Württemberg-Teck, Maria Dorothea, Erzherzogin/Palatinessa 

Andere Namensformen:
  • geb. von Württemberg
Geburtsdatum/-ort: 01.11.1797; Carlsruhe/Schlesien
Sterbedatum/-ort: 30.03.1855; Buda (Ungarn); begr. in der Burgkapelle Budapest (Ungarn)
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 22.8.1819 Erzherzog Josef Anton von Österreich, Palatin in Ungarn
Eltern: Vater: Herzog Ludwig von Württemberg (30.8.1756-20.9.1817)
Mutter: Henriette, geb. Prinzessin von Nassau-Weilburg (22.4.1780-2.1.1857)
Geschwister: Adam Karl Wilhelm (16.1.1792-27.7.1847)
Amalie (28.6.1799-28.11.1848)
Pauline Therese Luise (4.9.1800-10.3.1873)
Elisabeth (26.2.1802-5.12.1864)
Alexander (9.9.1804-4.7.1885)
Kinder: 5
GND-ID: GND/120004879

Biografie: Eberhard Oehler (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 437-438

Maria Dorothea kam im Schloß Carlsruhe in Oberschlesien zur Welt, wo ihr Onkel, der musisch veranlagte Herzog Eugen von Württemberg residierte. Sie wuchs zusammen mit vier Geschwistern auf. Ihre Schwester Pauline wurde später die zweite Frau des württembergischen Königs Wilhelm I.. Maria Dorothea wurde einfach und christlich erzogen. Sie erwarb sich Kenntnisse in Theologie und verschiedenen Wissenschaften sowie in mehreren Sprachen.
1807 zog die Familie nach Stuttgart, wo Ludwigs ältester Bruder Friedrich regierte und 1806 die Königswürde angenommen hatte. Carl Maria von Weber, der bei Herzog Eugen in Carlsruhe „Hofintendant“ gewesen war, kam ebenfalls 1807 nach Stuttgart und wurde Geheimsekretär bei Herzog Louis. Er gab Maria Dorothea Musikunterricht.
1811, nach dem Tod von Franziska von Hohenheim, der Witwe des Herzogs Carl Eugen, gab König Friedrich seinem Bruder Ludwig das Schloß Kirchheim unter Teck, und die Familie siedelte dorthin über. Am 4. Advent 1811 wurde Maria Dorothea von Oberhofprediger Süskind konfirmiert. Nun wurde sie – pro forma – Äbtissin des Adligen Damenstifts in Oberstenfeld. Die Chordamen erhielten eine Präbende von 200 Gulden pro Jahr, mußten aber nicht dort wohnen.
1819 hielt Erzherzog Josef von Österreich, Palatin in Ungarn, der Bruder von Kaiser Franz I., um Maria Dorotheas Hand an. Er war zweimal verwitwet. Seine zweite Frau war an der Geburt eines Zwillingspaars gestorben. Die ökumenische Hochzeit am 22. August 1819 in Kirchheim zelebrierten ein österreichischer Bischof und der württembergische Oberhofprediger Prälat d’Autel. Ihre Kinder mußte Maria Dorothea, so wurde es im Ehevertrag festgelegt, katholisch erziehen. Zu den Zwillingen Stefan und Hermine aus Josefs zweiter Ehe bekam Dorothea noch fünf eigene Kinder.
Maria Dorothea eignete sich sehr rasch die ungarische Sprache an, um sich mit ihren „Untertanen“ in deren Sprache unterhalten zu können. Sie blieb ihrem evangelischen Glauben treu und hat sich ihr Leben lang für die Belange der Protestanten in Ungarn eingesetzt, die sich trotz des „Toleranzedikts“ immer benachteiligt und unterdrückt fühlten. Fast wöchentlich waren evangelische Prediger, Dichter und Schriftsteller Gast in Maria Dorotheas Haus. Sie unterstützte Bauhofers Arbeiten an der Geschichte des Protestantismus in Ungarn und war die Begründerin und wichtigste Stütze der evangelischen Kirche in Buda.
Beliebt war Maria Dorothea auch wegen ihrer Wohltätigkeit. Bei einer Überschwemmungskatastrophe in Pest stellte sie ihr Haus den Obdachlosen zur Verfügung. Persönlich setzte sie sich für die Verteilung von Bibeln und christlichen Schriften bei der Bevölkerung ein.
Nach Josefs Tod 1847 mußte Maria Dorothea – trotz der ausdrücklich im Ehevertrag gegebenen Zusage – Ungarn verlassen und nach Wien übersiedeln. Sie starb dann aber doch in dem von ihr geliebten Buda, wo sie ihrer Tochter Elisabeth am Kindbett beistehen wollte.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 285.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: T. Fabiny, Maria Dorothea und der ungarische Protestantismus, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 96 (1980), S. 335–351.
B. Hamann, Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, Wien 1988, S. 318.
G. Loesche, Die evangelischen Fürstinnen im Hause Habsburg, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 25 (1904), S. 5–71.
Ders., Die Protestantenfreunde im Hause Habsburg, in: Österreichische Rundschau 17 (1908), S. 316ff.
NDB 16 (1990), S. 193–194.
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