre in Tübingen. Sein Präzeptor war Lukas Schickhardt, der Bruder Wilhelm Schickhardts. 1630 begann Friedrich seine Kavalierstour, die ihn nach Straßburg, Basel und Mömpelgard führte. Aufgrund einer schweren Fiebererkrankung, die ihn in Lyon ereilte, mußte er seine Tour jedoch abbrechen. Im Frühjahr 1634 trat er eine zweite Reise nach Frankreich, Italien und England an.
Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 ging Friedrich für drei Jahre nach Kopenhagen an den Hof seines Onkels Christian IV. von Dänemark. Anfang 1637 war Friedrich beim Kaiser in Wien, wo er sich für die Wiedereinsetzung seines Bruders als Herzog von Württemberg bemühte, doch überraschenderweise bot Ferdinand II. ihm selbst die Regentschaft Württembergs an! Bedingung hierfür war allerdings Friedrichs Übertritt zur römisch-katholischen Kirche. Dies lehnte Friedrich ab, erbat sich jedoch die Übereignung einiger württembergischer Ämter, ein Verlangen, dem nun die Stuttgarter Seite nicht nachgeben wollte. So entschloß sich Friedrich zum Eintritt in die Armee Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar.
Während des Dreißigjährigen Krieges nahm er 1638 an der Eroberung der Festung Breisach am Rhein teil. 1640 übertrug ihm Herzog Bernhard das Kommando über zwei Infanterieregimenter mit zusammen 16 Kompanien. Nach der Vereinigung der Truppen Bernhards mit den schwedischen, lüneburgischen und hessischen Armeen nahm Friedrich im Januar 1642 an der Schlacht von Wolfenbüttel gegen den kaiserlichen General Lamboy und 1643 an der Eroberung Rottweils teil. 1646 trat er als Generalmajor in die Dienste des Landgrafen von Hessen-Kassel. In einem der letzten größeren Gefechte des Krieges 1648 hatte er großen Anteil am Sieg über die Truppen General Lamboys bei Grevenbroich. Nach dem Abschluß des Westfälischen Friedens kehrte Friedrich an den Stuttgarter Hof zurück.
Im Jahr 1649 kam es zum Abschluß des sogenannten „Fürstbrüderlichen Vergleichs“ mit seinem Bruder Eberhard III. Dieser Vertrag überließ Friedrich die nordwürttembergischen Ämter Neuenstadt, Möckmühl und Weinsberg. Damit war die Nebenlinie Neuenstadt begründet worden! Friedrich wählte das bereits von Herzog Christoph erbaute Schloß in Neuenstadt zur Residenz und zog bereits im Januar 1650 dort ein.
Am 7. Juni 1653 heiratete er in Wolfenbüttel Clara Augusta, die Tochter Herzog Augusts von Braunschweig-Lüneburg. Am 27. September erfolgte die Heimführung seiner Braut nach Neuenstadt. Mit Clara Augusta hatte er insgesamt zwölf Kinder, von denen allerdings nur sechs die Kinderjahre überlebten.
Herzog Friedrich galt als vielseitig interessiert und den Wissenschaften zugetan. So begann er gemeinsam mit seiner Frau ab 1656 mit der Aufrichtung einer Bibliothek. Bei seinem Tod 1682 enthielt diese circa 25.000 Bände. Diese waren in der Mehrzahl theologische Werke, doch auch juristische, medizinische, philosophische, historische und philologische Schriften waren vertreten, außerdem noch mehrere hundert Handschriften und Kupferstiche. Beraten von dem bekanntesten Numismatiker seiner Zeit, dem aus Frankreich geflohenen Charles Patin, begann Friedrich auch den Aufbau einer umfangreichen Münzsammlung. Seine Gemäldesammlung bestand in der Hauptsache aus Werken süddeutscher Künstler. Abgesehen vom Marstall veränderte er seine Residenz baulich kaum.
1658 nahm er an der Kaiserkrönung Leopolds I. in Frankfurt teil. Der dänische König Friedrich III. zeichnete ihn 1666 mit dem höchsten Orden seines Landes, dem Elephantenorden aus. Auf dem Regensburger Reichstag 1674 wurde Friedrich zum General-Feldzeugmeister der Reichsarmee im Rang eines Generals der Infanterie ernannt, ein Titel, der ihn aber nicht mehr militärisch aktiv werden ließ.
Da nach dem Tod Herzog Wilhelm Ludwigs 1677 der Erbprinz Eberhard Ludwig erst neun Monate alt war, beanspruchte der in der Thronfolge Nächstfolgende, Friedrich Carl von Württemberg-Winnental, Vormundschaft und Administration des Herzogtums für sich. Diesem fehlten aber zur eigenen Volljährigkeit noch ein paar Monate, was Friedrich, die Nummer Zwei in der Thronfolge, dazu veranlaßte, ebenfalls auf den Plan zu treten und beim Geheimen Rat in Stuttgart seine Ansprüche anzumelden. Da er an einer schnellen Entscheidung interessiert war, forderte er neben der Vormundschaft auch eine Interims-Administration. Doch die Räte in Stuttgart wollten keine Entscheidung treffen und verwiesen die Kandidaten an den Reichshofrat. Beide Rivalen reisten zum Kaiser nach Wien, der Friedrich Carl favorisierte und die Entscheidung so lang hinauszögerte, bis im Herbst die Volljährigkeit Friedrich Carls erreicht war und somit Friedrichs ursprünglich bessere Rechtsposition obsolet geworden war. Dieser Trick des Kaisers hat Friedrich persönlich schwer getroffen; 1682 ist er in Neuenstadt gestorben.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 90.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Landesmuseum Württemberg

Literatur: Allgemein Deutsche Biographie 8 (1878), Neues Deutschland Berlin 1968, S. 48f.
Werner Fleischhauer, Die hochfürstliche Residenz zu Neuenstadt an der Linde, in: Schwäbische Heimat 3 (1952), S. 123–128.
Ders., Die Kunstsammlungen der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, in: Württembergisch Franken 58 (1974) (= Festschrift für Gerd Wunder), S.209–229.
Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 594.
Gerhard Raff, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 2, Degerloch 1993, S. 418–444.
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