Württemberg, Charlotte Auguste (Caroline), Prinzessin/ Kaiserin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Bayern
Geburtsdatum/-ort: 08.02.1792;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 09.02.1873; Wien; berg. in der Kapuzinergruft in Wien
Weitere Angaben zur Person: Religion: katholisch
Verheiratet: 8.6.1808-23.8.1814 Kronprinz Wilhelm von Württemberg
18.10.1816 Kaiser Franz I. von Österreich
Eltern: Vater: König Maximilian I. Joseph von Bayern
Mutter: Auguste Wilhelmine, geb. Landgräfin von Hessen-Darmstadt
GND-ID: GND/119189747

Biografie: Otto-Heinrich Elias (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 306-308.

Charlotte erhielt eine gute, betont religiöse Ausbildung. Um einer Verbindung mit dem Haus Bonaparte zu entgehen, verbanden sich am 8. Juni 1808 in München die sechzehnjährige Prinzessin und der elf Jahre ältere Kronprinz Wilhelm von Württemberg. Die Braut behielt ihren katholischen Glauben bei. Die Ehe war ein vollständiger Fehlschlag! In den acht Jahren ihres Bestehens war der Gatte oft abwesend, entweder auf Reisen, vor allem in Kassel, wo er mit einer schönen Hofdame seiner Schwester Katharina eine Liason begann, oder im Krieg. Charlotte lebte unterdessen bei ihren Schwiegereltern in Stuttgart, die sie sehr schätzten.
1814 erbat das Paar die Auflösung seiner Ehe wegen gegenseitiger unüberwindlicher Abneigung und wegen Nichtvollzugs. Ein von König Friedrich eingesetztes Ehegericht erklärte trotz anfänglichen Widerstrebens am 23. August 1814 die Ehe für ungültig. Die Heranziehung des zusätzlichen Grundes, die Verbindung sei aus politischen Gründen, also nicht mit voller Willensfreiheit der Beteiligten, geschlossen worden, hatte König Friedrich ausdrücklich untersagt. Das anschließende Verfahren vor der Sacra Rota in Rom ergab die eindeutige Alleinschuld des Kronprinzen, der ein intimes Zusammensein mit dem von ihm als reizlos empfundenen Mädchen bewußt vermieden und von Anfang an nur eine Scheinehe zur Wahrung seiner persönlichen Freiheit beabsichtigt hatte. Auf Weisung König Friedrichs wurde Charlotte bis zu ihrer Wiederverheiratung mit einer Jahrespension von 40.000 Gulden ausgestattet.
Am 18. Oktober 1816 heiratete die Prinzessin, die als Zeichen des Neubeginns von nun an die deutsche Namensform Caroline führte, den bereits dreimal verwitweten, doppelt so alten Kaiser Franz von Österreich. Sie wurde den Kindern aus den vorhergehenden Ehen des Kaisers eine gute Ersatzmutter und mehrte durch ihr schlichtes, hausmütterliches Wesen die Popularität des Wiener Hofes. Die harmonische Ehe blieb kinderlos. Ihren Gatten beeinflußte sie unauffällig, aber effektiv im Sinne der katholischen Kirche. Caroline Auguste entwickelte ein lebhaftes literarisches Interesse, unter anderen protegierte sie Grillparzer gegenüber der Zensurbehörde. In caritativer Hinsicht entfaltete sie eine weitgespannte Tätigkeit, die ihr den Beinamen „Mutter der Armen“ eintrug. Besonders gern lebte sie in Salzburg, wo sie vor allem seit dem Tod des Gatten längere Zeit zubrachte. Als Schutzherrin des Salzburger Museums, das heute ihren Namen trägt, erwarb sie große Verdienste. In Stuttgart erinnert der Charlottenplatz an sie.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände G 269, E 55.
HStA München.
Haus- Hof und Staatsarchiv Wien.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Susanna Elisabeth Hauser, Caroline Auguste, die vierte Gemahlin Kaiser Franz I. von Österreich, Diss. Wien 1991.
Elisabeth Rath, Kaiserin Caroline Augustas Wirken in Salzburg. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte Salzburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Diss. Salzburg 1988.
Salzburger Museum Carolino Augusteum (Hrsg.), Caroline Auguste (1792–1873) – Namenspatronin des Salzburger Museums, Kaiserliche Wohltäterin in Salzburg, Katalog zur Sonderausstellung, Salzburg 1993.
Paul Sauer, Der schwäbische Zar. Friedrich – Württembergs erster König, Stuttgart 1984.
Cölestin Wolfsgruber, Carolina Auguste, die „Kaiserin-Mutter“, Wien 1893.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)